Dragon Age: Origins

Dragon Age: Origins

(Electronic Arts)

geschrieben von Manuela Loritz

 

 
Entwickler: BioWare
Publisher: Electronic Arts
Genre: Fantasy-Rollenspiel
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Dragon Age: Origins
Preis: 46,45 €
Altersfreigabe: Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG

 

"Dragon Age: Origins" gehörte – neben "Risen" - in diesem Jahr wohl zu den am sehnsüchtigsten erwarteten Rollenspielen. Das kam nicht von ungefähr, denn die Entwickler von BioWare wissen, wie kaum ein anderes Studio, wie man Charaktere herausarbeitet, eine spannende Geschichte erzählt und diese auch noch filmreif umsetzt. Ob es sich um das beste Rollenspiel 2009 handelt, wird der Test zeigen.

Die letzten Grauen Wächter

Vor vier Jahrzehnten wütete ein Krieg in der Welt, den eine Gruppierung namens "Die Grauen Wächter" mit letzter Kraft gewinnen konnte. Nun ist das Verderben, in Form der sogenannten Dunklen Brut, zurückgekehrt und bedroht erneut das Königreich. Nur mithilfe einer großen Armee, einer Allianz zwischen Menschen, Elfen, Zwergen und Magiern, kann das zerrissene Land vereint, der Erzdämon besiegt und die Schlacht gewonnen werden.

Die Herkunft – Origins

Das Spiel beginnt mit der Charaktererstellung, drei Rassen stehen zur Auswahl: Menschen, Elfen und Zwerge. Diese sind wiederum unterteilt in die Klassen Krieger, Magier und Schurke. Zuletzt bestimmt man die Herkunft des Charakters: Während der menschliche Adlige aus einer der mächtigsten Familien kommt und ein hohes Ansehen genießt, lebt der Stadtelf in einem der ärmsten Viertel der Stadt Denerim mit täglichen Diskriminierungen. Der bürgerliche Zwerg steht innerhalb seiner Gesellschaft auf der untersten Stufe, indessen führt der adlige Zwerg ein Leben geprägt von tödlichen Machtkämpfen. Magier werden von Templern verfolgt und der Dalish-Elf bevorzugt ein Dasein in vollständiger Isolation in den Wäldern der Welt.

Die Wahl der Rasse und der Herkunft ist von besonderer Bedeutung, denn sie entscheidet über die ersten Stunden im Spiel und hat im gesamten Verlauf Einfluss auf Ansehen, Quests und Gespräche. Damit bietet das Spiel sechs verschiedene Abläufe und einen hohen Wiederspielwert.

Das Aussehen des eigenen Charakters kann bis in das kleinste Detail individuell gestaltet werden. Nach der Vergabe von ersten Attributpunkten und der Bestimmung einer speziellen Fähigkeit und Talents kann das Spiel beginnen.

Quests und Questgeber

Die Hauptmission, die Vereinigung einer großen Armee, ist spannend erzählt und überlässt dem Spieler, in welcher Reihenfolge er die einzelnen Völker für sein Ziel gewinnen möchte. Schon allein hierfür kann man mit über 30 Stunden Spielzeit rechnen, denn die Missionen sind prall gefüllt mit Aufgaben.

In der ganzen Spielwelt sind abwechslungsreiche Nebenquests zu finden. Sie erhält man von Bewohnern oder Gruppierungen (wie den Blackstone-Freischärfern oder Magiern), die in jedem Ort zu finden sind. An den Kapellen befindet sich ein Schwarzes Brett, das weitere Aufträge anbietet. Die Aufgaben sind ganz selten von der Sorte "bringe mir zehn davon", sondern bestehen unter anderem aus dem Finden von Deserteuren oder vermissten Personen, Botengängen, Banditen das Handwerk zu legen oder Auftragsmorden.

Meistens hat man dabei die Möglichkeit, einen Kampf zu provozieren oder das Problem mit einem Gespräch aus der Welt zu schaffen. In jedem Dialog stehen mehrere Optionen zur Verfügung: Helfe ich oder verweigere ich die Hilfe? Überrede ich meinen Gegenüber, drohe ihm oder töte ich ihn gleich? Die getroffenen Entscheidungen beeinflussen die Missionen: In dem Ort Redcliff trifft man auf einen Blutmagier, der sich in einem Kerker befindet. Nun hat der Spieler mehrere Alternativen zur Auswahl: Er kann den Magier freilassen, ihn in Gefangenschaft lassen oder töten. Im ersten Fall hilft er später bei der Lösung der Quest, indem er ein Ritual anbietet. Ohne ihn bleibt dem Spieler nichts anderes übrig, als sich mühsam durch das Schloss zu kämpfen und Dämonen zu besiegen.

Zur besseren Orientierung steht dem Spieler eine Karte zur Verfügung, die Auftraggeber, Ziele und Feinde anzeigt. Verlässt man ein Gebiet, öffnet sich automatisch die Weltkarte mit Schnellreise-Funktion. Jeder zur Auswahl stehende Ort kann wiederholt besucht werden, solange Missionen offen sind. Allerdings vermittelt die Welt nur den Eindruck von Offenheit, denn viel zu viele Blockaden verhindern ein freies Erkunden. Hierzu gehört auch, dass nur ganz wenige Häuser betreten werden können, nämlich Geschäfte und questrelevante Gebäude. Die Orte sind wenig belebt, zwar sind überall Charaktere zu finden, dieses stehen meist aber nur herum und gehen kaum einem Tagesgeschäft nach.

Das Inventar ist übersichtlich und für alle Mitglieder der Gruppe identisch. Jeder Gegenstand wird beschrieben und gefundene oder gekaufte Ausrüstung kann sofort mit der im Moment Getragenen verglichen werden. Im Tagebuch sind die einzelnen Aufgaben festgehalten, Gespräche können nachgelesen werden und im Kodex-Menü sind unter anderem Informationen zu den verschiedenen Rassen, Charakteren oder Hilfen zur Steuerung zu finden.

Das Spiel speichert zwar automatisch, aber in großen Abständen. Da der Spieler und seine drei Begleiter häufig in Kämpfe verwickelt werden, sollte das freie Speichern nie vergessen werden, zumal auch Teile der Hauptquest bis zur Lösung mehrere Stunden andauern.

Deine Begleiter – Deine Entscheidung

Theoretisch ist es möglich, das komplette Spiel allein zu bestreiten, wer dies versucht, wird schnell an seine Grenzen geraten. Gegner greifen grundsätzlich in großen Gruppen an und es ist ratsam, mehrere Begleiter als Unterstützung an seiner Seite zu haben. Wie schon in "Mass Effect" lernt der Spieler im Verlauf der Geschichte potenzielle Mitstreiter kennen, aus deren Gruppe er drei Personen für Missionen auswählen kann. Diese sind dabei so unterschiedlich in ihrem Charakter, wie sie nur sein können: So ist unter anderem Alistair als ehemaliger Templer nicht begeistert von Magiern, steht allerdings dem Adel sehr positiv gegenüber. Die Magierin Morrigan hält wenig von Nächstenliebe und der Kämpfer Sten verachtet so ziemlich alle Lebewesen. Die mächtige Magierin Wynne ist mütterlich und sorgt sich um andere Charaktere.

Jede Entscheidung, die der Spieler in "Dragon Age" trifft, hat Auswirkungen auf das eigene Ansehen bei den Begleitern. Eine in ihren Augen schlechte Entscheidung bringt Minuspunkte und senkt damit die Moral sowie Kampfkraft der Person, die dagegen ist. Stimmen sie zu, werden die Werte erhöht. Dabei sollte man immer auf eine Ausgewogenheit achten, denn ständig übergangene Mitstreiter können sich auch dazu entscheiden, die Gruppe zu verlassen oder den Spieler zu einem Duell herausfordern. Diese Mischung zu finden, ist nicht immer ganz einfach, deshalb stehen verschiedene Geschenke zur Verfügung, mit denen man schlecht gelaunte Begleiter einfach bestechen kann. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, nicht jedes Geschenk begeistert alle gleichermaßen.

Potenzielle Begleiter sollte man von Beginn an gut behandeln (egal was die anderen sagen), damit sie sich anschließen. So trifft man zum Beispiel auf Wynne im Turm des Zirkels. Nun kann man sie im Kampf unterstützen oder Morrigans Rat folgen und Hilfe verweigern. Im letzteren Fall wendet sich Wynne als Folge gegen die Gruppe und steht nicht mehr zur Verfügung.

Die ausgewählten Charaktere führen laufend Gespräche untereinander, in denen man mehr über ihren jeweiligen Hintergrund erfährt. Sie streiten sich, besprechen die Aufträge oder was ihnen gerade auf der Seele liegt. Das schafft eine Verbindung zu den Personen und hilft, sie besser einzuschätzen.

Zur Ausgewogenheit der Gruppe sollte man jeden Begleiter möglichst auf ein anderes Spezialgebiet festlegen. Jedes Mitglied erhält Erfahrungspunkte, auch wenn es nicht ausgewählt war. Die Punkte können dann im nächsten Einsatz verteilt werden.

Kämpfe und Gegner

In "Dragon Age" ist der Spieler hauptsächlich damit beschäftigt, sich im Kampf zu beweisen. Dafür stehen zwei Ansichten zur Verfügung: Entweder positioniert man die Kamera direkt hinter dem Charakter oder in der Taktikansicht, d. h. mit Blick von oben und verbesserter Übersicht.

Das Spiel kann während einer Auseinandersetzung jederzeit durch Drücken der Leertaste pausiert werden, um Heilsalben einzunehmen, neue Befehle oder Taktiken zu erteilen. Letztere können durch das Anwählen von einzelnen Gruppenmitgliedern vergeben werden oder mithilfe des Taktikmenüs, das dafür sorgt, dass jeder Mitstreiter auch dann effektiv kämpft, selbst wenn der Spieler sie nicht kontrolliert. Unter den Einstellungen gibt es grundlegende Taktiken, wie Bogenschütze, Unterstützer oder Schläger, je nachdem, was die Mitglieder erlernt haben. Daneben kann das Verhalten eingestellt werden, d. h. wann soll der Charakter angreifen, wann zwischen den Nah- und Fernkampfwaffen wechseln, ab welcher Gesundheitsanzeige soll er sich heilen, bzw. der Magier seine Mitstreiter. Leider kommt es immer wieder dazu, dass der eigene Charakter oder die Begleiter nicht auf gegebene Befehle reagieren und untätig in der Gegend herumstehen.

Die Kampfsequenzen vermitteln immer das Gefühl, mitten in einer Schlacht zu sein. Die Feinde bieten ausreichend Abwechslung und die auftauchenden Endgegner sind fordernd. Einen schlechten Eindruck können die für kurze Zeit zur Verfügung stehenden Verbündeten hinterlassen, ist es doch wenig hilfreich, wenn eine Wache plötzlich aufhört, zu kämpfen, seelenruhig das Schlachtfeld verlässt und nur wenige Meter vom Kampf entfernt untätig herumsteht.

Die Darstellung der Kämpfe ist ausschlaggebend für die Einstufung des Spiels ab 18 Jahren. "Dragon Age" ist ungeschnitten und es gibt Blut zu sehen, viel Blut, Blutspritzer auf den Rüstungen und rollende Köpfe. Ob man das gut findet, ist natürlich reine Geschmacksache.

Bugs

Das Spiel registriert nicht immer das Ende eines Kampfes bzw. vorhandene Gegner verharren versteckt an Ort und Stelle, ohne die Gruppe anzugreifen. Da hilft es nur, das Gelände absuchen und sie zu finden. Hin und wieder tauchen Clipping-Fehler auf: So befindet sich eine Hand im Körper oder der Charakter trägt Schild und Schwert nicht auf dem Rücken, sondern es folgt ihm in sicherem Abstand in der Luft hängend. NPCs laufen teilweise nicht, sondern fahren über den Boden.

Nicht die neueste Grafik, guter Sound

Die Grafik von "Dragon Age“ ist nicht auf dem neuesten Stand, auch die Zwischensequenzen sind grafisch nur bedingt besser als das Spiel. Verwaschene Texturen (kaum erkennbare Unebenheiten auf Felsen oder Wegen), spärliche Vegetation und Gegenden, in denen die Farbe Braun dominiert, sind alles andere als grafische Meisterwerke. Aufgrund der großen Anzahl an NPCs, denen man begegnet, finden sich in der Welt mehrere Zwillinge. Das Spiel und die Geschichte spielen sehr mit den Emotionen, auch wenn man diese selten von den Gesichtern ablesen kann, die doch zu wenig animiert sind. Die Zwischensequenzen treiben die Geschichte voran und bringen auch die Motive der Widersacher hervorragend zur Geltung.

Die Musik bleibt immer dezent im Hintergrund, ist orchestral und jeder Situation angepasst. Die Sprecher sind allesamt sehr gut und professionell. Die eigene ausgewählte Stimme ist allerdings nur dann zu hören, wenn Befehle vom Spielcharakter befolgt werden, in Gesprächen hört man nichts. Im Gegensatz dazu sind alle NPC-Dialoge, ob mit dem eigenen Charakter oder untereinander, vertont. Ständig sind Geräusche zu hören, wie Vogelgezwitscher, Hundebellen, Glocken oder die eigene Rüstung.

Installationsproblem

Das Spiel ließ sich von der beigelegten CD nicht installieren, sondern brach immer kurz vor Ende an der gleichen Stelle ab. Als Ursache wurde eine kaputte Datei gemeldet. Da Electronic Arts bei den neuen Releases immer auch eine kostenlose digitale Version anbietet, die über den EA-Download-Manager heruntergeladen werden kann, konnte das Problem damit behoben werden.

Kostenlose Zusatzinhalte

"Dragon Age: Origins" enthält in allen Verkaufsversionen kostenlose downloadbare Zusatzinhalte: Einer Blutdrachenrüstung, die auch in "Mass Effect 2" verwendet werden kann, und die Bonus-Quest "The Stone Prisoner" inklusive Golem. Die Collectors Edition beinhaltet zudem: "Bergens Ehre" (Erhöhung der Rüstung um 2, der körperlichen Widerstandskraft um 25, des Angriffswerts um 6), "Das Letzte Mittel" (Erhöhung des Schadens, der Zauberkraft und des Feuerschadens), sowie das "Zauberbuch der Eiswüsten" (Erhöhung der Attribute des Spielers um 3). Damit nicht genug gibt es bei der digitalen Deluxe Edition noch die "Wächter Festung" obendrauf.

Das Spiel erinnert stark an die "Herr der Ringe"-Verfilmungen. Wer die mochte, wird die Inszenierung von "Dragon Age" lieben. Große Schlachten, sehr gute Geschichte und an die 100 Stunden Spielzeit (Haupt- und Nebenquests) mit abwechslungsreichen Aufgaben und liebevoll entwickelten Begleitern, was will das Rollenspiel-Herz mehr? BioWare hat gewohnt gute Arbeit geleistet und zieht den Spieler in seinen Bann mit einem hohen Wiederspielwert. Um wieder zur Ausgangsfrage zurück zukehren: Ja, "Dragon Age" ist das beste Rollenspiel in diesem Jahr.

(08.12.2009)

Minimale

Windows XP (Service Pack 3)/Vista (Service Pack 1)/Windows 7

Core 2 Duo mit 1,4 GHz oder Athlon 64 X2 mit 1,8 GHz (XP)

Core 2 Duo mit 1,6 GHz oder Athlon 64 X2 mit 2,2 GHz (Vista, Windows 7)

GeForce 6600 GT oder Radeon X850 mit 128 MB (XP)

GeForce 7600 GT oder Radeon X1550 mit 256 MB (Vista, Windows 7)

1 GB RAM (XP)

1,5 GB RAM (Vista, Windows 7)

20 GB freier Festplattenspeicher

 

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