Wednesday ist eine US-amerikanische Fernsehserie, die von Tim Burton, Alfred Gough und Miles Millar entwickelt wurde und von den Figuren der Addams-Familie inspiriert ist, die aus der Feder von Charles Addams stammen. Die Serie ist eine Mischung aus verschiedenen Genres (schwarze Komödie, Fantasy und Horror) und hat als Hauptfigur die Tochter Wednesday Addams, gespielt von Jenna Ortega, die ihre Abenteuer in der Privatschule Nevermore Academy in der fiktiven Stadt Jericho erlebt. Neben Jenna Ortega sind Catherine Zeta-Jones, Luis Guzmán, Fred Armisen, Isaac Ordonez, Joanna Lumley, Emma Myers und andere mit dabei. Die Serie ist eine Netflix-Eigenproduktion und die erste Staffel wurde 2022 auf derselben Plattform veröffentlicht. Nun ist die zweite Staffel da (eine dritte ist bereits bestätigt) und die ersten vier Folgen wurden bereits am 6. August auf Netflix veröffentlicht, während die restlichen vier am 3. September erscheinen werden (was ich übrigens ziemlich scheisse finde).
Review: Wednesday - Staffel 1
Zurück nach Nevermore
Nach einem „ereignisreichen“ Sommer, den sie ihren Leidenschaften (Quälerei und Demütigung) gewidmet hat, kehrt Wednesday Addams (Jenna Ortega) für das neue Schuljahr an die Nevermore Academy zurück. Mit ihrer gewohnten Energie ist sie entschlossen, ihren literarischen Ambitionen und natürlichen Neigungen nachzugehen. Beides begleitet sie bei ihren Ermittlungen zum mysteriösen Stalker (der am Ende der letzten Staffel aufgetaucht war) und dann bei der seltsamen Intrige, die sich gerade abzeichnet und mehrere Opfer fordert. Aber Wednesday wird nicht nur mit ihren Ermittlungen und dem Sammeln von Material für ihren Roman beschäftigt sein: Sie wird auch einige Probleme zu lösen haben, sowohl innerhalb des Nevermore-Instituts als auch in ihrer eigenen Familie. Sie wird Konflikte mit ihren Eltern Morticia (Catherine Zeta-Jones) und Gomez (Luis Guzmán) haben, die ihr aufgrund ihrer Beteiligung an einem Projekt, das vom neuen Schulleiter (Steve Buscemi) ins Leben gerufen wurde, oft im Weg stehen werden. Und als ob das noch nicht genug wäre, muss sie sich auch noch mit ihrer Zimmergenossin Enid (Emma Myers) und deren unzähligen Fans herumschlagen, die sie nicht ausstehen kann, und sich außerdem um ihren Bruder Pugsley (Isaac Ordonez) kümmern.
Ist das wirklich eine Fernsehserie von Tim Burton?
Wer Tim Burton seit seinen Anfängen verfolgt oder auch nur ein oder zwei seiner Werke gesehen hat, erkennt seinen Stil, der schon allein aufgrund seiner Optik ziemlich eindeutig ist: Er zeichnet sich durch eine einzigartige Mischung aus gotischen, makabren und surrealen Elementen aus, die oft mit dunklen Fantasy-Tönen und einem ziemlich exzentrischen schwarzen Humor verbunden sind. Exzentrische und ausgegrenzte Charaktere, außergewöhnliche Schauplätze und Erzählungen, die Themen wie Vielfalt, Einsamkeit und die Suche nach Identität behandeln. In all dem fügt der Filmregisseur (z. B. Beetlejuice, Batman, Sweeney Todd, Edward mit den Scherenhänden usw.) seinen Figuren und der Handlung, die er konstruiert, immer eine persönliche Eigenschaft oder Tatsache hinzu, erzählt von sich selbst und macht seine Kreationen zu einer Projektion seiner selbst und seiner eigenen Gemütsverfassung. Er hatte schon immer eine Schwäche für ausgegrenzte Figuren oder, genauer gesagt, für die sogenannten „Ausgestoßenen“, weil er sich selbst auch als einen von ihnen betrachtet. Wednesday ist eine weitere seiner Projektionen, aber kann man die TV-Serie, in der sie die Hauptrolle spielt, als „Autorserie“ bezeichnen? Die Antwort lautet „ja und nein“. Es ist richtiger zu sagen, dass Burton sich an die Politik von Netflix und die Welt der Addams-Familie angepasst hat, denn diese sind bereits von Natur aus Ausgestoßene, und so fühlte sich der Regisseur von Beetlejuice mit ihnen wohl und fand einen Kompromiss, der ihm weniger kreative Freiheit, aber mehr Anpassungsfähigkeit verschaffte. Aber er bleibt immer noch ein Autor, und auch wenn er wenig „freie Hand“ hatte, kann man beim Anschauen der Serie einige seiner Geniestreiche erkennen (zum Beispiel die Darstellung einer Geschichte mit „Stop-Motion“), ein technischer Bereich, der überall den Namen Burton trägt (die Fotografie mit düsteren Farbtönen oder der Soundtrack seines langjährigen Freundes Danny Elfman) und auch Selbstreferenzen zu anderen seiner Werke wie Corpse Bride, Frankenweenie und Beetlejuice Beetlejuice.
Eine Mischung aus „Harry Potter“ und „Die schrecklichen Abenteuer von Sabrina“
Burton hatte nicht nur keine Schwierigkeiten, sich anzupassen und einen Kompromiss mit der Addams-Familie zu finden, sondern auch eine kleine Chance auf Revanche. Vor Jahren hatte er sich gewünscht, einen oder mehrere Teile der Harry-Potter-Filmreihe zu drehen, doch dieser kleine Wunsch ging nicht in Erfüllung. Man kann also sagen, dass wir nie erfahren werden, wie ein Harry-Potter-Film unter der Regie von Burton ausgesehen hätte, oder? Ja und nein. Wenn man sich die Serie „Wednesdayì“ ansieht, sowohl die erste Staffel als auch den ersten Teil der zweiten Staffel, die gerade auf Netflix erschienen ist, kann man Ähnlichkeiten mit den Abenteuern des kleinen Zauberers aus der Feder von J. K. Rowling erkennen. Eine missverstandene Protagonistin, eine Einrichtung für junge Menschen mit besonderen Fähigkeiten, einige mysteriöse Lehrer, Familiengeheimnisse und Rätsel, die innerhalb einer Schule gelöst werden müssen – kommt dir das nicht bekannt vor? Genau, Harry Potter, aber makabrer, mit einem Hauch von „Die schrecklichen Abenteuer von Sabrina“, einer weiteren berühmten TV-Serie, die auf Netflix erfolgreich war. „Wednesday“ ist genau auf diesem Weg und die ersten vier Folgen der zweiten Staffel bleiben dem Stil der ersten treu, aber es gibt bereits einige subtile Unterschiede zwischen den beiden Staffeln.
Weniger Theatralik und mehr Raum für die Familie
Eine Neuerung, die sich zu Beginn der zweiten Staffel zeigt, besteht darin, dass nicht mehr alle Scheinwerfer auf die kleine Addams gerichtet sind, auch wenn sie weiterhin die Protagonistin im Mittelpunkt der Handlung bleibt, die sich noch nicht vollständig entwickelt hat. Diesmal haben sie die anderen Mitglieder der Addams-Familie aus dem Hintergrund geholt und sie zu echten Nebendarstellern gemacht. Alle haben mehr oder weniger ihre eigene vertikale Handlung oder sogar eine grundlegende Rolle in der horizontalen Handlung und im Leben von Wednesday, zwischen Konflikten, Schutz und Zusammenarbeit. In gewisser Weise hat sich die Serie von einem Spin-off zu einer Art Fortsetzung der früheren Adaptionen der Addams-Familie entwickelt, auch wenn es sich in Wirklichkeit um improvisierte Geschichten mit verschiedenen Darstellern handelt. Die Schauspieler sind alle perfekt für ihre Rollen besetzt, angefangen bei Catherine Zeta-Jones und Luis Guzmán, aber nicht alle Figuren kommen gut zur Geltung, und unter den neuen gibt es einige, die wenig interessant sind. In all dem gibt es ein paar interessante Gastauftritte, die den Fans der Filmadaptionen der Addams Family aus den 90er Jahren ein Augenzwinkern schenken. Aber obwohl sie anderen Figuren Raum geben und sich nicht sonderlich um Ausgewogenheit kümmern, ist es Jenna Ortega, die allen die Show stiehlt, ohne dabei in Theatralik zu verfallen. Während sie in der ersten Staffel fast die gesamte Last alleine trug, teilt sie sich hier (widerwillig) die Bühne mit den anderen. Man spürt, dass sie neben Burton auch die Rolle der ausführenden Produzentin übernommen hat, weil sie wollte, dass ihre Wednesday mehr der Originalversion entspricht, also intelligent, makaber, zynischer und vor allem entschlossen ist, den jeweiligen Fall zu lösen.
Klamauk und null Überraschungen
Der erste Teil der zweiten Staffel bleibt auf derselben Linie und hat denselben Erzählstil wie der erste Teil übernommen, d. h. er erzählt ein neues Abenteuer, das weniger dem Dark-Fantasy-Genre zuzuordnen ist, sondern eher dem Noir-Genre und mehr dem Horror. Teenager-Drama und Romantik wurden komplett entfernt, um sich mehr auf den investigativen Teil zu konzentrieren und die neue Geschichte düsterer zu gestalten. Dabei kommt auch der schwarze Humor zum Tragen, der die Figuren schon immer ausgezeichnet hat und zum Stil von Tim Burton passt, nur das er dieses Mal mehr ins Klamauk übergeht. Nach dem Anschauen der ersten vier Episoden fühlt man sich etwas verwirrt und hat das Gefühl, dass etwas fehlt (und das nicht nur, weil noch vier weitere Episoden fehlen). Es gab keine überraschenden Wendungen, und es scheint, als hätte man sich mehr darauf konzentriert, die Saat zu säen, um in einigen Wochen die Früchte zu ernten. Kurz gesagt, es handelt sich eher um einen vorbereitenden Teil, und man hat das Gefühl, bisher wenig bis gar nichts gesehen zu haben. Dies ist auf die Strategie von Netflix zurückzuführen, die Zuschauer so lange wie möglich zu fesseln und ihre Top-Produkte in mehrere Blöcke zu unterteilen, was gleichzeitig genial und nervig ist. Sicherlich wurde die Serie zum richtigen Zeitpunkt unterbrochen, und die Neugier, mehr zu erfahren, ist da, aber es ist, als wäre die Handlung weniger spannend und man hätte nur wenig davon gesehen. Man hofft auf eine Steigerung des Niveaus im nächsten Block von Episoden, der am 3. September erscheint.