DLH.Net präsentiert - Iron Sky: Invasion (TopWare Interactive) geschrieben von Tim-Oliver Siegwart
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Ende November veröffentlicht TopWare Interactive "Iron Sky: Invasion", das Spiel zum gleichnamigen Kultfilm, der Anfang 2012 in den deutschen Kinos die Attacke auf das Zwerchfell startete. Das Karlsruher Unternehmen sicherte sich nicht nur die Mitarbeit des Filmstudios, sondern konnte auch die tragenden Schauspieler für Zwischensequenzen gewinnen. DLH.net wurde eingeladen, sich das Spiel vorab anzuschauen und die ersten drei Kapitel der Story auf Xbox 360 und PC anzuspielen. Was den Spieler in "Iron Sky: Invasion" erwartet, ob es eine gelungene Filmumsetzung sein wird und ob die Story vom hintern Mond ist all das erfahren Sie in unseren Preview zum kommenden Weltraum-Shooter. La-Le-Lu/ nur der Mann im Mond schaut zu Die Geschichte von "Iron Sky: Invasion" beginnt quasi im letzten Drittel des Zelluloidstreifens mit dem Angriff auf die Erde durch die Invasionstruppen der Nazis vom Mond. Für die wenigen, die den Kinofilm nicht gesehen haben könnten, folgt ein kleiner Rückblick. Im fiktiven Jahr 2018 steht die Wiederwahl der amerikanischen Präsidentin auf dem Spiel. Daher entsendet sie zu Publicity-Zwecken eine bemannte Mondmission. Diese läuft allerdings schief, da der Kontakt wenige Minuten nach der erfolgreichen Landung auf der dunklen Seite des Erdtrabanten abbricht. Was man auf der Erde nicht ahnt, ist, dass das Raumschiff zerstört wurde und der einzige Überlebende, das männliche afro-amerikanische Model James Washington, von Mondnazis gefangen genommen wurde: um ihn selbst einerseits als Vorhut irdischer Invasionstruppen auf dem Mond zu entlarven und andererseits im Sinne der Nazi-Ideologie zu indoktrinieren. Wie kommen die Nazis auf den Mond? Ende 1945 machte sich eine Schar von Nazis in den sogenannten Reichsflugscheiben auf dem Weg zum Mond und gründete dort das Vierte Reich. Von dort aus haben sie unseren Planeten beobachtet, unsere Kultur studiert, unsere Schwächen erkannt und warten seit nunmehr siebzig Jahren auf Vergeltung.
Mithilfe von Erdtechnologie, genauer gesagt der Rechenleistung von Smartphones, wollen sie nun ihre ultimative Waffe, das Raumschiff "Götterdämmerung", zum Laufen bringen. Klaus Adler und Renate Richter machen sich mit dem Gefangenen auf den Weg zur Erde, um weitere Minicomputer zu besorgen. Renate Richter erfährt dabei, dass die Nazis entgegen ihrer Propaganda nicht die Guten sind, und wechselt daher die Seiten. Die Invasionstruppen sind aber schon auf dem Weg zur Erde. An dieser Stelle greift der Spieler ins Geschehen ein. Hinter dem Steuer eines Jägers, oder wahlweise Bombers, kämpft er zusammen mit Alliierten aus der ganzen Welt gegen die Bedrohung der Mondnazis. Die Story fügt sich nahezu nahtlos in die Handlung des Films ein und steht mit vielen humoristischen Einlagen der Satire des Kinostreifens in nichts nach. Wie hält man Mondnazis auf Der Spieler steuert in "Iron Sky: Invasion" einen Abfangjäger oder einen Jagdbomber und operiert von verschiedenen Raumstationen aus. Es wird von Zeit zu Zeit auch nötig sein, das Schiff zu wechseln. Im Gegensatz zu klassischen Weltraumsimulationen wie "X-Wing", "Tie-Fighter", "Wing Commander" etc. gibt es keine einzelnen Missionsabschnitte. Der gesamte Weltraum-Shooter ist eine einzige große Schlacht ohne Unterbrechung. In diesem Gefecht bekommt der Spieler diverse Aufträge von Repräsentanten der Erde und dem Oberkommando. Für besonders heikle Himmelfahrtskommandos befehligt der Spieler temporär größere und stärkere Kampfschiffe. Die Aufträge kann man dabei in klassische Haupt- und Nebenmissionen einteilen. Wird eine Nebenmission nicht rechtzeitig erfüllt, so hat das keinen weiteren Einfluss auf die Hauptstory, dem Spieler fehlen dann lediglich zusätzliche Ressourcen. Schlägt allerdings eine der Hauptmissionen fehl, so ist das Spiel verloren.
Damit die Übersicht nicht verloren geht, können jederzeit ein Logbuch und eine taktische Karte aufgerufen werden, um die aktuellen und erledigten Aufträge einzusehen. Sollte ein für die Mission kritisches Ziel in Gefahr geraten, wird umgehend eine Warnung ausgegeben. Den Kampf gegen die Invasoren führt man, wie bereits angerissen, nicht als einsamer Krieger, stattdessen beteiligt sich die komplette Erdflotte und greift aktiv in das Geschehen ein. Der Spieler muss dabei immer die taktische Karte im Auge behalten, damit er im Notfall schnell reagieren und seinen aktuellen Angriff abbrechen kann, um eine feindliche Staffel abzufangen, bevor diese die Erde erreichet. Dadurch entstehen strategische Elemente, die für Abwechslung sorgen. Sollte es dem Spieler nicht gelingen, eine Gruppe von feindlichen Jägern, Landungsschiffen etc. rechtzeitig aufzuhalten, so ist das Spiel nicht beendet, es werden lediglich Reputationspunkte abgezogen. Bei jedem erfolgreichen Abschuss und dem Erfüllen von Aufträgen werden diese Punkte gutgeschrieben. Es wird auch Orden und Auszeichnungen für besondere Verdienste geben.
Der Spieler kann sein Raumschiff jederzeit an den Raumstationen andocken, hier wird das Spiel auch immer automatisch gespeichert, seine Munitionsvorräte auffrischen, dringende Reparaturen durchführen und natürlich das Schiff selbst upgraden. Die hierfür so genannten Upgrades stehen sowohl für die Waffensysteme als auch für Antrieb, Schilde und Gegenmaßnahmen, in Form von Täuschkörpern, zur Verfügung. Natürlich gibt es diese nicht kostenlos. Um das nötige Geld auf dem Konto zu haben, muss der Spieler Wrackteile von abgeschossenen Gegnern sammeln und an den Stationen eintauschen. Im Raumkampf selbst muss man immer ein Auge auf Schilde und Waffen haben und hier, falls nötig, die Energie zwischen den Systemen transferieren. Großkampfschiffe, wie die mächtigen Zeppeline der Mondnazis, kann der Spieler Stück für Stück auseinandernehmen. Aufbauten, Waffen, Antriebsgondeln können separat anvisiert und zerstört werden. Der kalte Weltraum Das hauseigene Entwicklerstudio Reality Pump verwendet für "Iron Sky: Invasion" die intern entwickelte Grace²-Engine, die bereits im preisgekrönten Rollenspiel "Two Worlds 2", welches noch auf der Vorgängerversion der Engine basiert, für Aufsehen sorgte. Neben hohen Detailgraden und wuchtigen Explosionen liegt die Stärke dieser Entwicklungsumgebung auch in einer gelungenen Umsetzung der 3D-Modelle. Die bereits aus dem Kinofilm bekannten Raumschiffe sind durch eine Kooperation mit Blindspot, dem Filmstudio von "Iron Sky", eins zu eins übernommen worden und sorgen damit für einen hohen Wiedererkennungswert und die ganz spezielle Atmosphäre aus dem Kultstreifen. Die zusätzlich für dieses Spiel entwickelten Schiffe und Raumstationen fügen sich dabei nahtlos in das Filmuniversum ein. Stellenweise wirkt der Weltraum allerdings leer und einsam, das mag der Realität entsprechen und dem Spieler die Konzentration auf die anstehenden Dogfights mit Walküren und Schlimmeren erleichtern, aber mehr Abwechslung hätte das Auge sicherlich erfreut. Es kann sowohl aus der Egoperspektive, leider ohne Cockpit, als auch aus der Third-Person-Ansicht gekämpft werden.
Wer das nötige Equipment sein Eigenen nennt, darf sich auf ein ganz besonderes Extra freuen. "Iron Sky: Invasion" ist komplett in 3D spielbar und zeigt dort einen wirklich beeindruckenden Detailgrad an den Raumschiffen. Hier sieht der Spieler wirklich jede Querstrebe und jede Luke. Die zuvor schon imposanten Zeppeline werden zu monströsen, bedrohlichen fliegenden Festungen im All. Wer einmal die 3D-Brille auf der Nase hatte, wird sie sicherlich nur sehr ungern wieder abnehmen. Für die Missionseinführungen und Zwischensequenzen geizte TopWare Interactive nicht: So wurden die Schauspieler aus dem Film, Stephanie Paul, bekannt durch ihre Rolle als furiose Präsidentin, Julia Dietze als Renate Richter, Claus Wilcke als der russische Botschafter, und Irshad Panjatan als der indische Repräsentant, verpflichtet. Im Weltraum hört dich keiner schreien Allerdings wäre ein Weltraum-Shooter ohne die entsprechenden Audio-Effekte sehr langweilig. In "Iron Sky: Invasion" wurde sowohl der Soundtrack des Films mit der Band Laibach als auch eigenes Audiomaterial verwendet. Das Spiel orientiert sich dabei ganz an der Filmvorlage. In diesem Sinn kommunizieren alle Parteien in ihrer jeweiligen Landesprache; englischsprachige Passagen sind dementsprechend mit deutschen Untertiteln unterlegt. Durch diesen kleinen Kniff werden der Charme und die Atmosphäre des Films bewahrt. Während der Raumkämpfe ist im Funkverkehr einiges los: Statusbericht folgt auf Statusbericht, Jubelschreie und Hilfegesuche. All das sorgt für ein realistisch anmutendes Schlachtfeld. Explodierende Reichsflugscheiben wummern zwar ganz ordentlich aus den Boxen, das Abfeuern der Waffen und Einschläge auf den Zeppelinen erschallen hingegen eher etwas unterdurchschnittlich. Die originalen Sprecher machen aber wie bereits angemerkt einiges wieder wett. Raumkampfmanöver für Anfänger Der eine oder andere Leser mag in Raumschlachten unerfahren sein und fragt sich sicherlich, wie sich ein Raumschiff steuern lässt. "Iron Sky: Invasion" bietet dem Spieler auf dem PC zwei Konzepte an. Zum einen steht die gute alte Tastatur- und Maus-Kombination zur Auswahl, zum anderen darf der gemeine Mondnazi bequem mit einem Xbox-Controller vertrieben werden. Die Tastaturbelegung kann den eigenen Gewohnheiten angepasst werden, allerdings ist eine Neubelegung der Maustasten nicht möglich, das vordefinierte Layout ist aber schnell erlernt und geht in Fleisch und Blut über. Mit der Maus wird Geschwindigkeit und Flugrichtung angegeben, sowie der Feind unter Beschuss genommen. Auf der Tastatur schaltet der Spieler durch die verschiedenen Waffensysteme, ruft die Karte und weitere Optionen wie Logbuch, Statistiken etc. auf. Die alternative Steuerung mit dem Controller bietet viele Vorteile. Das Spiel scheint auch für diese Steuerung exakt ausgelegt zu sein, denn alle Belegungen sind sinnvoll angeordnet und intuitiv zu bedienen.
Die Belegung kann aber im Gegensatz zur Tastatur nicht geändert werden. Flugrichtung und Geschwindigkeit werden mit den beiden Sticks kontrolliert, mit den vorderen Buttons wird gefeuert und die Waffe ausgewählt werden. Mit den übrigen Buttons wird die Karte aufgerufen, der Nachbrenner eingeschaltet etc. Nach kurzer Zeit hat man sich zwar an beide Bedienkonzepte gewöhnt, allerdings ist es immer schade, wenn es dem Spieler nicht überlassen wird, die Tastenbelegung selbst zu ändern. "Iron Sky: Invasion" hat, nicht zuletzt durch die bekannten Schauspieler, erfolgreich den Humor des Films übernommen und bietet trotzdem satte, knallharte Action im Weltraum. Wer eine Simulation erwartet, wird hier sicherlich nicht ganz auf seine Kosten kommen, dennoch fesselte das Spiel, mich als alten "X-Wing"-Veteran, bereits nach der ersten strammen Ansprache der Präsidentin. Langweilig wird dieser Titel zu keiner Zeit, es gibt immer einen Auftrag zu erfüllen oder gilt, einer feindlichen Staffel den Weg zur Erde abzuschneiden. Unglaublich beeindruckend war es zudem, das Spiel in 3D zu erleben. Wer den Film liebte, wird hier auf seine Kosten kommen wer den Film noch nicht kennt, greift am besten sogleich zur "Götterdämmerung"-Edition. Denn darin sind das Spiel und der Film enthalten.
Hinweis: DLH.Net gehört zum TopWare-Konzern, die als Publisher für dieses Spiel fungieren. Die Redaktion bemüht sich aber natürlich trotzdem um eine journalistische Distanz zum Spiel. (23.11.2012)
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