Lucky Luke – Der singende Draht

Lucky Luke – Der singende Draht

(Modern Games)

geschrieben von Bastian Heinen

300 Millionen Comicbücher weltweit verkauft.

Der Originalcharakter wurde im Jahr 1957 erschaffen.

Mehr als 70 Bände wurden verkauft.

Mehr als 60-mal weltweit lizenziert.

Alle 70 Bände wurden in 30 verschiedene Landessprachen übersetzt.

Drei Zeichentrick-Serienstaffeln, mehrfach ausgestrahlt im deutschen Programm auf verschiedenen Kanälen.

Drei Zeichentrickfilme in Spielfilmlänge.

Insider können anhand dieser Daten schon sagen, um welche Person es sich hier dreht. emme nutzte für sein neustes Kinderspiel Lucky Luke als Hauptperson. Selbstverständlich sind auch sein Kamerad Jolly Jumper und seine ärgsten Feinde, die Daltons, mit von der Partie.

Wie bringt man einen Draht zum Singen?

Als Hintergrundgeschichte nutzt emme den 18. Band der zahlreichen Lucky Luke-Geschichten, dessen Titel genauso lautet wie der des Spiels: "Lucky Luke – Der singende Draht". Die Geschichte ist in der Mitte des 19. Jahrhunderts angesiedelt und der singende Draht, es handelt sich hierbei um die Telegrafenleitung, die von den Indianern so genannte wurde, da sie im Wind Geräusche erzeugt, ist von der Ost- bis zur Westküste noch nicht endgültig fertig gestellt. Das letzte Stück zwischen Carson City und Omaha soll nun in einem Wettbewerb eingefügt werden. Von beiden Seiten kämpft sich je ein Team Richtung Salt Lake City mit dem Ziel, als Erstes anzukommen und so die von der Western Union ausgelobten 100.000 Dollar zu ergattern. Hier kommt Lucky Luke ins Spiel, der bisher das fehlende Stück als Pony-Express überbrückt und die zu sendenden Nachrichten zwischen den Städten per Pferd übermittelt hat. Er schließt sich dem Team an, das von Carson City aus startet. Doch was wäre ein Lucky Luke-Abenteuer ohne seine ärgsten Widersacher, die Daltons? Diese werden vom gegnerischen Team engagiert, um das von Lucky Luke zu sabotieren und so einen Zeitvorsprung zu erlangen. So stellen sich schon von Beginn an Probleme ein, die Lucky Luke lösen muss. Doch schnell wird klar, dass neben den Daltons auch eine Person aus dem eigenen Team falsch spielt. Doch wer dies ist, wird hier selbstverständlich nicht verraten.

Wenige Tasten und trotzdem motivierend.

Die Anforderungen, die an ein Kinderspiel gestellt werden, sind hoch. Mit wenigen Tasten muss das Spiel die "Kleinen" doch motivieren und dies schnell und einfach, da gerade Kinder sonst schnell die Lust verlieren. Lucky Luke schafft das durch seine Vielseitigkeit mit Leichtigkeit und nutzt doch mehr Tasten, als man erwarten kann. Erreicht wird die kindgerechte Motivation durch die verschiedenen Missionen, die der Spieler zu lösen hat.

Ein sehr schönes Beispiel ist eine der ersten Aufgaben, in der die Daltons sämtliche Pferde von Lucky Lukes Gruppe freigelassen haben und der Spieler diese nun wieder mit dem Lasso einfangen muss. Dabei laufen die Pferde von links nach rechts (bzw. umgekehrt) und auf drei verschiedenen Ebenen. Nun muss mit den rechten und linken Pfeiltasten die Richtung und mit der Leertaste die Entfernung eingestellt werden. Doch dies hört sich leichter an als man denkt, denn gerade die Dauer des Leertaste-Drückens muss sehr genau dosiert werden, sonst fliegt das Lasso vorbei.

Aber auch ein Jump’n’Run-ähnliches Spiel ist Bestandteil der insgesamt elf Missionen. Hier muss der Spieler sich in einer Mine auf die Suche nach Dynamit machen, das von den Daltons gestohlen wurde. Es kommen dabei sämtliche Pfeiltasten zum Einsatz, doch wird dem Kind an schwierigen Stellen kein Zeitdruck gegeben, sodass auch diese zu schaffen sind und das Team sich am Ende wieder mit einem ausreichenden Dynamitvorrat auf den Weg machen kann. Leider hat emme bei einem Spiel die Aufgabe so schwer gemacht, dass davon auszugehen ist, dass diese von einigen Spielern nicht erfüllt wird.

Ziel ist es hierbei, mit Jolly Jumper zusammen eine Unterbrechung der Telegrafenleitung zu finden. So reitet man an dieser entlang und muss ständig darauf acht geben, nicht über irgendwelche Steine, Schlangen oder Büffel zu fallen. Das alleine ist schon schwer genug, da nach drei Stürzen das Spiel vorbei ist, aber da dazu noch ein Zeitlimit einzuhalten ist, wird das Ganze nahezu unerfüllbar. Zum Glück ist aber das Bewältigen einzelner Missionsziele nicht Voraussetzung, um in der Gesamtgeschichte weiterzukommen.

Comic ist leider nicht immer gleich Comic.

emme hat es nicht ganz geschafft, die typischen Lucky Luke-Comics optimal nachzustellen und den Charme der Filme und Serien gänzlich zu übertragen. Die Figuren in den Zwischensequenzen sind ein wenig staksig, wodurch auch die Bewegungen abgehackt wirken und meist bewegt sich nur ein Körperteil. Die weichen Konturen der Zeichentrickfilme sind komplett abhanden gekommen und die Figuren zeigen sich zweidimensional und sehr hart gezeichnet. Auf der anderen Seite wird dies durch Kinderaugen vielleicht nicht so wahrgenommen, da der Stolz, Lucky Luke spielen zu dürfen, hier bestimmt einiges verschmerzen lässt. Daher spielen auch die Vergleiche mit aktuellen PC-Spielen keine Rolle, in denen Lucky Luke sicher "unter ferner liefen" landen würde.

Als Elternteil kann man sich sicher auch noch daran erinnern, dass Lucky Luke in den früheren Filmen durchaus als Kettenraucher durchgegangen wäre. Überraschenderweise hat er sich dies abgewöhnt und kaut ausschließlich Grashalme. Einzig auf der CD ist er noch rauchend zu bewundern, da dies direkt vom Originalband 18 übernommen wurde. Übrigens wurde wegen dieser Abgewöhnung des Rauchens der Autor 1988 von der WHO (World Health Organization) ausgezeichnet.

Man nehme etwas Country-Musik, um in den Wilden Westen abzutauchen.

Stilsicher verwendet emme als Musik ausschließlich Country, um den Charme des Wilden Westen auch den Kindern näher zu bringen. Selbst als Erwachsener spürt man dies schon beim Danebensitzen. Abgerundet wird das Ganze durch eine sehr gelungene deutsche Synchronisation und die Verbindungen von Musik und Situation.

Kinderspiele haben es sehr schwer. Sie müssen es schaffen, zwei Zielgruppen zu erreichen. Das Kind möchte bunte Bilder sehen, eine einfache Steuerung vorfinden und motiviert werden. Es will schnell Ziele erreichen und nicht stundenlang nur neue Versuche starten. Die Motivation ist dabei das primäre Problem, das Kinderspiele mit ihrer Zielgruppe haben. Auf der anderen Seite stehen die Eltern, die selbstverständlich sämtliche Spiele vorab oder mit dem Kind zusammen unter die Lupe nehmen sollten. Hier spielen vor allem Gewaltlosigkeit und Lernförderung eine Rolle, die ein Spiel bei Nichterreichen schnell verschwinden lässt.

Zwar versucht emme im Bereich Gewalt, die Problematik "Cowboy und sein obligatorischer Revolver" zu umgehen, indem man (bzw. Lucky Luke) diesen möglichst wenig zum Einsatz bringt. Wenn er dann aber doch gezogen wird und der getroffene Gegner mit den Worten "Da gibt schon wieder einer Fersengeld" verschwindet, finde ich dies leider wenig gelungen. Auch auf den Einbau einer Mission, in der die Daltons, wie bei Moorhuhn, mittels eines Fadenkreuzes getroffen werden müssen, hätte verzichtet werden können.

Im Bereich Lernförderung ist vor allem das spielerische Erlernen der einzelnen Tasten und ihrer Funktion gelungen. Vor allem der Umfang der zu nutzenden Tasten ist hier deutlich größer als bei anderen Kinderspielen. Leider ist dies aber, nach meiner Meinung, der einzige positive Aspekt in diesem Bereich, wobei aber auch erwähnt werden muss, dass Lucky Luke natürlich nicht die Ziele einer Lernsoftware verfolgt. Selbstverständlich kann ich bei "Lucky Luke – Der singende Draht" nur von meiner sechsjährigen Tochter und mir ausgehen, aber vor allem auf Seiten der Motivation sehe ich ein Problem, wenn schon ich kaum in der Lage bin, eine der Aufgaben zu lösen. Gerade Kinder neigen hier dazu, dass ganze Spiel in die Ecke zu legen, da ein Ziel nicht erreicht werden kann. Da nützt auch eine Unterscheidung in die Schwierigkeitsgrade "leicht" und "schwer" nicht, wenn dies schon bei "leicht" nicht zu schaffen ist.

"Lucky Luke – Der singende Draht" ist ein kurzweiliges Spiel, das aber auch relativ schnell zur Seite gelegt wird. Die geringe Eingewöhnungszeit und die Person Lucky Luke machen dies gerade für die kleinen Fans der Figur dennoch zu einem interessanten Spiel und "große Jungs", die zu ihren Kinderzeiten eher dem Cowboy etwas abgewinnen konnten, werden eine Menge Spaß damit haben.

(29.06.2005)

Entwickler: emme
Publisher: Modern Games
Genre: Kids-Adventure
Releasedate: bereits erhältlich
Preis: 19,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG

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