FIFA Street (PS3) (Electronic Arts) geschrieben von Oliver Salten
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Die Fußball-Europameisterschaft 2012 wirft ihre Schatten voraus. Daher ist es nicht verwunderlich, dass EA jetzt nicht lange nach der Veröffentlichung von "FIFA 12" - ein weiteres Spiel herausbringt, bei dem sich ambitionierte Freizeitkicker austoben können. "FIFA Street" verlegt, wie der Name schon andeutet, das Sportgeschehen vom Stadion auf Bolzplätze und in Hallen. Gerade Fans des technisch anspruchsvollen Spiels sollen hierbei auf ihre Kosten kommen. Zauberer am Ball "FIFA Street" ist der mittlerweile vierte Teil der Straßenfußballreihe von EA, die es seit 2005 gibt. Die bislang letzte Ausgabe erschien 2008 und legte spielerisch wie grafisch einen eindeutigen Schwerpunkt im Bereich Arcade. Das ist im vorliegenden Spiel völlig anders, weswegen es nicht sonderlich verwundert, dass "FIFA Street" nicht mit einer "4" im Namen ausgestattet wurde. Die Reihe legt einen kompletten Neustart hin und begibt sich sehr viel stärker in den Bereich Simulation. Vorbei sind die Zeiten, in denen man mit völlig überzogenen Tricks den Gegner schwindlig spielen konnte. Alles ist realistischer geworden, auch wenn die spielerische Technik noch immer einen gewissen Platz im "FIFA Street"-Universum einnimmt. Beispielsweise sind folgende Tricks möglich: Ball mittels des Stand-Dribbelns halten, jonglieren, antäuschen, lupfen und den Gegner tunneln, insgesamt kann man über 50 schön anzusehende Aktionen dieser Art ausführen, um die Verteidiger zu überwinden und sich den Weg zum Tor, die auf den Straßenfußballplätzen selbstverständlich eine bis zwei Nummern kleiner sind, zu bahnen. Die Steuerung ist dabei recht gefällig und eingängig, auch wenn man sich ein etwas ausführlicheres Tutorial gewünscht hätte. Anstelle einer echten Spieleinführung gibt es nämlich nur mehrere Videos, in denen die Manöver und Tricks kurz erklärt werden. Immerhin gibt einen Übungsbereich, in dem man sich in Ruhe an die verschiedenen Kunststücke gewöhnen kann. Die Spielphysik selbst beruht auf bis auf geringe Anpassungen auf "FIFA 12". Dementsprechend sind Passspiel und Laufwege gut aufeinander abgestimmt. Beim Spiel ohne Ball, etwa in der Verteidigungsbewegung, gibt es nur wenig zu bemängeln. Problematisch ist etwa, dass die Verteidiger den angreifenden Spieler mal gern allein um Schuss kommen lassen. Auch der Torwart macht beim Abwurf, der etwas zu oft ins Leere geht, nicht immer eine gute Figur. Ansonsten ist die KI in jedem der drei Schwierigkeitsgrade recht ansprechend, Anfänger dürften trotzdem etwas Übung benötigen, um sich selbst auf der leichtesten Spielstufe durchzusetzen. Insgesamt muss man jedoch sagen, dass die "FIFA 12"-Plattform gut auf die kleineren Spielfelder und Mannschaften eingestellt wurde. Als Zugeständnis an den leichten Arcade-Charakter des Spiels wurde auf eine Ausdaueranzeige verzichtet, so dass auch Dauersprints ohne Folgen bleiben. Vielseitigkeit nicht nur auf dem Platz Vier verschiedene Spieltypen stehen im "Auf die Straße"-Modus zur Verfügung und bieten für bis zu sieben Spieler jede Menge Abwechslung. Eher an ein klassisches Fußballspiel erinnert das "5 vs. 5", nur eben mit dem Unterschied, dass hier nicht 22, sondern nur zehn Spieler auf dem Platz stehen. Am Ende kann man hier gern so viele Tricks machen, wie man möchte, wer weniger Tore geschossen hat, hat verloren. Das gleiche Prinzip liegt auch dem "Futsal" zugrunde, der offiziellen internationalen Hallenfußballvariante der FIFA, die vor allem in Südeuropa und Südamerika verbreitet ist. Die wichtigsten Unterschiede zu unserem Hallenfußball sind der kleinere Ball und die fehlenden Bandenbegrenzungen, durch die es auch die Möglichkeit gibt, den Ball ins Aus zu spielen. Im sogenannten "Panna" steht dagegen die Technik im Vordergrund. Hier spielen Zweier-Mannschaften gegeneinander. Wer seinen Gegenspieler austrickst, erhält einen Punkt, bei einem Lufttrick gibt es zwei, für das Tunneln eines Gegners drei Punkte. Alle erspielten Punkte werden aber nur gewertet, wenn man auch den Ball im Netz unterbringt. Im Gegenzug werden die Punkte des Teams, das das Tor rein bekommen hat, gelöscht. Alle schönen Kunststücke bringen also nichts, wenn die Tore ausbleiben. Gleiches gilt auch für den "Letzten Mann": Zu Beginn stehen sich jeweils vier Spieler gegenüber. Jede Mannschaft, die ein Tor schießt, muss einen Spieler vom Platz nehmen, so dass es zu kuriosen 1-vs-3-Situationen kommen kann. Auch schwächere Spieler haben so noch eine echte Gewinnchance. Die erste Mannschaft, die alle Spieler herausnehmen konnte, trägt den Sieg davon. Der Karrieremodus trägt die Bezeichnung "World Tour". Hier gilt es, mit einem selbst erstellten Spieler und einer Mannschaft gegen die besten Teams der Welt zu bestehen. Die Einstellungsmöglichkeiten des Spielereditors sind dabei insgesamt zufriedenstellend. Zwar ist es nicht möglich, die körperlichen Merkmale der Figur in allen Einzelheiten festzulegen, da man sich auf eine Auswahl an vorgegebenen Körperteilen beschränkt hat, mit den Vorgaben lässt sich aber sehr gut und problemlos ein Spieler erstellen. Man startet auf lokaler Ebene und steigt bei guten Leistungen immer weiter auf, bis man gegen die besten Mannschaften der Welt antreten kann. Beim Vorankommen hat man zudem noch die Möglichkeit, neue Ausrüstungsgegenstände freizuschalten, um seine Mannschaft auch optisch zu einem Highlight zu machen. Es gibt verschiedene Turniere, die jeweils einen der oben beschriebenen Spieltypen umfassen. Sind alle Turniere einer Ebene erfolgreich absolviert, geht es in der nächsten weiter. Wer gut spielt, seine Tricks geschickt einsetzt und dabei noch erfolgreich ist, darf sich über Stilpunkte freuen, mit denen entweder die fußballerischen bzw. athletischen Fähigkeiten der einzelnen Spieler aufgewertet oder neue Tricks freigeschaltet werden können. Freunde von Fußballmanagern werden hieran große Freude haben, da hier zum Teil recht stark ins Detail gegangen wird. Zentraler Aspekt im Online-Modus ist das Bestehen in einer richtigen Saison, die aus zehn Spielen besteht. Es gibt dabei 15 verschiedene Ligen, bei denen Auf- und Abstieg möglich sind. Man hat die Wahl zwischen Futsal, 5-vs-5- oder 6-vs-6-Spielen. Das ist aber leider auch das größte Manko dieses Modus, denn so attraktive Varianten wie "Panna" oder "Letzter Mann" wurden nicht berücksichtigt, was sehr schade ist und Onlinespieler nicht wirklich freuen dürfte. Sound und Grafik Besonders gelungen ist die vielseitige Musikauswahl, die von Rock bis Dance und Hip-Hop eine große Bandbreite bietet. Auf einen Kommentator wurde - man möchte sagen zum Glück - verzichtet, dafür hört man mehr von der Zuschauerbegeisterung auf den Rängen und die kurzen Einwürfe der Spieler, die gelungene wie missratene Aktionen durchaus passend mit ihren Bemerkungen unterlegen. Hier kann man den Entwicklern zu ihrem Einfallsreichtum nur gratulieren. Grafisch basiert "FIFA Street", wie schon bei der Physik, auf "FIFA 12". Die Spielermodelle sind daher sehr lebensecht und mit viel Detailversessenheit gestaltet. Gleiches gilt für die Plätze, on der Sporthalle über den Parkplatz bis zum Hinterhof ist in den großen Metropolen der Welt alles vorhanden, was sich das Straßenfußballerherz wünscht. Nur die Zuschauer dürften ein wenig lebensechter sein. Außerdem sind ein paar Grafikfehler aufgefallen, die einmal sogar soweit geführt haben, dass der Torwart außerhalb der Drahtumzäunung des Spielfeldes stand. Da ist anscheinend noch etwas Feinarbeit nötig. Fazit "FIFA Street" ist ein Spiel, dass durch seine Vielseitigkeit jedem Straßenfußballer Freude machen dürfte. Toller Sound, ansprechende Grafik, verschiedene, abwechslungsreiche Spielvarianten, die mit bis zu sechs Freunden absolviert werden können und ein durchdachter und vielseitiger Karrieremodus bieten jede Menge Spielspaß. Das gilt auch für den Onlinemodus, wobei hier bedauerlicherweise nicht alle Varianten berücksichtigt wurden. Die Physik ist bis auf wenige Ausnahmen gut umgesetzt, wobei eine leichter Arcade-Orientierung nicht zu übersehen ist. "FIFA Street" setzt im Hinblick auf Fußballspaß jenseits der großen Arenen Maßstäbe und stellt eine gelungene Weiterentwicklung einer bekannten Reihe dar. (23.04.2012) |