Far Cry 3: Blood Dragon

Far Cry 3: Blood Dragon (PC)

(Ubisoft)

geschrieben von Daniel Liebeherr

 

   
 

Wer meint, mit "Far Cry 3: Blood Dragon" ein Add-on für "Far Cry 3" zu erwerben, irrt sich in mehrfacher Hinsicht. "Blood Dragon" ist erstens ein Standalone-Game zum Add-on Preis, zweitens anders - und zwar so ganz anders.

Als Mark-IV Cyberkrieger Sergeant Rex Powercolt (!) ist man dazu verdammt, die Insel von den Schergen des bösen Generals Sloan zu räumen. Diese Omega-Soldaten sind ebenfalls cybertechnisch aufgewertet, jedoch als Gegner kaum der Rede wert. Störend erweist sich eine Tierplage. Nein, diesmal sind es keine gefleckten Großkatzen, sondern Blutdrachen. Als Gegner sind diese durchaus ernst zu nehmen, sie können jedoch auch auf feindliche Truppen gehetzt werden. Dazu müssen getöteten Omega-Soldaten ihre Cyber-Herzen herausgerissen werden. Diese lassen sich dann als Köder für die mutierten Eidechsen verwenden. Leider hat auch der verrückte General Sloan das Potenzial dieser Nicht-Streicheltiere entdeckt und von ihrem Blut getrunken.

 

Retro-Riot

Zwar setzt auch "Far Cry 3: Blood Dragon" auf die momentan - nicht nur im Videospielebereich - vorherrschende Retro-Schiene, spielt diese Karte aber gekonnt aus. Zur allgemeinen Verwirrung ist zu Beginn des Spiels auf dem Ladebildschirm etwas von einer Spurkorrektur zu lesen, doch keine Angst, damit ist nicht die im PC oder in der Spielekonsole eingebaute Festplatte gemeint. Vielmehr wird damit auf das VHS-Zeitalter angespielt, bessere VHS-Rekorder hatten tatsächlich eine automatische Spurkorrektur zum Zweck der Bildoptimierung. Genau in diese Zeit fällt auch die Geschichte des Spiels. "THE YEAR IS 2007, IT IS THE FUTURE" verkündet nicht nur die mit allerlei weiteren Seitenhieben an die 80er und 90er Jahre des vorherigen Jahrhunderts ausgestattete Website zum Spiel. Retro-Future heißt das dazu passende Stichwort. Gemeint sind damit alle möglichen Arten von Erzählformen, die Bezug auf eine Zukunft nehmen, wie sie sich Autoren vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte ausgemalt haben, und zwar rückblickend betrachtet.

 

Eis am Stil

Das Spiel selbst bezieht sich auf - zumeist B-Movie-artige - Spielfilme der "Video Home System"-Ära, welche die gesamten 80er Jahre durchzog und mit der Einführung der DVD Mitte bis Ende der 90er Jahre ihren Abschluss fand. In einer postapokalyptischen Welt werden Cyberkrieger, á la Dolph Lundgreen oder Jean-Claude Van Damme in ihren "besten" Rollen, gezüchtet. Aufgabengebiet dieser Kampfmaschinen auf zwei Beinen sind nicht etwa die jährlichen Spargelernten, sondern Spezialmissionen wie die Rückeroberung einer, von einem wahnsinnig gewordenen General kontrollierten, Pazifikinsel. Die Frage nach dem Warum der ganzen Misere stellt sich angesichts der bereits erwähnten Anleihen gar nicht erst. Die gesamte Story ist flach und ohne jeglichen rational nachvollziehbaren Hintergrund. Aber irgendwie scheinen mutierte Eidechsen gefolgt auf einen Atomkrieg und Cyberkrieger eben zusammenzupassen. Das war bekanntlich ja schon in den 80er Jahren "Common Sense".

Die größtenteils sinnfreien actionfilmreifen Dialoge passen ebenfalls perfekt ins B-Movie-Bild, sie sind schlecht übersetzt und synchronisiert. Die Sprecher wirken wie an einem Sonntagmorgen um 5 Uhr von der Straße aufgelesen. Für Puristen, die zusätzlichen Spaß haben wollen, gibt es Untertitel in der Originalsprache Englisch. Es ist faszinierend (und rückblickend dazu noch allzu wahr, insbesondere wenn man sich alte Bruce Willis Streifen einmal im Original ansieht) wie unterschiedlich "M*therf*cker" übersetzt werden kann. "Schnullerbacke" ist dabei noch die harmloseste Variante. Die (Fäkalsprach-)Witze sind, passend in die Zeit, sexistisch, homophob, proletenhaft oder einfach nur komplett albern. Mister Duke Nukem (1996) selbst hätte es nicht besser hinbekommen. Sogar "Nerd" gilt hier noch als ernst gemeintes Schimpfwort. Da schlackern selbst eingefleischten "Far Cry 3"-Spielern die Ohren.

Doch nicht nur allerlei Actionfilme werden auf die Schippe genommen, sondern auch einige Ego-Shooter der 90er. "Drücke ENTER, um zu beweisen, dass Du lesen kannst" erinnert an die vielen nervigen Trainingsmissionen, die man teilweise auch heutzutage immer noch abschließen muss, bevor die eigentliche Ballerei losgehen kann. Hierbei beweist "Far Cry 3: Blood Dragon" Mut zur Selbstironie.

Der Soundtrack des Spiels fügt sich ebenfalls in das Konzept des Games ein und lässt sich wohl am ehesten als Synthie-Rock bezeichnen. Die Zwischensequenzen sind dabei im C64- oder Amiga-Stil gehalten und geben optisch somit auch nicht allzu viel her. Doch sonst wäre es ja auch kein Retro-Spiel. Dabei werden Erinnerungen an das 1995 erschienene "Bioforge" wach.

 

Spiel-Zeugs

Im Spiel selbst angelangt, wird die Frage nach dem Zustand der eigenen Grafikhardware laut. Hat es die"GraKa" etwa erwischt oder genügt eventuell schon ein neuer Treiber? Die bunte Spieloptik gestaltet sich äußerst seltsam, sie sieht auf den ersten Blick irgendwie nach Grafikfehler aus. Ein blutroter Himmel wird durch die in vorwiegend grellen Neon-Farben angestrahlten Spielweltobjekte kontrastiert. Die Interlace-ähnlichen Linien, welche den Spielbildschirm durchziehen, lassen sich als Anleihe an die analoge NTSC-Norm vergangener Tage auslegen. Nichtsdestotrotz ist das Spiel einwandfrei spielbar, hat man erst einmal seine Scheu vor der bizarren Grafik überwunden.

 

Story? Ja, bitte!

Insgesamt scheint "Far Cry 3" deutlich durch. Neben den bekannten Tieren, welche gejagt werden können, auch hier wieder gern mit Pfeil und Bogen, lassen sich wie im Hauptspiel Gegenstände herstellen. Weitere Reminiszenzen bieten die Klettereinlagen, die aufrufbare Karte sowie das Handling benutzbarer Fahrzeuge und nicht zuletzt die leicht brutalen "Takedowns" von Gegnern, bei denen sich das Cyber-Auge des Protagonisten als hilfreich erweist. Garnisonen können erobert werden und gehören dann zur eigenen Fraktion: Auch das sticht Kennern der "Far Cry 3" sofort ins Auge: Gegnerischen Patrouillen sollte man ebenfalls wieder ausweichen, da das wiederholte Bekämpfen dieser Schergen unnötig viel Zeit kostet. Skills können aufgelevelt werden, das System ist dabei jedoch weniger komplex als beim "Original". Waffen erreichen bereits zu Beginn des Spiels auch ohne allzu viele Upgrades eine gute Durchschlagskraft, so dass man dieses Thema getrost vernachlässigen kann. Auf die Nebenmissionen kann man durchaus verzichten, da diese recht monoton sind. So bleiben insgesamt sechs Stunden Spielzeit für die Hauptmission.

 

 

 


Fazit

"Far Cry 3: Blood Dragon" ist von Umfang und Preis her perfekt für einen Durchzocktag. Kleine Schwächen können das gelungene Gesamtkonzept des Spiels nicht ernsthaft trüben. Prädikat: besonders gelungen. (25.06.2013)


Kommentare:
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2017-02-18 20:00:31... - TC Samet

dff


2017-02-18 19:55:35... -

samet


2017-02-18 19:54:52... -

dsds


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