Twisted Metal (PS3) (SCEE) geschrieben von Witali Blum
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Stellen Sie sich die folgende Szene vor: Sie fahren einen schnellen Sportwagen auf einer gut ausgebauten, vierspurigen Autobahn ganz weit links und mit Vollgas wie es sich gehört. Als plötzlich ein Kombifahrer mit Wohnwagenanhänger beschließt, auf die äußerste Überholspur zu wechseln und dort mit läppischen 100 km/h weiterzufahren, obwohl er sein Überholmanöver bereits erfolgreich abgeschlossen hat. Ganz ehrlich, manchmal wünscht man sich in so einem Moment, dass das eigene Auto ein Maschinengewehr eingebaut hätte, mit dem der Vordermann aufgefordert werden könnte, Platz zu machen vorausgesetzt natürlich die StVO sei außer Kraft gesetzt. Allzu oft darf dieser Gedanke nicht in den Kopf, denn sonst müssten Sie über einen Besuch bei der nächsten MPU-Stelle nachdenken. Glücklicherweise gibt es für die aufgestaute Aggression aus dem Straßenverkehr ein passendes Ventil: "Twisted Metal". Lesen Sie im folgenden Review, warum "verbogenes Metall" eine eher euphemistische Beschreibung des Titels ist. The Twisted Fate Die Hintergrundgeschichte des Spiels befasst sich mit den Einzelschicksalen dreier Personen, die an einem mörderischen Turnier, dem "Twisted Metal Tournament", teilnehmen, um als Gewinner ihren sehnlichsten Wunsch erfüllt zu bekommen. Der Sponsor der Veranstaltung ist ein mysteriöser Mann namens Calypso, der mithilfe seiner teuflischen Kräfte nahezu alles möglich machen kann. Die Protagonisten müssen in bewaffneten Fahrzeugen zahlreiche Gegner bekämpfen, um schließlich als Sieger, der gleichzeitig auch der einzige Überlebende des Wettkampfs ist, hervorzugehen. Alle drei Hauptfiguren haben triftige Gründe, buchstäblich ihre Seele für ein Ziel zu verkaufen. Der Serienkiller "Sweet Tooth", ein Psychopath in Clownsmaske, möchte seine Tochter Sophie wiederfinden, um sie als sein einziges entkommenes Opfer zu töten. "Mr Grimm", ein finsterer Streiter auf einem Motorrad, dagegen verfolgt das noble Ziel, seine Vergangenheit zu ändern, um so seiner verhassten Gegenwart als Gangleader und Raubmörder zu entkommen. "Dollface", eine verrückte Frau mit einer mysteriösen Puppenmaske, die sich nicht abnehmen lässt, will das verhasste Artefakt auf ihrem Gesicht loswerden. Wer von ihnen wird sich im gnadenlosen Kampf auf vier Rädern durchsetzen? The Madness Im Einzelspielermodus von "Twisted Metal" ist es die Aufgabe des Spielers, eine der drei Hauptfiguren durch den Wettkampf zu führen und dabei alle Kontrahenten mit Waffengewalt aus dem Weg zu räumen. Zu diesem Zweck stehen viele Fahrzeuge zur Verfügung, die nicht nur unterschiedlich aussehen, sondern sich auch in der Panzerung sowie den ausgerüsteten Spezialwaffen stark voneinander unterscheiden. Zum Beispiel gibt es einen Eiswagen, der so stachelbewehrt aussieht, als sei er für die "Mad Max"-Filme umgerüstet worden. Zusätzlich kann sich diese Karosse in einen Roboter transformieren, der auch noch fliegen kann. Die übrigen Fahrzeuge haben ebenfalls spektakuläre Extras auf Lager, die das Spielerherz höher schlagen lassen und an dieser Stelle lieber nicht verraten werden sollten. Die Entwickler von "Twisted Metal" setzen neben schicken Karren auch noch auf dicke Knarren. Das Arsenal enthält allerlei Kriegsgerät. Von simplen Maschinengewehren, über Feuer speiende Gattling-Kanonen bis hin zu Granaten- und Raketenwerfern, ist alles dabei. Als einzige Einschränkung gilt die Munition, die durch Überfahren entsprechender 3D-Symbole auf der Arena aufgefüllt wird. Die Gesundheit sowie der Tank für die Turbogeschwindigkeit werden übrigens auf die gleiche Weise gefüllt, wobei Reparaturgaragen und Sattelschlepper mit einer Heilrampe beschädigten Fahrzeugen nochmals auf die Sprünge helfen können. Bei maximal 15 Gegnern sowie weiteren Überraschungen wie etwa einem riesigen Kampfroboter mit Puppengesicht ist die zusätzliche Heilung aber auch bitter nötig, denn selbst auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad ist das Spiel alles andere als einfach zu bestreiten. Dafür ist es aber auch ziemlich kurz geraten. Bei guter Übung braucht man nicht mehr als 15 Stunden Spielzeit, um schließlich alle Zwischen- sowie Endsequenzen gesehen zu haben. Wer den Einzelspielermodus mit seinen verschiedenen Schwierigkeitsstufen erfolgreich überstanden hat, wird im Mehrspielermodus mit Sicherheit seinen Meister finden. Im Multiplayer-Part des Spiels können sich nämlich Zocker aus aller Welt über das Playstation-Netzwerk die Sitze unter dem Hintern digital wegballern, sofern sie einen Online-Pass besitzen, der dem Titel beigefügt ist. Käufer einer gebrauchten Version müssen immerhin 9,99 Euro investieren, um über das Internet neue Herausforderer zu finden. Alternativ können bis zu vier Spieler über Splitscreen an einer Konsole gemeinsam Spaß haben. Ziemlich selten bei PS3-Titeln ist das folgende Feature, das in "Twisted Metal" enthalten ist: ein LAN-Modus. So erleben die aus längst vergangenen Zeiten bekannten Netzwerk-Partys hoffentlich ein Revival. Die verfügbaren Mehrspieler-Einstellungen sind ziemlich abwechslungsreich, denn neben dem klassischen "Death-" oder "Team-Deathmatch" gibt es die Möglichkeit, als einsamer Wolf also "Gejagter" gegen alle anzutreten. Alternativ kann man in "Nuke" den jeweiligen Teamanführer ausschalten, zu einer umgebauten Fleischwolf-Raketen-Rampe schleifen und ihn dort gegen eine lenkbare Atomrakete "tauschen", die nur noch gegen die feindliche Statue gesteuert werden muss, während die Kontrahenten aus allen Rohren auf das anfliegende Geschoss feuern. Klingt doch machbar, oder? An dieser Schilderung fällt vor allem auf, dass "Twisted Metal" eindeutig ein Spiel für Erwachsene ist. Der Titel zeigt nämlich nicht nur Schäden an Fahrzeugen oder Umgebung, sondern auch an zivilen Passanten oder eben Bandenanführern, die in einem Fleischwolf zerdrückt werden bis rotes Blut in alle Richtungen spritzt. Dark Trip Die größte Herausforderung an "Twisted Metal" ist nach wie vor die Steuerung, die im Laufe der Jahre nur geringfügige Optimierung erfahren und umso mehr kontrollierbare Elemente erhalten hat. Die Komplexität entsteht vor allem durch das große Arsenal sowie den Anspruch an die Multi-Tasking-Fähigkeiten der Spieler. Nicht jeder kann schnell Fahren, Springen, Fliegen und gleichzeitig 15 Gegner mit Waffen bekämpfen, die alle eine unterschiedliche Reichweite oder Wirkung besitzen und schlimmstenfalls auch das eigene Gefährt beschädigen können. Es bietet sich also an, das "TM-Training" aufzusuchen, in dem der Umgang mit dem jeweiligen Fahrzeug in den Grundzügen erklärt wird. Darüber hinaus dürfen dort alle möglichen Manöver sowie Waffen gefahrlos ausprobiert werden, ohne befürchten zu müssen, dass hinter der nächsten Ecke der Feind auf seine Beute lauert. Watch Me Shine Auch wenn die Grafik von "Twisted Metal" nicht gerade den Innovationspreis gewinnen kann, passt sie dennoch zum Titel. Die an "Grand Theft Auto IV" erinnernde Darstellung braucht wahrscheinlich keine Mega-Effekte, weil sowieso kein Spieler sie in der Hitze des Gefechts zu würdigen weiß. Stattdessen setzen die Entwickler vernünftigerweise auf die Stabilität der Darstellung, denn selbst bei 16 Fahrzeugen, die durch die Gegend flitzen, ganze Häuserblöcke zerstören und wild um sich ballern, gibt es keine Ruckler zu sehen, die auf einen Einbruch der Leistung hinweisen. Ferner sind die Effekte wie Explosionen, Feuersalven oder Flammengarben an Fahrzeugen schön anzusehen und passen zum destruktiven Image des Spiels, auch wenn sie manchmal leicht übertrieben wirken. Nuke Blast Die Musik in "Twisted Metal" ist äußerst Action-geladen und treibt zusätzlich den Puls in die Höhe. Der Soundtrack konzentriert sich dabei auf die Genres "Electro" und "Metal", die wohl am besten zu einer fulminanten Fahrzeugschlacht passen. Alternativ kann ein Kanal ausgewählt werden, der eigene Musik-Stücke aus der Play-Liste der PS3 enthält. Die Soundeffekte passen allgemein zu den zugehörigen Waffen, wobei die Explosionen ruhig lauter hätten ausfallen können. Leider gibt es in den spärlich gesäten Zwischensequenzen nur deutsche Untertitel, weil die Entwickler auf eine professionelle Vertonung in deutscher Sprache verzichtet haben.
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