Es gibt nicht wenige Leute, die behaupten, das Spiel "Saints Row 2" sei das bessere "GTA 4" gewesen. Nun soweit braucht man vielleicht nicht zu gehen, es war aber definitiv das dreckigere "GTA 4". Während im Spiel von Rockstar Games immer in Hintergrund steht, dass der Held Niko Bellic in eine Gangsterkarriere gedrängt wird, um zu überleben und seinen Verwandten zu helfen, ist es in "Saints Row 2" ganz klar: Wir wenden jede Gewalt an, um in der Stadt Stilwater die Macht zu übernehmen. Während aber von "GTA 5" noch jede Spur fehlt, erscheint der 3rd-Person-Shooter von THQ diesen November in seiner dritten Auflage. Aus Stilwater wird Steelport, sonst ändert sich nichts. Oder doch? Natürlich, denn sonst würde ich diesen "Nachwehen der gamescom"-Artikel nicht schreiben. Nachdem die Saints am Ende von "Saints Row 2" die fiese Ultor Corporation in ihre Schranken verwiesen haben, wurden sie selbst zu nationalen Superstars. Sie haben ihren eigenen Energy Drink, eine Klamotten-Kollektion und sie werden von ihren Fans verehrt, aber sie bleiben ihrer kriminellen Karriere treu. Und so werden sie dann bei einem Banküberfall verhaftet und "wandern mal wieder ein". Im Gefängnis erkennen sie, dass der ganze Banküberfall eine Falle war, sie wurden von einer neuen Organisation, genannt das Syndicat, hereingelegt und der Boss des Syndicats, Phillipe Loren, entführt die beiden Saints-Leader Johnny Gat und Shaundi in einem Jet und macht ihnen ein Angebot, das sie eigentlich nicht ablehnen können. Aber die Saints wären nicht die Saints, wenn sie nicht doch ablehnen und sich dabei nicht besonders rachelüstern verhalten würden. Sie springen aus dem fliegenden Jet und landen wohlbehalten am Boden. Die Saints ziehen nach Steelport, einer Industriestadt, die nichts vom Glanz von Stilwater hat, und beginnen ihre Gang-Karriere von vorn. "Saints Row: The Third" ist wie seine Vorgänger ein 3rd-Person-Actionspiel, das in einem Open-World-Szenario angesiedelt ist. Der Spieler übernimmt die Rolle des Gang-Leaders der Saints, der in Steelport viele Haupt- und Nebenmissionen erfüllen muss oder kann. Diese Nebenmissionen sind mit den schon bekannten Quests aus dem zweiten Teil weitestgehend identisch, es geht um Personenschutz, Prügeleien oder Geiselnahmen. Dadurch kann der Spieler Geld verdienen oder Autos freischalten. Im Unterschied zu seinem Vorläufer sind diesmal die Hauptmissionen stärker miteinander verwoben, die anderen Gangs, die aus Steelport vertrieben werden müssen, sind diesmal strenger in die Geschichte eingebunden, das Verhalten den verschiedenen Rivalen gegenüber hat Einfluss auf die Story. Auf der gamescom wurde den Journalisten die Möglichkeit gegeben, "Saints Row: The Third" eine Stunde lang anzuspielen. Dabei wurde ein Teil des eben schon erwähnten Banküberfalls zum Zocken freigegeben, danach wurden wir im grauen Steelport ausgesetzt und es konnte die offene Welt erkundet werden. Das Gute gleich vorweg: "Saints Row: The Third" ist immer noch ein waschechtes "Saints Row", diejenigen, die den Vorgänger mochten, werden auch die dritte Auflage mögen. Das Spiel wirkt jetzt etwas aufgeräumter, alle Aktionen werden nun über das Smartphone gesteuert, die etwas nervigen Menüs sind verschwunden. Es gibt wieder die Radiosender mit mehr oder weniger cooler Musik aller Sparten, es können wieder Helfer angerufen werden, die mit blanker Waffe oder schnellen Sportwagen dem "Helden" zur Seite stehen. Insgesamt werden aber die Gadgets, die dem Akteur zur Verfügung, immer abgedrehter. Ein legendärer überlanger Dildo wird zur neuen Kult-Nahkampfwaffe, es gibt ein Auto mit einer Kanone, mit der sich der Held als lebende Kanonenkugel durch die Lüfte schießen kann. Überhaupt wird die Luft zu einem Spielball, nämlich dann, wenn der Spieler einen Jet besteigt und damit Luftangriffe auf seine Gegner fliegt. Während der Stunde Spielzeit hatte ich das Gefühl, dass doch einige Überwaffen in das Game eingefügt worden, normalerweise ist das etwas, was Zocker nicht so gern mögen. Auf meine Frage an den Volition-Mitarbeiter (Volition ist der Entwickler), ob hier nicht etwas zu viel des Guten wegen einiger cooler Effekte getan wurde, antwortete dieser: "Keine Panik, Du wirst sie definitiv brauchen!"