Hydro Thunder Hurricane

(Microsoft Game Studios)

geschrieben von Daniel Liebeherr

Wer bei dem Namen „Hydro Thunder Hurricane“ aufgrund eines Remake-Kollers gleich wieder weghört, der darf das zu seinem eigenen Schaden auch gerne tun. „Hydro Thunder Hurricane“ ist jedoch mehr. Der erste Teil „Hydro Thunder“ war 1999 einer der Launch-Titel für die Sega Dreamcast und mit Sicherheit eines der besten Spiele überhaupt für diese Konsole. Später wurde der Titel für alle wichtigen Konsolen und für Windows released. Seit 2010 gibt es den aktuellen zweiten Teil im Xbox Live Arcade-Netz (XBLA) exklusiv für die 360. Mit Windows 8 kommen nun endlich auch PC-Zocker in den Genuss dieser sehr gelungenen Fortsetzung, aber eben nur Windows 8 User über den entsprechenden App-Store. Wer sich die Mühe macht und den "Games for Windows"-Marketplace durchsucht, wird nicht fündig werden.

Für all diejenigen, die noch nie etwas von „Hydro Thunder“ gehört haben, sei festgehalten, dass es sich dabei um einen sehr feuchten Arcade-Racer handelt. Dieser treibt den Spielern nicht nur Freudentränen in die Augen und Schweißperlen auf die Stirn, sondern spielt sich auf dem Wasser ab. Zur Auswahl stehen neun Boote mit so schönen Namen wie „Damn the Torpedos“. Wer jetzt allerdings vor seinem geistigen Auge schon die Waffen zückt, möge das ganz schnell wieder vergessen: Gegner können weder in die Luft gejagt, noch in Einzelteile zerschossen werden.

Bei diesem Titel kommt es wirklich nur auf das fahrerische Können an, und zwar nicht zu knapp. Im Gegensatz zum Vorgänger hat der Schwierigkeitsgrad rapide angezogen. Die Level werden von allen möglichen Störenfrieden heimgesucht, die Polizeiboote aus Teil 1 sind dabei auch wieder mit von der Partie, zählen aber noch zu den harmloseren Gegnern. Da taucht plötzlich ein Seemonster auf und versucht, das Boot des Probanden aus dem Wasser zu katapultieren. Verdammte Axt! Ja, wirklich: Verrückte nordische Götter wollen uns mit herabfallenden Äxten einen Kopf kürzer machen. Doch ab durch die Mitte, das Ziel kann nicht mehr weit sein. Neben Regenschauern, welche die Sicht nicht grade verbessern, stört auf einmal ein roter Doppeldecker aus dem 1. Weltkrieg massiv, indem er Bomben auf uns abwirft. Glück im Unglück: Er hat nur ein explosives Benzinfass getroffen, das uns sonst vermutlich den Garaus gemacht hätte. Pech gehabt Manfred, wir fahren weiter!

Die Aussagen „schneller ist besser“ und „wer bremst verliert“ gelten für dieses Spiel als essenzielle Grundsätze. Der Schlüssel zum Erfolg heißt Boost, er kann in kleinen und größeren Mengen eingesammelt werden, ist aber irgendwie immer knapp. Mit Boost lässt es sich auch wunderbar crashen. Kleinere Dotzer übersteht das Boot meistens unbeschadet, ein Frontalzusammenstoß mit einem der vielen Hindernisse oder der bereits erwähnten Fässer sorgt hingegen für eine nett anzuschauende Explosion des Vehikels. Unsichtbare Heinzelmännchen reparieren die Karre dann zwar wieder, die schnellsten sind sie aber nicht. Was dann hilft, ist ein Druck auf den Start-Button des Controllers: „Rennen neu starten“, um das Drama abzukürzen.

Alle Strecken sollten am besten im Schlaf beherrscht werden, sonst wird das mit den etwas besseren Booten nichts, denn sobald wir ein neues Wasserfahrzeug freigeschaltet bekommen, scheinen die Gegner ganz plötzlich auch eines bekommen zu haben. Das heißt, dass die Rennen noch schneller und damit auch schwieriger werden. „Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr wenn“.. ja.. seht ihr, wenn ihr nichts mehr seht. Richtig auf Touren gekommen verschwimmt alles nur noch, was den nächsten Crash nur umso wahrscheinlicher werden lässt.

Unser Beifahrer ist auch keine wirkliche Hilfe. Entweder stellt er fest, dass wir Boost ergattert haben, als ob wir wirklich etwas anderes im Kopf hätten als die begehrten Items, oder aber er teilt uns an der Grenze zur Hysterie mit, dass wir etwas Verrücktes machen („This is crazy! This is crazy! This is crazy!“). Stattdessen könnte er uns lieber mal verraten, wie man eine der zahlreichen Geheimabkürzungen findet.

Das Spiel ist ein wenig von den "Burnout"-Titeln inspiriert. Um Strecken, Boote und Events freizuschalten, müssen Trophäen gewonnen werden. Mit Bronze kommt man hier, ganz wie im echten Leben, nicht sehr weit. Zusätzlich zu „einfachen“ Fahrten stehen ein Slalommodus, Hindernisrennen (beide Modi schauen erbarmungslos auf die Uhr) und mehrere Meisterschaften zur Auswahl. Die insgesamt elf Strecken sind sehr abwechslungsreich und bieten mit jedem Boot ein leicht anderes Spielerlebnis, denn die Fahrzeuge unserer Wahl sehen nicht nur unterschiedlich aus, sondern verhalten sich auch tatsächlich so. Der Soundtrack ist, wie man das bei solch einem Titel erwarten kann, technoid. Die Surround-Effekte der Spielwelt sind wirklich nett. Man ist mittendrin.

Ein nützliches Feature des Spiels ist die Einbindung in die Metro-Oberfläche von Windows 8. „Hydro Thunder Hurricane“ kann, wie alle Windows 8 Apps, mit einer virtuellen Mauszeigerhand durch Festhalten und über den unteren Monitorrand hinwegziehen nicht nur beendet, sondern auch auf einen angeschlossenen TV-Bildschirm gezogen werden, auf dem es dann automatisch im Vollbildmodus weiter läuft. Was bei Windows 7 und seinen Vorgängern oftmals entweder problematisch oder schier unmöglich war, nämlich ein Fullscreen-Spiel auf den größeren Fernseher zu ziehen, geht hier äußerst geschmeidig vonstatten. Microsoft hat an dieser Stelle gut mitgedacht. Das macht natürlich nur Sinn, wenn man einen Wireless Xbox 360 Controller besitzt und diesen mit seinem PC verbindet. Xbox 360 Controller werden, wie bei allen aktuellen Microsoft-Titeln, voll unterstützt. Da kommt Konsolenfeeling auf – auch ganz ohne Konsole.