Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht: Zum einen kommt schon wieder ein neues "Tomb Raider"-Spiel, womit wieder eine seit Jahren vor sich hin rottende Kuh weiter geschlachtet wird. Jetzt die gute Nachricht: Es kommt ein NEUES "Tomb Raider"-Spiel, womit eine alte ruhmreiche Videospielreihe einen würdigen Neuanfang bekommt. Lara Croft ist kaum wieder zu erkennen. Zwar kann sie immer noch klettern, springen und schießen, aber da hören die Gemeinsamkeiten schon auf. Während Lara früher ohne mit der Wimper zu zucken jede Hürde gemeistert und jeden Feind erschossen hat, ist sie im Reboot der Serie viel emotionaler geworden, und durchleidet sowohl körperliche als auch seelische Qualen. Lara strandet mit einigen anderen Überlebenden auf einer Pazifikinsel im Teufelsmeer und muss sich mit fanatischen Kultisten - einer unbekannten Sekte-, wilden Tieren und feindlichen Söldnern herumschlagen, um ihre Schiffskameraden zu finden und von der Insel zu entkommen. Dabei entwickelt sich die Heldin langsam von einem verängstigten Mädchen zu einer Überlebensmaschine. Beispielsweise lernt sie, mit dem Bogen einen Hirsch zu erlegen und sich von seinem Fleisch zu ernähren. Sie entschuldigt sich anfangs noch bei ihrer Beute, während sie diese ausweidet, bekommt aber später mehr Routine im Jagen. Der Spieler erhält Fertigkeitspunkte, mit denen er Laras Überlebensfähigkeit verbessern kann. So kann man beispielsweise mehr Pfeile aus erlegten Tieren zurückbekommen oder man erhält mehr Erfahrung durch das Jagen und die Zubereitung von Nahrung. Ein weiterer Aspekt des Spiels ist die Verbesserung von Waffen und Werkzeugen. Lara findet auf ihrem Weg viele alte Schrottteile, mit denen man unter anderem ihre Axt umändern kann. So wird aus einem Stock, an den ein Messer gebunden ist, nach und nach ein Utensil, mit dessen Hilfe sowohl schwere Kisten aufgebrochen, als auch aggressive Wölfe abgewehrt werden können. Gott sei Dank hat der Entwickler Crystal Dynamics darauf verzichtet, Minispiele aus den verschiedenen Tätigkeiten im Spiel zu machen. So kann man Lara einfach per Knopfdruck die Aktion befehlen und sieht dann sehr gut animierte Sequenzen in Spielgrafik, sodass man nicht aus dem Spiel- und Erzählfluss gerissen wird. Wichtig für das Spiel sind auch die Camps, die im Grunde aus einem Lagerfeuer, einer Art Werkbank und oft einer Kiste bestehen. Dort kann man seine Fertigkeitspunkte verteilen, seine Ausrüstung verfeinern, außerdem dient es als Speicher- und Schnellreisepunkt. In den Kisten kann man nützliche Dinge finden, allerdings sind manche noch zu massiv, sodass man zu einem späteren Zeitpunkt, zurückkehren sollte um sich ihren Inhalt anzusehen. Zusammenfassend ist Tomb Raider ein Spiel mit einer glaubwürdigen Heldin, einer hervorragenden Atmosphäre und guter Sounduntermalung, das einen kaum mehr loslässt. Wenn sich die Story so gut entwickelt, wie es beim Anspielen den Eindruck macht, dann wird es im ersten Quartal des Jahres 2013 für jeden, der auf Action-Adventures mit Rollenspielelementen abfährt, ein Genuss, diese neue, junge Lara Croft auf ihrem Weg zu begleiten. (UA)