Wii Fit

Wii Fit (Wii)

(Nintendo)

geschrieben von Roland Kindermann

 

 
Entwickler: Nintendo
Publisher: Nintendo
Genre: Fitness-Spiel
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Wii Fit
Preis: 88,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Ein gängiges Klischee besagt, dass Videospieler meist übergewichtig und bewegungsscheu sind. Nintendo hat mit Spielen wie "Wii Sports" bereits dazu beigetragen, dieses Image abzulegen und geht nun mit dem Fitness-Spiel "Wii Fit" noch einen Schritt weiter. In Japan, wo "Wii Fit" bereits im letzten Dezember erschien, konnten im ersten Monat bereits über eine Million Exemplare verkauft werden. Ob der Hype gerechtfertigt ist, lesen Sie in unserem Test.

Personenwaage inklusive

Der erste Trainingseffekt stellt sich bereits beim Kauf von "Wii Fit" ein, da die Verpackung etwa doppelt so groß wie die der Wii und nicht ganz leicht ist. Dies liegt daran, dass neben der DVD und Anleitung auch das Wii-Balance-Board beiliegt. Dabei handelt es sich um ein etwa 50 mal 30 Zentimeter großes, sechs Zentimeter hohes Gerät, das optisch an eine weiße Designer-Personenwaage erinnert und auf dem sie während des Spieles meist stehen. Das Wii-Balance-Board verbindet sich drahtlos zur Konsole und benötigt vier AA-Batterien. Die Verarbeitung ist – wie von Nintendo gewohnt – ausgezeichnet. Lediglich das klassische Wii-Weiß scheint als Farbe für ein Gerät, auf dem man steht, ein wenig unpraktisch.

Die Stunde der Wahrheit

Beim ersten Start von "Wii Fit" müssen Sie zunächst das Balance-Board bei der Konsole registrieren. Anschließend wählen Sie Ihren Mii aus, geben Ihre Größe ein und führen einen Körpertest durch. Als erstes wird dabei Ihr Gewicht gemessen und Ihr Body-Mass-Index (BMI) berechnet. Dann teilt das Spiel Ihnen mit, ob Sie über- oder untergewichtig sind oder gar Ihr Idealgewicht haben. Anschließend können Sie sich ein BMI-Ziel und einen Zeitpunkt, an dem Sie es erreichen möchten, setzen. Nun wird Ihr Wii-Fit-Alter, das als Messzahl Ihrer Fitness gedacht ist, berechnet. Dazu wird zunächst gemessen, wo Ihr Körperschwerpunkt ist, wenn Sie geradestehen. Anschließend müssen Sie in zwei simplen Balancespielen Ihr Können beweisen, beispielsweise, indem Sie auf Kommando das Gewicht mehr nach links oder nach rechts verlagern. Da jedoch die Auswahl der beiden Minispiele variiert und einige Alternativen deutlich schwerer sind als andere, ist das Wii-Fit-Alter nur in beschränktem Maße aussagekräftig. Haben Sie sich einen Überblick darüber verschafft, wie es um Ihre körperliche Verfassung steht, geht es ans Trainieren. Dabei stehen vier Kategorien zur Verfügung: Yoga, Muskelübungen, Aerobic und Balancespiele.

Entspannen mit Yoga

Yoga dient nicht nur der Fitness, sondern hat auch entspannende Wirkung. Dazu ist insbesondere eine ruhige, zu ihren Bewegungen synchrone Atmung wichtig. Insgesamt gibt es 15 Yoga-Übungen von wechselndem Schwierigkeitsgrad, von denen zu Beginn fünf freigeschaltet sind. Bevor es losgeht, können Sie sich jede Übung wahlweise von einem Trainer oder einer Trainerin erklären und zeigen lassen. Während Sie die Übungen ausführen, geben ein sich vergrößernder und verkleinernder Kreis und ein entspannendes, an Meeresrauschen erinnerndes Geräusch Ihnen den Rhythmus, in dem Sie atmen sollen, an. Am Ende jeder Übung bekommen Sie eine Punktzahl und dürfen sich gegebenenfalls in eine Bestenliste eintragen. Meist müssen Sie für eine gute Bewertung besonders ruhig stehen und dürfen nicht schwanken.

Die Muskeln stärken

Die Muskelübungen sind nicht so entspannend wie Yoga, haben dafür jedoch einen stärkeren Trainingseffekt und sind dementsprechend auch anstrengender. Zur Verfügung stehen zwölf Übungen, die vom Liegestütz bis zum Trizepsdrücken reichen. Wie beim Yoga erläutert der Trainer zunächst, was Sie machen müssen. Diese Anleitung lässt sich natürlich auch später jederzeit wieder einblenden. Haben Sie dann noch immer nicht jedes Detail durchschaut, können Sie sich die Übung noch einmal vorführen lassen und währenddessen die Kamera frei um den Trainer drehen und zoomen, um alle Details zu verinnerlichen.

Gutes Feedback

Wie auch beim Yoga wird Ihre Leistung bei den Muskelübungen bewertet. Bei dem Ausfallschritt beispielsweise müssen Sie einen Fuß auf das Balance-Board stellen und den anderen nach hinten ausstrecken. Anschließend beugen und strecken Sie das vordere Knie und bewegen sich so auf und ab. Anhand der Kraft, die auf das Balance-Board wirkt und Ihrem zuvor gemessenen Gewicht merkt "Wii Fit", wie weit Sie das Knie beugen. Um die volle Punktzahl zu erreichen, müssen Sie bei jeder Wiederholung der Übung etwa einen Winkel von 90 Grad erreichen. Beugen Sie das Knie hingegen weiter, so werden Sie vom Trainer ermahnt. Auch bei anderen Übungen versucht "Wii Fit" anhand der Sensordaten des Balance-Boards und der Wiimote zu erkennen, ob Sie sie richtig ausführen und weist Sie gegebenenfalls auf Fehler hin, was erstaunlich gut funktioniert.

Neben den zwölf Muskelübungen gibt es auch noch drei Duell-Modi. Dabei treten Sie gegen Ihren Trainer an und gewinnen, wenn Sie mehr Liegestütze oder Klappmesser schaffen, beziehungsweise wenn Sie länger in der "Horizontales Stretching"-Position verharren können. Besiegen Sie den Trainer einmal, so wird er beim nächsten Duell besser.

Die Hüften kreisen lassen

Die dritte Kategorie neben Yoga und Muskelübungen ist Aerobic. Hier ist das Ziel nicht, bestimmte Muskeln zu trainieren, sondern Fett zu verbrennen. Dazu stehen vier verschiedene Spiele in insgesamt neun Varianten zur Verfügung. Beim Hula-Hoop stellen Sie sich auf das Balance-Board und lassen die Hüfte kreisen. Ihr Mii ahmt diese Bewegung auf dem Bildschirm mit einem Reifen nach. Gelegentlich wirft ein anderer Mii Ihnen einen neuen Reifen zu, den Sie dann fangen müssen, indem Sie sich in die entsprechend Richtung lehnen. Je mehr Reifen Sie fangen und je mehr Umdrehungen Sie in dem vorgegebenen Zeitrahmen schaffen, desto mehr Punkte erhalten Sie. Das Super-Hula-Hoop funktioniert ähnlich, dauert allerdings länger und ist in zwei Phasen, in denen unterschiedliche Drehrichtungen vorgegeben sind, unterteilt.

Tanzen

Beim Basic-Step müssen Sie, ähnlich wie bei einem Tanzspiel, im Rhythmus zur Musik auf das Balance-Board und wieder hinabsteigen. Symbole auf dem Bildschirm zeigen Ihnen dabei an, welcher Fuß wann an die Reihe kommt und ob Sie sich vor und zurück oder seitwärts bewegen sollen. Beim Plus-Step steigt die Geschwindigkeit und es kommen weitere, kompliziertere Schrittfolgen hinzu. Beim freien Step hingegen müssen Sie nur im Takt auf das Balance-Board auf- und absteigen, ohne dabei die Reihenfolge oder die Art der Schritte zu variieren. Dafür dauert das Training wesentlich länger – auf Wunsch bis zu einer halben Stunde. Damit Sie während dieser Zeit nicht auf den Bildschirm starren müssen, sondern beispielsweise Fernsehen können, gibt der Lautsprecher der Wiimote Ihnen den Takt vor. Auch beim Rhythmus-Boxen kommt es auf das richtige Timing an. Allerdings liegt der Fokus eher auf den Armen, mit denen Sie mit Nunchuck und Wiimote Boxbewegungen vollführen.

Laufen

Beim Joggen benötigen Sie das Balance-Board nicht. Stattdessen stecken Sie die Wiimote in die Hosentasche oder halten Sie einfach in der Hand und laufen auf der Stelle. Dabei läuft Ihr Mii mit einem Trainer über eine liebevoll gestaltete Insel, auf der es viele Dinge wie beispielsweise einen Windpark oder einen Bergsee zu entdecken gibt. Da es viele verschiedene Strecken unterschiedlicher Länge gibt, dürfte es einige Zeit dauern, bis Sie alles gesehen haben. Noch mehr Spaß macht das Laufen zu zweit im Splitscreen. Dann ist die Versuchung groß, dem anderen Jogger davon zu rennen. Wer allerdings zu schnell ist und den Trainer überholt, fällt automatisch auf die Nase und kann erst weiterlaufen, wenn er wieder auf den Beinen ist. Außerdem bekommen Sie nur eine hohe Punktzahl, wenn Sie in gleichmäßiger Geschwindigkeit laufen. Zu guter Letzt gibt es noch das freie Joggen, das ähnlich wie der freie Step dazu gedacht ist, beim Fernsehen oder anderen Aktivitäten zu trainieren.

Spaßige Minispiele

Anders als in den anderen Kategorien steht bei den Balancespielen nicht der sportliche Gedanke, sondern der Spaß im Vordergrund. Beim Kopfball beispielsweise stehen Sie auf dem Balance-Board und neigen sich nach links und rechts, um in schneller Folge geschossene Fußbälle abzufangen. Einige der als Schützen antretenden Miis verlieren dabei ihre Schuhe, denen Sie tunlichst ausweichen sollten. Ein paar ganz besondere Spaßvögel schießen außerdem mit Pandaköpfen, die auf den ersten Blick aufgrund der ähnlichen Musterung kaum von Fußbällen zu unterscheiden sind, aber dennoch vermieden werden sollten, da sie ganz besonders viele Minuspunkte geben. Trotz - oder gerade wegen - des simplen Spielprinzips macht das Köpfen der Bälle einen Heidenspaß.

Wintersport

Ein weiteres Highlight ist der Ski-Slalom, bei dem Sie Ihren Mii auf den namensgebenden Brettern durch Gewichtsverlagerung nach links und rechts durch Tore steuern. Wenn Sie sich leicht nach vorne lehnen, erhalten Sie außerdem einen kleinen Geschwindigkeitsschub. Der Snowboard-Slalom funktioniert ähnlich, allerdings steuern Sie bei um 90 Grad gedrehtem Balance-Board nach rechts und links, indem Sie sich vor- und zurücklehnen.

Mehr Wintersport

Auch beim Skisprung bleibt es winterlich. Hier müssen Sie, während Sie sich auf der Schanze befinden, in gehockter Haltung den Körperschwerpunkt in einem kleinen Bereich halten, um möglichst schnell zu werden, und sich anschließend strecken, um abzuspringen. Während des Fluges sollten Sie möglichst geradestehen und sich nicht nach links oder rechts lehnen, um die maximale Weite zu erreichen. Besonders wichtig ist eine gerade Haltung bei der Landung - zumindest, wenn Sie nicht als riesige Schneekugel den Hang hinabrollen möchten. Ebenfalls nichts für Menschen mit Höhenangst ist der Seiltanz, bei dem Sie auf einem Tau von einem Hochhaus auf das andere gelangen müssen, indem Sie auf dem Balance-Board möglichst gleichmäßig gehen. Lehnen Sie sich zu sehr auf eine Seite, so müssen Sie erst einmal stehen bleiben und Ihren Mii wieder in eine gerade Position bringen, bevor es weiter geht. Zu allem Übel kommt Ihnen auf halber Strecke auch noch eine hüpfende Bärenfalle entgegen, die Sie mit einem beherzten Sprung überwinden müssen.

Eine ruhige Kugel schieben

Wesentlich geruhsamer geht es beim Kugelballett und der Zazen-Meditation zu. Bei erster müssen Sie eine oder mehrere Kugeln in ein Loch befördern, indem Sie durch Gewichtsverlagerung den Untergrund kippen. Ziel der Meditation ist, möglichst lange ohne Bewegung im Lotussitz auf dem Balance-Board zu verharren, was nicht nur Leute, die diese Haltung nicht beherrschen, sondern aufgrund des mangelnden Platzes auch größere Menschen vor Probleme stellt. In den verbleibenden beiden Spielen geht es darum, mit Ihrem als Pinguin verkleideten Mii Fische zu fangen, während Sie auf einer Eisscholle herumrutschen, und ihn in einer Seifenblase einen Fluss hinauf zu geleiten, ohne die Wand oder eine der fiesen Bienen zu berühren.

Leider nur allein

So unterhaltsam die Balancespiele auch sein mögen – eine große Schwäche haben Sie: Es fehlt der Mehrspielermodus. Das gilt, abgesehen vom Joggen, auch für alle anderen Kategorien. Dies ist umso überraschender, da Spiele wie Skispringen eigentlich geradezu danach schreien, abwechselnd in der Gruppe gespielt zu werden. So bleibt Ihnen nur die Möglichkeit, nach jedem Spieler zurück in die Wii-Fit-Lobby zu wechseln und einen anderen Mii auszuwählen. Alternativ können Sie auch mit nur einem Mii spielen, was allerdings dazu führt, dass falsche Einträge in die Highscoreliste eingefügt werden. Als dritte Möglichkeit können Sie im Demo-Modus, in dem die Bestenliste komplett fehlt, mit Gäste-Miis spielen. Hier stehen allerdings nur sechs Balancespiele und je drei Übungen aus den Kategorien Yoga, Muskelübungen und Aerobic zur Verfügung. Des Weiteren können Sie beispielsweise beim Ski-Slalom nur die einfachere der beiden Strecken fahren.

Gute Tipps

Möchte man Abnehmen oder seine Fitness verbessern, ist die Motivation besonders wichtig. Hier leistet "Wii Fit" ganze Arbeit. Trainieren Sie beispielsweise täglich, werden Sie dafür gelobt, nach längeren Pausen hingegen ermahnt. Nach jedem Körpertest wird Ihnen mitgeteilt, ob Sie ab- oder zugenommen haben. Bei einer größeren Gewichtserhöhung werden Sie sogar nach dem Grund gefragt. Auch sonst stellt sich "Wii Fit" recht kommunikativ dar und gibt viele gute Tipps. So werden Sie während des Trainings ermahnt, auch mit angespannten Muskeln weiterzuatmen oder daran erinnert, viel zu trinken und auch mal eine Pause einzulegen. Abends werden Sie sogar freundlich darauf hingewiesen, dass Sie vor dem Schlafengehen Ihre Zähne putzen sollten.

Umfangreiche Statistik

Ein wichtiger Faktor bei der Motivation ist, zu wissen, was man bereits erreicht hat. Zu diesem Zweck können Sie sich von "Wii-Fit" den Verlauf Ihres BMIs, des Gewichts und Wii-Fit-Alters anzeigen lassen. Außerdem bekommen Sie für jede Übung und jedes Minispiel einige Minuten auf einem "Schweinchen Fit" genannten Sparschwein gutgeschrieben. Zu Beginn dient Ihr Zeit-Guthaben dazu, neue Übungen freizuschalten. Später dient es nur noch, um zu kontrollieren, wie viel Sie trainieren. Außerdem können Sie sich für jeden Tag anzeigen lassen, wie viele Minuten sie in welcher Kategorie gesammelt haben. In diese Statistik dürfen Sie sogar andere sportliche Aktivitäten eintragen, sodass "Wii Fit" sich auch hervorragend als Sport- und Gewichts-Tagebuch eignet. Wenn Sie den Wii-Fit-Kanal auf Ihrer Konsole installieren, müssen Sie nicht einmal die DVD einlegen, um auf die Statistiken zuzugreifen. Sogar einen Fitness-Test können Sie ohne eingelegten Datenträger durchführen.

Simple, aber schicke Grafik, gute Synchronisation

Der Grafikstil von "Wii-Fit" entspricht dem anderer Mii-Spiele wie "Wii Sports" und "Wii Play". Was an technischer Raffinesse fehlt, wird also durch liebevolle Gestaltung und viele kleine Details wettgemacht. Ein besonders gutes Beispiel hierfür ist die bereits erwähnte Insel, auf der Sie joggen. Gänzlich ohne Mii kommen die Kategorien Yoga und Muskelübungen aus. Stattdessen sehen sie Ihren Trainer in einem reduzierten, mit wenigen Farben auskommenden Grafikstil die Übungen vor einem Spiegel vormachen. Trotz der bewusst schlichten Optik wurden die Trainer detailliert und anatomisch korrekt modelliert, was sehr dabei hilft, die Übungen korrekt nachzuahmen. Die deutsche Synchronisation ist ausgezeichnet gelungen. Während des Tests sind keinerlei Übersetzungsfehler, wie man Sie in anderen Spielen nur allzu oft findet, aufgefallen. Ansonsten beschränkt sich der Sound von "Wii Fit" sich meist auf das Wesentliche, nämlich darauf, Ihnen mitzuteilen, ob Sie eine Übung korrekt ausführen oder nicht.

Fazit

"Wii Fit" überzeugt sowohl als ernsthaftes Fitness-Programm als auch als Videospiel im klassischen Sinne – insofern lässt sich die einleitende Frage, ob der Hype gerechtfertigt ist mit "Ja" beantworten. Das Balance-Board misst jede noch so kleine Bewegung exakt und hilft sehr beim richtigen Ausführen der Übungen. Einziger Wermutstropfen bleibt der fehlende Mehrspielermodus. Fitness-Freunde mit dem nötigen Kleingeld können also bedenkenlos zugreifen.

(16.05.2008)

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