Tom Clancys Splinter Cell Conviction (Ubisoft) geschrieben von Tim-Oliver Siegwart
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Nach mehr als vier Jahren Entwicklungszeit ist Ubisoft Montreal mit dem Auftrag, ein neues, gefährliches Abenteuer von Sam Fisher zu erschaffen, am Ende angelangt. Dabei sollten sie das Spiel von Grund auf neu erfinden und so die leicht angestaubte Agentenserie mit frischem Wind bereichern. Ubisoft selbst sagt: "Tom Clancys Splinter Cell Conviction sei eine neue revolutionäre Spielerfahrung gepaart mit einer dramatischen Geschichte. Sie lasse den Spieler in ein Agenten-Abenteuer mit High-Tech-Waffen und Fähigkeiten eines Eliteagenten eintauchen und lade ihn in eine gefährliche Welt ein, in der Gerechtigkeit bedeute, dass man nach seinen eigenen Regeln handle". Ob bei der Neuerfindung eines erfolgreichen Konzeptes der alte Spielspaß auf der Strecke geblieben ist, oder ob das neue cineastisch angehauchte Gameplay überzeugen kann, erfahren Sie in unserem ausführlichen Test hier auf DLH.Net, wo wir Sam Fisher während seines Rachefeldzuges über die Schulter schauen durften. Sam Fisher ist zurück Sam Fisher diente seinem Land viele Jahre als Spion von Third Echelon, einer fiktiven, streng geheimen Geheimdiensteinrichtung in Washington D. C. . Nach seinem letzten Abenteuer in "Splinter Cell: Double Agent", erschienen im Jahr 2006, quittierte unser Titelheld seinen Dienst und verfolgte fortan nur noch ein Ziel: Er möchte herausfinden, wer seine Tochter Sarah getötet hat. Eine heiße Spur führt ihn auf die Mittelmeerinsel Malta, wo er sich auf die Suche nach Andiry Kobin macht. Anders als zuvor handelt Sam Fisher nun auf eigene Faust, er untersteht keiner Obrigkeit mehr und wird alles tun, um seine Ziele zu erreichen, das bedeutet, er schlägt härter zu und ist unerbittlicher als in der Vergangenheit. "Tom Clancys Splinter Cell Conviction" ist somit auch der erste Teil der Reihe, der eine USK-18-Freigabe erhalten hat. Seine Nachforschungen führen ihn schließlich bis nach Washington, wo er unfreiwillig in eine Verschwörung gegen die Regierung und eine unberechenbare Bedrohung für die ganze Welt verwickelt wird. Will jemand Eis? Zum Glück stört niemand den Spieler mit der nervigsten aller Fragen, mit der alltäglich in deutschen Kinos die Zuschauer terrorisiert werden. Wozu dieser Vergleich? Die Story in "Tom Clancys Splinter Cell Conviction" wird beeindruckend in cineastischem Stil erzählt und der Spieler wird interaktiv in die Handlung eingebunden. Ubisoft Montreal setzt dabei aber nicht auf klassische Zwischensequenzen, sondern projiziert die Handlung direkt in die Umgebung. Bei einem Verhör mit höchst psychologischen Tricks, also eine Szene mit roher Gewalt, in der der komplette Raum mit Hilfe des Kopfes von unserem neu lieb gewonnen Informanten zertrümmert wird, sehen wir die Informationen, welche er Sam Fisher nach und nach preisgibt, auf den Wänden in schwarz-weiß ablaufen. Verändert der Spieler dabei den Blickwinkel, so läuft die Handlung auf der nächsten Wand weiter. Diese Art der Inszenierung wirkt extrem dynamisch und das ganze Spiel verschmilzt dabei leicht zu einem einzigen Film. Creative Director Maxime Beland und Producer Alexandre Parizeau ist damit ein großer Wurf gelungen und zumindest in diesem Punkt haben sie ihr Ziel erreicht, "Tom Clancys Splinter Cell Conviction" neu zu definieren und einen cineastischen Eindruck beim Spieler zu erzeugen. Der Umstand, dass die Handlung spannend und mitreißend ist, ist natürlich ein weiteres Plus in dieser Beziehung. Nichts Halbes und nichts Ganzes Wie bereits angesprochen, geht Sam Fisher nun wesentlich rabiater zu Werke. Im Vergleich zu früheren Aufträgen heißt das insbesondere mehr Feuergefechte und weniger Schleichen und Ausspionieren. Die alten Tugenden sind für den Spieler nun wesentlich einfacher gestaltet, denn man muss zum Beispiel nicht mehr penibel die Anzeigen im Auge behalten, damit man weiß, ob der Gegner den Helden sehen kann oder eben nicht. Das System ist nun recht einfach umgesetzt: Ist der Spieler im Schatten und für Wachen nicht sichtbar, so schaltet die Darstellung auf schwarz-weiß um. Diese Vereinfachung dürfte allen geübten Agenten sofort auffallen. Wurde Sam von einem Feind entdeckt und versteckt sich, so wird an der letzten bekannten Position eine Art durchsichtiges Hologramm der Spielfigur erstellt. Das soll beim Planen von tödlichen Hinterhalten und Täuschungsaktionen helfen. Eine weitere wichtige Neuerung sind die Spezialangriffe. Zuerst muss sich der Spieler diese aber durch gelungene, sogenannte Stealth-Aktionen verdienen. Im Einzelnen bedeutet das, dass ein Gegner lautlos durch eine Nahkampfaktion ausgeschaltet werden muss, ohne dass ein Alarm ausgelöst wird. Nun kann man mehrere feindliche Wachen markieren und mit der Aktionstaste setzt man diese manchmal mehr, manchmal weniger filmreif außer Gefecht. Wie viele Markierungen möglich sind, hängt von den gesammelten Stealth-Punkten ab. Natürlich gehören Kletterpartien an Häuserfassaden sowie das obligatorische Eindringen durchs Fenster wieder genauso dazu wie das bekannte Nachtsichtgerät. Jetzt kommt das große Aber. Die meisten Aktionen lassen sich ohne Probleme durch rohe Gewalt viel schneller lösen, ohne dass für den Spieler dadurch Nachteile entstehen und durch das Gameplay, was wie bereits beschrieben eher an ein Konsolenspiel erinnert, kommt hin und wieder ein Frustfaktor auf. Das Problem bei den Feuergefechten ist der Umstand, dass sie viel zu einfach sind. Geübte Veteranen aus Spielen wie "Call of Duty" oder "Battlefield" werden allerdings ständig über die Steuerung fluchen. Es gelingt einfach regelmäßig nicht, den Gegner vernünftig aufs Korn zu nehmen. Der größte Gegner bei diesen Gefechten zeigt sich oftmals in der Bedienung. In früheren Aufträgen im "Splinter Cell Universum" war dies nicht weiter tragisch, es handelte sich schließlich um keinen Shooter, sondern um mehr oder weniger pure Stealth-Aktion. Das actionhaltige neue Spielkonzept hätte man mit einer zusätzlichen Ego-Perspektive unterstützen können, besonders, wenn man an den stark ausgebauten Multiplayerbereich denkt. Es macht natürlich dennoch viel Spaß, aber es bleibt das Gefühl, dass man hier nicht die goldene Mitte gefunden hat. Licht und Schatten Bei einem Geheimagenten sitzen jeder Schritt und jeder Handgriff wie von selbst, das Ergebnis einer harten, jahrelangen Ausbildung. Der geübte PC-Spieler braucht natürlich nur einen Bruchteil der Zeit um sich an die Steuerung zu gewöhnen. Es spielt sich wie eine Konsolenportierung und ist dadurch teilweise etwas kompliziert, ein Umstand der natürlich leider durch die Sicht aus der dritten Person noch begünstigt wird. Ein Beispiel wäre ein Gegner, den man zwar theoretisch sieht und mit einem Schuss ausschalten könnte, aber die Steuerung es einfach nicht zulässt und man zuerst die Position der Spielfigur leicht verändern muss, damit man in diese Richtung schauen und dann feuern kann. Ein manchmal sehr nervtötender Vorgang, besonders wenn die Gegner bereits das Feuer eröffnen können. Gesteuert wird natürlich mit Maus und Tastatur und die Grundfunktionen erlernt man in einer kleinen Einführung direkt auf Malta, wenn die Rahmenhandlung die Steuerung an den Spieler übergibt. Es besteht auch die Möglichkeit, dass der Spieler die Belegung der Tasten anpassen und frei belegen kann. Wer lieber einen Controller benutzt, kann im entsprechenden Menü die Einstellungen vornehmen. Gut gelungen ist das Hechten von Deckung zu Deckung. Das System funktioniert folgendermaßen: Der Spieler begibt sich an eine Wand, Ecke oder eine beliebige andere Deckung. Nun kann man mit der Maus die nächste mehr oder weniger vorgegebene Position anwählen und unser Sam Fischer hechtet, krabbelt, rollt etc. und bleibt dabei für den Gegner schwer zu entdecken. So kann man sich langsam näher an die Ziele heran bewegen, ohne dass einen die Wachposten sehen. Der Spieler kann nicht jederzeit speichern, sondern muss dazu vorgeschriebene Speicherpunkte erreichen. Man kann allerdings jederzeit einen erreichten Spielstand wieder laden. Für den Spielfluss bedeutet dies, dass man durchaus mit Bedacht vorgehen sollte, denn man weiß nie genau, wann der nächste Speicherpunkt kommt und man möchte ja schließlich bei einem unvorhergesehenen Ableben nicht noch einmal den ganzen weiten Weg zurücklegen müssen. Anfänger können aber beruhigt sein, denn zu Beginn lässt sich der Schwierigkeitsgrad anpassen, so dass auch ungeübte Agenten das Spiel meistern werden. Schleichgemeinschaft Der Mehrspielermodus, hier einfach Koop getauft, wurde im Vergleich zu den Vorgängern deutlich erweitert. Patrick Redding, der Coop Mode Director, meint dazu: "Sie wollten einen Mehrspieler-Modus mit einer Handlung schaffen. Anstatt bloß einen Arcade-Modus anzuhängen, wolle man das Conviction Erlebnis ausbauen und verlängern. Man habe ein Koop-Spielsystem entwickelt, das dem Spieler erlaube, zu kooperieren und zum ultimativen Geheimagenten zu werden." Dies ist durchaus gelungen. Es gibt zwei unterschiedliche Modi: Im Story-Modus verbünden sich zwei Geheimagenten im Wettlauf gegen die Zeit, dabei spielen die Ereignisse vor der Handlung des Einzelspielermodus. Vier russische EMP-Bomben wurden gestohlen und müssen nun durch die Spieler sichergestellt werden. Hier arbeiten Third Echelon und das russische Pendant Voron zusammen. Der andere Modus nennt sich Nebenmissionen und man kann hierbei aus einer Reihe zueinander unabhängiger Missionen wählen. Es gibt vier verschiedene Missionstypen, die allein oder zu zweit spielbar sind. Insgesamt stehen hier sechs verschiedene Umgebungen zur Auswahl. Die vier Modi sind: Jäger, hier schaltet man alle Feinde aus. Infiltration, ohne entdeckt zu werden, muss man hier alle Wachen eliminieren. Letztes Gefecht, hier muss eine EMP-Bombe solange wie möglich verteidigt werden. Duell, hier muss der feindliche Agent ausgeschaltet werden, durchaus auch mit Zuhilfenahme der Feinde im Kampfgebiet. Grafik Die Grafik in "Tom Clancys Splinter Cell Conviction" ist zwar sehr detailreich umgesetzt und trägt ihren Teil zur cineastischen Atmosphäre bei. Allerdings ist sie wiederum nicht ganz so beeindruckend wie in anderen Toptiteln dieser Tage. Ein Umstand, der sicherlich der Tatsache geschuldet ist, dass hier noch die alte Unreal Engine 2 verwendet wird, da es sich dann doch um eine Konsolenumsetzung handelt und somit nicht die volle Grafik-Power eines leistungsstarken PC-Systems als Maßstab herangezogen wurde.. Der bereits angesprochene Wechsel zwischen schwarz-weiß und farbig ist eine gute Idee und unterstützt den Spieler. Die Umgebung wirkt manchmal noch etwas leblos und zweckdienlich, aber die Innenbereiche der Gebäude sind gut ausgearbeitet und wirken sehr realistisch. Eine der besten Ideen ist das Abspielen von Videos auf Wänden in der direkten Spielumgebung. Um das Gefühl in einem interaktiven Film zu sitzen, hat man Missionsanweisungen direkt auf Objekte wie zum Beispiel Fahrzeuge geschrieben. Die Gewaltdarstellung ist besonders bei den Verhören schon heftig genug, dass die "Ab 18 Jahre"-Einstufung rechtfertigt. Alles in allem ein guter Auftritt, der dank guter Einstellmöglichkeiten auch auf etwas älteren Systemen noch recht anschaulich ist und bei schnellen Rechnern ein sehr gutes Bild auf den Monitor zaubert. Schleichgeräusche Die Musik ist immer ein sehr wichtiges Stilmittel zur Untermalung von Sam Fishers Aktionen. Aus diesem Grund arbeitete Ubisoft mit Kaveh Cohen, Michael Nielsen und Amon Tobin an der Musik zu "Tom Clancys Splinter Cell Conviction". Das Ergebnis ist ein guter Soundtrack, der zur Atmosphäre beiträgt, ohne dass er sich zu sehr in den Vordergrund drängt. Die Effekte beim Spielen sind mehr oder weniger Standard. Während der verschiedenen Abschnitte im Spiel muss Sam Fisher auch immer wieder Gegner belauschen und bekommt dabei wichtige Informationen oder Tipps, wie er zum Beispiel das Sicherheitssystem umgehen kann. Die deutsche Sprachausgabe enthält dabei auch einiges an Smalltalk zwischen den Wachen. Generell gilt natürlich die Devise: Mach keinen Krach! Onlinezwang Nichts Neues ist der Onlinezwang bei Ubisoft-Produkten. "Tom Clancys Splinter Cell Conviction" ist davon leider nicht ausgenommen. Zum Spielen wird eine permanente Internetverbindung verlangt. Bricht die Verbindung ab, pausiert das Spiel. Zu Beginn unseres Tests gab es hier noch einige kleine Problemchen und man fand sich ungewollt wieder auf dem Desktop. Seit den letzten Updates läuft allerdings alles stabil. Im Gegensatz zum Multiplayermodus wird hierbei allerdings keine schnelle Internetverbindung benötigt. "Tom Clancys Splinter Cell Conviction" hat mich wirklich gefesselt. Die Story ist sehr gut und hat einige unvorhersehbare Wendungen. Das neue Spielprinzip sehe ich etwas kritischer. Zum einen hat es natürlich ohne Frage zum kinoreifen Auftritt beigetragen, zum anderen passt es nicht ganz zu meinen Erwartungen, zumal die Steuerung nicht so wirklich zu den Feuergefechten passen möchte. Ubisoft hat aber dennoch alles richtig gemacht, indem sie versucht haben, frischen Wind in die Serie zu bekommen. Auch wenn es hier und da ein paar Szenen gab, wo sich Frust aufbaute, die Story treibt den Spieler immer wieder weiter voran. Der ausgebaute Multiplayer-Bereich bringt zusätzlichen Spielspaß und auf jeden Fall eine Bereicherung. Der Onlinezwang beim Singleplayer hingegen ist eine unschöne Sache, aber das muss wiederum jeder für sich selbst entscheiden. Fans der Reihe können hier trotz der Änderungen zugreifen, Neueinsteiger werden sich schnell zurechtfinden. Für Anhänger reiner 3D Shooter wird es kniffelig, zwar ist die Story gut, aber das Handicap bei den Scharmützeln mit den Gegnern ist doch eher nervig, so dass ein reiner 3D-Shooter eher zu empfehlen wäre. (06.07.2010) Minimale CPU: Intel Core 2 Duo 1.8 GHz oder AMD Athlon X2 64 2.4GHZ RAM: 1.5 GB Windows XP / 2 GB Windows Vista - Windows 7 Video Card: Geforce 7800 / ATI X1800 DirectX: Version 9 (10 und 11 nicht unterstützt) Sound Card: DirectX 9.0c-kompatibel DVD-ROM: 12X Permanente Internetverbindung zu Ubisoft erforderlich !
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