Syder Arcade (PC/Mac) (Crimson Cow) geschrieben von Daniel Liebeherr
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"Syder Arcade" ist ein 2.5D-Shoot'em'Up-Sidescroller. Wer sich jetzt fragt, ob hier grade ein neues Genre geboren wurde, muss leider enttäuscht werden. Das ist schon ein alter Hut, man denke nur an das berühmte "R-Type Delta". Gesteuert wird ein Raumschiff, welches in einer zweidimensionalen Spielwelt nach links oder rechts bewegt werden kann (Sidescroller). Dabei müssen Horden von Gegnern zu Sternenstaub pulverisiert werden (Shoot'em Up). Die Level haben jedoch eine räumliche Tiefe und die Flugobjekte sind teilweise in 3D zu bestaunen (3D + 2D / 2 = 2.5D). Eigentlich doch ganz einfach, auch ohne Mathe-LK. Hallo Retro Studio Evil gibt sich mit "Syder Arcade" nicht nur dem vorherrschenden Retrotrend hin, nein, das hier ist ein Bekenntnis, eine Hommage, eine Offenbarung! Was das Spiel von der Masse von Indie-Sidescrollern abhebt, sind verschiedene optionale Grafikfilter (zwanzig an der Zahl), die den Spieler fast drei Jahrzehnte Videospielgrafikentwicklung durchleben lassen. Angefangen von Klassikern wie dem C64 oder dem Apple II, geht es weiter zu verschiedenen Stadien der "Dosen", sprich IBM-kompatiblen Personal Computer (um einmal korrekten Fachjargon zu verwenden). CGA, EGA, Hercules und sogar zwei verschiedene VGA-Modi sind als Filter einstellbar. Wem das nichts sagt, der sollte schnellstens das nächste Computermuseum aufsuchen. Ja, es ist ein Weilchen her, aber es gab eine Zeit vor Windows, DirectX, NVidia und Konsorten. Besonders gut ist der Amiga-Filter gelungen, er zeigt vor allem eins: Auch in den Neunzigern sahen diese Games schon verdammt gut aus. Faszinierenderweise muss man sich beim "durchfiltern" selbst eingestehen, dass "Syder Arcade" selbst auf einem 8-Bit-Computer funktioniert hätte. Tatsächlich sind die Level auch im C64- oder Apple II-Modus spielbar. Leichter wird es trotzdem nicht, denn "Syder Arcade" ist knallhart! Ein- bis zweihundert Schuss in den (Gegner, der aussieht wie ein) Ofen Vier Skill-Levels stehen zur Auswahl, dabei haut der unterste Schwierigkeitsgrad aber schon ganz schön rein. Fünf Missionen stehen im Story-Modus zur Verfügung. Klingt nicht nach viel, kann aber dauern. Das Schiff selbst ist um 180 Grad drehbar, so dass in jede der beiden Richtungen geschossen werden kann. Das klingt erst einmal wie eine Erleichterung, macht als taktische Komponente das Spiel in Wirklichkeit jedoch nur noch schwerer. So muss man sich entscheiden, ob man mit Rückwärtsschub nach hinten, den Gegnern und ihren Geschossen ausweichend und aus allen Rohren feuernd, fliegt, oder das Schiff wendet und die fiesen "Backstabber" frontal kalt macht. Im Arsenal stehen verschiedene Schiffe (zu Beginn drei an der Zahl) mit diversen Bord-Waffen sowie unterschiedlichen Spezialwaffen zur Verfügung. Dazu gibt es die Genre-üblichen Schilde, Speed-Ups und ähnliche Goodies. Aufpassen muss man vor verschiedenen mobilen oder fest installierten Gegnern sowie auf Minen, Homing Missiles und natürlich auf Tonnen von Asteroiden. Miss Ion Die Missionen unterscheiden sich nicht sehr stark voneinander, im Zweifelsfall muss auch mal ein mindestens zehn Mal so großer Kreuzer beschützt werden (Warum beschützt der nicht uns, wo er doch so groß ist?). Ansonsten folgen die Aufträge dem klassischen Schema: Gegner, noch mehr Gegner, viel mehr Gegner, Gegner von allen Seiten, verdammt viele Gegner, Endboss. Spezialwaffen werden durch das erfolgreiche Abschießen von Feinden aufgeladen, was den Leistungsdruck nur noch mehr erhöht, möchte man sein Schiff zwischen allen Feinden auf dem Monitor noch wiederfinden. Zusätzlich zur Kampagne steht ein Survival-Modus zur Verfügung. Hier gilt es, wie der Name bereits impliziert, zu überleben und dabei massiv Punkte zu sammeln. Denn niemand lebt ewig, außer in Highscore-Tabellen. Kleinere Achievements lassen sich ebenfalls erreichen, sie bringen aber außer Extrapunkten nichts ein. Eine Minikarte am oberen Rand verrät, aus welcher Richtung der nächste Gegneransturm hervor schießt. Die Story selbst geht irgendwo in dem ganzen Geballere unter, ist aber auch nicht weiter von Bedeutung: Es geht wohl irgendwie um Weltraumpiraten. Drumherum Gesteuert wird mit Tastatur, oder was empfehlenswerter ist, mit einem Gamepad. Für alle Nicht-Nostalgiker lässt sich der Grafiklevel auf NextGen-Standard hochdrehen. Ansonsten haben die verspielten Entwickler noch einen Modus für "World of Goo"-Fans eingebaut (Goolike), sowie für einen für Hipster. Der Hipster-Modus ist schwer zu beschreiben: Er sieht irgendwie anders aus, ein bisschen Retro, ein bisschen schick, aber nicht so wirklich toll. Die Game-Musik hingegen ist toll. Selbstredend auch diese im Bereich Retro angesiedelt und führt den Spieler durch einen Oscar-preisverdächtigen Elektrorock-Titelsong weiter zu langsameren Trance-artigen Stücken. Aber keine Angst: Die Musik ist qualitativ eher auf Amiga- als auf C64-Niveau bespielt.
- Core 2 Duo - 2 GB RAM - ab MacOSX 10.6 - 1 GB Festplattenspeicher
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