Mass Effect 3

Mass Effect 3 (PS3)

(Electronic Arts)

geschrieben von Witali Blum

 

 
Entwickler: BioWare
Publisher: Electronic Arts
Genre: Action-Abenteuer, 3rd-Person-Shooter
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Mass Effect 3
Preis: 49,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

Nur wenige Spiele fordern von ihren Fans so viel Geduld wie die Titel der "Mass Effect"-Serie, jahrelang müssen Zocker ihre gespeicherten Spielstände aufheben, um in den Genuss einer auf sie zugeschnittenen, fortgesetzten Handlung zu kommen. Auch wenn sich das Warten meistens lohnt, so dehnt sich die Zeit bis zur Erscheinung eines Nachfolgers subjektiv fast auf die doppelte Länge. Zum Glück hat diese Quälerei endlich ein glückliches Ende gefunden, denn das dritte Spiel der Serie markiert das Finale einer glorreichen Trilogie. Lesen Sie im folgenden Test, welche massiv effektiven Neuerungen BioWares aktuellstes Werk sowohl in der Hintergrundgeschichte als auch im Gameplay zu bieten hat.

Der Krieg

Auch im dritten Teil der "Mass Effect"-Serie hat der Protagonist Shepard es nicht leicht, denn niemand hört gerne schlechte Nachrichten, selbst wenn sie von einem hochrangigen Offizier kommen, der mehrmals sein Leben für das Wohl des ganzen Universums eingesetzt hat. Seine Warnungen vor einer Reaper-Invasion, die alle hoch entwickelten Völker auslöschen soll, verhallen scheinbar ungehört. Anstatt sich schnellstmöglich auf einen bevorstehenden Angriff vorzubereiten, machen die Leute lieber den Boten mundtot, indem sie ihn unter einem Vorwand vom Dienst suspendieren. Nur für alle Fälle wird eine Flotte der menschlichen Streitkräfte im Sonnensystem positioniert. Dementsprechend ist die Überraschung groß, als die technologisch überlegenen Reaper-Streitkräfte die Verteidigungslinien der Erdlinge durchbrechen, ohne dabei irgendwelchen nennenswerten Schaden zu erleiden. Die Genugtuung, endlich allen Zweiflern ins Gesicht sagen zu können, dass man sie vor dem unausweichlichen Unheil gewarnt hat, verblasst hinsichtlich der Gewalt und der Zerstörung, die die feindliche Invasion nach sich zieht. Erst in der Stunde größter Not stellt sich heraus, dass Shepards Warnung nicht nur auf taube Ohren gestoßen ist, denn der Vorgesetzte und alte Freund des Helden, Admiral Anderson, hat Vorkehrungen getroffen, dass der Protagonist sowohl Raumschiff als auch zugehörige Crew zur Verfügung hat, um Verbündete im Kampf gegen die Invasoren in den Weiten des Weltalls zu suchen.

Der Kampf ums Überleben

Das Finale der "Mass Effect"-Trilogie ähnelt in der allgemeinen Spielweise stark seinem Vorgänger, wobei die Kämpfe nun aufgrund der besseren Gegner-KI deutlich agiler ablaufen. Die meiste Zeit bewegt sich der Protagonist durch schlauchartige Levels und braucht dabei nicht einmal besonders vorsichtig vorzugehen, weil Gefechte sich stets durch plötzlich auftauchende Deckungsmöglichkeiten wie etwa Barrikaden ankündigen. Der zusätzliche Schutz sollte dann allerdings auch gut genutzt werden, weil vor allem auf höheren Schwierigkeitsstufen mehrere Wellen an Feinden auftauchen, die ihre Angriffe zusätzlich mit den entsprechenden Befähigungen einer Spezialeinheit kombinieren. So sorgen beispielsweise Cerberus-Ingenieure mit ihren mobilen Selbstschussanlagen für tödliches Sperrfeuer, während gepanzerte Einsatzkommandos von Deckung zu Deckung huschen, um den versteckten Spieler aus der Reserve zu locken. Zum Glück ist Shepard nicht auf den Kopf gefallen, denn je nach ausgewählter Klasse kann er entweder mit brachialer Waffengewalt oder biotischen PSI-Fähigkeiten jeglichen Widerstand brechen.

Als "Soldat" greift der Held meistens auf ein gewaltiges Arsenal zurück, dass nur er alleine mit sich schleppen kann. Die einzige Beschränkung für die Waffen im Spiel ist nämlich ihr Tragegewicht, das wiederum die Einsatzzeit von Fähigkeiten verkürzt, sobald die Spielfigur überladen ist. Da der Soldat hauptsächlich auf permanente Munitions-Modifizierungs-Skills wie etwa Brand-Munition zurückgreift, macht ihm zusätzliches Gepäck nichts aus. Auf diese Weise kann man nahezu alle Waffenarten – von einer einfachen Pistole bis hin zu einem massiven Scharfschützengewehr – mit sich führen und je nach Bedarf sinnvoll einsetzen. Das andere Extrem stellt der sogenannte "Experte" dar, der auf PSI-Kräfte zurückgreift, um seine Feinde buchstäblich durch die Gegend zu werfen. Diese Macht über Zeit und Raum wird jedoch mit einer minimalen Bewaffnung erkauft, weil bis auf Pistolen alle anderen Schießprügel diese Klasse hoffnungslos überladen, sodass sie ihre Kräfte nicht mehr nutzen kann. Dafür aber ist ein Psioniker vergleichsweise autark, weil er nicht auf Munition angewiesen ist.

Vorsichtige Naturen werden sich sofort mit dem "Infiltrator" anfreunden, weil er im Laufe des Abenteuers unter anderem viele passive Unterstützungen für das Scharfschützengewehr erwirbt und zusätzlich einen Unsichtbarkeitsschild einsetzt, um sich aus brenzligen Situationen zu retten. Darüber hinaus erweist sich die Fähigkeit "Sabotage" als äußerst praktisch, weil damit sowohl die generischen Schusswaffen als auch andere technische Konstrukte außer Gefecht gesetzt oder sogar für eigene Zwecke missbraucht werden können. Die Spezialisten "Wächter" sowie "Frontkämpfer" stellen Hybridklassen dar, die beide auf stärkere Panzerung, biotische PSI-Kräfte und Technik setzen, um die feindlichen Frontlinien aufzumischen. Sie unterscheiden sich hauptsächlich in der Gewichtung der aufgeführten Fähigkeitskategorien. Schließlich sollte unbedingt noch der "Techniker" erwähnt werden, der seine Gegner mit unterschiedlichen Strahlen – Feuer oder Eis – attackiert und dazu Drohnen oder automatische Geschütze ins Feld entsendet.

Auch wenn sich die Klassen für den Protagonisten beeindruckend anhören, sollte man nicht verschweigen, dass sie in dieser Form bereits in "Mass Effect 2" Einzug ins Spiel erhalten haben und dazu im Endgame noch weiter spezifiziert werden konnten, sodass beispielsweise aus einem "Infiltrator" ein "Assassine" wurde. Dafür aber kann Shepard sich jetzt von seinen Team-Mitgliedern, zu denen er ein gutes, freundschaftliches Verhältnis aufrechterhält, einzigartige Fähigkeiten ausleihen, indem er sich auf seinem Schiff in der Krankenstation einer entsprechenden Operation unterzieht. Es ist sogar möglich, den Eingriff mehrmals durchzuführen, sofern man jedes Mal 5000 Credits – die Währung im "Mass Effect"-Universum – verschmerzen kann. Übrigens erhält der Protagonist auf diese Weise immer nur einen Bonus-Skill, sodass sich der Spieler entscheiden muss, welche Hilfe seinen Spielstil unterstützt. Zusätzlich erhält der Spieler weiterhin Unterstützung von einzigartigen, computergesteuerten Charakteren. Einige davon kennt man aus dem Vorgänger – vor allem, wenn der alte Spielstand importiert worden ist – andere wiederum sind wertvolle Neuzugänge, die den Widerstand gegen die Reaper tatkräftig unterstützen.

Das Arsenal von "Mass Effect 3" kann sich sehen lassen, denn es gibt für jede der fünf Schusswaffengattungen – Pistole, Maschinenpistole, Schrotflinte, Sturmgewehr sowie Scharfschützengewehr – zahlreiche Tötungswerkzeuge, die sich in den Eigenschaften Schaden, Durchschlagskraft, Präzision, Munitionskapazität aber auch Tragegewicht voneinander unterscheiden. Darüber hinaus kann jede Waffe mit bis zu vier Modifikationen versehen werden, die weiteren Einfluss auf die physikalischen Eigenschaften der verschossenen Projektile nehmen. Damit die Waffenorgie nicht schnell langweilig wird, muss der Spieler sowohl Kampfgerät als auch Zubehör manchmal in den entferntesten Winkeln der Galaxis suchen oder sehr viele Credits bei einem Händler loswerden. Dasselbe gilt für die unterschiedlichen Rüstungen, die sowohl das Aussehen als auch die Fähigkeiten des Helden positiv beeinflussen. Einige Rüstungsteile oder Schießprügel können leider nur als DLC oder Extra in EAs Online-Plattform Origin erworben werden, spielen aber zum Glück für den Werdegang des Helden keine große Rolle.

Zwischen den Level-Missionen fliegt Shepard mit seinem Raumschiff durch das Weltall von einem Einsatzziel zum nächsten und scannt dabei gelegentlich unerforschte Gebiete nach wertvollen Objekten. Keine Angst, das Ganze ähnelt nur entfernt der langweiligen Mineraliensuche aus dem Vorgänger. Es gibt zwei äußerst wirksame Neuerungen, die die Objektsuche vereinfachen und spannend gestalten. Erstens reicht bereits ein kurzer Tastendruck, um einen Scan-Impuls auszulösen und die interessanten Objekte werden in Scanner-Reichweite sofort angezeigt. Daraufhin kann man die hervorgehobenen Orte anfliegen sowie genauer unter die Lupe nehmen. Zweitens werden jegliche Scan-Versuche von Reaper-Mutterschiffen in benachbarten Systemen geortet. Ein roter Balken am unteren Bildschirmrand zeigt dabei die Alarmbereitschaft der überlegenen Invasoren. Sobald die Anzeige vollständig gefüllt ist, ertönt ein Warnsignal, mehrere Feindkreuzer fliegen ins System und heften sich an Shepards Fersen. Wenn man nicht schnell genug abhaut, heißt es "Game Over" und ein früherer Spielstand muss geladen werden. Glücklicherweise wird automatisch ein Speicherpunkt angelegt, sobald der Held in ein neues Sternsystem fliegt. Bei einer erfolgreichen Flucht verharren die Gegnerschiffe so lange in ihrem Jagdgebiet, bis der Spieler eine Quest mit Level gelöst hat.

Weitere interessante Fundsachen sind unter anderem Flottenschiffe oder verloren geglaubte Technologien, die dem Protagonisten nicht nur Erfahrungspunkte oder Credits, sondern auch noch sogenannte "Aktivposten" bescheren. Letztere beschreiben die Kampfkraft der gemeinsamen Raumflotte, die sich der Reaper-Invasion gegen Spielende stellen wird. Je mehr Aktivposten im Laufe des Abenteuers oder sogar im Mehrspielermodus errungen werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, das "gute" Ende des Titels zu sehen. Das gemeinsame Zocken mit anderen menschlichen Mitspielern fällt jedoch im Vergleich zum gewaltigen Einzelspielermodus unspektakulär aus, denn letztendlich läuft alles auf eine tumbe Ballerorgie gegen Horden an Gegnern hinaus. Da hätten sich die Entwickler ruhig mehr Mühe geben können.

Der Preis des Sieges

Auf den ersten Blick hat die hervorragende Optik von "Mass Effect 2" nur geringfügige Verbesserungen erfahren. Die Texturen sind detaillierter geworden und die Charaktermodelle bewegen sich nun lebensecht. Zugegebenermaßen ist es ziemlich schwierig, einem Grafikkracher wie "Mass Effect" irgendwelche Verbesserungen angedeihen zu lassen, die ihn noch weiter aus der breiten Masse an Rollenspielen hervorheben. Allerdings muss man auch bemängeln, dass das Leveldesign schlauchartig geblieben ist und keine Ausflüge oder alternative Lösungsmöglichkeiten von Aufträgen, wie beispielsweise bei "Deus Ex 3", zulässt. Dadurch verstärkt sich der Eindruck, dass man einen Shooter mit Rollenspielelementen vor sich hat. Zum Glück gibt es zahlreiche Dialoge und Zwischensequenzen, die die negative Assoziation mit einem Ballerspiel wieder trüben.

BioWares Tonarbeit an "Mass Effect 3" kann nur als meisterhaft beschrieben werden, denn alle Gespräche, Filme oder simple Radiodurchsagen auf einer Raumstation sind gekonnt von professionellen Synchronsprechern in deutscher Sprache dargestellt worden. Lippenbewegungen, Stimmung oder Ironie – es passt einfach alles. Spätestens bei den inzwischen obligatorisch gewordenen romantischen Begegnungen des Protagonisten mit anderen Charakteren freut man sich über die große Detailtiefe des Spiels. Hervorzuheben sind auch die Soundeffekte von Waffen oder fremdartigen Alien-Feinden, die dem Titel erst das futuristische Flair einer fernen Zukunft einhauchen.

 

  

Fazit

"Mass Effect 3" ist meiner Meinung nach ein gelungener Abschluss für eine Trilogie, die jeder Fan der Serie unbedingt erwerben und durchspielen sollte. Viele lose Knotenpunkte der Hintergrundgeschichte werden final gebunden, während der Held je nach Spielweise einen heroischen oder fatalen Abgang erfährt. Die Gesamtpräsentation ist nach wie vor hervorragend, während nervige Minispiel-Elemente aus dem Vorgänger auf ein Mindestmaß reduziert worden sind. BioWare weiter so!

(31.05.2012)


Fazit

   "Mass Effect 3" ist meiner Meinung nach ein gelungener Abschluss für eine Trilogie, die jeder Fan der Serie unbedingt erwerben und durchspielen sollte. Viele lose Knotenpunkte der Hintergrundgeschichte werden final gebunden, während der Held je nach Spielweise einen heroischen oder fatalen Abgang erfährt. Die Gesamtpräsentation ist nach wie vor hervorragend, während nervige Minispiel-Elemente aus dem Vorgänger auf ein Mindestmaß reduziert worden sind. BioWare weiter so! (31.05.2012)


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