Ludwig (PC) (Preview) (Crimson Cow) geschrieben von Bernd Kasperidus Grundlage für dieses Preview: Demo-Version 1.0.0 vom 13.02.2013
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Spielen war gestern, Game Based Learning ist heute, so verspricht es jedenfalls Crimson Cow in Zusammenarbeit mit dem Entwickler Ovos. Die Preise die Ludwig in seinem Heimatland Österreich bereits gewonnen hat, wie z. B. Best Serious Game, WorldDidac Award, Futurezone Award 2012, Austrian Computer Graphics Award und E-Virtuoses Award, versprechen hier mehr als nur das übliche Wir probieren mal e-Bildung. Was hinter Ludwig steckt, wie spielend es Wissen vermittelt, konnte mit diesem Preview der Demoversion in Erfahrung gebracht werden. Lasst die Spiele beginnen Nicht weniger als spielerisch die Gesetze der Physik zu erlernen und zu erkennen, wie man sie nutzen kann, dazu eine farbenfrohe Umgebung und fordernde Puzzle, wird in einer Pressemitteilung zu Ludwig versprochen. Die Installation und Registrierung von Ludwig geht schnell vonstatten. Allerdings ist für beides eine permanente Internetverbindung notwendig. Weiterhin ist für jeden Start von Ludwig eine Internetverbindung für die Prüfung des DRM notwendig. Das Spielmenü ist aufgeräumt und mit wenigen Punkten übersichtlich gestaltet. Alles ist, bis hin zu den Einstellungen, einfach und verständlich. Es ist klar ersichtlich, dass schon hier darauf geachtet wurde, dass Kinder mit dem Spiel einfach fertig werden können. Exemplarisch sei die Steuerungseinstellung genannt. Hier kann das Kind unter verschiedenen Varianten die Steuerung auswählen, die seiner Logik und seinen motorischen Fähigkeiten entsprechen. Zum Beispiel kann es entscheiden, ob es eine Steuerung mit oder ohne Maus bevorzugt, eine Bewegungssteuerung mit WASD-Konfiguration oder per Pfeiltasten oder ob es mit der Maus den Roboter Ludwig oder aber die Kamera steuert. Wie einfach Laden und Speichern für ein Kind möglich sind, konnte in der Demo-Version nicht beurteilt werden. Aus den Statusmeldungen von Ludwig ergeben sich jedoch Hinweise, dass Spielstände auf Onlineservern abgelegt werden, was wiederum eine permanente Internetverbindung notwendig macht. Nach dem Start eines Neuen Spieles beginnt auch schon ein kleiner Comic-Film, der in den Handlungsablauf von Ludwig einführen soll. (Persönlicher Einschub des Testers: Mein kindliches Gemüt war sofort in den Bann gezogen und der Erwachsene war zu einem Süß! genötigt.) Sehr auffällig ist, dass intensiv in der Ideenkiste des Filmes WallE gewildert wurde. Schön gelöst ist, dass bei den Kommentaren und Textzeilen darauf geachtet wurde, dass sie einerseits für Kinder verständlich sind und das Interesse hochhalten, andererseits aber auch so manchen kleinen Seitenhieb enthalten, der das Spiel auch für Erwachsene amüsant macht. So erinnern die Dialoge zwischen Ludwig und seinem Raumschiff durchaus an den Streit eines alten Ehepaares der in Sätzen mündet wie: Du hast wohl nicht mehr alle Tassen im Schra Ich meine, alle Antennen am Rumpf. Vom eigentlichen Gameplay konnte leider noch nicht so viel begutachtet werden. Nach der Einführung und der ersten Forschungsmission war die Demo beendet. Was allerdings schon spielbar war, war zum Beispiel die Anwendung des Wippenprinzips und dieses war unauffällig in das Spielgeschehen eingebaut, indem mithilfe eines Gewichtes eine Wippe arretiert werden musste, um eine Rampe hinauf zu einem Dach zu erhalten. Hierbei ist die Steuerung einfach gehalten, um Kinder nicht zu überfordern. Noch eine Betrachtung unter dem Aspekt des Game Based Learnings bzw. dem Titel Serious Software. Hier ergeben sich zwangsläufig strengere Kriterien als bei Spielen. Physikalische Probleme sind in den Spielablauf eingebaut und können spielerisch gelöst werden, während das Kind bewusst oder unbewusst das Prinzip dahinter erfassen kann. Bei Phänomenen, die zu erforschen sind, sieht dies schon ein wenig anders aus. Leider war in der Demoversion nur das Phänomen des Feuers zu erforschen. Dieses Feuer tauchte jedoch zusammenhanglos im Spielgeschehen auf und die Erforschung bestand aus einem Mini-Spiel, bei dem in einem gewissen Zeitrahmen aus einer Auswahl von drei Namen der richtige, nämlich Feuer, ausgewählt werden musste. Hier muss die Frage erlaubt sein, wo jetzt der große Unterschied, abgesehen von der Handlung, zu Adventure-Spielen mit Physik-Engine, wie zum Beispiel Myst, Uru oder Aura, sein soll. Ein Roboter mit einer zu Emotionen fähigen KI ist ungefähr genauso wissenschaftlich wie eine Szenerie, in der man mithilfe eines Buches von einer Welt in eine andere reisen kann und Gewicht-Gegengewicht, Probleme oder Energiebeschaffung sind mittlerweile Standard in jedem guten Adventure. Grafik Um das bereits verwendete Adjektiv süß nicht überzustrapazieren, kann man die Grafik auch durchaus mit goldig zusammenfassen. Die bunte, comic-hafte Darstellung lädt zum Betrachten ein. Dabei ist Ludwig, der an eine Kreuzung zwischen Butterbrotdose und Hammerhai erinnert, genauso faszinierend anzuschauen, wie die Landschaft oder die Kulissen. Alles ist in einem plakativen Stil gehalten, der an diverse Kindersendungen im Fernsehen erinnert. Dabei wurde weniger auf technische Ausgereiftheit als auf den Niedlichkeitsfaktor geachtet. Ein Kind interessiert es ja auch nicht, dass ein Fuß oder ein Arm ohne Verbindung zum Hauptkörper ist, es nimmt es einfach hin, wenn es sich mit der Figur identifizieren kann. Ansonsten ist die Grafik unspektakulär. Zum Beispiel rauscht der Wasserfall nach unten und erzeugt eine Wasserwelle (und das obligatorische Regenbögchen) aber keine, wie bei modernen Erwachsenenspielen schon fast ein Muss, Partikeleffekte oder Nebelwände. Etwas verwirrend dabei war: Der verwendete Testcomputer ist zwar nicht das aktuellste Gerät, kann aber alle neueren Spiele problemlos darstellen. Trotzdem war bei Ludwig die Hardware über alle Maßen ausgelastet und konnte zum Beispiel die Grafik nur in der mittleren Qualitätsstufe verkraften. Hier steht zu hoffen, dass es am Code der Preview-Version lag und beispielsweise noch nicht alle Testanweisungen aus der Software entfernt waren. Sound Oh Muse, die Du lauschst, warum nur, oh warum nur, muss es immer auf den Hamlet-Leitsatz von Shakespeare hinauslaufen: Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage . Entweder werden Soundtracks komponiert, die so bombastisch sind, dass die Gefahr besteht, dass sie vom eigentlichen Spiel ablenken, oder es wird zum wiederholten Male die wohlbekannte Midi-Synthesizer-Soundschleife bemüht. Offensichtlich gibt es nur äußerst selten ein Zwischending. Leider fällt Ludwig in die Soundschleifen-Kategorie. Mithilfe einer Kindermelodica, so hört es sich jedenfalls an, wurde eine kleine Melodieschleife eingespielt, die in Endloswiedergabe abläuft. Selbst wenn man die sprichwörtliche Engelsgeduld einberechnet, die Kinder an den Tag legen können, dürfte die Prognose, dass die Musiklaustärke nach fünf Minuten im Menü auf null gedreht wird, nicht zu gewagt sein. Auch sonst ist die Tonausgabe eher vernachlässigt worden. War im Einführungsfilm noch eine schöne Sprachausgabe zu hören, die auch roboterhaft verzerrt war, beeindruckt der Rest des Spieles in diesem Bereich durch Stille. Weiterhin ist lediglich das vereinzelte Fiepen eines einsamen Vogels oder das Rauschen des Wasserfalles zu hören. Natürlich kann ein Shooter mit einer wesentlich umfangreicheren Geräuschkulisse auftrumpfen, aber ein wenig mehr hätte es schon sein dürfen.
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