Tom Clancy's Splinter Cell: Blacklist (PC) (Ubisoft) geschrieben von Bernd Kasperidus
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"Splinter Cell" ist eine Marke, die hohe Erwartungen weckt. Speziell nach den ersten Trailern, in denen das Spiel vorgestellt wurde und die Fangemeinde ausrufen lies, dies sei doch nicht mehr das ursprüngliche "Splinter Cell", soll dieses Review beleuchten, ob es "Splinter Cell: Blacklist" schafft, in der alten Glorie der Reihe zu bestehen. Gameplay Viele Spiele, die von dem Kontinent kommen, der 1492 von Christoph Columbus entdeckt wurde, funktionieren nach einem Schema F, dass aus der Weltsicht der Einwanderer auf diesen Kontinent geboren wird. Dies triff auch auf "Splinter Cell: Blacklist" zu und entsprechend lässt sich die Hintergrundgeschichte zu diesem Spiel so zusammenfassen: Es war einmal ein "Gods own Country" das seine Segnungen von matschigen Frikadellenbrötchen und freiem Waffenbesitz für so überragend hielt, dass es die gesamte Welt damit beglücken wollte. Im Zweifel sogar gegen den Willen der zu überzeugenden Bevölkerung. Seltsamerweise reagierten diese Beglücker mit Unverständnis und Abscheu, wenn die Beglückten eben diese Segnung des freien Waffenbesitzes zum Nachteil der Einwohner dieses von Gott gesegneten Landes ausnutzten. "From sea to shining sea" war es nur ungern gesehen, dass die eigenen, kulturell überlegenen Steuerzahler minimiert wurden, unabhängig davon, ob durch den Waffenexport das eigene Bruttosozialprodukt gesteigert wurde. Folgerichtig machen sich einzelne Botschafter überragender Kultur und Zivilisation auf, diese Segnungen wieder einzukassieren, nicht weiter beachtend, ob der in diesem Prozess dezimierte Genpool in die Angelegenheit involviert war oder nicht. Im Detail schlägt das Intro zu dem Spiel, in dem die Terroristenvereinigung "The Engineers", eine Vereinigung aus zwölf "Schurkenstaaten", die Anderson Air Base auf der Insel Guam spektakulär in die Luft jagt und damit den Startpunkt einer Aktionsreihe ankündigt, die die USA bei ihren Grundwerten treffen soll, genau in diese Kerbe. Dies erinnert unfreiwillig sehr stark an den Film "Die nackte Kanone". Auch hier wird die pathetische Selbstverliebtheit - allerdings mit einem Augenzwinkern - auf die Schippe genommen und ein internationales Treffen der sogenannten "Achse des Bösen" porträtiert, welche Anschläge auf die USA debattieren. Sam Fisher wird wieder aktiviert, nachdem er sich in einem Unternehmen für ethisch-moralisch korrekte Söldnereinsätze zur Ruhe gesetzt hatte, und "4th Echelon" wird ins Leben gerufen. Schon startet die "Paladin", ein Militärtransporter mit modernster Überwachungstechnologie, als fliegende Einsatzzentrale zur Unterstützung von Sam Fisher und seinem Team. Angesichts realer Nachrichten, mit denen wir seit Monaten versorgt werden, ist das die nächste Ironie, bei der sich der Spieler fragen muss: "Meinen die das jetzt ernst oder ironisch?" und dabei unfreiwillig darauf wartet, dass wirklich Frank Drebin um die Ecke kommt. Da zaubert die Tatsache, dass man sich als Regierungseinrichtung sein Geld erfolgsorientiert selbst verdienen muss, um neue Ausrüstung zu kaufen nur noch ein Lächeln auf die Lippen. Würde in der Realität so gehandelt, wäre die NSA möglicherweise schon 2001 bankrott gewesen. Nach dem Lächeln folgen die Zweifel, da es eine sehr starke "pay-to-win"-Tendenz in "Splinter Cell: Blacklist" gibt. Wer es sich leisten kann, kauft die notwendigen U-Points, um sich Geld-Boosts freizuschalten. In dieselbe Kategorie fallen Nebenmissionen, die am Ende spezielle Ausrüstungen freischalten, aber um den Missionsbogen zu starten, reicht das Grundspiel, um ihn zu beenden, muss man einen DLC besitzen. Was war so falsch am Modell, dass Ausrüstungsteile gefunden oder mit dem Spielverlauf freigeschaltet wurden? Das eigentliche Gameplay von "Splinter Cell: Blacklist" ist dagegen sehr gelungen. Dies ist wirklich das alte "Splinter Cell"! In gewohnter Manier schleicht der Spieler durch die einzelnen Lokalitäten und huscht - ungesehen von Gegnern - von Deckung zu Deckung oder aber zieht unsichtbar und gnadenlos wie ein Panther die einzelnen Gegner aus dem Verkehr. Entsprechend wertet das Spiel die einzelnen Spielstile auch unterschiedlich mit sog. "Ghost"- oder "Panther"-Punkten, die später in Bestenlisten miteinander verglichen werden können. Es wurde aber auch an Spieler gedacht, die einen eher gewalttätigen Spielstil bevorzugen und so kann auch im Stil "Assault" offen jeden Gegner aus dem Weg ‚nietend‘, vorgegangen werden. Hier muss den Leveldesignern ein Lob ausgesprochen werden. Die Hauptmissionen sind so gestaltet, dass jeder der drei Spielstile zum Ziel führt. Dagegen sind die Nebenmissionen, die etwas mehr von der Hintergrundgeschichte offenbaren oder einfach nur für Spielgeld sorgen explizit so gestaltet, dass nur eine bestimmte Vorgehensweise zum Ziel führt. In allen Missionen gilt auch, das Schleichen und ewiges Warten nicht zum Ziel führt. Vielmehr ist ein "Er kam, sah und siegte" gefordert, also ein blitzschnelles Analysieren der Situation und anschließend entsprechend zielgerichtetes Handeln. Die Intelligenz der Gegner ist dabei beachtlich. Diese laufen sehr lange und komplizierte Patrouillenwege und haben teilweise sehr komplexe Handlungsabläufe, die sie ein wenig unberechenbar machen. Einziges Manko: In den Nebenmissionen gibt es keine Speicherpunkte, das heißt, man beginnt jedes Mal wieder ganz von vorn. Trotzdem wurde bei der Balance darauf geachtet, dass auch auf der leichtesten Schwierigkeitsstufe das Spiel zwar fordernd, aber nicht allzu frustrierend ist. Mehrspieler Das Mehrspielersystem in "Splinter Cell: Blacklist" wurde ausgeweitet. So sind Missionen solo oder im Koop-Modus spielbar. Die Mitspielerwahl kann sich dabei auf das heimische Netzwerk oder die Uplay-Freundesliste beschränken oder aber einem zufälligen Uplay-Benutzer aus dem Internet ausdehnen. Dabei ist der Missionsbogen, der sich um Briggs spannt, ausschließlich im Koop-Modus spielbar. Neben diesen Missionen, die in das Spiel integriert sind, werden von Ubisoft außerdem noch "Söldner gegen Spion"-Aufträge bereitgestellt. Diese sind als Teammissionen spielbar, bei denen Söldner vs. Spione gegeneinander antreten. Solche Spiele teilen sich dann auch in einzelne Aufgaben, den sogenannten "täglichen Herausforderungen" und in Missionsbögen, den "wöchentlichen Herausforderungen", auf. Neben "viel Feind, viel Ehr" können dabei Punkte für die Bestenlisten und Spielgeld für die Ausstattungen gekauft werden. Die Gerätschaften der vielen kleinen Sam Fishers unterscheiden sich dabei auch von der Ausrüstung in den Offline-Missionen. Mit diesem gekapselten Onlinemodul liegt die Vermutung nahe, dass Ubisoft hier die Machbarkeit und die Akzeptanz eines "Splinter Cell Online" testen will. Zum Schluss seien noch die Wissensherausforderungen erwähnt. Diese sind zwar nicht "Mehrspieler" aber online. Hier muss der Spieler keine Quests bestehen, sondern bekommt anhand von Nachrichtendienstberichten Informationen zum Auswerten, über die er die nächsten Hinweise auf der Weltkarte finden kann. Hat der User sein herausragendes Wissen (oder seine überlegenen Google-Fähigkeiten ) unter Beweis gestellt, wartet am Ende des Bogens eine Entscheidung, die ihm bessere Punktemultiplikatoren für das Hauptspiel bringen können. Grafik Die Grafik von "Splinter Cell: Blacklist" lässt sich mit einem Wort umschreiben "ausgezeichnet". Viel Mühe wurde darauf verwandt, die einzelnen Einsatzorte von Sam Fisher abwechslungsreich und lebendig zu gestalten. Dies gilt auch für die Animationen: Hier ist der Wächter, der sich mal eben für eine Zigarette verdrückt, ebenso zu finden wie der Gegner, der ausgiebig in der Nase bohrt. Ebenso viel Arbeit wurde in die Animation des Hauptprotagonisten Sam Fisher gesteckt. Auch wenn es noch gewisse ‚Lähmungen‘ in der Gesichtspartie gibt, die Bewegungsanimationen sind sehr detailliert. Diese Grafik kommt jedoch mit einem Preis. Auch wenn "Splinter Cell: Blacklist" in einen DirectX-9- bzw. DirectX-11-Modus schalten lässt, so ist die Auslastung von Grafikkarte und CPU enorm. Angesichts von drei Patches, die unter anderem auch viele Grafikfehler beheben sollten, muss man sich fragen, ob die Ansprüche eventuell zu groß sind oder die Entwicklungszeit zu kurz war. Jedenfalls sorgte die Grafik für mehrere Abstürze und Freezes auf dem Testrechner. Sound Auch der Sound in "Splinter Cell: Blacklist" ist gewohnt gut. Gerade für ein Schleichspiel sind Geräuscheffekte lebenswichtig. Wie soll der Spieler sonst beurteilen können, ob es jetzt sicher ist, aus der Deckung zu kommen oder nicht? Die Entwickler haben sich beim Spiel wieder große Mühe gegeben, diesen Faktor nicht außer Acht zu lassen. Da gibt es dann auch mal etwas skurrilere Geräusche, wie das ominöse Plätschern und das erleichterte Stöhnen eines Urinal-benutzenden Terroristen. An der Musikfront glänzt "Splinter Cell: Blacklist" eher durch Stille. Dies ist aber verständlich, bei einem Spiel, bei dem es auf jedes noch so kleine Geräusch ankommt, sind bombastische orchestrale Musikstücke ohnehin kontraproduktiv. Es gibt nur wenige Stellen, wo eine musikalische Untermalung wirklich sinnvoll eingesetzt werden kann, aber wenn, wählten die Designer unauffällige Stücke, um wohl den Kontrast zur sonstigen Stille nicht zu groß werden zu lassen. |
Fazit
Gewohnt pathetisch in der Geschichte, sind die Entwickler von "Splinter Cell: Blacklist" diesmal ein wenig über das Ziel hinaus geschossen und haben eher eine Realsatire abgeliefert. Obwohl "Splinter Cell: Blacklist" vom eigentlichen Gameplay her ein ausgezeichnetes Spiel ist, bekommt man durch die Hintertüre Rahmenhandlung wieder viel vom amerikanischen Selbstverständnis und "Wad of Life" verkauft. Abgesehen von ein paar technischen Problemen und einer unübersehbaren Kommerzialisierung macht das Spiel Spaß und man kann mit "Splinter Cell: Blacklist" seine Freude haben.(01.10.2013)
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