Madagascar

Madagascar

(Activision)

geschrieben von Hans Thiel

 

Auch ein noch so komfortabler Zoo bleibt doch nur ein Gefängnis. Und so nutzen Marty, Alex, Gloria und Melman ihre Chance als sich die Gelegenheit zum Ausbruch bietet. Madagascar ist das Spiel zum gleichnamigen Film. Wie dieser zielt das Spiel in Präsentation und Ausführung ganz auf ein etwas jüngeres Publikum, ohne sich jedoch durch übertrieben kindliche Aspekte bei den etwas Älteren völlig unmöglich zu machen.

Story

Sein zehnter Geburtstag stürzt Zebra Marty in eine Sinnkrise. Das Leben im New Yorker Zoo - so annehmlich und bequem es sein mag - beginnt ihn einzuengen und so fasst er den Entschluss, die Flucht zu wagen. Dies gelingt ihm mit Hilfe einer Gruppe durchgeknallter Pinguine, die ebenfalls flüchten wollen, um die Antarktis zu erreichen. Martys Freunde, Alex, der Löwe - seines Zeichens König der Tiere und auserkorener Star des Zoos - Gloria, die verschrobene Nilpferddame, und Melman, die Hypochonder-Giraffe, setzen natürlich alles daran, ihren Freund zu unterstützen und eilen ihm quer durch New York nach. Das aussichtslose Unterfangen scheitert und zur Strafe werden alle vier, sowie die Pinguin-Bande, in Kisten verpackt und nach Kenia verschifft. Unterwegs gelingt es den Pinguinen, das Schiff zu kapern und bei einem riskanten Wendemanöver gehen die Kisten mit den vier Freunden über Bord. Sie werden am Strand von Madagascar angespült - da, wo sie (oder zumindest Marty) hinwollten - mitten in die Wildnis.

Natürlich sind alle wichtigen Figuren des Films im Spiel anzutreffen, die Hauptfiguren. Alex, Marty, Gloria, Melman sowie die durchgeknallten Pinguine müssen durch die verschiedenen Schauplätze gesteuert werden, wobei die Geschichte stückchenweise erspielt und durch kurze Sequenzen weitererzählt wird. Die Spielhelden haben jeder verschiedene Spezialfähigkeiten, die genutzt werden wollen, um die gestellten Aufgaben zu erfüllen. So kann die Giraffe Melman zum Beispiel Gegnern Kopfnüsse versetzen, die Pinguine können mit gezielten Karateschlägen Feinde außer Gefecht setzen und das Gebrüll des Löwen Alex schlägt jegliche Bedrohung in die Flucht.

Spielprinzip

Das Spiel orientiert sich am klassischen Jump & Run, natürlich zeitgemäß in 3D-Umgebung mit der damit verbundenen Handlungsfreiheit, aber auch den Nachteilen, was Orientierung und Steuerungspräzision anbelangt. Die an die eigenen Bedürfnisse anpassbare Steuerung ist auch für Einsteiger oder jüngere Spieler kein Problem und der Einstieg fällt durch die reichlichen Erklärungen und den niedrigen Schwierigkeitsgrad sehr leicht. Leider lässt sich der Schwierigkeitsgrad nicht einstellen, erfahrenen Spielern hat das Spiel nicht viel entgegenzusetzen und ist deshalb erstaunlich schnell durchgespielt. Dem sollen die verschiedenen Mini-Spielchen entgegenwirken, die über das Spiel verstreut sind - so wollen zum Beispiel Bienen vom Bienenstock zu verschiedenen Blumen transportiert werden, es stehen im Zoo Spielautomaten zur Verfügung, auf denen verschiedene Geschicklichkeitsspiele dem Zeitvertreib dienen und an den verschiedenen Schauplätzen lassen sich Geldstücke einsammeln, mit denen im Zoo-Shop weitere Spielchen mit neuen Charakteren erworben werden können. Das alles kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Madagascar als Spiel dieselbe Schwäche aufweist wie der Film - zu Beginn ganz nett und auch durchaus unterhaltsam, aber mit zu wenig neuen Ideen, um auf der vollen Länge zu bestehen.

Gespeichert wird - auch das im Hinblick auf die jüngere Zielgruppe hervorragend gelöst - automatisch an bestimmten Punkten im Level und am Levelende. Die erledigten Levels gelten als freigespielt und können jederzeit erneut angewählt und gespielt werden, zum Zeitvertreib oder um auch die letzten Geldstücke für die Bonusspiele zu finden. Die 3D-Umgebung und der Blickwinkel über die Schulter der Spielfigur lassen die exakte Steuerung ab und an zum Glücksspiel werden, nicht selten werden Distanzen unterschätzt und ein Sprung geht daneben. Da Madagascar ein Geschicklichkeitsspiel ist, hält es jede Menge Frustpotenzial bereit, ein echtes Versagen im eigentlichen Sinne des Wortes gibt es aber nicht. Es gibt immer die Möglichkeit, den Level von vorn zu beginnen und so ist einzig die sich leierhaft wiederholende Spielanweisung die Strafe für viele Fehltritte. Durch Sammeln von Lebenspunkten lässt sich die Gesundheit der Figuren auffüllen, bei einer gewissen Anzahl Punkten gibt es ein zusätzliches Leben, so dass auch öfter mal etwas schief gehen kann. In manchen Gebieten sind zudem Karten verteilt, von denen jeweils drei gesammelt werden müssen, um einer bestimmten Figur eine neue Fähigkeit zu verleihen. So beherrscht Alex nach den ersten drei Karten zum Beispiel einen Sprung, der ihn doppelt so hoch in die Luft springen lässt wie zuvor und Gloria macht einen beeindruckenden Po-Klatscher, der den Boden und die Gegner erzittern lässt.

Grafik

Die Grafik und sonstige optische Aufmachung ist durchaus auf der Höhe der Zeit, auch wenn es an spektakulären Effekten mangelt und sich einige Merkwürdigkeiten eingeschlichen haben: Schwebende Blätter, etwas grob aufgelöste Charaktere und Maps und die zu stark betonten Fußabdrücke trüben ein wenig den Eindruck, fallen im Hinblick auf die angestrebte Zielgruppe jedoch nicht weiter ins Gewicht. Man sieht es dem Spiel einfach an, dass es optimiert wurde, um auch auf älteren Rechnern noch lauffähig zu bleiben. Den Zwischensequenzen wurde etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt, doch auch hier wirken die Texturen leicht verwaschen und die Überblendung auf die Spielgrafik erfolgt zu ruckartig, um unbemerkt zu bleiben. Alles in allem solide Arbeit mit einigen Schwächen, die das Spielvergnügen aber in keiner Weise einschränken.

Sound

Auch der Sound ist nicht weltbewegend: Die Hintergrundmusik ist dezent genug, um auch bei längerem Spielen nicht störend aufzufallen, die Stimmen und Soundeffekte sind gut, schaffen es aber nicht, eine in allen Situationen überzeugende Geräuschkulisse zu schaffen. Gerade die Gags, Hinweise und Ansagen werden mit der Zeit recht vorhersehbar und eintönig, jüngeren Spielern dürfte dies aber eher weniger auffallen. Merkwürdigerweise scheinen die Stimmen der Zwischensequenzen und der Figuren im Spiel leicht unterschiedlich zu sein, auch hier wird die Trennung zwischen Zwischensequenz und Spiel deutlicher, als sie hätte sein müssen.

Madagascar ist ein nettes Spiel für zwischendurch, dem es für erfahrene Spieler etwas an Langzeitmotivation mangelt. Durch seinen einfachen Aufbau und die reichlichen Hilfestellungen ist das Spiel aber hervorragend für jüngere und unerfahrene Spieler geeignet. Die Figuren und Schauplätze des Films sind gut wieder zu erkennen und bieten hohen Spielanreiz.

(17.08.2005)

Entwickler: Beenox
Publisher: Activision
Genre: Jump & Run
Plattform: Xbox, PS2, GameCube, PC, Nintendo DS, und GBA
Releasedate: bereits erschienen
Homepage: Madagascar - Das Spiel
Preis: 24,99 EUR
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

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