Final Fantasy XIV

Final Fantasy XIV

(Square Enix)

geschrieben von Witali Blum

 

 
Entwickler: Square Enix
Publisher: Square Enix
Genre: MMORPG
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Final Fantasy XIV
Preis: 39,00 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

Nach einem holprigen Start von "Final Fantasy XIV" liefert der Publisher "Square Enix" nicht nur einige Updates für das Programm, sondern verlängert die kostenlose Spielzeit der Erstkäufer, die sich bis zum 25. November 2010 registriert haben, um weitere 30 Tage. Als Begründung für die letzte Maßnahme wird die Dankbarkeit für das umfangreiche Feedback – euphemistische Beschreibung für empörte Beschwerden – vorgeschoben. Der Ersteindruck war ja nicht so berauschend, hier soll nun geklärt werden, ob die erfolgten Nachbesserungen diesem MMORPG eine zweite Chance geben, sich auf dem hart umkämpften Markt zu etablieren.

Organisatorisches

Jede Reise in die Welt eines Mehrspieleronlinerollenspiels (MMORPG) beginnt mit der Registrierung eines Accounts bei dem Hersteller oder Publisher des ausgesuchten Titels. Bei "Final Fantasy XIV" besetzt beide Rollen die Firma "Square Enix". Prinzipiell kann die Registrierung innerhalb von fünf Minuten erledigt werden, wenn man die AGBs sowie das Kleingedruckte nicht aufmerksam liest. Allerdings erspart genaueres Hinsehen viel Ärger beim späteren Lesen der Rechnung. Zusammengefasst steht in den Bedingungen, dass man im Grunde echtes Geld für Nichts zahlt, weil alle Inhalte wie Gegenstände oder Online-Währungen zu keinem Zeitpunkt permanentes Eigentum des Spielers werden und vermutlich auch nicht im echten Leben verkauft werden dürfen. Dennoch verlangt der Hersteller für einen Basiszugang satte 9,99 Euro sowie weitere 3 Euro pro erstellten Charakter. Effektiv kostet also ein Konto mit nur einer Spielfigur 12,99 Euro pro Monat. Solche dreisten Preise leistet sich nicht einmal der etablierte Marktführer in der MMORPG-Branche "Blizzard Entertainment" mit seinem Hit "World of Warcraft". Zum Glück liegt jeder Spielpackung von "Final Fantasy XIV" eine kostenlose Testzeit von dreißig Tagen bei. Man darf danach jedoch nicht vergessen, die gewählten Optionen im Square-Enix-Konto wieder abzumelden, sonst wird die angegebene Kreditkarte mit dem entsprechenden Betrag belastet. Sobald das Spiel installiert worden ist, darf man sich nochmals knapp eine halbe Stunde Zeit nehmen, um das Programm mit Online-Updates auf den neuesten Stand zu bringen. Obwohl dem Reviewer eine 25-Mbit-Leitung zur Verfügung steht, beträgt die durchschnittliche Downloadgeschwindigkeit nur 280 Kbit pro Sekunde, was 35 Kbyte pro Zeitintervall entspricht. Nach dieser Geduldsprobe wählt man schnell im Konfigurations-Programm, das übrigens extra ausgeführt werden muss, die optimalen Grafik- sowie Soundeinstellungen und beginnt mit der lang ersehnten Charaktererstellung auf einem inzwischen überbevölkerten Server.

Einstieg

Insgesamt stehen dem Spieler auf Eorzea – der Welt von "Final Fantasy XIV" – fünf Völker zur Auswahl, wobei diese aus weiteren Unterspezies bestehen. Die Menschen heißen hier "Hyur" und sind in "Wiesländer" sowie "Hochländer" unterteilt. Die katzenartigen "Miqo'te" gibt es als "Sonnentatzen" und "Mondstreuner". Die quirligen Gegenstücke zu Halblingen heißen "Lalafell" und unterscheiden sich nach ihrer Herkunft als "Halmlinge" sowie "Sandlinge". Die stolzen Elben oder auch "Elezen" sind die Ureinwohner Eorzeas. Ihre Stämme heißen "Erlschatten" wie auch "Dunkelalben". Schließlich gibt es noch die hünenhaften "Roegadyn" als "Seewölfe" und "Lohengarde". Alle Subspezies unterscheiden sich in ihren Attributen, zu denen nicht nur die allgemein bekannten Eigenschaften wie Kraft oder Intelligenz zählen, sondern auch elementare Resistenzen gegen Feuer-, Wasser-, Eis-, Blitz-, Erde-, Licht- ebenso wie Schattenangriffe. Interessanterweise dürfen Spieler bei einigen Völkern nur ein Geschlecht wählen, was immer mit einer plausiblen Geschichte untermalt wird. So sind die "Miqo'te" Einzelgänger und meiden die Gesellschaft. Nur die Frauen besitzen genug Neugier, um über ihren Schatten zu springen und sich einer Abenteurergruppe anzuschließen. Spielerisch macht die Geschlechterwahl einen rein optischen Unterschied, wobei der Reviewer persönlich lieber stundenlang einer Katzenmieze auf den Hintern starrt als einem breitschultrigen Barbaren.

Als erfahrener Rollenspieler fällt die Entscheidung, doch lieber einen männlichen Dunkelelfen zu verkörpern. Im nächsten Schritt optimiert man die Erscheinung seines digitalen Alter Egos. Es empfiehlt sich, von den Standardeinstellungen abzuweichen, wenn man nicht allzu viele Zwillingsgeschwister in "Final Fantasy XIV" antreffen möchte. Die wichtigste Wahl – die Klasse – ist zum Glück nicht endgültig, denn der Spieler darf sie nach Belieben zusammen mit dem nötigen Handwerkszeug wechseln. Zur Verfügung stehen diese Berufe: Krieger mit den Unterklassen Gladiator, Marodeur, Faustkämpfer, Bogenschütze und Pikenier; Magier mit Thaumaturg und Druide; Sammler mit Fischer, Minenarbeiter und Gärtner; Handwerker mit Zimmermann, Grobschmied, Plattner, Goldschmied, Gerber, Weber, Alchemist und Gourmet. Vor allem die letztgenannten Befähigungen spielen in "Final Fantasy XIV" eine große Rolle, weil hauptsächlich mit ihrer Hilfe sehr seltene Objekte hergestellt oder vollständig repariert werden können. Da ein Review als Gärtner nur wenig Begeisterung wecken sollte, wird die Klasse Thaumaturg – Wundertäter auf deutsch – gewählt. Daraufhin sucht man sich einen Geburtstag sowie eine Schutzgottheit aus, die in periodischen Abständen für eine Weile gewisse Boni – auch besser als "Buffs" bekannt – gewähren. Schließlich wird der Spieler gebeten, sein Startgebiet zu nennen, wobei seine Wahl eine der drei möglichen Hintergrundgeschichten bestimmt. Die Städte Ul'dah, Limsa Lominsa sowie Gridania stehen für Wüste, Küste sowie Waldgebiet.

Nach einem kurzem Ladevorgang erwacht der frische Charakter auf einer Lichtung in der Nähe von Gridania. Ohne großartig auf die am Boden liegenden Gestalten zu achten, stapft man sofort Richtung Ausgang und ... wird sofort wieder zum Startplatz zurückbefördert. Ein erneuter Versuch führt zum gleichen Ergebnis. Was ist denn los? Erst beim genauren Betrachten des Bildschirms erkennet man in der Chatbox – mit violetter Schrift auf dunklem Hintergrund – den Hinweis, der Spieler befinde sich in einer Instanz und könne diese nur nach Erfüllung bestimmter Aufgaben verlassen. Instanzen? Das kennt man doch aus "World of Warcraft": für Spielergruppen generierte Level, an deren Ende meistens ein Boss besiegt werden will. Wem soll der Arsch versohlt werden? Die Waffen gezückt schaut sich der Charakter um. Nichts – nur ein paar schlafende oder bewusstlose Nichtspielercharaktere (NPC) am Boden. Ein Versuch, mit ihnen zu sprechen, führt schließlich zu einer Zwischensequenz, die die Handlung vorantreibt. Jetzt sollen ein paar wilde Hunde dran glauben. An dieser Stelle macht sich die unnötig komplizierte Steuerung von "Final Fantasy XIV" bemerkbar, denn die standardmäßig implementierte Auto-Angriff-Funktion aus "World of Warcraft" oder "Runes of Magic" fehlt. Man muss manuell ein Monster auswählen, sich in die Reichweite begeben und schließlich den Angriffszauber bestätigen. Schlimmer wird es lediglich bei Attacken, die einen großen Schadensradius besitzen, denn man soll dazwischen nochmals ein Ziel bestätigen. Kein Wunder also, dass die wilden Hündchen den Dunkelelfen beim ersten Versuch mühelos zerfleischen.

Wer darauf wartet, automatisch wiederbelebt zu werden, wartet vergebens, da dieser Prozess in "Final Fantasy XIV" Eigeninitiative erfordert. Aus einem Untermenü muss man die Option "Rückholen" wählen und anschließend weilt der Charakter wieder unter den Lebenden. Als Folge der Wiederbelebung erhält er für eine kurze Dauer einen Malus auf seine Eigenschaften. Darüber hinaus wird im späteren Spielverlauf das digitale Alter Ego zum letzten berührten Ätherknoten transportiert. Mit etwas Übung wird der erste Gegner bezwungen und eine anschließende Sequenz bringt den Protagonisten sowie seine zwei NPC-Begleiter nach Gridania. Als bemerkenswert erweist sich an dem ganzen Spielbeginn: Man erhält zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Hilfestellung. Genre-Neulinge wären nach so einem Einstieg frustriert und vor allem demotiviert weiterzumachen. Der viel zu stark aufgeräumte HUD trägt auch nicht gerade zur Benutzerfreundlichkeit bei. Als daraufhin der übliche "Lass den Neuling laufen"-Auftrag in das Questbuch eingetragen wird, hofft der Spieler endlich auf ein paar Informationen zur Spielmechanik, doch auch diese Erwartung wird enttäuscht. Wenigsten gibt es für den Laufmarathon ein paar Erfahrungspunkte für den Stufenaufstieg. Bei Gelegenheit werden auch die Attribute optimiert. Dies ist auch bitter nötig, denn mit der anfänglichen Ausrüstung kann uns sogar ein scheinbar harmloses Erdhörnchen zeigen, wer die größeren Nüsse knacken kann.

Jagd nach Ruhm

Der Dunkelelf hat nach seiner heftigen Auseinandersetzung mit dem bissigen Erdhörnchen Blut geleckt und möchte gern weitere Kämpfe bestreiten, um auf lange Sicht den Maximallevel 50 zu erreichen. Da jedoch bei diesem Prozess die getragene Ausrüstung beschädigt wird, wäre es besser, einen Auftrag an Land zu ziehen, der Geld für die erforderlichen Reparaturen einbringt. Ein Besuch bei der Dame, die zuvor den "Lass den Neuling laufen"-Auftrag vermittelt hat, bleibt erfolglos. Zum Glück gibt es in der Nähe jede Menge NPCs mit grün hinterlegten Namen, von denen sicherlich einer der Dienste eines Magiers bedarf. Fündig wird man direkt am Nachbartresen. Ein groß gewachsener Mann heuert Kämpfer sowie Magiebegabte an, während seine Begleiterin die Handwerker mit Aufgaben versorgt. Das Ganze funktioniert ähnlich wie in "Monster Hunter Tri", indem der Spieler die für seine Klassenstufe typischen "Missionskarten" mit Beschreibung aus einem Menü auswählt und seine Teilnahme bestätigt. Dabei ist es möglich, mehrere auf einmal zu nehmen, um sich die wiederkehrenden Laufwege zum Arbeitsamt zu sparen. Anschließend lenkt man die Spielfigur zum nächstgelegenen "Ätheriten" – eine Art magischer Hinkelstein – und aktiviert eine der Missionskarten in einer der fünf verfügbaren Schwierigkeitsstufen. Natürlich sollte der gewählte Zauberobelisk möglichst nahe am Einsatzort liegen, da die Aufträge ein Zeitlimit von jeweils 30 Minuten haben. Etwaige Laufstrecken zum Ziel sollten also berücksichtigt werden. Bei Bedarf kann sich der Spieler direkt zum Ätheriten teleportieren, wobei er aber vier von seinen anfänglichen hundert Punkten aus seinem Anima-Vorrat verbraucht, die nur äußerst langsam regeneriert werden.

Wie erwartet betätigen sich Neulinge primär als Kammerjäger, denn die ersten Gegner sind Leuchtkäfer, Pilzmonster sowie die berüchtigten Erdhörnchen. Merkwürdigerweise darf man nicht die Viecher erlegen, die überall kurz vor dem Lager rumlaufen, sondern wird auf der Minikarte zu einem weiter entfernten Areal geleitet, wo schließlich die Ziele mit einer deutlich sichtbaren Schriftrolle über dem Kopf markiert sind. Zum Glück bleibt dem Spieler der Rückweg erspart, weil nach Erfüllung des Missionsziels ein "Ätherknoten" erscheint, an dem der Auftrag als erfüllt abgegeben, die Belohnung kassiert sowie der Rücktransport zum Ätheriten in die Wege geleitet wird. Vor allem für Magier ist ein Besuch beim magischen Hinkelstein sinnvoll, da dieser neben teuren Tränken als einziges Objekt die Manapunkte aufzufüllen vermag, während die Lebenspunkte sich automatisch regenerieren, sobald die Waffen weggesteckt worden sind. Erfolgreiche Abenteurer bekommen für abgeschlossene Quests Erfahrungspunkte, Gil – die lokale Währung, die mit einer hohen Inflationsrate behaftet ist –, Gegenstände und Fraktionspunkte. Letztere schalten einige seltene Missionen mit besseren Belohnungen frei, wenn man bei der entsprechenden Gruppierung einen besseren Ruf erworben hat. Wirklich gute Ausrüstung erhält man jedoch nicht durch fleißiges Monsterschnetzeln, sondern von kompetenten Handwerkern, die sich ihre Arbeit aber fürstlich bezahlen lassen.

Um festzustellen, warum die Preise für Dienstleistungen so exorbitant hoch sind, wechselt der Dunkelelf kurzerhand seine Klasse zu einem Gärtner, indem er das magische Zepter gegen eine Handaxt und Sense, die im entsprechenden Gildengebäude zu erwerben sind, tauscht. Leider muss nach dem Klassenwechsel die Taskleiste umständlich geändert werden, indem die inaktiven Talente eines Magiers gegen die Fähigkeiten des neuen Berufs ersetzt werden. Leichter geht das Ganze nur vonstatten, wenn man einen automatisierten Code – ein sogenanntes Makro – programmieren kann. Da waren die Entwickler wohl zu faul, einen Button für den einfachen Klassenwechsel, der übrigens nur außerhalb eines Kampfes durchführbar ist, zu erstellen. Bei allen verfügbaren Berufen sollte die Karriere stets beim zuvor erwähnten Arbeitsamt beginnen, denn die vermittelten Jobs eignen sich hervorragend, um die Talente durch wiederholte Benutzung zu steigern, ohne dabei eigene Materialien zu verschwenden. Handwerker stellen dabei etwas im Auftrag her und Sammler wie Fischer, Bergarbeiter sowie Gärtner fördern Rohstoffe für die Produktion. In "Final Fantasy XIV" ist fast jede Arbeit mit einem Minispiel verbunden, das auf Dauer jedem Spieler auf die Nerven geht und wohl den Hauptgrund für die teuren handwerklichen Güter darstellt.

Die einfachste Aufgabe eines Gärtners ist das Ernten von Kräutern, Früchten, Gemüse oder Pilzen, die unter anderem von Gourmets sowie Alchemisten als Ressourcen benötigt werden. Dabei holt der Held an einer blinkenden Stelle im Gras seine Sense hervor und schneidet die Beute einfach ab. Etwas mehr muss man sich beim Holzfällen für die Zimmermänner bemühen. Zunächst muss der Spieler mit dem entsprechenden Talent einen geeigneten Baum suchen, eine Stelle am Stamm zum Abholzen markieren und danach den Schlagwinkel der Axt festlegen. Letztendlich entscheidet der Zufall, ob dann der Hieb erfolgreich ist. Bei einem Misserfolg sollte man natürlich einen anderen Winkel wählen, während bei positiver Benachrichtigung in die gleiche Kerbe geschlagen wird. Außerdem gibt es noch die Variante "fehlt noch etwas Glück", die den Spieler auffordert, den Winkel nur leicht zu korrigieren. Merkwürdigerweise erbeutet der Spieler beim Holzfällen nicht nur Äste sowie Holzscheite, sondern auch Bienenwaben, Vogelfedern und anderen Schnickschnack. Ähnliches Vorgehen erfordern ebenfalls andere Sammler- beziehungsweise Handwerksberufe, wobei das Fischen am schwierigsten erscheint, weil gleich fünf Parameter über den Erfolg des Anglers entscheiden und er dazu neben seinem Arbeitsgerät den passenden Köder vorrätig haben muss. Auf Dauer ist das Minispiel, das durch extrem langsame Charakteranimationen begleitet wird, sehr lästig, so dass viele Spieler lieber Unsummen an Gil für fertiggestellte Objekte bezahlen, als selbst etwas zur Wertschöpfungskette beizutragen.

Ein weiteres Hindernis für einfache Handwerksarbeit ist die Tatsache, dass in "Final Fantasy XIV" Rezeptbücher oder Anleitungen fehlen, die dem Spieler mitteilen, welche Ressourcen er für die Herstellung von gewünschten Gegenständen benötigt. So ist man oft darauf angewiesen, externe Internetseiten zu Rate zu ziehen. Blöd ist nur, dass es nicht möglich ist, einfach mit "Alt+Tab" kurz zu schauen und wieder ins laufende Geschehen zu gehen, denn das Programm stürzt bei einem Wechsel zum Desktop ab. Viel katastrophaler ist jedoch das Marktsystem, dass hauptsächlich nach dem Prinzip der Marktschreier funktioniert. Jeder Spieler hat das Recht aus seinem 80 Felder großen Inventar Waren direkt auf offener Straße feilzubieten. Infolgedessen postieren sich besonders motivierte Händler an wichtigen Ein- sowie Ausgängen und spammen vorbeigehende Abenteurer mit ihrer Werbung zu. Obwohl es einen offiziellen Handelskanal zum Chatten gibt, hält sich keine Sau an die Anweisung, nur dort zu handeln. Das Ganze hat schon solche Ausmaße angenommen, dass der DLH.Net-Dunkelelf alle Plätze auf der Ignorier-Liste belegt hat. Um es noch schlimmer zu machen, darf man einen NPC-Gesellen mit weiteren 80 Inventarplätzen anheuern, der die Waren verkauft, während der Spieler anderweitig beschäftigt ist. Wenn man sich nun doch dazu entschließt, einen bestimmten Gegenstand zu erwerben, muss man alle möglichen Händler und Gesellen abklappern, weil es keine Gesamtübersicht der verfügbaren Waren wie in einem Auktionshaus bei "World of Warcraft" gibt. An dieser Stelle hätten die Entwickler ruhig auf die mittelalterlich anmutende, authentische Marktsituation verzichten können.

Mit weiterem Fortschritt wird man feststellen, dass die meisten Missionen dem Schema F folgen: besorge dies, töte das, finde diese Person und so weiter. Schnell werden die Aufträge langweilig und man sucht freiwillig die Nähe zu anderen Spielern, um wenigstens im Kampf gegen übermächtige Bosse Spannung aufkommen zu lassen. Leider treten häufiger Kommunikationsbarrieren auf, die nicht einmal mit sehr guten Englischkenntnissen zu überwinden sind. Square Enix hat nämlich versäumt, die Spielserver landesspezifisch aufzuteilen, so dass Spieler aus aller Welt miteinander klarkommen müssen. Zwar gibt es im Chatfenster ein Übersetzungstool, das Abhilfe schaffen soll. In der Realität funktioniert die Übersetzung mehr schlecht als recht, weil das Programm nicht mit den gängigen MMORPG-Abkürzungen klarkommt. Obwohl es möglich ist, vorgefertigte Sätze zu verwenden, benutzen nur die wenigsten Spieler diese Funktion, da die Auswahl aus dem verschachtelten Menü viel zu lange dauert. Inventar, Fertigkeiten, Attribute, Questbuch und weitere wichtige Optionen des Rollenspiels sind übrigens auch nur über zahlreiche Mausklicks zugänglich – Hotkeys sucht man hier vergebens. So kommt es, dass die taktischen Vorteile von stapelbaren Angriffen der Gruppenmitglieder oftmals ungenutzt bleiben. Dabei ist es oftmals hilfreich, Bossgegner beispielsweise erst zu betäuben, dann zu vereisen und anschließend mit einem heftigen Schlag zertrümmern zu können. Aus dieser Angriffsfolge lässt sich unschwer erkennen, dass die traditionelle Klasseneinteilung in Tank, Healer, Caster sowie Damagedealer auch in "Final Fantasy XIV" zu finden ist. Die einzige Ausnahme zu anderen MMORPGs besteht darin, dass man jederzeit den Beruf wechseln und sogar die Attribute neu verteilen darf.

Präsentation

Eine der wenigen Stärken von "Final Fantasy XIV" ist die schöne Grafik, die mit durchaus beeindruckenden Spezialeffekten geschmückt ist, wie beispielsweise authentischen Nebelschwaden, Lichtspielen und Wasserreflexionen. Auch sind gelegentlich Wetterwechsel zu beobachten, die jedoch viel zu abrupt geschehen. Mal gießt es aus allen Kübeln und in fünf Sekunden ist plötzlich heller Sonnenschein. Geeignete Übergänge hätten die Atmosphäre deutlich verbessern können. Passend zum Wetter verändern sich die Bodengeräusche. Aus einem schlürfenden Schlendern durch Gras wird zum Beispiel bei starkem Regen ein Platschen durch Pfützen. Die Umgebungseffekte haben jedoch keinerlei Einfluss auf die Spielmechanik. Darüber hinaus besticht das Spiel durch eine riesige Welt, die prinzipiell auf Entdeckungstour einlädt. Praktisch aber tummeln sich sehr viele Spieler an den Schlüsselplätzen zum Rohstoffabbau sowie in Städten, was oftmals zu nervigen Ladeverzögerungen – auch Lags genannt – beim Durchschreiten der Orte mit allzu vielen Kollegen führt. Das Charakterdesign entspricht größtenteils dem "Final Fantasy"-Universum, jedoch gibt es starke Ähnlichkeit zu Konkurrenztiteln wie beispielsweise den Dunkelelfen aus "Lineage II". Auch die Monster können sich nicht eines einzigartigen Aussehens rühmen, denn irgendwo hat man schon vergleichbare Viecher in den unendlichen Weiten des MMORPG-Markts gesehen. Die zunächst imponierende deutsche Synchronisation bei den Zwischensequenzen am Anfang des Spiels wird leider nicht konsequent fortgesetzt, denn die Entwickler beschränken sich im weiteren Verlauf der Hintergrundgeschichte auf eingeblendete Untertitel. Dafür sind aber alle Objektnamen sowie Questdialoge gut übersetzt worden – selbst die Berufsbezeichnungen sind dem deutschen Sprachraum angepasst worden. Der letzte Kritikpunkt ist die fehlende Möglichkeit, die musikalische Hintergrundbegleitung abzuschalten. Selbst wenn die Klänge zu Beginn noch so schön erklingen – auf Dauer wirken sie nervtötend.

Eine genauere Betrachtung von "Final Fantasy XIV" verfestigt lediglich das im Ersteindruck entstandene Urteil. Das Spiel hat in dieser Form keine Zukunft und wird sich vermutlich nicht dauerhaft auf dem MMORPG-Markt etablieren können. Obwohl die riesige Welt mit zahlreichen Gegenständen sowie beliebig wechselbaren Klassen eine äußerst lange Spieldauer verspricht, scheitern die Entwickler an einfachsten Dingen. Die komplizierte, verschachtelte Steuerung ohne Hotkeys, der langwierige, nervtötende Produktionsprozess von Gütern, die fehlende Servereinteilung nach Ländern sowie die dauerhafte Hintergrundmusik sind nur wenige der unzähligen Fehler, die "Final Fantasy XIV" zu einem Geduldsspiel machen, das nur hartgesottene Fans durchstehen wollen. Die überzogenen Preisvorstellungen von Square Enix geben dem Spiel den letzten Todesstoß, von dem es sich wohl nicht mehr erholen wird.

(03.11.2010)

Minimale

- Windows XP SP3, Windows Vista 32-bit / 64-bit SP2, Windows 7 32-bit / 64-bit

- Intel Core 2 Duo 2.0 GHz, AMD Athlon X2 2.0 GHz

- 1.5 GB RAM (Windows XP), 2 GB RAM (Windows Vista, Windows 7)

- Grafikkarte mit mind. 512 MB RAM, NVIDIA GeForce 9600-Serie, Radeon HD 2900-Serie

- DVD-ROM-Laufwerk

- mind. 15 GB freier Festplattenspeicher plus 6 GB auf Laufwerk mit Ordner "Eigene Dateien"

- Soundkarte DirectSound-kompatibel (DirectX 9.0c oder höher)

- DirectX 9.0c oder höher

- Bildschirmauflösung 1280x720 (32-bit) oder höher

- Maus und Tastatur, Gamepad

- permanent bestehende Breitbandverbindung zum Internet

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