Cliffs of Dover (Ubisoft) geschrieben von Tim-Oliver Siegwart
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Die legendäre Luftschlacht um England ist der historische Hintergrund des neuen IL82-Sturmovik-Ablegers "Cliffs of Dover". Die Entwickler von Maddox Games sorgen mit der neuen Auflage erneut für realistische und grafisch sehr ansprechende Kämpfe über den Wolken. Ob Ubisoft ein weiterer Überflieger gelungen ist, oder ob mit "Cliffs of Dover" eine Bruchlandung hingelegt wurde erfahren Sie in unserem Rundflug bei DLH.Net. Feuerspucker am Himmel Die Hintergrundgeschichte zu "Cliffs of Dover" dürfte jedem bekannt sein. Entweder wurde man bereits in der Schule ausführlich über den Zweiten Weltkrieg informiert oder eine der unzähligen Dokumentationen auf NTV und N24 haben diese nahezu unverzeihliche Wissenslücke mehr als geschlossen. In aller Kürze ein kleiner geschichtlicher Rückblick, damit auch jeder weiß, warum man sich in kleine anfällige, unausgereifte Metallkäfige in die Lüfte schraub um andere wagemutige mit seinen Kanonen aus dem blauen Himmel zu blasen. Wir befinden uns im Zweiten Weltkrieg, die Luftwaffe setzt zum finalen Schlag auf die Royal Air Force an um die Lufthoheit über England zu erlangen und damit einer Invasion mit Bodentruppen den Weg zu ebnen. Es ist der erste entscheidende Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg, denn wird die Luftschlacht zu Gunsten der Luftwaffe entschieden, wird der Krieg einen anderen Verlauf nehmen und das Dritte Reich ganz Europa unterwerfen. Eine riesige Bomberflotte ist bereits im Anflug und es hängt an den Flugkünsten des Spielers und seiner Flügelmänner. Wie sagte einst Winston Churchill zu dieser Phase in der britischen Geschichte: "Noch nie schuldeten so viele, so wenigen, soviel!". Wo ist die Ostfront Schon in der Einleitung fällt auf, dass "Cliffs of Dover" nichts mit seiner Namensgebung zu tun hat. Der Zusatz IL82-Sturmovik wurde lediglich aus Marketing Gründen beibehalten. Das Spiel verlagert das Szenario komplett von der Ost- an die Westfront. Der Spieler klemmt sich hinter den Steuerknüppel und schwingt sich ohne größere Rahmenstory oder Einsatzbesprechungen und die Lüfte. Dabei stehen einzelne Missionen zur Auswahl oder eine ganze Kampagne. Viele Missionen beginnen direkt in der Luft auf dem Weg zum ersten Wegpunkt. Bei anderen muss die Maschine am Boden starten und möglichst vor der nächsten Baumreihe abheben. Danach das Fahrgestell einziehen und nach einem kleinen Blick auf die Karte den richtigen Kurs einschlagen. Die Missionstypen reichen von Begleitschütz, Aufklärung, Abfangeinsätzen, Bombenangriffen bis hin zu Einsätzen, wo lediglich ein Luftraum überwacht und nach feindlichen Maschinen abgesucht werden muss.
Die Luftkämpfe spielen sich allesamt im Dogfight ab. Der Spieler versucht sein Gegner auszumanövrieren und setzt sich hinter ihn und sobald das Feindflugzeug das Zielkreuz ausfüllt, eröffnet man das Feuer. Soweit so gut, während dieser Zeit sollte der Spieler immer ein Auge übrig haben um den Luftraum zu beobachten, denn vermutlich versucht zum selben Zeitpunkt eine gegnerische Maschine sich hinter das eigene Heck zu klemmen. Ganz nebenbei darf man seine Flügelmänner niemals aus den Augen verlieren, so dass man jederzeit den Angriff abbrechen kann und zur Hilfe eilen kann. So gut man auch fliegen mag, ohne die Unterstützung der eigenen Staffel wird man selten wieder Heil auf der Erde landen. Noch etwas kniffliger wird das Ganze, wenn man beispielsweise seine eigenen Bomber beschützen muss. Es ist zwar immer schön, wenn man sehr viele Abschüsse auf die Außenhaut pinseln kann, wenn bei der Trophäenjagd allerdings die zum Schutz befohlenen Bomber vom Gegner aus den Wolken geschossen werden, hat man nichts gewonnen. Wer zuerst üben möchte kann auch ein intensives Training durchlaufen, hier kann man Flugmanöver, Landungen und dergleichen trainieren. Für ganz kurzentschlossenen gibt es neben der Kampagne und den einzelnen Missionen auch noch den Schnelleinsatz. Hier ist man direkt im Getümmel und kann sich auf die Feinde stürzen. Ideal, wenn der Spieler nur schnell eine Runde in den Luftkampf ohne direkte Mission und langes anfliegen möchte. Des Teufels Steuerknüppel Um es gleich vorweg zu nehmen, die Tastatur wird hier nur der Vollständigkeit erwähnt. Ohne einen guten handelsüblichen Joystick braucht man "Cliffs of Dover" eigentlich nicht starten. Natürlich gibt es auch alternative Steuermöglichkeiten mit Maus und Tastatur, aber das Flugmodell ist einfach zu komplex, als das es sich ohne Joystick vernünftig steuern lässt. Je nach Anzahl der Achsen lässt sich mit dem Knüppel die Höhen und Seitenruder bewegen. Die Standardbelegung kann natürlich frei geändert werden, es ist schon Sinnvoll zumindest die Primär- und Sekundärfeuertasten so zu legen, dass man sie gut, schnell und sicher erreicht. Für den Funkverkehr, die Karten und all die verschiedenen Einstellungen von Fahrwerkausfahren bis Motorabstellen verwendet man dann natürlich die Tastatur. Über den Wolken Wie schon der Vorgänger kann "Cliffs of Dover" mit einer sehr guten Grafik glänzen. Es werden hier zwar sicherlich keine neuen Maßstäbe gesetzt, aber dennoch gibt es derzeit sicherlich keine Flugsimulation die eine bessere Grafik bietet. Besonders gut gelungen ist einmal mehr der sehr realistisch anmutende Wellengang. Die Modelle der Flugzeuge sind allesamt sehr schön und detailreich konstruiert und sehen ihren realen Vorbildern zum Verwechseln ähnlich. Etwas prächtiger und cineastischer dürften allerdings die Explosionen ausfallen. An dieser Stelle müssen wir unsere Leser auch deutlich auf die Performance-Probleme von "Cliffs of Dover" hinweisen. Selbst bei High-End Computer kommt es von Zeit zu Zeit zu heftigen Rucklern, bei langsameren Konfigurationen kann sogar das Bild für einige Sekunden einfrieren. Zwar kann man die Grafikeinstellungen herabsetzen, allerdings ändert dies leider überhaupt nichts an den Aussetzern. Bomberalarm Wer kennt sie nicht, die Angst und Schrecken verbreitende Sirene der Stukas? Auch in "Cliffs of Dover" finden sich diese JU-87 Sturzkampfbomber, von dem Lärm bekommt man zwar wenig mit, aber dennoch ist das Brummen der Motoren, das Rattern der Maschinengewehre und die Einschläge feindlicher Geschosse akustisch fein umgesetzt und können sich buchstäblich hören lassen. Die Musikauswahl in den Menüs ist dann allerdings doch etwas dürftig geraten, aber die meiste Zeit befindet man sich ja sowieso in Luftkämpfen oder auf dem langen Weg dorthin. Aber etwas Luft nach oben haben sich die Entwickler hier noch gelassen. Da die Story nicht durch schöne Zwischensequenzen getragen wird, gibt es auch keine gute oder schlechte Synchronisation. Das Funkfeuer kommt wie gewohnt und für diese Zeit typisch sehr abgehackt und undeutlich mit einem Rauschen über die Lautsprecher. Leider ist mit "Cliffs of Dover" nicht der erwartete Luftsieg eingekehrt. Zwar gibt es derzeit mit Sicherheit keine bessere Flugsimulation auf dem Markt, allerdings trüben viele Bugs das Spielvergnügen. Viel schlimmer ist aber der Leistungshunger, denn selbst auf den schnellsten Rechnern kommt es zu Leistungseinbrüchen, Rucklern und noch schlimmeren zeitlichen Aussetzern. So kann man einfach kein Produkt auf dem Markt werfen, der Spieler ist kein Beta-Tester! Rein inhaltlich gibt es absolut nichts an "Cliffs of Dover" auszusetzen. Die Atmosphäre stimmt, die Flugphysik ist grandios und die Missionen gestalten sich abwechslungsreich genug. Hardcore-Piloten kommen hier sicherlich auf ihre Kosten. Anfängern sei noch einmal gesagt, dass es sich hier um eine knallharte Simulation handelt, die über den Wolken keine Fehler zulässt und man ohne Joystick und einige Flugstunden so schnell keinen Abschuss verbuchen wird. (21.06.2011)
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