Tropico 4 (Preview)

Tropico 4 (Preview)

(Kalypso)

geschrieben von Stephan Kusch

Grundlage dieser Preview: öffentliche Demo vom 09.08.2011

 

 
Entwickler: Haemimont Games
Publisher: Kalypso Media
Genre: Wirtschaftssimulation
Releasedate: 25.08.2011
Homepage: World of Tropico
Preis: n.n.
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

Gerade rechtzeitig in diesem verkorksten Sommer lassen die Entwickler von "Tropico 4" den geneigten Spieler eine Lustreise ins sonnig-warme Tropico antreten, wo er nebenbei auch noch seinen Allmachtsfantasien frönen kann. Ob der Ausflug in die Bananenrepublik das Diktatorenherz zu erwärmen vermag, soll mit diesem Preview, das auf Grundlage der öffentlichen Demoversion entstand, in aller Knappheit geklärt werden.

Buenas dias, Señor Presidente

Die Demo umfasst ein knappes Tutorial, das sich mehr mit tieferen Spielmechanismen befasst und sich nicht mit den Grundlagen der Spielsteuerung aufhält, sowie das erste Szenario der Kampagne. Wie in den Vorgängern schlüpft der Spieler in die Rolle des "El Presidente", des frisch auf dem karibischen Tropico-Archipel eingetroffenen Potentaten, dessen Aufgabe es ist, die Macht über die Inseln an sich zu reißen und das private Bankkonto in der Schweiz mit harten Dollars zu füllen. Es stehen zu Beginn der Kampagne verschiedene Diktatoren zur Auswahl, darunter bekannte Größen wie Augusto Pinochet und Francois Duvalier, aber auch Frauen, wie beispielsweise Eva Perón, besser bekannt als "Evita", die in der Wirklichkeit allerdings nie Diktatorin war, allerdings politisch engagiert und im Volk hoch geschätzt. Jede Figur zeichnet sich durch eine individuelle Kombination aus persönlichem Hintergrund, Weg an die Macht und Charaktereigenschaften aus. Natürlich ist es auch möglich, einen eigenen Diktator mit den gewünschten Parametern und unverkennbarem Äußeren zu generieren, wobei auffällt, dass die wählbaren Attribute in ihren Vor- und Nachteilen unausgewogen sind.

Das erste Szenario versetzt den Präsidenten auf die Insel Santa Clara, wo die ultimative Aufgabe darin besteht, nach einigen Jahren der Herrschaft eine mehr oder weniger demokratische Wahl zu gewinnen. Bis dahin gilt es, eine Infrastruktur mit Nahrungsversorgung, Wohnungen und Bildung zu errichten. Darüber hinaus wollen allerdings noch die weniger elementaren Bedürfnisse der Bürger befriedigt werden; dabei hat jeder Bürger seine Präferenzen, die durch seine politische Einstellung definiert werden. Auf Tropico kann jeder Untertan maximal zwei Strömungen mit jeweils unterschiedlicher Hingabe folgen, darunter zum Beispiel den Nationalisten, den Religiösen, den Umweltschützern oder den Kapitalisten. Je nachdem, wie sich der Präsident verhält, also die Wünsche der Fraktionen nach spezifischen Gebäuden oder Erlässen erfüllt oder nicht, stimmen die Gruppierungen auf einer Skala von eins bis hundert eher für oder eher gegen die aktuelle Regierung. Unzufriedene Gesellen werden friedliche Proteste starten, mit wachsendem Unmut wird aus den Protesten Rebellion.

Im Gegensatz zu vielen anderen Wirtschaftssimulationen ist der Herrscher als Avatar auf der Karte vertreten, dem direkt Befehle erteilt werden können. So besucht er Baustellen und inspiriert damit die Bauarbeiter zum schnelleren Arbeiten, hält Reden an sein Volk und greift beim Kampf gegen Rebellen tatkräftig ein. Solche Kämpfe werden von den Soldaten und Palastwachen autonom geführt und sind grundsätzlich defensiver Natur. Den schlimmstmöglichen Verteidigungsfall stellt allerdings die Invasion einer verärgerten Supermacht dar – denn da die Handlung in der Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts einsetzt, gilt es, die USA und bzw. oder die UdSSR als Verbündeten zu gewinnen, um Entwicklungshilfe und Katastrophenbeistand abzugreifen. Europa, China und die arabischen Staaten spielen eine untergeordnete Rolle, spülen mit lukrativen Wirtschaftsaufträgen aber auch den einen oder anderen Dollar in die chronisch unterfinanzierte Staatskasse.

Tropico 3.5

Damit sind auch schon zwei Neuerungen in "Tropico 4" erwähnt: Drei weitere Mächte betreten das internationale Parkett und neuerdings können Aufträge politischer oder wirtschaftlicher Natur erfüllt werden. Diese können von einer der ausländischen Mächte, einer tropicanischen Fraktion oder einem der präsidialen Berater vergeben werden. Neu ist zudem, dass, um Erlasse zu verabschieden, nun ein Kabinett aus fünf Ministern berufen werden muss. Diese Minister können dem eigenen Volk entspringen oder ausländische Experten sein – wichtig ist, dass sie gewisse Anforderungen in Bildung, Intelligenz, Courage und Führungskraft erfüllen. Neu hinzugekommen sind auch Naturkatastrophen, die Demo zeigt bereits die Zerstörungskraft eines Tornados. All das ist löblich und begrüßenswert, allerdings etwas wenig für einen echten Nachfolger.

Die Sonne über dem Paradies

Auch die Präsentation erinnert frappierend an den Vorgänger – was nicht heißt, dass sie unansehnlich ist. Die Texturen haben an Auflösung hinzugewonnen, sind also scharf und detailliert. Es gibt einen Tag-Nacht-Wechsel, der angenehmerweise wenig flimmernde Echtzeitschatten über die Insel wirft. Wirklich gelungen ist die Vegetation, wohingegen einige bebaute Bereiche sehr steril wirken. Auch die an Steilhängen herumliegenden Felsbrocken passen aufgrund ihrer Farbgebung und der unpassenden Reflexion eher nicht ins Bild. Moderne Technologien, wie Screen-Space-Ambient-Occlusion, Schärfentiefe, Motion-Blur und selbst High-Dynamic-Range-Rendering, sucht der Grafikfetischist allerdings vergebens. Erfreulicherweise überlässt das Spiel dem Spieler, welche qualitätsverbessernden Filtermaßnahmen er - per Treiber - verwenden will, und folgt nicht der aktuellen Unsitte, diese grundweg zu unterbinden.

Die Akustik jedenfalls ist gelungen, auch wenn eine Wirtschaftssimulation natürlich nicht mit dynamisch an die Action angepassten, treibenden Rhythmen punkten kann. Viel eher zieht es den Großteil seiner Atmosphäre aus karibisch angehauchter Musik mit zumeist spanischem Gesang und den engagiert gesprochenen Beratern. Die Variation der Musikstücke könnte jedoch größer sein.

Keine Frage, "Tropico 4" hat das Potenzial, ein spaßiges Spiel zu werden. In meinen Augen genügt der Umfang aber nur einem Add-on, zu spärlich sind die bisher gesehenen Verbesserungen und Veränderungen. Zudem ist die deutsche Demo-Fassung noch von einigen Rechtschreibfehlern geplagt – diese sollten nicht mehr Teil der Vollversion sein. Der erste Eindruck ist also durchwachsen und vor einem verfrühten Kauf rate ich, den endgültigen Testbericht abzuwarten.

(16.08.2011)

Minimale

Windows XP, Windows Vista, Windows 7

Dual-Core-Prozessor mit 2 GHz

1 GB RAM

DirectX-9-kompatible Grafikkarte mit 256 MB und Shader Model 3 (Geforce 6600 oder Radeon X1600)

5 GB freier Festplattenspeicher


Fazit

Vorläufiges


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