The Abbey (Preview)

The Abbey (Preview)

(Crimson Cow)

geschrieben von Uwe Schöler

Grundlage des Previews: Spielversion vom 20.05.2008

 

In einer alten Abtei wird ein mysteriöses Verbrechen an einem Mönch begangen und nur ein Mann kann das Rätsel um den Tod des Ordensbruders lösen: Leonardo, ebenfalls ein Mönch und als Großinquisitor der ehemalige Berater des Königshofes. Er und sein Schüler Bruno, ein adeliger Sprössling, sind auf dem Weg in ein abgelegenes Kloster, unwissend, was sie dort erwarten wird. Bruno, der Sohn eines Grafen, soll in dieser Abtei lernen. Schon während der beschwerlichen Anreise über sich steil windende Wege, werden Sie durch einen Vorfall gestört, der den jungen Bruno fast das Leben kostet.

Angekommen in der Abtei, werden beide mit weiteren Rätseln und Geheimnissen konfrontiert, die nur durch die Klugheit, Erfahrung und Belesenheit von Leonardo aufgeklärt und ans Tageslicht gebracht werden können. Mysterien, die die Grundfeste der gesamten Kirche erschüttern könnten. Nur leider ist es bis dahin nicht so einfach, denn nicht jeder Mönch ist ohne Weiteres bereit, sein Wissen mit Leonardo zu teilen.

Die Abtei oder "The Abbey"

Wer den Roman "Der Name der Rose" von Umberto Eco kennt, wird hier sehr schnell Analogien entdecken, denn kaum ist das Spiel installiert und gestartet, sehen Sie einen Mönch und einen Schüler auf Pferd und Esel über entlegene Wege zu einem Kloster reiten. Während Ihrer Unterhaltung bockt Brunos Esel und wirft ihn ab. Beide sehen eine Steinkugel, die einen Abhang herunter und direkt auf sie zu rollt, um den Meister und seinen Schüler zu töten. Doch daraus wird nichts und Leonardo versucht, die Person ausfindig zu machen, die für den Angriff verantwortlich war. Er verfolgt den Täter geraume Zeit, allerdings erfolglos. So gelangen Sie an das Tor der Abtei und unterhalten sich kurz über den Zwischenfall, der beiden fast das Leben kostete. Leonardo erkennt schnell, dass hier etwas vor sich geht, denn nicht der eigentliche Torwächter öffnet Ihnen, sondern ein Mönch, der sie schon sehnlichst erwartet.

Die Kombinationsgabe von Leonardo ist in auffälliger Weise genial, denn schnell reimt er sich Geschehnisse zusammen und trifft damit beim Abt voll ins Schwarze. Der Abt, ein Mensch, der innerhalb eines Klosters über alles Bescheid weiß, oder zumindest wissen sollte, ist hier auch noch von einer von der neugierigen Sorte. Er steht einer einflussreichen Gemeinde vor, die die größte Bibliothek der spanischen Kirche beherbergt. Wenn er mal etwas nicht weiß, beschleicht ihn ein ungutes Gefühl, wie im Augenblick, weil er nicht weiß, warum Anselm, einer seiner Mönche, von einem Weihrauchfass aus massivem Silber erschlagen wurde. Während Anselm seinem Lebensende entgegen geht, sagt er immer wieder, dass in der Bibliothek merkwürdige Dinge vor sich gehen. Der Abt, dem die Bibliothek heilig ist und dessen Schätze gut behütet werden müssen, lässt niemanden außer dem Bibliothekar und seinen Gehilfen hinein, sodass sich Leonardo nun irgendwie Zugang verschaffen muss. Zudem verpflichtet ihn der Abt zur Diskretion.

Scriptorium Deliberationis – Überlegungen zur Schreibstube

Während Leonardo nun dazu angehalten ist, mit jedem Bruder in der Abtei zu reden, fördert er Wahrheiten zutage, die Anselm in kein so gutes Licht rücken. Anselm wird von vielen als hochmütig eingestuft. Er war sehr belesen und klug, hat das aber auch jederzeit andere Brüder wissen lassen und sie oft berichtigt, wenn sie nicht alles wussten, anstatt sich in Bescheidenheit zu üben. Leonardo merkt schnell, dass er ohne die richtigen Fragen zu stellen bei den Mönchen nicht so recht weiter kommt und dazu noch nicht einmal in die Bibliothek darf, in der er sich die Aufklärung des Rätsels erwartet.

So kommt er auf die Idee, Bruno als Kopisten, also jemanden, der Kopien von Büchern anfertigt, in der Schreibstube arbeiten zu lassen, damit er sich den Weg in den Büchersaal frei machen kann, und am Ende die Mysterien ans Tageslicht bringen kann. Doch schon die Aufnahme als Kopist stellt sich nicht so einfach dar, wie beide zuerst glauben; ihnen werden jede Menge Steine in den Weg gelegt. Ein Kopist braucht als Zeichen seines Standes eine Feder und zur Aufnahme eine Übersetzung der ersten Seite des botanischen Buches "Hortus tuus". Bruno lässt sich für die Arbeit als Kopist schnell begeistern und legt gewissen Eifer an den Tag, doch noch ist das Buch nicht in ihren Händen und keine Feder gefunden. Nun ja, gefunden vielleicht schon, aber das Storchennest im Glockenturm ist einfach zu hoch, um einfach mit den Händen danach zu greifen.

Rote Tinte und ein durchtrenntes Seil

"The Abbey" ist ein klassisches Point&Click-Adventure, dessen Steuerung sehr einfach zu handhaben ist. Klicken Sie mit der linken Maustaste auf Gegenstände oder Personen, können Sie etwas über sie erfahren. Drücken Sie hingegen die rechte Taste, können Sie die Objekte untersuchen oder mit den Charakteren reden, ja, sie gar ausfragen. Manche Dinge finden so den Weg in Ihr Inventar, das Sie am oberen Bildschirmrand finden. Es ist groß genug, damit weit über 30 Gegenstände Platz finden. Interessant ist, dass sich die Sachen nicht der Reihe nach in Ihren Bestand einordnen, sondern wohl jedes seinen bestimmten Platz hat.

Ebenfalls im Inventar finden Sie das Tagebuch von Leonardo, in dem er den Verlauf der Geschichte aufschreibt und damit seine Gedanken dazu zu Papier bringt. So können Sie diese später noch einmal in Ruhe durcharbeiten und eventuell Hinweise finden, wenn Sie beim Lösen der verschiedenen Rätsel nicht mehr weiter wissen. Das Inventar verlassen Sie, indem Sie den Mauszeiger an den unteren Rand der Anzeige führen. Da Mönche ja bekanntlich langsam und bedächtig gehen, können Sie an Ausgängen oder beim Wechsel in andere Räumlichkeiten auch doppelt auf die linke Maustaste drücken, wenn Sie es eilig haben. Dann wird die neue Szene sofort geladen. Außerhalb der kirchlichen Mauern können Sie noch die Taste "M" benutzen, die Ihnen den Grundriss der Abtei auf den Bildschirm bringt. So kommen Sie schnell an Plätze der Abtei, die Sie sonst nur durch langes Durchwandern der einzelnen Kulissen erreichen. Vielleicht wäre eine Taste von Vorteil gewesen, um sich alle verfügbaren Hotspots einer Szene anzeigen zu lassen, damit man nichts übersieht und eventuell später noch mal alles durchforsten muss.

Wie in fast jedem Spiel gibt es ein Hauptmenü, das Sie über die "ESC"-Taste erreichen. Dort haben Sie Zugriff auf "Spielen", "Laden", "Speichern", "Optionen", "Mitwirkende" und "Verlassen". Die einzelnen Menüpunkte erklären sich selbst, sodass Sie zu Beginn wohl lediglich in die Optionen wechseln werden, um das Spiel Ihren Wünschen anzupassen. Im Optionsmenü können Sie die Lautstärke, die Bildschirmauflösung und die Grafikqualität entsprechend anpassen. Außerdem besteht die Möglichkeit, auf das Format 16:9 umzuschalten, beziehungsweise Untertitel einzublenden und das Inventar an die Seite zu verlagern. Schnelle Zugriffstasten für das Abspeichern oder Laden von Spielständen gibt es nicht, sodass Sie Ihren Stand der Geschichte über das Hauptmenü abspeichern müssen. Vorteilhaft ist, dass Sie beim nächsten Laden an genau der gleichen Stelle im Geschehen starten und nicht am Anfang der einzelnen Abschnitte.

3D und chorale Klänge

"The Abbey" ist gegenüber vergleichbaren Titeln dieses Genres anders aufgebaut. Hier bewegen sich keine Figuren durch starre Szenen, sondern Sie erwartet ein dreidimensionales, mysteriöses Comic-Abenteuer, das Anlehnungen an Umberto Ecos "Der Name der Rose" hat. Die Charaktere sind sehr gut in Szene gesetzt und man verfängt sich sehr schnell in dem kirchlichen Flair dieser Zeit. Gerade perspektivische Szenenwechsel bringen Würze in das Spiel. Licht- und Schatten, Wettereffekte, Staubpartikel im Lichtschein und perfekt gemalte Hintergründe werden Sie an das Spiel fesseln. Die Mimik der Figuren passt zu den jeweiligen Stimmungen und die Texte sind in alter Schrift, die für diese Zeit so prägend ist. Interessant ist das Inventar, denn hier werden die Gegenstände nicht einfach wahllos aufgeführt, sondern den Hintergrund bilden zwei große Kirchenfenster mit den Fresken Heiliger. Die Gegenstände ordnen sich hier in den kleinen Bleiglasscheiben ein.

Die Sprache der Personen ist Deutsch und die Ausdrucksweise sehr gewählt, wie man es aus Erzählungen über Mönche kennt. Da ist schnell ein Psalm vorgebetet. Manchmal passen Sprache und Mundbewegung nicht ganz zusammen; das ist aber nicht weiter tragisch, vor allem, da es sich um eine Preview-Version des Spiels handelt. Der Tonfall ist bei den Figuren unterschiedlich und es wurde viel Wert auf die Aussprache gelegt. Gerade die unterschiedliche Betonung wirkt sich sehr positiv auf das Spielvergnügen aus und man fühlt sich mittendrin.

Musikalisch bietet "The Abbey" klassische Orchesterklänge, die der Entwickler des Spiels selbst komponiert und vor dem Prager Philharmonieorchester dirigiert hat. Vor allem der richtige Soundschnitt versetzt Sie in diese Zeit. Besonders, wenn Sie sich innerhalb der Kirchenmauern aufhalten und vor dem Altar stehen, hören Sie tragende Klänge gepaart mit Orgelmusik, während Sie hingegen bei anderen Schauplätzen differenziertere angepasste Musik hören.

 

Minimale

- Windows XP/Vista

- Pentium IV 1,4 GHz oder höher (oder vergleichbarer AMD)

- mind. 512 MB RAM

- Grafikkarte mit mind. 64 MB (DirectX 9.0c-kompatibel)

- 2-fach DVD-ROM

- mind. 3 GB freier Festplattenspeicher

- Soundkarte (DirectX 9-kompatibel)


Fazit

   "The Abbey" ist ein sehr gut umgesetztes Kirchenabenteuer, das Parallelen zu Ecos Roman beziehungsweise zur Verfilmung bietet. Die comichaften Figuren sind perfekt in Szene gesetzt und die einzelnen Charaktere passen zu ihrem bildlichen Konterfei. Die Rätsel sind nicht immer einfach und sehr oft müssen Sie die Gegenstände aus dem Inventar holen, um etwas zu probieren. Fans von Point&Click-Adventures werden schnell Gefallen an diesem Titel finden. Die Story ist spritzig, interessant und mit Sherlock-Holmes-Manier werden Orte untersucht und Thesen aufgestellt. Ein Muss für Liebhaber dieses Genres. (28.05.2008)


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