Gran Turismo 5

Gran Turismo 5 (PS3)

(Sony)

geschrieben von Uwe Schöler

 

 
Entwickler: Polyphony Digital
Publisher: Sony
Genre: Rennsimulation
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Gran Turismo 5
Preis: ca. 55 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Nach langem Warten können sich Hobbyrennfahrer wieder vor den heimischen Fernseher begeben, um mit "Gran Turismo 5 – The Real Driving Simulator“ dem Rennsport zu frönen. Nach dem vierten Teil der Rennserie, der im März 2005 erschien, und nachdem GT5-Prolog einen guten Vorgeschmack auf den kommenden Titel gemacht hatte, hofften viele, dass die Vollversion nicht so lange auf sich warten lassen würde. Nun im Dezember 2010, nach einigen Verzögerungen, steht der Titel endlich im Regal. Für Sie werfen wir einen sorgfältigen Blick unter die virtuelle Motorhaube.

Neue Wege

Nach dem Einlegen der Scheibe erwartet Sie als Erstes die Installation der wichtigsten Spieldaten, die mit circa sieben GB zu Buche schlägt. Der Vorgang dauert zwar eine geraume Weile, dafür sparen Sie sich aber später wertvolle Ladezeit. Wenn Sie eine neue Strecke befahren, werden vor dem ersten Start meist nochmals ein paar Daten im Hintergrund auf die Festplatte kopiert, damit sie beim nächsten Mal noch schneller geladen werden kann. Sobald alles Nötige installiert wurde, startet ein interessantes Video, das die Entstehung eines Autos zeigt. Das können Sie sich entweder bis zum Schluss anschauen oder Sie drücken einfach, um in das Hauptmenü zu gelangen. Hier ist alles sehr übersichtlich und Sie werden sich schnell zurechtfinden. So wählen Sie zwischen dem GT-Modus und dem Arcade-Modus oder Sie informieren sich in der Anleitung beziehungsweise schauen GT-TV.

Den Einstieg in Ihre Rennkarriere erreichen Sie über den GT-Modus. Sie beginnen mit einem bestimmten Geldbetrag, der bei Weitem nicht ausreicht, um gleich in die Vollen zu gehen. Mit 20.000 in bar können Sie sich gerade mal einen durchschnittlichen Wagen besorgen, um Ihre ersten Rennen zu bestreiten. Allerdings können Sie auch einen Blick zum Gebrauchtwagenhändler werfen, denn eventuell bietet er Ihnen genau das Richtige für Ihren Karrierestart. Leider fehlt hier die Unterteilung in aktuelle Fahrzeuge und Oldtimer, die es im vierten Teil gab. Schade, denn so ist es doch etwas unübersichtlich. Allerdings finden Sie hier viel gefahrene Autos wie den Golf, der weit über das Maß Kilometer auf der Tachouhr hat, über Muscle-Cars, die nur so vor Drehmoment strotzen, bis hin zu Boliden, die massig Pferdchen unter der Motorhaube haben. Doch gerade für die letztere Art von Fortbewegungsmittel reichen die anfänglichen Mittel wahrlich nicht aus und so bleibt nur der Gang zum Neuwagenhändler, um ein ansehnliches Gefährt von der Stange zu kaufen. Der Händler bekommt das Geld und Sie können nun die ersten Reifen qualmen lassen.

Im A-Spec-Modus stehen Ihnen nun insgesamt fünf Serien mit insgesamt 45 Rennen zur Auswahl. Fans der Gran-Turismo-Reihe werden sicherlich begeistert sein, denn geschätzte Strecken, wie Clubman Cup, Vitz Race und weitere, sind wieder dabei. Ebenso finden Sie den Italien-Cup und das Vorderradantriebs-Rennen wieder. Für die einzelnen Herausforderungen brauchen Sie natürlich die erforderlichen Erfahrungspunkte, die sich in Form von Levels niederschlagen. Zu Beginn Ihrer Rennkarriere können Sie nur Herausforderungen mit Level null bestreiten. Die ersten Pisten werden Sie sicherlich ohne größere Probleme meistern und als Gewinner auf dem obersten Treppchen stehen. Während Sie sich gegen Ihre Kontrahenten behaupten, erlangen Sie natürlich Erfahrungspunkte und steigen langsam, aber sicher die einzelnen Stufen nach oben.

Neben den zu fahrenden Rennen können Sie auch die nationale B- und A-Lizenz erwerben beziehungsweise auf dem internationalen Sektor die A- bis C- und Superlizenz erreichen. Jede davon beinhaltet insgesamt zehn Herausforderungen, die zu Beginn sehr einfach zu meistern sind und im späteren Verlauf nur mit einem Lenkrad zu schaffen sind. So starten Sie mit einer Bremsherausforderung, bei der es darauf ankommt, in einer bestimmten Zeit auf einem vorgegebenen Bereich zum Halten zu kommen. Ebenso lernen Sie den Umgang mit verschiedenen Kurvenlagen und wie Sie am besten den Windschatten zum Überholen nutzen.

Am Schluss jeder Lizenzierung steht ein Wettkampf an, bei dem es zu gewinnen gilt, denn ohne diesen Abschluss können Sie nicht in die nächste Lizenz erwerben. Als Preis winken Ihnen bis zu drei Fahrzeuge, die Ihre Garage schnell ansehnlich füllen, und natürlich die bereits erwähnten Erfahrungspunkte, die Sie wiederum für die Freischaltung neuer Strecken dringend benötigen. Insgesamt können Sie bis zur Stufe 40 aufsteigen. Ab Stufe 25 wird die Serie Ausdauerrennen freigeschaltet, die im vorangegangen Teil vier schon interessant war.

Mehr Geschwindigkeit

Haben Sie sich inzwischen ein ansehnliches Sümmchen Geld zusammengefahren, werden Sie gegen besser motorisierte Fahrzeuge kaum noch ankommen. So bleibt Ihnen nichts Anderes übrig, als die Leistung Ihres Boliden mit ein paar Upgrades zu steigern. Die Autowerkstatt ist sehr gut aufgeräumt und alles Interessante ist in den wichtigsten Kategorien zusammengefasst. So lässt sich der Motor tunen, das Gewicht reduzieren, ein neuer Auspuff anmontieren, ein Getriebe mit kürzeren Schaltwegen einbauen oder ein Turbolader installieren. Natürlich lässt sich auch ein Sportfahrwerk unterschrauben oder die Aufhängung verbessern. Die Bremsen lassen sich allerdings entgegen dem vierten Teil nicht mehr verändern. Die Möglichkeiten zum Tunen des Boliden bleiben dennoch sehr umfangreich. Selbstverständlich kommt dabei schnell ein ordentliches Sümmchen – wie etwa die eines Kleinwagens – zustande.

Jedes Auto sollten Sie nach dem Kauf der Teile über die Garage noch etwas verändern, denn die Feinabstimmung der neuen Teile ist für beste Rundenzeiten enorm wichtig. So lassen sich die Spureinstellungen und Stabilisatoren verändern, Fahrwerkshärte und –höhe einstellen sowie die Höchstgeschwindigkeit über die Getriebeeinstellungen korrigieren. Die Übersetzungen für die einzelnen Gänge lassen sich leider nicht verändern, was Simulations-Liebhaber sicher vermissen werden. Auch die Möglichkeit, verschiedene Setups für die Wagen anzulegen, steht nun nicht mehr zur Verfügung.

Neben den vielen Möglichkeiten, dem Auto mehr Geschwindigkeit oder bessere Beschleunigung zu gönnen, sollten Sie die Wahl der Reifen nicht außer Acht lassen. Bessere Pneus bieten mehr Halt in den Kurven und das ist, abgesehen vom Tempo, mindestens genauso wichtig. Die Reifen sind in drei Gruppen unterteilt. Die Billigvariante nennt sich Comfort und bietet nur wenig Halt. Diese Art eignet sich höchstens zum Driften. Eine bessere Wahl stellen die Sportreifen dar, denn gerade im mittleren PS-Sektor sind sie nicht wegzudenken. Für die schnellen PS-Boliden kommen Sie nicht umhin, Rennreifen aufzuziehen. Jeder Pneu ist in den drei Mischungen weich, mittel und hart erhältlich und für besondere Herausforderungen gibt es zudem noch welche für Matsch und Schnee.

Haben Sie mit Ihren Fahrzeugen schon einige heiße Runden gedreht, werden Sie sich bei GT-Auto gut aufgehoben fühlen. Die Mechaniker wechseln nicht nur das inzwischen pechschwarze Motoröl, sie waschen Ihren Wagen auch oder lackieren ihn nach Ihren Wünschen um. Ebenso werden dort gebrauchte Motoren runderneuert und Karossen wieder ausgebeult. Für mehr Aerodynamik sorgen Spoiler und Verblendungen, die Sie hier ebenfalls in Auftrag geben können.

Massig Blech

Wenn Sie einen Blick auf die Wagenauswahl werfen, werden Sie feststellen, dass es unzählig viele Marken und Typen gibt. Viele davon sind bis in das kleinste Detail modelliert und sehen einfach perfekt aus. Für jede Kameraansicht wurden in der Premium-Modellreihe viele kleine Details liebevoll herausgearbeitet, damit die virtuellen Boliden ihrem Original in nichts nachstehen. Allerdings dürfen Sie das nicht von allen Modellen in "Gran Turismo 5" erwarten, denn die Mehrzahl der Autos bietet eben nicht diese Detailverliebtheit. Verschwommene Konturen, eckige Linien und schlechte Texturen sind hier zu sehen. Neben diesem Grafik-Manko entsteht das nächste beim Gebrauchtwagenhändler.

Damit Sie für bestimmte Events zugelassen werden, brauchen Sie besondere Fahrzeuge, die entweder ein bestimmtes Alter haben oder noch zusätzlich aus einem speziellen Land kommen. Gerade diese Oldtimer gibt es nicht beim Neuwagenhändler und Sie brauchen bei den angebotenen Autos wahrlich Glück, das gerade benötigte zu finden. Insgesamt 30 Wagen stehen beim Altwagenhändler zur Auswahl und im ungünstigsten Fall suchen Sie vergeblich nach einem Pick-Up oder Muscle-Car, um die nötigen Rennen in den einzelnen Serien zu fahren. Insgesamt ist die Wagenauswahl nicht ausgeglichen. So gibt es eine Vielzahl an Typen, die sich lediglich im Baujahr unterscheiden und dazu sehr viele japanische Marken. Dafür fehlen Autos europäischer Hersteller, wie u.a. Skoda, komplett. Das Schadensmodell ist zudem in den ersten Serien nicht vorhanden und später tritt es auch nur optisch in Erscheinung. Zwar bekommen Sie beim Zusammenstoß mit Fahrzeugen oder der Leitplanke Dellen und Kratzer, an dem Fahrverhalten des Boliden ändert sich derweil nichts.

Rennen fahren

Neben der Möglichkeit, selbst hinter den Lenkrädern der Fahrzeuge zu sitzen, bietet der B-Spec-Modus den Zugriff auf einen Nachwuchsfahrer, der an eigener Stelle ins Auto steigt. Dieser greift allerdings auf den vorhandenen Fahrzeug-Pool zu und kann nur da Rennen fahren, wo Sie auch das passende Gefährt in der Garage haben. Da Sie in das allgemeine Geschehen nicht eingreifen können, gibt es die Möglichkeit, dem Fahrer Anweisungen zu geben, damit er entweder schneller oder langsamer fährt, die Geschwindigkeit hält oder zum Überholen ansetzt. Ihre Entscheidung beeinflusst dabei die mentale Stärke des Fahrers, die langsam, aber sicher gegen Null geht. Während er am Anfang noch sicher das Fahrzeug steuert, baut er ohne mentale Stärke eher Unfälle und muss sich schließlich am Ende wieder einreihen. Überlegen Sie also gut, wann Sie Ihrem Fahrer welche Anweisungen geben.

Der fünfte Teil wäre wohl kein rechter Nachfolger, wenn es den Arcade-Modus nicht gäbe. Hier haben Sie die Möglichkeit, sich auf den unterschiedlichsten Kursen zu behaupten oder gegen die Zeit zu fahren. Ebenso können Sie hier auch gegen einen anderen Mitspieler im Split-Screen-Modus antreten. Während Sie in Ihrer Karriere Geld verdienen, bekommen Sie hier weder Erfahrungspunkte noch Geld. Sie fahren hier nur zum Spaß beziehungsweise um sich besser auf den Strecken zurechtzufinden. Bleibt noch der Editor, bei dem Sie schnell eigene Pisten erstellen können. Sie wählen einfach ein Streckendesign und legen dann die entsprechenden Parameter wie Streckenlänge oder Kurvenanzahl fest und entscheiden, ob es ein Rundkurs werden soll oder eine Strecke mit eigenem Anfang und Ende.

Steuerung

"Gran Turismo 5" ist als Rennsimulation sehr gut umgesetzt, auch wenn Ihnen das Benzin nicht ausgehen wird. Die Fahrphysik der einzelnen Autos wurde sehr gut umgesetzt. Wenn Sie den Titel nur mit dem Controller spielen, werden Sie wohl nicht in den wahren Genuss kommen, behutsam um die Kurven zu driften, nur um im richtigen Moment wieder auf dem Gas zu stehen und den Wagen maximal zu beschleunigen. Manche Events sind zeitlich so knapp bemessen, dass sie mit einem Controller nur schwer gemeistert werden können. Für diesen Titel drängt sich ein Force-Feedback-Lenkrad geradezu auf, denn nur so lassen sich die einzelnen Herausforderungen ernsthaft mit der Aussicht auf den ersten Platz fahren.

Die verschiedenen Antriebsarten, die Beschleunigung und die unterschiedlichen Kurven machen die Fahrphysik zu einem echten Highlight. Neu ist zudem die Reifenüberhitzung. Wird ein Pneu zu heiß, nutzt er sich schneller ab, was wiederum zum Durchdrehen führt. Gerade diese Informationen werden sehr gut an das Lenkrad weitergegeben, damit das realistische Fahrgefühl entsteht. Ohne Frage kommt "Gran Turismo 5" an Simulationen wie "Level R" oder "Live for Speed" nicht heran, aber das ist auch vermutlich nicht das, was die Entwickler bezwecken wollten. Durch die verschiedenen Fahrerhilfen kann sich jeder sein Stück Realismus ein- oder ausschalten, sodass auch der blutigste Anfänger sehr schnell zurechtkommt – auch ohne Lenkrad.

Grafik und Sound

Wie schon weiter oben beschrieben, wurden einige Fahrzeuge liebevoll und detailliert texturiert und andere wiederum nicht. So ähnlich ist das auch bei den vielen Strecken, die Sie befahren. Bei Stadtkursen fahren Sie durch ansehnliche Häuserreihen und an fotografierenden Zuschauern vorbei, während andere Strecken wie Le Mans eher öde und kahl sind. Manchmal finden sich auch grobe Bitmap-Bäume am Wegesrand, die nicht den besten Anblick bieten, wo hingegen die Eiger-Nordwand oder die Nordschleife sehr angenehm für das Auge sind. Weniger gefallen demgegenüber die Schatten, die ein Auto wirft. Gerade in der Vogelperspektive sieht man sehr deutlich, dass es kein Anti-Aliasing, also keine Kantenglättung, gibt. Die Konturen verschwimmen und trüben das sonst so wohlige Bild. Auch in der Cockpit-Ansicht wird man mit dem eckigen Schattenwurf konfrontiert und man hat dieses Manko so ständig vor Auge.

Musikalisch ist "Gran Turismo 5" sehr gut gelungen. Die einzelnen Stücke bieten eine interessante Mischung aus Rock, Pop und Jazz. Insgesamt können Sie weit über 100 Musikstücke hören. Natürlich kommt es bei einem Rennspiel weniger auf die Hintergrundmusik, sondern mehr auf das Brummen der Motoren an. Hier gibt es Gutes zu berichten, denn gerade der Sound der vielen Premium-Modelle erschallt deutlich realistischer als die Standardmodelle. Manche hören sich aber nach wie vor eher blechern an.

 

  

Fazit

"Gran Turismo 5" ist eine gute Fortführung der bekannten Rennserie. Der GT-Modus bietet einen sehr guten Karrierestart. Auch der Arcade-Teil ist gut gelungen. Allerdings hätte man nach gut fünf Jahren Entwicklungsarbeit durchaus mehr erwarten können. So lässt die Grafik manchmal doch sehr zu wünschen übrig, gerade was die Schatten betrifft. Ebenso die Qualität der einzelnen Strecken – hier wäre sicher mehr möglich gewesen. Dennoch ist der fünfte Teil insgesamt gelungen und man freut sich sehr, wenn man die nächste Stufe oder endlich die schon verloren geglaubten Ränge schafft. Insgesamt liefert GT5 einen sehr guten Mix aus Simulation und Freude am Fahren, und wenn Sie ein Lenkrad besitzen, ist es das Sahnehäubchen für diesen Titel.

(22.01.2011)


Fazit

   "Gran Turismo 5" ist eine gute Fortführung der bekannten Rennserie. Der GT-Modus bietet einen sehr guten Karrierestart. Auch der Arcade-Teil ist gut gelungen. Allerdings hätte man nach gut fünf Jahren Entwicklungsarbeit durchaus mehr erwarten können. So lässt die Grafik manchmal doch sehr zu wünschen übrig, gerade was die Schatten betrifft. Ebenso die Qualität der einzelnen Strecken – hier wäre sicher mehr möglich gewesen. Dennoch ist der fünfte Teil insgesamt gelungen und man freut sich sehr, wenn man die nächste Stufe oder endlich die schon verloren geglaubten Ränge schafft. Insgesamt liefert GT5 einen sehr guten Mix aus Simulation und Freude am Fahren, und wenn Sie ein Lenkrad besitzen, ist es das Sahnehäubchen für diesen Titel. (22.01.2011)


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