The Keepers: Der Nachkomme (astragon) geschrieben von Inga Spieß
| ||||||||||||||||||
Die "dunkle Jahreszeit" hat begonnen, Halloween nähert sich und auch in der Welt der Casual Games wird es in diesen Tagen düster. Publisher astragon hat die "Gänsehaut-Wochen" eingeläutet und in diesem Rahmen bereits eine Reihe gruselige Spiele veröffentlicht, eines davon ist der Wimmelbild-Thriller "The Keepers: Der Nachkomme". Ob dieser Titel tatsächlich für Gänsehaut sorgen kann, soll im Folgenden beleuchtet werden. Wer bin ich? Die Geschichte beginnt damit, dass dem Probanden des Spiels anonym ein Foto eines Paares mit einem Kind zugespielt wird, auf dem in blasser Schrift das Wort "Rutland" sowie ein Datum geschrieben stehen. Handelt es sich hierbei um ein altes Familienfoto des Helden, der seine Kindheit in Waisenhäusern verbrachte? Genau dieser Frage will er nachgehen und macht sich auf, um endlich etwas über seine Herkunft zu erfahren. Nach einer kurzen Fahrt mit dem Motorrad wird klar, dass es sich bei dem Wort Rutland um den Namen einer Kleinstadt handelt, die ihre "besten Tage" offensichtlich lange hinter sich gelassen hat, wie sich daran zeigt, dass der Ort bereits aus der Ferne einen alles andere als einladenden Eindruck vermittelt. Obendrein rät ein kleiner Junge, dem der Proband am Ortseingang begegnet, mit finsterer Mine, die Reise lieber in anderer Richtung fortzusetzen. Die Stadt sei wegen Unruhen "nicht sicher", erklärt das Kind, bevor es sich wieder abwendet. Der Held, dessen Geschlecht sich übrigens erst im späteren Verlauf der Geschichte herausstellt, setzt seinen Weg dennoch stadteinwärts fort. In einem aufgelesenen Zeitungsartikel erfährt er, dass Rutland Tragödien geradezu anzuziehen scheint. Die Gründerfamilie der Stadt ist ermordet worden, Vögel fielen vom Himmel und Risse, die sich plötzlich im Boden auftaten, verschlangen arglose Einwohner. Da überrascht es kaum, dass die Mehrheit der Überlebenden inzwischen das Weite gesucht hat. Immerhin das örtliche Hotel ist noch so weit in Schuss, dass man es betreten und den Portier über die Personen auf dem vermeintlichen Familienfoto befragen kann. Der Spieler erfährt, dass es sich um ein altes Lichtbild des ermordeten Ehepaares Rutland handelt, und wird an den Polizeichef verwiesen. Sachdienliche Informationen zu finden, gestaltet sich eher umständlich, da der Held sich im Büro des Schutzmanns allein zurechtfinden muss. Dennoch erreicht er anschließend das Anwesen der Stadtväter, wo er auf ebenso überraschende wie schaurige Antworten stößt. Gameplay "The Keepers: Der Nachkomme" ist ein klassisches Wimmelbild-Adventure, der Spieler erforscht die Umgebung aus der Ich-Perspektive des Hauptcharakters und muss auf seinem Weg jede Menge Suchbilder und abwechslungsreiche Rätsel bewältigen. Vom Schiebepuzzle über das Knacken der unterschiedlichsten Schlösser bis hin zu Rechenaufgaben ist alles dabei. Die Herausforderungen sind stets logisch in den Verlauf der Story eingebettet und bieten unterhaltsamen Knobelspaß, der auch für Anfänger durchaus geeignet ist. Gibt es dennoch einmal kein Weiterkommen, hilft oftmals schon ein Blick in die automatisch im Tagebuch angelegten Notizen. Für vollkommen aussichtslose Situationen steht zusätzlich ein Tipp-Button am unteren Bildschirmrand zur Verfügung. Nützliche Gegenstände liegen entweder mehr oder weniger offen in der Umgebung herum oder müssen durch das Lösen von Aufgaben freigespielt werden, bevor sie automatisch ins Inventar wandern. Alles, was im Laufe der Zeit eingesammelt wird, muss später an anderer Stelle wieder eingesetzt werden, dazu wird ganz einfach der Mauszeiger an den unteren Bildrand bewegt und anschließend der gewünschte Gegenstand per Klick ausgewählt, um ihn an den Ort seiner Bestimmung zu verfrachten. Hat man einmal das falsche Objekt erwischt, genügt ein Rechtsklick, um es wieder im Inventar abzulegen. Die interaktiven Bereiche in der Umgebung kann der Spieler entweder durch das Hinweisfunkeln oder die veränderte Form des Mauszeigers erkennen. Der Ton macht die Musik Die Umgebung, durch die sich der Held in diesem Titel bewegt, ist durchgehend stimmig gestaltet und wartet immer wieder mit grafischen Effekten auf, die zwar klein sind, aber dennoch die Atmosphäre bereichern. Dunkle Wolken und Rauchschwaden ziehen langsam über die verfallenen Dächer von Rutland und in den Räumen des Anwesens flimmert Staub in der Luft. Besonders gelungen ist die Umsetzung der Schlüsselszenen: Wenn plötzlich ein Geist vorm Auge des Spielers auftaucht, oder er eine Vision der Vergangenheit erlebt, wird es effektreich. Auch die Gesichter der Charaktere, denen man im Verlauf des Abenteuers begegnet, sind während der Gespräche animiert und am Ende des Spiels wartet ein optisch eindrucksvolles Spektakel als Belohnung. An der Akustik gibt es ebenfalls nichts zu meckern, im Gegenteil, die Geräuschkulisse ist ein echter Ohrenschmaus. Klassische Instrumente sorgen für stimmungsvolle Hintergrundmusik, während der Wind hörbar um die Ecken heult, es im Gebälk des Rutland-Anwesens knackt und immer wieder unheilvolle Schritte zu vernehmen sind. Die englischen Synchronstimmen sind passend gewählt und die deutschen Untertitel kommen ohne nennenswerte Fehler aus. Big Fish Games hat es wieder einmal geschafft, eine spannende Geschichte in ein digitales Abenteuer zu verwandeln, das für schaurig schöne Unterhaltung sorgt. Einziges Manko ist, dass der Titel bei diesem Test bereits nach weniger als vier Stunden durchgespielt war. Langweilig wurde es während dieser Zeit jedoch nie, somit ist das Spiel empfehlenswert für alle, die kurzweilige Puzzles lieben und sich von bösen Überraschungen in diesem Falle Geister und das zwischenzeitliche Ableben des einen oder anderen Charakters nicht so schnell ins sprichwörtliche Boxhorn jagen lassen. (25.10.2012)
|