NASCAR 06: Total Team Control (PS2) (Electronic Arts) geschrieben von Axel Kleps
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Ständig Neues? Jahr für Jahr beglückt EA die Spielewelt mit stets runderneuerten Versionen von Fifa, NBA, NHL und nicht zuletzt auch Nascar. Mit NASCAR 06: Total Team Control haben nunmehr die XBox- u. PS2-Besitzer die Chance, wieder in die berühmten Ovalrennen einzugreifen, wobei aber anzumerken sei, dass die PS2-Version nicht onlinefähig ist. Im Gegensatz zu den Vorgängern, hat der Spieler allerdings die Chance, ein ganzes Team während des Rennens zu steuern, sprich es ist möglich, während der Fahrt in ein anderes Fahrzeug des eigenen Teams umzusteigen, um auch dort weitere Erfolge einzufahren. Neu ist ebenfalls der Umfang des Spiels. Noch nie waren soviel Rennstrecken in ein Nascar-Spiel implementiert, allerdings nicht alle original, 13 Strecken haben sich die Entwickler von EA allerdings ausgedacht, was nicht heißen muss, das diese schlechter zu fahren sind. Außerdem gibt es als weitere Neuerung vier Klassen zu erobern, von der NASCAR Craftsman Truck-Serie, über die Whelen Modified-Serie, die NASCAR Busch-Serie und zuletzt den NASCAR NEXTEL-Cup. Wenn da mal nicht dem ovalen Rennspaß ein paar lustige Spielstunden ins Haus stehen? Am Anfang ist der Start... Jedem Nascar-Fan dürften die umfangreichen Startmenüs, die vielfältigen Einstellmöglichkeiten und tiefgründigen Statistiken noch in Erinnerung sein. Zumal am Anfang stets ein Fahrzeug gekauft, eingestellt, getestet und schließlich gefahren werden muss. Aber nicht dieses Mal! Nach dem Spielstart befindet der Spieler sich unmittelbar in einem Rennen und hat ganze zwei Runden Zeit, als Sieger über die Linie zu gehen. Ist dieses Ziel erst einmal gemeistert, gehts an die Auswahl der Teams, welche natürlich wieder komplett lizenziert sind. Nach einigen Einstellungen, Setups und Fahrtests kann man ein paar freie Runden drehen, um sich an die doch recht simulationslastige Steuerung zu gewöhnen. Einzig nervend in diesem Augenblick ist der virtuelle Rückspiegel, der mit anscheinend maximal 15 Frames läuft und mit dem entsprechenden Geruckel dem Spieler die Tränen in die Augen treibt. Doch dann kann es losgehen und die ersten Ligarennen können starten. Das Team Control-Gimmick wird über den rechten Analogstick gesteuert und witzigerweise ist es sogar möglich, mittels eines Headsets die Befehle akustisch an das Team in einem allerdings akzentfreien Englisch weiterzugeben. Nun, wer es braucht und gute Fremdsprachenkenntnisse besitzt, dem sei es gegönnt, allerdings sollte man multitaskingfähig sein, denn die Aufmerksamkeit sollte man stets dem Rennen widmen. Mut zur Verzweiflung Die Spatzen pfeifen es von allen Dächern. Alle Fahrer, die jemals ein Nascar-Spiel in die Hand genommen haben, wissen, dass diese Ovalrennen auf keinen Fall mit Arcade-Racern verglichen werden können. Die Steuerung ist hypersensibel und auf sich allein gestellt hat man eh keine Chance, die Zielflagge innerhalb des vorderen Starterfeldes zu sehen. Um erfolgreich zu sein, ist es unabdinglich, mit Teamkollegen zu kooperieren, Windschatten auszunutzen und vor allem sicher zu fahren. Aber EA hat natürlich auch hier vorgesorgt. Einige unterstützende Fahrhilfen machen es dem Anfänger leichter, sich in das Spielgeschehen einzufinden, um nicht nach zwei Rennen das Gamepad gefrustet an die nächste Zimmerwand zu befördern. So ist es möglich, sich nach und nach an die hecklastigen PS-Monster heranzuwagen und deren Finessen auszuloten. Ein kleiner Schubs hinten links, ein minimaler Stupser rechts und der Vordermann dreht Pirouetten, wie es ein russischer Balletttänzer nicht besser machen könnte. Allerdings aufgepasst, denn die KI merkt sich so etwas. Wer sauber fährt, dem fährt auch keiner rein, aber wer sich wie ein Henker durch das Fahrerfeld bewegt, der wird auch gnadenlos abgeschossen. Und jedem sollte klar sein, dass sich aktiver und intensiver Lackaustausch mit den Kontrahenten nicht positiv auf das Fahrverhalten des Boliden auswirkt und erst einmal gedreht, ist es so gut wie unmöglich, wieder Anschluss an die Spitzengruppe zu bekommen. Nach solchen Freundschaftsbeweisen im Bereich der Kaltverformung der Karosserien kann der Spieler im HUD-Display ablesen, in wieweit das Geschehen den Wagen in Mitleidenschaft gezogen hat. Leuchten die Lampen grün, dann ist alles ok, über gelb (Achtung!) bis hin zu rot, was dann einen dringend notwendigen Boxenstopp nach sich zieht. Das klingt ja wie im richtigen Leben, nicht wahr? Augenschmaus oder nicht? Die Playstation 2 hat den Vorteil, dass die Entwickler wirklich stimmungsvolle und schöne Grafiken erstellen können. Da hat EA bei NASCAR 06 aber geschlafen. Neben den klar strukturierten Menüs und teils sehr schönen Grafiken fällt die Qualität im Rennen rapide ab. Ein Grund könnte sein, das neben den über vierzig dargestellten Fahrzeugen auch noch ein Schadensmodell dargestellt werden muss, aber das kann nicht als Entschuldigung gelten, dass einige Wagen wirklich hässlich geworden sind, sei es seitens der Texturen oder der Polygonarmut. Noch schlimmer ist dann das Zusammenspiel mit dem bereits erwähnten Rückspiegel, der bei absoluter Volllast mal gerade zehn Frames schafft und ein mit der Zeit nerviges Kantenflimmern bei den meisten Strecken, das doch arg die Pupillen belastet. Die Peripheriegrafik, sprich Stadion, Zuschauer und etwaig andere Objekte sind ebenfalls altbacken dargestellt, was aber nur bei näherem Hinsehen auffällt. Zweckmäßigkeit war wohl hier die Mutter des Gedankens, was aber mit Sicherheit nicht die seltsam animierte Ein- und Ausfahrt in und aus der Boxengasse entschuldigt. Ein bisschen weniger Pixelgrafik wäre mehr gewesen. Sound oder Nichtsound? Was Electronic Arts bei der Grafik verbockt hat, stimmt den Soundfetischisten aber wieder zufrieden. Selten konnte der Spieler ein brummigeres V8-Dröhnen in die Ohren dringen lassen, selten klangen Unfälle realistischer als bei NASCAR 06 und noch seltener sollte man die durchaus gut gelungene Hintergrundmusik während des Rennens laufen lassen. Erstens gibt es keine Rennfahrer, die während ihrer nervenaufreibenden Arbeit Musik laufen haben und zweitens würde es den Teamchef wenig begeistern, eine schwere Musikanlage in den Rennwagen einbauen zu lassen. Die Rockmusik im Hintergrund ist gut anzuhören und durchaus von hoher Qualität, aber während eines Rennens sollte sie abgeschaltet bleiben, um dem Motorensound nicht die Power zu nehmen. Alles in allem ein gut geschnürtes Audiopaket, was EA dem Nascar-Spieler hier zu bieten hat. Hier teilt sich die Spreu vom Weizen. Dass sich NASCAR 06 komplett in Englisch präsentiert, mag für den einen zu verschmerzen sein, andererseits gibt es auch Fans, die dem Englischen nicht so ganz gewogen sind und im Verlaufe des Spiels Probleme bekommen werden. Viel Spielumfang macht den Fahrer froh (schön!), die Grafik ist aber durchwachsen und teilweise pixelig, das eigentlich seitens EA nicht zu entschuldigen ist (schlecht!). Der Motorensound stimmt jeden Fan fröhlich (schön!), der fehlende Onlinemodus wirft den europäischen Markt allerdings zurück (sehr schlecht!). Erfreulich sind die zu erreichenden Skill-Punkte nach einem gewonnen Rennen, die sich auf die Fahrfähigkeiten auswirken. Bei Nascar 07 wünsche ich mir deshalb eine aufgebohrte Grafikengine und einen Multiplayermodus, bei dem man gegen 41 andere Kontrahenten online antreten kann. Dann, meine lieben Freunde, steht ein Nascar ins Haus, welches wohl für längere Zeit unerreicht sein wird. Der Umfang stimmt, nur die die Verpackung nicht immer. Das Gameplay stimmt, nur die Grafik nicht. Der Sound ist völlig gelungen, nur kann man ihn im Splitscreenmodus mit nur einem menschlichen Artgenossen genießen. Sollte EA diese Diskrepanzen in der nächsten Ausgabe in den Griff bekommen, dann ist der Olymp des Nascar-Spielspaßes erreicht. So leider nicht ganz (10.02.2006)
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