Syberia

Syberia (NDS)

(HMH Interactive)

geschrieben von Daniela Salten

 

 
Entwickler: Mindscape
Publisher: HMH Interactive
Genre: Adventure
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Syberia
Preis: 39,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Obwohl der Nintendo DS durch die Touchpad-Funktion wie geschaffen für Point&Click-Adventures erscheint, gibt es von ihnen doch nur sehr wenige, die einen bleibenden Eindruck beim Spieler hinterlassen. Umso gespannter hat man sicherlich die Umsetzung des 2002 für den PC erschienenen Spiels "Syberia" für den NDS erwartet. Die junge Anwältin Kate Walker aus New York soll für eine große Spielzeug-Firma eine Fabrik in Valadilène, einem kleinen Ort in den französischen Alpen, erwerben. Die Fabrik stellt Automaten her, also Figuren und Puppen, die sich nach mechanischen Prinzipien bewegen. Dort angekommen, erfährt sie, dass die Besitzerin vor kurzem verstorben ist, es aber wohl einen Erben gibt, nämlich den seit Jahren verschollenen Bruder der alten Dame. Von Valadilène aus begibt sie sich mit dem Lokführer Oscar, einem Automaten, auf eine mysteriöse Zugfahrt zu fiktiven Schauplätzen und seltsamen Personen in ganz Europa, um den verschwundenen Erben zu finden und das Rätsel um sein Interesse an Mammuts und der mystischen Insel Syberia zu lösen.

Gameplay

"Syberia" beginnt mit einer Videosequenz. Man sieht Kate Walker, wie sie einen seltsamen Leichenzug beobachtet und sich danach zum örtlichen Hotel begibt. Dort beginnt dann das Abenteuer. Sämtliche Aktionen im Spiel werden mit dem Touchpen ausgeführt. Kate ist die einzige Figur, mit der man in "Syberia" agiert und die man mit Hilfe des Touchpens steuert. Leider bewegt sie sich zum Teil sehr langsam, so dass das Spiel unnötig in die Länge gezogen wird. Gerade weil man oft längere Wege gehen muss, ist das mit der Zeit extrem störend. Von besonderer Bedeutung sind vier Symbole in der rechten oberen Ecke des unteren Bildschirms. Über das Diskettensymbol ist es möglich, das Spiel jederzeit abzuspeichern. Berührt man das Telefon, erscheint Kates Handy. Damit kann man sowohl Anrufe tätigen als auch angerufen werden. Klingelt das Handy während des Spiels, verändert sich das Symbol. Durch Antippen wird das Gespräch automatisch angenommen. Ein weiteres Zeichen hat die Form eines Auges. Berührt man es, erscheinen eckige Klammern. Führt man anschließend den Touchpen über den Bildschirm, verändern sie an den Stellen, an denen man Aktionen ausführen kann, ihre Formen. Kann man eine Szenerie verlassen oder eine Sache näher betrachten, wird ein Pfeil angezeigt. Ein Mund, der auf einer Person auftaucht, verrät, dass man mit ihr reden kann. Wählt man sie dann an, erscheint im unteren Bildschirm eine Liste mit Themen, die man auch immer abarbeiten sollte, da zum Teil wertvolle Informationen in den Gesprächen verraten werden. Eine Hand in eckigen Klammern zeigt an, dass man eine Sache seinem Inventar hinzufügen kann. Erscheint ein Zahnrad, muss man an den entsprechenden Stellen etwas verändern, in der Regel mithilfe der Gegenstände aus dem Inventar. Es befindet sich im oberen Bildschirm und wird über das vierte Symbol aufgerufen, einen Pfeil. Wird er berührt, klappt das sogenannte Schnellinventar mit den Teilen, die im Laufe des Spiels noch eine Bedeutung haben, aus. Rechts im Schnellinventar ist ein Zahnrad abgebildet, über das man sich das Gesamtinventar im unteren Bildschirm anzeigen lassen kann. Diese Funktion ist in zweierlei Hinsicht von Bedeutung. Zum einen kann man sich durch Berührung erklären lassen, welche Sachen sich im Inventar befinden, zum anderen kann man nur hier Schriftstücke lesen. Man zieht es dafür in einen speziellen Lesebereich. Wählt man anschließend die "Lesen"-Schaltfläche, wird das Dokument angezeigt. Über das Inventar kann man außerdem das Hauptmenü aufrufen.

Rätsel und logische Brüche

Wesentliches Element des Spielprinzips von "Syberia" ist das Lösen von Rätseln. Mithilfe der eingesammelten Gegenstände und der Informationen, die man von den Personen, mit denen man gesprochen hat, erhält, muss man vor allem Automaten und Maschinen in Gang setzen. Das geschieht, indem man fehlende Teile einsetzt, Lochkarten einführt oder Zahlenkombinationen eingibt. Hat man nicht alle Aufgaben an einem Schauplatz gelöst, kann man nicht mit der Lokomotive in die nächste Stadt fahren und somit in das folgende Level gelangen. Es gibt insgesamt vier Städte: Valadilène, Barrockstadt, Komkolzgrad und Aralbad. Das Hauptziel jedes Levels besteht darin, die Lokomotive, mit der man reist, aufzuziehen, da auch sie über einen Federmechanismus verfügt, beziehungsweise dem Lokführer Oscar zu helfen, ohne den die Reise nicht fortgesetzt werden kann. Gerade beim Lösen der Rätsel werden aber einige Schwachpunkte von "Syberia" sichtbar, die vor allem die Steuerung betreffen. Um etwa einzelne Elemente aus dem Inventar in das Spiel einzufügen, also beispielsweise Zahnräder in eine Maschine einzusetzen, muss man bisweilen sehr genau sein. Es kommt öfters vor, dass die Steuerung nur dann reagiert, wenn man haarscharf auf die entsprechende Stelle tippt. Wegen der geringen Größe des Bildschirms wäre sicherlich eine etwas großzügigere Ausführung der zu berührenden Fläche wünschenswert gewesen.

Ein weiterer Kritikpunkt ergibt sich aus den logischen Brüchen, die zum Teil im Spiel existieren. Einige Passagen, die im PC-Spiel vorhanden waren, wurden in der DS-Version offenbar nicht berücksichtigt. Damit sind leider auch einige Hinweise und Aktionen, die den Verlauf des Spiels etwas glatter gestaltet hätten, weggefallen. So wird man etwa zu Anfang vom Notar zur Fabrik geschickt. In der Version für den PC trifft man unterwegs einen Mann, mit dem man sich unterhalten muss. In der DS-Version fehlt dieser Mann, so dass man selbst herausfinden muss, dass man zur Kirche gehen sollte. Dort sieht man eine Kommode mit fünf Schubladen. In der PC-Version befinden sich in allen fünf Fächern Gegenstände, die man an sich nehmen kann, hier jedoch nur in zweien. Dass man dann trotzdem alle fünf Fächer öffnen kann, verwirrt etwas. Hier und an anderen Stellen wäre sicherlich eine etwas sorgfältigere Umsetzung wünschenswert gewesen.

Sound und Grafik

Das gesamte Spiel ist mit einer mystischen Orchestermusik unterlegt. Jede der vier Städte hat dabei ihre eigenen spezifischen Klänge, was für ein wenig Abwechslung sorgt, da die Musikstücke mit der Zeit doch etwas monoton werden. Im Optionsmenü lässt sich die Musik aber auch komplett ausschalten. Was leider, abgesehen von den Videosequenzen, völlig fehlt, sind Soundeffekte. Keine Schritte, kein Vogelgezwitscher und keine Maschinengeräusche sind zu hören. Es ist bedauerlich, dass man darauf verzichtet hat, hätte es dem Spiel doch noch etwas mehr Atmosphäre geben können.

Die Atmosphäre wird vor allem von der beeindruckenden Grafik erzeugt. Die Hintergründe sind sehr detailreich und originell gestaltet. Landschaften und Gebäude wirken außerordentlich realistisch. Jede Stadt besitzt ihre eigenen Charakteristika: Valadilène ist der malerische kleine Alpenort, Barrockstadt die berühmte Universitätsstadt, Komkolzgrad der brachliegende Industriekomplex und Aralbad das schlecht besuchte, ehemalige Seebad. Alle Städte sind so dargestellt, dass sie auch in Wirklichkeit existieren könnten. Die manchmal etwas kalt wirkende Grafik passt sehr gut zur gesamten mysteriösen Story. Demgegenüber wirken die Figuren manchmal etwas auf den Hintergrund aufgesetzt. Sehr gut gelungen sind auch die Videosequenzen. Sie wirken zwar zum Teil etwas verschwommen, aber auch das entspricht dem Gesamtkonzept des Spiels. Insgesamt liegt eine grafische Umsetzung vor, die man sicherlich als beispielhaft bezeichnen darf.

Fazit

"Syberia" ist ein Spiel, das in den Bereichen Story und grafische Umsetzung den Vergleich zu PC-Spielen nicht zu scheuen braucht. Dass es auf einer PC-Version beruht, ist in dieser Hinsicht sicherlich ein Vorteil. Dem stehen die etwas hakelige Steuerung und die bei einer solchen Umsetzung fast zwangsläufig vorkommenden logischen Brüche gegenüber. Dennoch ist "Syberia" nicht nur etwas für Freunde des Point&Click-Adventures, sondern jedem zu empfehlen, der Sinn für eine gute, hintergründige Geschichte und wunderschöne Grafik hat.

(02.12.2008)

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