Tierliebe groß geschrieben – Haustierarzt

Tierliebe groß geschrieben – Haustierarzt (NDS)

(Mindscape)

geschrieben von Jan-Tobias Kitzel

 

 
Entwickler: Legacy Interactive
Publisher: Mindscape
Genre: Geschicklichkeitsspiel
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Tierliebe groß geschrieben
Preis: ca. 35 - 40 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Weihnachten ist vorbei, das ach so süße Geschenk für den Sohn hat auf den Teppich gekotzt und das neue Leguan-Terrarium hatte schon nach drei Tagen einen Sprung in der Scheibe. Ganz toll! Da wünscht man sich, der eigene Nachwuchs würde sich auf andere Art und Weise mit dem Thema "Tiere und ihre Pflege" beschäftigen. Und Legacy Interactive hat diesen Ruf mit "Tierliebe groß geschrieben - Haustierarzt" (TggH) erhört. Also ran an die virtuellen Kläffer und Wadenbeißer und her mit dem Skalpell!

Gameplay oder: "Tupfer. Pinzette. Mokka mit Sahne!"

Wir sind der aufgehende Stern am Veterinärhimmel und fangen in einer mittelgroßen Tierarztpraxis als Neuling an. Natürlich werden wir direkt ins kalte Wasser geworfen: Der erste Fall steht an. Und dann noch einer und noch einer und noch einer. Unterbrochen wird der Behandlungsmarathon ab und an durch die Pflege von Tieren, die im Pflegeraum auf uns warten. Soweit das Grundgerüst von "TggH", was aber gleichzeitig auch die erschöpfende Beschreibung aller Möglichkeiten in diesem Spiel ist.

Also lassen wir unseren Blick durch das Wartezimmer kreisen und wählen einen der treudoof dreinblickenden Tierbesitzer aus. Einen Klick später sind wir mit ihm und seinem Tier im Behandlungsraum und je nach Naturell wird uns entweder gleich die ganze Lebensgeschichte von "Maunzi" erzählt oder wir müssen per Fragenfunktion dem Tierhalter jedes Detail einzeln aus der Nase ziehen. Das Prozedere läuft im Verfahren "Drei aus Fünf": Aus fünf vorgegebenen Fragen müssen wir drei auswählen, die wir für angemessen halten. Dass beispielsweise "Trägt Buffy gerne Kleidchen?" keine passende Frage bei einem Hund mit Gleichgewichtsstörungen ist - so jedenfalls die erste Symptombeschreibung durch den Tierbesitzer, sollte auf der Hand liegen. Haben wir die drei richtigen Fragen ausgewählt, wirkt sich dies ebenso wie gute Behandlungsschritte positiv auf unser Punktekonto aus, das bis auf kleinere Belohnungen und einen Highscore-Vergleich keine wirkliche Auswirkung hat.

Wissen wir dank des Frage-und-Antwort-Spiels grob, woran wir sind, geht es an die körperliche Untersuchung des tierischen Patienten. Dazu steht uns ein ganzes Arsenal an Hilfsmitteln zur Verfügung, von einfachen Methoden wie "Abtasten mit den Händen" bis hin zum Röntgen und dem allseits beliebten Rektalthermometer. Auf den ersten Schritt der Behandlung müssen wir alleine kommen. Sobald wir diesen erfolgreich bewältigt haben, nennt uns "TggH" automatisch den jeweils nächsten und lässt auch keine Abänderung zu. Da jedes "falsche" Instrument oder auch die richtige Methode an der falschen Körperstelle Punkte kostet, heißt es also stur die jeweiligen Vorgaben abzuarbeiten. Leider ist der jeweils "erste Schritt" nicht immer allzu logisch: Wenn ein Tier mit allgemeinen Beschwerden vielfältiger Art kommt, ist ein Abtasten an sich eine gute Idee, darauf kommt wohl jeder Spieler. Warum "TggH" allerdings beispielsweise bei einem Fall darauf besteht, dass wir am Bauch anfangen und ein Abtasten des Rückens direkt als Fehler mit Punktverlust ahndet, das wissen wohl nur die Entwickler. Um dem letzten Rest an Kreativität endgültig den Garaus zu machen, kann man sich per Hilfefunktion sogar schon für den ersten Schritt die passende Untersuchungsmethode nennen lassen. Sind wir uns sicher, was "Wauzi" fehlt, schreiten wir zur Tat und spritzen, schneiden, nähen und geben Infusionen.

Untersuchungen und Behandlungen verlaufen dabei stets nach demselben Prinzip: Mit dem NDS-Stift müssen Linien nachgefahren, Punkte schnellstmöglich angetippt oder miteinander verbunden werden. Je weiter wir im Spiel kommen, desto schwieriger werden die Vorgaben, wobei echte Gefahr, eine Behandlung mal nicht zu schaffen, so gut wie nie aufkommt. Aber selbst im allerschlimmsten Fall der Fälle wiederholen wir die ganze Prozedur einfach wieder von Anfang an; mit Niederlagen umzugehen lernt mit "TggH" sicherlich kein Kind.

Am Ende nennen wir dem Tierhalter die korrekte Krankheit und damit ist der Fall abgeschlossen. Halt, nicht ganz: Unsere Chefin nennt uns noch kurz ein paar Kritikpunkte, vergibt etwas Lob und natürlich auch die obligatorische Gesamtpunktzahl. Und damit geht es zum nächsten Patienten oder zur kleinen Abwechslung in die Pflegestation, wo wir in "Tamagotchi"-Manier einen Patienten behandeln (füttern, säubern, etc.), was auf Dauer ähnlich abwechslungsreich ist wie das Hauptspiel. Nach gut sechs Stunden haben wir die halbe Tierbesatzung der Arche Noah geheilt und gepflegt und sind mit "TggH" fertig.

Grafik oder: "Oh, der arme, süße, kleine Wauwau."

Die Grafik ist einer der wenigen Bereiche, in denen "TggH" zu überzeugen weiß. Die Tiere sind ebenso wie ihre Besitzer liebevoll gerendert und auch die Wunddarstellungen wissen zu gefallen - gerade, weil sie bei ekligeren Erkrankungen wie beispielsweise Abszessen nicht zu sehr ins Detail gehen. Die bildliche Darstellung ist in "TggH" auf jeden Fall kindgerecht und dürfte aufgrund des zeichnerischen Knuddelfaktors auch jüngeren Spielern (und insbesondere Spielerinnen) gefallen.

Sound oder: "Skalpell! Sofort!"

Der Nintendo DS hat einen Lautstärkeregler und die Entwickler von "TggH" wussten das. Anders ist diese Kriegserklärung an unsere Gehörgänge nicht zu erklären. Ewig die gleiche Musik dudelt hoch und runter und schafft es dabei, selbst die übliche Fahrstuhlmusik vom Niveau her zu unterbieten. Ab und zu unterbricht zwar ein halbwegs passabel aufgenommener Tierlaut die "Musik", aber das rettet die Kategorie "Sound" auch nicht mehr in den akzeptablen Bereich.

Fazit oder: "Und ewig grüßt das kranke Murmeltier."

"Tierliebe groß geschrieben - Haustierarzt" ist eine Aneinanderreihung von Wiederholungen: Die Untersuchungs- und Behandlungsmethoden werden von Fall zu Fall jedes Mal wieder abgespult und da wir uns strikt an die Reihenfolgenvorgabe des Programms halten müssen, hält schnell Langeweile in unserer Praxis Einzug. Die fortwährende Eintönigkeit kann auch die nette Grafik nicht übertünchen, während der Abteilung Sound offensichtlich daran gelegen ist, uns schnellstmöglich zum Abschalten von "TggH" zu bewegen. Den Gefallen wollen wir ihnen tun und das Spiel danach ganz schnell wieder vergessen.

(09.01.2008)


Fazit

oder: "Und ewig grüßt das kranke Murmeltier."


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