SimCity

SimCity (PC)

(Electronic Arts)

geschrieben von Bernd Kasperidus

 

  Entwickler: Maxis
Publisher: Electronic Arts
Genre: Aufbausimulation
Homepage: SimCity
Preis: SimCity 59,99 Euro, SimCity Digital Deluxe Edition (mit allen DLC) 79,99 Euro
Altersfreigabe: Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG

 

"SimCity" ist ein Phänomen! Selbst Spieler, die niemals ein Aufbau- oder Simulationsspiel anfassen würden, kennen die "SimCity"-Reihe und wissen, worum es geht. Dementsprechend wurde der neue Ableger von "SimCity" mit Spannung erwartet, nachdem schon einige Zeit seit der letzten Version - "SimCity 4" - ins Land gegangen ist. Jeder hat mitbekommen, wie erschreckt und verärgert die Fan-Gemeinde auf den desaströsen Start von "SimCity" reagierte. Aber Fehler passieren nun mal jedem und deswegen hat DLH.Net das Review von "SimCity" um einen Monat verschoben, um zu sehen, wie EA die schnell angekündigten Nachbesserungen implementiert und dann ein funktionierendes System zu testen. Hier ist jetzt das Ergebnis.

Die Stadt ist nicht genug ...

Am eigentlichen Spielprinzip von "SimCity" hat sich nicht viel geändert. Vielfach wurde nur Fein-Justage betrieben, die den Spielfluss etwas einfacher gestalten soll, aber dazu später mehr. Die größte und umfassendste Neuerung "SimCity" ist die "Region". Tatsächlich dürfte der Vorläufer der Region eingefleischten SimCity-Fans bekannt vorkommen, denn in den Vorgängerversionen war sie schon als Karte implementiert und legt die grundlegende Topografie und die Anzahl der möglichen Städte fest. Hier setzt die Region an und erweitert das Konzept zu einem Multiplayer-Inhalt. Innerhalb der Region können Spieler interagieren und sich zum Beispiel durch Waren- und Ressourcenlieferungen oder einfach durch Geldströme gegenseitig unterstützen. Um dieser Veränderung Rechnung zu tragen, wurde der Singleplayer-Modus zu einer Sonderform des Multiplayer-Spiels. Als Einzelspieler besetzt man alle möglichen Städte einer Region bzw. macht die erzeugte Region zu einem Privatspiel, zu dem man niemanden einlädt.

Hier liegt auch die große Krux von "SimCity" verborgen, die unter anderem zu dem Fiasko mit den Servern am Releasetermin führte. Man kann "SimCity" nicht mehr ohne Internetverbindung spielen, da viele Simulationsberechnungen auf Stadt- und Regionsebene auf den Server ausgelagert werden. So jedenfalls lautete die Aussage der Entwickler von Maxis. In Tests war das nicht so eindeutig nachzuvollziehen. So konnte ohne bestehende Serververbindung ein Singleplayerspiel bis zu 15 Minuten gespielt werden, bevor "SimCity" unkontrolliert abstürzt.

Damit ist schon das gesamte Multiplayerspiel erklärt, denn neben Warenlieferungen oder Geldverleih sind keine weiteren Interaktionen der einzelnen Spieler möglich. Ausnahmen sind der Besuchermodus, in dem ein Spieler die Stadt eines anderen Bauherrn anschauen kann und die Großprojekte, in denen mehrere Spieler die Ressourcen für ein gemeinsames Projekt liefern. Ob das die Mühe wert war, eine komplette Serverarchitektur neu aufzubauen?

"SimCity" ist im Großen und Ganzen das altbekannte Spiel geblieben. Man zieht Straßen, verteilt Siedlungsgebiete und wartet, was passiert. Weitgehend wurden nur kleine Teile verändert, um die Benutzbarkeit und den Schwierigkeitsgrad des Spiels anzupassen. Die größte und auf den ersten Blick wichtigste Änderung von "SimCity": Die Schachbrett-Zeiten sind vorbei. Der neueste Teil der Reihe erlaubt es endlich, Straßen in Kurven, Bögen und Kreisen zu verlegen. Damit kann die Stadt wesentlich besser an die bestehende Topografie angepasst oder einfach nur, je nach ästhetischem Empfinden, organischer aufgebaut werden. Hier zeigt sich aber schon wieder ein Problem. Selbst nach einem Monat Fehlersuche sind die Routinen, die die Anschlusspunkte von Straßen verwalten, noch nicht ganz ausgereift. So ist es gerade bei "kurvigen" Straßen immer wieder schwierig, Kreuzungen oder Einmündungen zu bauen, da das Programm Anschlusspunkte nicht richtig erkennt. Was von "links nach rechts gezogen" möglich ist, wird bei "von rechts nach links gezogen" als unmöglich abgewiesen. Auch bei Sondergebäuden wie zum Beispiel dem Bahnhof kommt es immer wieder zu Schwierigkeiten. Während des Tests wurde unzählige Male die Straße "unter" den Bahnhof gelegt, anstatt diese mit dem Gebäude zu verbinden. Entsprechend artete das Verlegen des Straßennetzes immer wieder in eine frustrierende Angelegenheit aus.

Eine weitere wichtige Neuerung: Die Infrastruktur wird jetzt mit der Straße verlegt. Vorbei sind die Zeiten, in denen man sich fragte: "Wie bitte soll ich die Wasserleitung und die U-Bahn gleichzeitig hier unterbringen?" Sei es die Stromleitung oder der Wasseranschluss, alles wird automatisch beim Straßenbau erledigt. Es muss nur noch ein entsprechendes Funktionsgebäude errichtet werden und schon können "Saft" und Wasser fließen. Gleich geblieben sind jedoch die Kontingente. Ein Funktionsgebäude kann nur eine begrenzte Anzahl Ressourcen (zum Beispiel Wasser oder Elektrizität) liefern, ist diese ausgeschöpft, muss ein neuer Wasserbehälter oder ein zusätzliches Elektrizitätswerk gebaut werden. Auch hier wurde gegenüber dem Vorgänger eine Neuerung eingeführt. Was früher nicht möglich war, ist jetzt regelrecht zu einem kleinen Minispiel geworden: Mit Hilfe von Servicestraßen und Servicepunkten kann zum Beispiel ein Elektrizitätswerk ausgebaut werden. Die Funktionsgebäude, die in den Vorgängerversionen eine unveränderliche Größe hatten, können jetzt mit diesen Servicestraßen vergrößert werden, um Raum für Erweiterungen dieser Gebäude zu schaffen.

Last, but not least: Es gibt keine Gebietsblöcke mehr. In den früheren Versionen vom "SimCity" hatte man es noch leichter, denn nur die Hauptverkehrsstraßen mussten per Hand gezogen werden. Die Nebenverkehrsstraßen wurden automatisch mit der Gebietsvergabe erstellt. Einfach einen Block in die Karte zeichnen und "SimCity" erstellte von selbst die Verbindungswege. Jetzt geht dies nicht mehr, Gebiete können nicht länger als Blöcke erstellt werden, stattdessen markiert man die Straßenränder als Wohn-, Gewerbe- oder Industriegebiet. Einzige Hilfestellung dabei ist, dass mithilfe der "Steuerung"-Taste ein ganzer Straßenzug zugewiesen werden kann. Dies ist wohl ein Zugeständnis an die neue Kurvenfunktion der Straßen.

Die grundlegenden Simulationsmechanismen von "SimCity" sind dagegen nicht angerührt worden. Schulen, Krankenhäuser und Parks werten eine Region auf, Industriegebiete und andere "schmutzige Sachen" werten sie wieder ab. Alles in allem ist es aber, aus dem Gefühl heraus, einfacher geworden, hier die Balance zu halten, da die neue Erweiterungsfunktion sehr hilfreich ist. Wo man früher mehr und noch mehr Schulen oder Krankenhäuser bauen musste, setzt man jetzt einfach noch einen Klassenzimmer- oder Patientenflügel an das bestehende Gebäude an.

Es ist wohl ein Zugeständnis an den Multiplayermodus, dass die Karten für die Städte kleiner geworden sind. Metropolen wie in den Vorgängern sind damit nicht mehr möglich. Auch wurden die Monumente zugunsten der Großprojekte abgeschafft. Auf einer Regionskarte gibt es jetzt immer mindestens einen Spot für Großprojekte, die verschiedenen Städte der Region gemeinsam bauen können.

Grafik

Das Aussehen von "SimCity" wurde kaum verändert, allenfalls feingeschliffen. Neue, detailreichere Texturen und bessere sowie genauere Animationen fallen als Erstes ins Auge. So sind zum Beispiel die Ratgeber nicht mehr nur einfache Fotos auf dem Bildschirm. Wenn diese Tipps und Aufträge erteilen, erscheint eine kleine animierte Figur vor dem entsprechenden Gebäude.

Die eigentlichen Perlen liegen im Detail. Eine Simulation ist nun mal kein Spiel für grafischen Überschwang, wie man ihn zum Beispiel in Rollenspielen findet. Dafür merkt man aber den Gebäudetexturen und den Details der einzelnen Objekte, wie beispielsweise den Parks, die Liebe zum Detail an.

Sound

Auch hier beschreitet "SimCity" den altbekannten und bewährten Weg seiner Vorgänger. Die Simulation wird durch leise, unaufdringliche Musikstücke begleitet. Wohlgemerkt, keine 30-Sekunden-Soundschleifen, sondern richtige Lieder schallen dem Spieler entgegen. Diese sind abwechslungsreich genug, um beim Spieler keinen Sättigungseffekt auszulösen. Hier könnte sich so manches andere Spiel eine Scheibe abschneiden.

Weiterhin sind auch die aus den Vorgängern bekannten Untermalungen wiederzufinden. Je nach Zoomstufe werden diese richtigerweise leiser oder lauter. So hört man die Sirene von Polizei oder Feuerwehr, das Klingeln der Schulglocke oder das Glucksen des Wassers im Pumpwerk.

Bemerkenswert ist die Sprachausgabe: Erteilen Ratgeber einen Auftrag, so wird die Animation mit einer "Simlisch" hinterlegt. Ein niedliches Detail, das Spaß macht und trotzdem den Aufwand für die Synchronisierung gering hält.

 


Fazit

   - "Unsere Software ist Banane … Sie reift beim Kunden" Die Bindung von "SimCity" an die Server auch im Singleplayermodus ist und bleibt die größte Krux des Spiels. Leider ist in Deutschland eine Versorgung mit konstant funktionierenden Internetzugängen außerhalb der Städte immer noch ein Wunschtraum. Es reicht ja schon eine einfache Bahnfahrt, um selbst eine mobile Internetverbindung nachhaltig zu stören. Einfach anzunehmen, dass Spieler ausschließlich in Regionen angesiedelt sind, in denen konstante Internetverbindungen gegeben sind, ist ein wenig kurzsichtig gedacht. "SimCity" ist jetzt - einen Monat nach dem Release - ein wirklich würdiger Vertreter der SimCity-Reihe geworden. Hier muss man aber so fair gegenüber anderen Entwicklern und Publishern sein und erwähnen, dass teils pro Tag mehrere Patches herausgegeben wurden, um Fehler zu beheben. Wer Liebhaber von Simulationen ist, ausschließlich zu Hause spielt und dort über einen zuverlässigen, konstanten Internetzugang verfügt, der sollte "SimCity" unbedingt ausprobieren. Wer zu einer der genannten Konditionen "Nein" sagen muss, sollte sich genau überlegen, ob er die Investition in "SimCity" tätigt. (15.05.2013)


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SimCity (2013)

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