Wolfenstein

Wolfenstein

(Activision)

geschrieben von Bastian Schössow

 

Vorweg eine Anmerkung: Activision hat bei der Anpassung des Spiels an die dt. Gesetzgebung – insbesondere an das Verbot, Nazisymbole zu zeigen - eine dieser Runen vergessen. Da das Spiel damit in Gefahr war, nicht nur indiziert, sondern auch verboten zu werden, hat der Publisher das Spiel am 27. 09. 2009 von sich aus aus dem Handel zurückgezogen. Ob es jemals eine weitere deutsche Version geben wird, ist bis jetzt unklar.

Der übermächtige Vorgänger

"Wolfenstein 3D" war in den 90er Jahren die Welt der Videosgames ein Spiel so voller Neuheiten gab es noch nie. Als erstes Spiel der dritten Dimension begeisterte es durch überzeugendes Gameplay, und natürlich durch die bahnbrechende 3D-Grafik, Nachfolgern wie "Doom" verhalf es dadurch zu Legendenstatus. Während die zwei Vorgänger vom Apple II relativ unbekannt blieben, ging "Wolfenstein 3D" als Meilenstein in die Game-Geschichte ein. In Deutschland erlangte es traurige Berühmtheit dadurch, dass das Spiel wegen seines Inhalts verboten wurde. Die Nachfolgetitel wie "Return to Castle Wolfenstein" oder "Enemy Territory Wolfenstein" vermochten nicht an den Erfolg des Originals anzuknüpfen und sind heute nur noch unter Kennern ein Begriff. Nach mehr als 10 Jahren hat es sich Id Software zum Ziel gesetzt, ihren alten Helden B. J. Blazkowicz zusammen mit Raven Software erneut ins Rampenlicht zu bringen, dem Entwickler, mit dem sie schon Titel wie Quake 4 realisiert haben.

Wie immer, wenn ein Nachfolger eines solch berühmten Spieles angekündigt wird, sind die Erwartungen groß und man möchte nicht enttäuscht werden. Wie das beim neusten Titel aus dem Hause Id Software ist und ob "Wolfenstein" seinen Vorgängern gerecht wird, lest Ihr in diesem Review.

Die Geschichte

"Wolfenstein" beginnt auf einem Schiff der deutschen Marine, der Tirpitz. Der Plan ist es, einen weiteren Angriff auf London zu starten, doch wird dieses Vorhaben vereitelt. Grund ist ein mysteriöses Artefakt, dessen Ursprung es zu erforschen gilt. Nach gelungener Flucht vom Schlachtschiff besprecht Ihr die Ereignisse auch sofort mit Eurem Vorgesetzten. Dieser schickt Euch anschließend in die fiktive deutsche Großstadt Isenstadt, um mehr über das Artefakt zu erfahren. Natürlich müsst Ihr die Vororte dieser Metropole zuerst von Nazis befreien.

Gameplay

Eines sein schon mal vorweggenommen: "Wolfenstein" hat ein großes Problem, die Spielzeit. Nur sechs bis acht Stunden dauert die Kampagne, trotz aller ergriffenen Maßnahmen, diese zu strecken. Und genau diese Maßnahmen sind es, die das Spiel verschlechtert haben und zu etwas gemacht haben, das außer Waffen und Nazis als Feinde nicht mehr viel mit den vorherigen Titeln gemeinsam hat.

Um es in die Länge zu ziehen, setzt man Elemente aus Rollenspielen ein. Während der Missionen geht es jetzt nicht nur um das Bekämpfen der Nazis, sondern auch um Sammeln von Gold, Informationen etc. Doch sammelt man dies nicht, so ist man nicht in der Lage seine Waffen zu verbessern, was jedoch unbedingt notwendig ist. Mit einer Standardwaffe hat man zum Schluss keine Chance mehr. Also wird man gezwungen, Levels wieder und wieder zu spielen, um auch noch die letzen Gegenstände zu finden und endlich vorwärts zu kommen.

Wie oben erwähnt, seid Ihr in dem von Nazi besetzten Isenstadt. Diese ersetzt Euer Missionsmenü. "Wolfenstein" verläuft nicht linear, sondern Ihr müsst wie in GTA durch eine Stadt laufen, um eure Missionen an einem bestimmten Ort von eurem Vorgesetzten abzuholen, dann Euch immer wieder durch die gleichen Straßen kämpfen, auf denen die Nazis ständig wieder spawnen und dann noch per Karte den Zielort finden, denn der Kompass, der Euch normalerweise das Ziel anzeigt, ist in der Stadt leider nicht brauchbar. Dort angekommen, wird zuerst eine Zwischensequenz geladen, dann noch der Level und endlich seid Ihr bereit, eure Mission anzutreten.

Doch nicht nur für Missionen müsst Ihr dieses Prozedere immer wieder und wieder machen, sondern auch, wenn Ihr etwa nur eure Waffe upgraden möchtet mit Schalldämpfer oder mehr Munition. Dies geht nicht in einem Menü, Ihr müsst hierzu immer wieder in den Laden gehen und auch dann, wenn er in einem anderen Stadtteil liegt.

Dieses Laufen von Punkt zu Punkt ist enorm mühsam und stört den Spielfluss erheblich. Hätte der Entwickler dies doch lieber weggelassen und sich mehr auf das Wesentliche konzentriert. So schlecht das Spiel vor den Missionen ist, so gut ist es aber dafür während der Missionen. Es gibt abwechslungsreiche Levels, die von unterirdischen Komplexen über Burgen, Zeppeline etc. reichen.

Immer an eurer Seite sind natürlich eure Waffen, acht insgesamt, die Ihr, wie erwähnt, upgraden könnt. Zu verwenden sind klassische WW2-Waffen sowie auch experimentelle Psi-Wehrmacht-Waffen, mit denen Ihr eure Gegner "schmelzen" oder unter Strom setzen könnt. Leider ist für diese selten Munition vorhanden, da nur spezielle Gegner die Waffen dieses Typus verwenden.

Zusätzlich ist ein antikes Artefakt Eurer ständigen Begleiter, das Ihr um die Fähigkeiten wie gesteigerten Schaden, verlangsamte Zeit und Schild für Euch erweitern könnt. Um diese Fähigkeiten einzusetzen, begebt Ihr Euch in eine andere Dimension, nämlich die Dimension der Black Sun. Aktiviert Ihr diese, so legt sie sich wie ein grüner Schleier auf Eure Umgebung, daher auch bekannt als Veil. Hier könnt Ihr die Kraft des Artefakts einsetzen und euren Gegnern so richtig zusetzen, die Ihr durch Psi-Wolken aufladen könnt, das Artefakt ermöglicht Euch zusätzlich durch Wände und verschlossene Türen zu gehen.

Grafik

Wahrlich setzte "Wolfenstein 3D" neue Maßstäbe in Sachen Grafik. Man kann das von Titeln heute nicht mehr in solchen Ausmaßen erwarten, dass sie sich so revolutionierend auf die ganze Welt der Spiele auswirken. Doch vom neuen Titel der Serie wäre schon mehr zu erwarten gewesen. Angetrieben durch die hauseigene Doom-3-Engine, bietet das Spiel eindrucksvolle Innenlevels, doch geht es an die frische Luft, so zeigen sich schnell die Grenzen der langsam, aber sicher ins Alter gekommenen Engine.

Schade, denn viel wird hier mit riesigen Dimensionen, seien es große Städte, Luftschiffe etc. gearbeitet, denen nicht gerade der Glanz verliehen wird, den sie verdient hätten. Doch geht es um die Polygonanzahl, betrachte man doch nur mal das Design des Ganzen. Atmosphärische WW2-Szenarien gepaart mit übernatürlichen und längst vergangenen Kulturen, die von den Nazis erforscht wurden; dies bietet abwechslungsreiche Levels.

Wann immer Ihr möchtet, könnt Ihr in die Welt der Black Sun abtauchen. Der grüne Schleier zieht sich sofort über die ganze Welt und offenbart Verstecke und Geheimnisse. Dies ist von der Idee her brillant, doch auch hier wieder teilweise zerstört durch mangelnde grafische Leistung. Abgesehen davon und von den Zwischensequenzen, die, wer weiß warum, schlechter sind als die In-Game-Grafik, denn, wie gesagt, in engen Korridoren und dergleichen, überzeugt "Wolfenstein" durch Details, satte Texturen und nicht zu wenige Explosionen.

Sound

Wo das Spiel schon so ein deftiges Setting hat, da dürfen natürlich die Sprüche der Deutschen nicht fehlen. Gekonnt wurden sie in die sonst auf Englisch gehaltenen Dialoge integriert und verleihen zusätzlichen Tiefgang.

Des Weiteren sind die Soundeffekte der Waffen besonders markant geraten. Nehmt Ihr zum ersten Mal eine Standardwaffe auf, so wirken die Schüsse recht plump. Doch durch Upgrades werden hier wahrlich Unterschiede geschaffen und die anfänglichen Waffen, wie das Gewehr, werden durch diese Differenzen vollends zum Snipergewehr etc.

Multiplayer

Nach den äußerst erfolgreichen Multiplayermodi der Vorgänger war hier vom neuen "Wolfenstein" so einiges zu erwarten, doch auch hier wird man enttäuscht. Anstelle eines einfachen Multiplayers, der wenigstens Spaß macht, haben sich die Entwickler an Titeln wie "Call of Duty" (Waffenupgrades etc.) orientiert und versuchen, diese zu imitieren. Die Umsetzung ist jedoch nicht gelungen. Wie in vielen andern Titeln könnt Ihr Euch auch hier für diverse Klassen entscheiden, jedoch sind die Unterschiede ziemlich klein.

Zur Auswahl stehen Sanitäter, Munitionslieferer und Soldat. Medipacks, Munitionsboxen oder Sprengladungen sind die entsprechenden Unterschiede. Des Weiteren kann man sich noch seine eigene Waffen erstellen, wobei man hier nur aus maximal drei Upgrades pro Schießprügel auswählen und letztlich nur je eine verwenden kann. Erworben werden diese Upgrades durch Dollars, die Ihr für jeden getöteten Gegner bekommt.

Wie schon angesprochen, bieten die Klassen nicht viel Abwechslung und die Auswahl der Waffen fällt den Spielern auch nicht schwer, da man mit der Maschinenpistole immer richtig ausgerüstet ist. Effektiv wie ein Snipergewehr auf Distanz, ohne ständiges Nachladen, ist sie jeder anderen Waffe überlegen. Und so werdet Ihr Euch immer in einer Partie wiederfinden, in der sich lauter Soldaten wahllos Kugeln um die Ohren schießen.

Im ganzen Spiel trifft man immer wieder auf halb vollendete Sachen, sei es nun während der Kampagne oder im Multiplayer. Zu viel wurde in Angriff genommen und dann nicht vollendet; dies leider auf Kosten des Spielflusses und der Atmosphäre. Wer jedoch ein Fan der Serie ist, der wird darüber hinwegsehen können und den enormen Tiefgang der Storyelemente mit den vergangenen Titeln interessant finden. Für einen echten Wolfenstein und B. J. Blazkowicz –Fan ist der Titel aber ein Pflichtkauf.

(06.11.2009)

Minimale

- Pentium 4 mit 2,2 GHz (oder vergleichbarer AMD-Prozessor)

- 2048 MB RAM

- Windows XP mit SP2 oder Windows Vista

- 512 MB DirectX 9.0-kompatible Grafikkarte

- DirectX 9.0-kompatible Soundkarte

- 4x DVD-ROM-Laufwerk

- Mindestens 8 GB freier Festplattenplatz

Entwickler: id Software
Publisher: Activision
Genre: Ego-Shooter
Releasedate: Bereits erschienen aber z. Zt. zurückgezogen
Homepage: Wolfenstein
Preis: ca. 59,95 €
Altersfreigabe: Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG

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