Als "Unreal Tournament" (kurz: "UT") von Epic Games im Jahr 1999 veröffentlicht wurde, löste es bei den Spielern wahre Begeisterungsstürme aus. Niemals zuvor gab es solch schnelle wie visuell prachtvolle Online-Mehrspieler-Matches zu bestaunen. Zusammen mit dem später veröffentlichten und ähnlich erfolgreichen "Quake III Arena" von id Software schien das Ego-Shooter-Genre um die Jahrtausendwende eine glorreiche Zukunft zu erwarten. Die späteren Nachfolger "UT 2003", "UT 2004" und "UT 3" steigerten zwar kontinuierlich die technische Qualität und den Umfang der Spielreihe, doch konnten sie aufgrund interner Unterschiede, wie etwa anderen Waffen und veränderten Charakteren, nie den Flair des Originals einfangen. Für die Fans der ersten Stunde wirkten die Waffenmodelle des Originals, die Karten und die temporeichen Bewegungsabläufe als perfekte Einheit.
Das hatte zur Folge, dass sich trotz der Nachfolger das Originalspiel ungebrochener Beliebtheit erfreute und weiterhin von einer treuen Fangemeinde gespielt wurde. Auf den Versuch der Entwickler, den Hauptserver des Originals vom Netz zu nehmen, folgte dementsprechend ein Sturm der Entrüstung, sodass die Verantwortlichen es letztendlich für klüger hielten, mit der Fangemeinde zu arbeiten, statt gegen sie. Seit im Laufe des Jahres 2014 bekannt wurde, dass Epic Games an einem Nachfolger von "UT" arbeitet, der durch Crowdfunding finanziert wird und den Geist des Originals wiederaufleben lassen will, können die Spieler die Entwicklung des Projekts mitverfolgen sowie via Forendiskussionen und wöchentlichen Livestreams mitgestalten. Mittlerweile befindet sich der Titel in der Pre-Alpha-Phase und lässt bereits in diesem frühen Stadium einige Fanherzen höherschlagen. Welche Gründe das hat, verrät unsere Vorschau.
Doublekill!
Rund ein Jahr nach Ankündigung hat das neue "Unreal Tournament" bezüglich des Umfangs und der Qualität deutliche Fortschritte gemacht. Am Spielkonzept hat sich indes nichts verändert. So geht es im Großen und Ganzen noch immer darum, seinen Gegnern in futuristisch gestalteten Arenen das Licht auszublasen. Dafür steht uns ein umfangreiches Waffenarsenal zur Verfügung, das sich am Original orientiert und wie gewohnt während eines Gefechts aufgesammelt wird. Wir ziehen also mit Raketenwerfer, Maschinenpistole und der legendären Flak-Cannon ins Gefecht, die allesamt mit Primär- wie Sekundärfeuer ausgestattet sind.
Die Kombination aus brachialer Action und dem hohen Spieltempo hat rund 16 Jahre nach Erstveröffentlichung nichts von seiner Faszination verloren. Nachdem wir nach einer kurzen Ladepause in den Level teleportiert werden, können wir per Knopfdruck Wandsprünge ausführen, Rampen erklimmen oder mit einem Fahrstuhl blitzschnell in eine höher gelegene Ebene düsen. Die Steuerung beschränkt sich auf das Wesentliche und kann selbst von Neulingen binnen wenigen Minuten verinnerlicht werden. Erprobte "UT"-Spieler werden sich ohnehin sofort zurechtfinden und womöglich das Gefühl bekommen, als sei die Zeit seit dem Jahr 1999 stehengeblieben.
In der Pre-Alpha-Version stehen uns diverse Spielmodi zur Verfügung, darunter Deathmatch, Team-Deathmatch, Duell und Capture the Flag. Zusätzlich sollen in der finalen Fassung die Spielmodi Assault, Warfare und Bombing-Run hinzugefügt werden.
Die Qual der Wahl
Schon ein Blick in das Hauptmenü genügt, um eine Ahnung davon zu bekommen, wie abwechslungsreich das fertige Spiel ausfallen wird. So können wir unsere Shooter-Fertigkeiten wahlweise lokal oder im Online-Modus mit menschlichen Gegnern messen. Ein Gefecht unter Freunden, das auf einem bestimmten Server stattfinden soll, wird jedoch durch die Tatsache erschwert, dass interne Spieleinladungen zumeist nicht reibungslos funktionieren. Auch lässt sich der Chat während eines laufenden Matches nicht per Knopfdruck aktivieren, sodass wir gezwungen sind, ihn umständlich mit der Maus aufzurufen. Hier sollte dringend nachgebessert werden. Zum Glück können wir einfach unser eigenes Match kreieren und es unseren Vorstellungen entsprechend gestalten. Zudem besteht die Möglichkeit, im Offline-Modus gegen computergesteuerte Bots anzutreten. Letztere agieren dabei weitestgehend treffsicher und lassen sich in ihrem Schwierigkeitsgrad individuell anpassen. Allerdings bleiben sie zum aktuellen Stand noch des Öfteren an Wänden und Objekten hängen, wenden sich bei Beschuss von uns ab oder drehen sich in schnellen Gefechten zu langsam um die eigene Achse. Wir sind jedoch sicher, dass die Entwickler diese KI-Unstimmigkeiten bis zur finalen Fassung beheben werden.
Neben den Gefechten stehen verschiedene Trainingsräume zur Verfügung, in denen sich all jene austoben können, die sich im "UT"-Universum noch nicht auskennen und die Spielmechaniken verinnerlichen wollen. Dabei können wir sämtliche Waffen auf ihre Funktionen testen sowie in speziell designten Räumen Lauf- beziehungsweise Sprungparcours absolvieren. Wem das zu anstrengend ist, der kann sich ebenso durch ein übersichtliches Text- beziehungsweise Videotutorial klicken, um sich die nötigen Informationen über die Spielmechaniken anzueignen.
Des Weiteren können wir unseren Charakter im Hauptmenü personalisieren und derzeit den Spielernamen ändern, das Geschlecht bestimmen sowie eine geringe Anzahl von Kopfbedeckungen auswählen. Später soll es noch viel mehr Möglichkeiten geben, seine Spielfigur individuell zu gestalten.
Zu guter Letzt wurde im Startmenü des Spiels ein Editor integriert, sodass wir mit Hilfe der kostenlos erhältlichen Unreal-Engine-4 eigene Karten, Waffen, Charaktermodelle und Ausrüstungsgegenstände erstellen können. Unsere Kreationen können wir nach Fertigstellung mit Freunden tauschen sowie auf einem Marktplatz gratis oder kostenpflichtig für jedermann zum Download anbieten.
Sterben in Hochglanzoptik
Die Grafik von "UT" basiert auf einer modifizierten Unreal-Engine-4, die mit schönen Echtzeitreflexionen, tollen Partikeleffekten und einer stimmungsvollen Beleuchtung für eine wirkungsvolle Grafikpracht sorgt. In der neuen Version sind vier Karten fertig gestellt, deren Beleuchtung und Texturqualität auf dem aktuellen Stand der Technik sind. Dazu zählen das Fabrikgelände Outpost 23, der Capture-the-Flag-Klassiker Facing Worlds und die Karte Titanpass. Spielbar sind allerdings noch viel mehr Levels, die zwar in optischer Hinsicht aufgrund fehlender Details noch etwas monoton anmuten, aber bereits erahnen lassen, wie eine fortgeschrittene Version des Spiels aussehen könnte.
Der Gewaltgrad während der Gefechte ist serientypisch hoch, sodass Gegner bei Beschuss bluten und mit Hilfe von Schrotflintenmunition oder Raketenwerfer in ihre Einzelteile zerrissen werden können. Allerdings wird dies so überspitzt dargestellt, dass wir es nicht ernstnehmen können. Dies ist ebenso der Tatsache geschuldet, dass die Wiederbelebungsphase nur ein paar Augenblicke andauert, sodass alle Spieler nach ihrem Ableben schnell und quicklebendig wieder auf den Beinen stehen.
Das visuelle Geschehen auf dem Bildschirm wird von einer Geräuschkulisse unterstützt, die sich vor allem aus Plasmafeuer, Raketeneinschlägen und den vorgefertigten Flüchen unserer Mitstreiter zusammensetzt. Aufgrund des hohen Spieltempos bekommen wir dadurch ab einer gewissen Spielerzahl das Gefühl, dass es an jeder Ecke knallt und kracht. Die Musik passt sich den temporeichen Matches mit beatlastigen Elektrosounds und synthetischen Klängen an, rückt jedoch bisweilen aufgrund der dominanten Geräuschkulisse ein wenig in den Hintergrund.