Fiction Fixers: Der Fluch von Oz

Fiction Fixers: Der Fluch von Oz

(astragon)

geschrieben von Anna Okel

 

 
Entwickler: Contendo Media
Publisher: astragon
Genre: Wimmelbild-Adventure
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Fiction Fixers: Der Fluch von Oz
Preis: 9,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 6 Jahreg gemäß §14 JuSchG

Im Jahre 1900 erschien erstmals das Kinderbuch "Der Zauberer von Oz" von Lyman Frank Baum. Die Geschichte war so erfolgreich, dass mehrere Fortsetzungen erschienen. Heute zählt das literarische Werk zu den Klassikern und jeder hat wenigstens schon einmal von dem Zauberer gehört. Nun veröffentlicht astragon eine Neuinterpretation der Geschichte in Form eines Computerspiels.

Bücherwurm

Die "Fiction Fixers" sind eine Gruppe von Literaturfreunden, die regelmäßig eingesetzt wird, um die Romanwelt zu inspizieren und nachzusehen, ob alles seine Richtigkeit hat. Die Aufträge dienen dazu, die großen Werke der Menschheit für die Nachwelt zu erhalten. Allerdings sind die Illiterati hinter den bedeutsamen Romanen her. Es handelt sich bei dieser Gruppe um eine Organisation von machtgierigen Bösewichten, die Fantasiewelten erobern und beherrschen wollen. Wenn ein "Fiction Fixer" auf seinem Kontrollgang durch ein Buch etwas Merkwürdiges entdeckt, dann sind die Illiterati meist nicht weit. Bereits in dem Wunderland-Abenteuer haben die Fiction Fixers ihre Fähigkeiten unter Beweis gestellt, indem sie Alice geholfen und die Literatur gerettet haben. Auch dieses Mal muss ein Klassiker vor den Mächten des Bösen beschützt werden. Aus einem routinierten Kontrollgang wird ein spannendes Abenteuer, denn das Reich von Oz ist einer großen Bedrohung ausgesetzt: Ein böser Zauberer errichtet zwei Türme, die dazu dienen, jegliche Energie, sowie das Licht und die Menschen selbst, aufzuzehren.

Hüter der Romane

Bereits in der ersten Sequenz kann der Spieler das Ausmaß des Übels erahnen. Der Zauberer Victor Vile und eine Hexe entfachen die Macht eines Turms. Nachdem sie eine unheimliche Energiewelle über das Land gejagt haben, endet die Sequenz und der Spieler gelangt in das Hauptquartier der Fiction Fixers. Eine freundliche Dame gestaltet einen angenehmen Empfang und übernimmt die Einführung in die bevorstehende Aufgabe. Sie lobt den Spieler zunächst für die Leistung im Wunderland-Fall und befördert ihn anschließend zum Romanhüter. Der Spieler erhält die Mission, in dem Buch "Der Zauberer von Oz" nach dem Rechten zu sehen. Es gab zwar keine auffälligen Vorkommnisse, jedoch gehört es zu den Aufgaben der Fiction Fixers, in den großen Werken routinemäßige Kontrollgänge durchzuführen, um sicherzugehen, dass alles seine Ordnung hat. In der Technik erhält der Spieler seinen Fiktionierer, mit dem er in das Buch gelangen kann. Um die Romanwelt zu betreten, wird, neben dem Gerät, eine Kopie des Romans benötigt. Der Spieler muss nun den Fiktionierer auf das Buch anwenden. Ein Portal öffnet sich und das Reich von Oz durch eine Art Zeitschleuse erreicht.

Bereits auf den ersten Blick ist klar, dass es nicht bei einem Kontrollgang bleibt. Die Umgebung ist verwüstet und in der Ferne tobt ein heftiger Tornado. Ein einzelnes Haus steht noch auf dem Feld. Fährt der Spieler mit dem Mauszeiger an einen Bildschirmrand, wird dieser zu einem großen Pfeil, der andeutet, dass in dieser Richtung der nächste Anhaltspunkt zu finden ist. Zu Beginn der Mission muss der Spieler das Haus erreichen. Hier trifft er die erste Romanfigur, das Mädchen Dorothy, das sich verlaufen hat und nun einen Weg nach Hause sucht. Allerdings hat sie auch noch ein akutes Problem, denn ihr Hund Toto ist verschwunden.

Schon steht der Spieler vor seiner ersten Aufgabe. Offensichtlich ist der Hund ins Haus geflohen und findet nicht mehr hinaus. Es ist fraglich, wie er dort hineingekommen ist, denn die Haustür ist verkettet. Es wird ein Bolzenschneider benötigt, der allerdings nicht einfach so zu finden ist. Der Spieler muss zunächst alle Einzelteile suchen, bevor er das Werkzeug verwenden kann. Nicht alle Teile sind in derselben Szene zu finden, deshalb leuchten sie blau auf, wenn sie sich in der Nähe befinden. Sobald die Kette durchbrochen ist, kann das Haus betreten werden. Im Inneren befindet sich das erste Wimmelbild, in dem der Spieler unterschiedliche Dinge finden muss. Am unteren Bildschirmrand befindet sich eine Liste mit allen gesuchten Gegenständen. Die Begriffe werden grau hinterlegt, sobald der passende Gegenstand angeklickt wurde. Nach Bedarf kann der Spieler Hilfe erhalten, indem er den Tipp-Button betätigt. Hierbei kann ein Begriff, dessen Position anschließend umkreist wird, frei aus der Liste gewählt werden. Die Hilfe muss nach der Verwendung aufladen, ehe sie wieder zum Einsatz kommen kann. Unter anderem ist in diesem Wimmelbild auch der kleine Freund von Dorothy zu finden. Ist ein Bild gereinigt, werden alle Gegenstände, die im weiteren Verlauf der Geschichte von Bedeutung sind, im Inventar abgelegt und können in der passenden Situation verwendet werden.

Die Suche gestaltet sich meist unproblematisch, jedoch sollten alle Begriffe in jeglicher Variation in Betracht gezogen werden. Eine Fliege muss beispielsweise nicht unbedingt ein Insekt sein. Der Spieler wird ziemlich gut durch die Geschichte geleitet. Neue Funktionen werden erklärt und manchmal fällt in diesem Zusammenhang auch ein hilfreicher Hinweis. Die Stellen eines Gebietes, die näher untersucht werden sollten, funkeln, um die Aufmerksamkeit des Spielers zu erlangen. An diesen Plätzen verbergen sich nicht nur Wimmelbilder, in denen Gegenstände gesammelt werden können, sondern auch Rätsel, die unter anderem mit vorher gesammelten Dingen zu lösen sind. Wenn der Spieler plötzlich vor einer Steintafel mit Runen und römischen Ziffern steht, verbirgt sich mit Sicherheit ein Hinweis oder sogar ein geheimer Code dahinter. Einige Rätsel können nur gelöst werden, indem der Spieler an vorhergehende Schauplätze zurückkehrt und sich dort noch einmal gründlich umschaut. Gebiete, in denen nichts mehr zu holen oder erledigen ist, werden als solche gekennzeichnet. Ist die Verwirrung zu groß, kann die Karte, auf der die Landschaften von Oz abgebildet sind, Abhilfe schaffen. Orte mit verschiedenen Merkmalen sind unterschiedlich markiert. Der Spieler kann deutlich erkennen, welche Plätze er durchschritten hat, welches Gebiet als abgeschlossen gilt oder an welchem Ort eine erneute Erkundung lohnenswert sein kann.

Gruppenkraft

Dorothy bittet den Fiction Fixer um Hilfe. Sie versucht die Smaragdstadt zu erreichen, in der sich der Zauberer von Oz befinden soll. Sie hofft, dass sie durch seine Zauberkräfte zurück nach Hause gelangen kann. Im Laufe der Geschichte steht der Spieler mehrmals vor ähnlichen Situationen. Nach und nach reihen sich weitere Romanfiguren ein und schließen sich dem Gefolge an, da sie den Zauberer ebenfalls um etwas bitten wollen, was ihnen fehlt. Die Vogelscheuche wünscht sich einen Verstand, der Blechmann möchte ein Herz und der Löwe sehnt sich nach Mut. Immer wieder geraten die Charaktere in eine ausweglose Lage, die die Hilfe des Spielers erfordert. Die Vogelscheuche bleibt beispielsweise an einem Baum hängen, während die Freunde einen Fluss überqueren, und schafft es, aufgrund der starken Strömung, nicht allein ans Ufer zurück. Nun muss der Spieler eine Möglichkeit finden, wie er die Vogelscheuche von dem Baum ans sichere Ufer befördern kann. An anderen Stellen ist der Spieler allerdings auf die jeweiligen Fähigkeiten der einzelnen Gefährten angewiesen. Die Vogelscheuche kann es leicht mit Krähen aufnehmen und sie verscheuchen, während der Blechmann mit seiner Axt sperriges Holz beseitigt und der Löwe gegen andere Wildkatzen kämpft. Dorothy weiß stets, worum sich die aktuelle Aufgabe dreht. Um die Kräfte der anderen nutzen zu können, stehen Buttons mit der Abbildung der jeweiligen Figur zur Verfügung. Nach Bedarf kann ein Charakter durch einen Klick ausgewählt und gegen eine Barriere angewendet werden. In der Geschichte kann der Spieler nur vorankommen, wenn er die Gruppe zusammenhält. Es ist nicht möglich, einen Kameraden in einer Gefahrensituation zurückzulassen. In eine andere Szene kann nur gewechselt werden, wenn es zur Rettung erforderlich ist, um beispielsweise Hilfsmittel zu besorgen. Es ist somit unausweichlich, dass die Gruppe zusammenbleibt. Die Rettungsaktionen sind manchmal etwas holprig, da sich die Lösung nicht auf Anhieb offenbart..

Grafik

Das Spiel macht optisch einen guten Gesamteindruck. Bei der Ausarbeitung der einzelnen Gebiete ist der Sprung zwischen bunter Kinderbuchillustration und düsterer Spielumgebung gut gelungen. Die Farben sind harmonisch abgeglichen. Die Charaktere erscheinen in einem verspielten Zeichentrickstil und haben einen großen Wiedererkennungswert zu den bekannten Romanfiguren. Die Gegenstände in den Wimmelbildern sind realitätsnah dargestellt, so dass alle Fundobjekte als solche erkennbar sind. Die Bilder beherbergen sehr viele Gegenstände, was eine komplett andere Liste von Suchobjekten ermöglicht, auch wenn dasselbe Bild zum wiederholten Mal abgesucht werden muss. Langeweile kommt somit nicht auf, obwohl die Schauplätze erneut aufgesucht werden. Die Rätsel sind deutlich dargestellt, auf das Nötigste reduziert und lenken den Blick auf das Wesentliche. Ist dennoch einmal nicht erkennbar, worin die Aufgabe besteht, dürfte ein Tipp helfen. Gerade im späteren Spielverlauf ist die Hilfe hin und wieder notwendig. Animationen wurden sparsam eingesetzt, laufen jedoch flüssig ab und bringen den nötigen Grad an Bewegung ins Geschehen. Besondere Umstände, wie tosendes Wasser und stürmischer Regen, gestalten die Geschichte zudem dynamisch und verleihen ihr zusätzliche Spannung.

Sound

Auf musikalische Untermalung wurde bei diesem Spiel beinahe komplett verzichtet. Im Startmenü eine mystische und märchenhafte Melodie, nach Beginn des Abenteuers lebt das Spiel jedoch fast ausschließlich von den Umgebungsgeräuschen. Der Atmosphäre wird dadurch eine unheimliche und mysteriöse Wirkung verliehen. Es kommt vor, dass plötzliches Donnergrollen den Spieler aufschrecken lässt. Die Effekte sind so platziert, dass die Stimmung unterstrichen oder gar gesteigert wird. Jedes Geräusch kann seiner Herkunft zugeordnet werden. Der Wind rauscht hörbar durch die Gräser und der dunkle Wald wirkt noch düsterer, wenn Tiergeräusche ertönen, obwohl kein Lebewesen in Sichtweite ist. Die Umgebungsklänge gestalten insgesamt eine authentische Kulisse, was dem Spielspaß zugutekommt.

Ein besonderes Augenmerk sei auf die Synchronisation gelegt, die besonders gelungen ist. Namhaften Sprecher aus Film und Fernsehen übernehmen die Sprachausgabe, unter anderem die deutschen Stimmen von Drew Barrymore sowie Steve Buscemi. Jedem Charakter wurde eine andere Stimme verliehen, die an die jeweilige Persönlichkeit sehr gut angepasst ist. Man hört deutlich Dorothys Angst, wenn sie befürchtet, den Weg nach Hause nicht zu finden, ebenso ist die Feigheit des Löwen deutlich zu erkennen, wenn er wimmernd vor einem Hindernis zurückschreckt. Auch die Bösewichte spielen ihre Rolle glaubwürdig und bestätigen ihr abtrünniges Inneres durch die Klangfarbe ihrer Stimmen. Natürlich darf dabei die unverkennbare schrille Lache einer bösen Hexe nicht fehlen.

Alle, die den "Zauberer von Oz" bisher nicht kennen, erfahren in diesem Titel die wesentlichen Aspekte der Geschichte. Die Charaktere werden von einer passenden Spielfigur verkörpert und finden durchweg einen Platz im Geschehen. In dem Spiel "Fiction Fixers: Der Fluch von Oz" wird der Kinderbuchklassiker sehr schön wiedergegeben und in einem modernen Medium erneut interpretiert. Liebhaber des Genres können unbesorgt zugreifen, aber auch alle anderen Interessierten können einen Blick wagen. Dieses Spiel verknüpft ein spannendes Abenteuer mit flüssiger Spielmechanik und bietet eine anständige Portion Spielspaß.

(15.11.2011)

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