Assassin's Creed Brotherhood

Assassin’s Creed Brotherhood

(Ubisoft)

geschrieben von Manuela Loritz

 

     
 

Während Konsolenbesitzer schon seit Monaten "Assassin’s Creed Brotherhood" spielen können, ist die Wartezeit überstanden und Ezio Auditore Da Firenze zurück auf dem PC. Als Entschädigung für den verspäteten Release packt Ubisoft die für Konsolen bereits erschienenen DLCs "Animus Project Update 1.0" und "2.0" sowie "Da Vincis Verschwinden" zum Hauptspiel dazu. Erstere enthalten neue Karten für den Multiplayer-Modus, während die Suche nach Leonardo da Vinci eine zusätzliche Mission mit sich bringt. Ob der neueste Teil der Serie einen weiteren Entwicklungsfortschritt bedeutet oder eine reine Geldmaschine für die Franchise ist, lesen Sie in diesem Test.

Ein Meister-Assassine in Rom

Die Handlung in "Brotherhood" schließt direkt an das Ende von "Assassin’s Creed 2" an. Im direkten Vorgänger war es dem Assassinen Ezio gelungen, den Edenapfel zu stehlen, eines von mehreren übermächtigen Relikten, die sogenannten Edensplitter. Diese stammen von Wesen, die nach einer Katastrophe die Menschheit neu erschufen und sie mit diesen Artefakten unterdrückten, bis sich diese dagegen wehrten. Die Templer sind seit Jahrhunderten auf der Suche nach den mittlerweile verstreuten Relikten, um mit ihnen die Kontrolle über die Menschheit zu erlangen. So kann der Besitzer des Apfels die Gedanken anderer manipulieren.

Ein weiterer Edensplitter ist der päpstliche Stab, der sich in einer Gruft unter dem Vatikan befindet. Ezio und sein Onkel Mario entdecken ihn. Als der Assassine ihn nehmen möchte, trifft er auf die Göttin Minerva, die ihn vor einer großen Katastrophe warnt, die zum Untergang führen wird. Bevor Ezio reagieren kann, wird er angegriffen und nun setzt die Geschichte von "Brotherhood" ein.

Gemeinsam mit seinem Onkel Mario und dem Edenapfel im Gepäck flüchtet der Assassine zurück zu seiner Familie in das beschauliche Monteriggioni. Dort will er sich eigentlich von seinem Auftrag erholen, doch die Ruhe währt nicht lange. Bereits am nächsten Tag wird er von Kanonenkugeln der Borgia-Familie geweckt, die zu dem Orden der Templer gehören. Cesare Borgia gelingt es, in den Familiensitz einzudringen und den Edenapfel an sich zu nehmen. Ezio und seine Familie müssen fliehen, ehe seine Flucht in Rom aber endet. Hier beginnt er seinen Rachefeldzug. Der Assassine schart alte Bekannte um sich und gründet eine Attentäter-Bruderschaft ("Brotherhood").

Rom wurde nicht an einem Tag eingenommen

Hauptaufgabe in "Assassin’s Creed Brotherhood" ist, Verbündete zu gewinnen, die Ezio im Kampf gegen die Borgias und beim Zurückerbeuten des Edenapfels unterstützen, denn der Held ist nicht mehr der Jüngste, Rom groß und der Templerorden zu mächtig für eine einzige Person. Seine Alliierten sind alte Freunde des Assassinen: die Kurtisanen-, Diebes- und Söldnergilde, wie auch Machiavelli und Leonardo da Vinci. Ubisoft gelingt es von Anfang an, eine spannende und gute Geschichte um Macht und möglichen Verrat zu erzählen, die die meisten Spieler sofort in ihren Bann zu ziehen vermag.

Das Spiel punktet nicht nur in der Handlung, sondern auch auf ganzer Linie durch das abwechslungsreiche Missionsdesign in den Haupt- und Nebenaufgaben. Diese sind meistens mehrstufig aufgebaut, wie das folgende Beispiel zeigt: Ein Auftrag führt Ezio in die bekannte Engelsburg, die er infiltrieren soll. Hat der Spieler dies geschafft, muss er die Ehefrau seines Widersachers Cesare ausfindig machen und sie als Geisel zu einer Gefängniszelle bringen. Dort angekommen, befreit man seine Bekannte Caterina Sforza. Da diese verletzt ist, soll Ezio sie ungesehen aus der Burg tragen. Den Abschluss bilden die Flucht zu Pferde und ein minutenlanger Ablenkungskampf mit den Wachen. Innerhalb der Missionen sind die automatischen Speicherplätze (Checkpoints) überaus fair gesetzt, so dass der Spielfluss nicht unterbrochen wird.

Daneben verfolgt Ezio Informanten und Feinde quer durch Rom, führt Attentate aus, eskortiert Freunde, ist als Wachmann undercover unterwegs, hilft den Kurtisanen mit aufdringlichen Freiern und vernichtet da Vincis Baupläne für Kriegsmaschinen. Diese Kriegsmaschinen darf Ezio auch noch für kurze Zeit verwenden, wie das hölzerne Maschinengewehr, Fluggerät und den Panzerwagen. In der Ewigen Stadt wird es also nie langweilig und jede einzelne Mission fügt sich sehr gut in den Handlungsrahmen, der Zurückeroberung des Edenapfels, ein. Hinzu kommen die für die Serie gewohnten Sammelaufgaben, das Plündern von Schätzen und Herausforderungen der drei verbündeten Gilden.

Neben der Suche nach Helfern muss Ezio den Einfluss der Borgias in Rom verringern, indem er ihnen die besetzten Gebiete entreißt. Dies macht der Assassine auf die immer gleiche Weise: Der zuständige Hauptmann muss beseitigt und im Anschluss der Borgia-Turm in Brand gesetzt werden. Das ist nicht immer einfach, zumal sich je nach Gebiet die Schwierigkeitsgrade unterscheiden und der Hauptmann grundsätzlich der erste ist, der sich aus dem Staub macht. Verliert Ezio ihn, muss er warten, bis der Befehlshaber zum Wachwechsel zurückkehrt.

Womit wir beim Thema Kampf sind: Die Missionen in "Brotherhood" verlangen relativ selten, dass gekämpft wird, dennoch lassen sich Angriffe von Wachen nicht vermeiden. Wie auch schon in den Vorgängern bestehen die Kämpfe aus viel Klickarbeit mit der linken Maustaste. Während in "Assassin’s Creed 2" die Konterangriffe zur allmächtigen Waffe wurden, sind sie im neuen Teil zwar immer noch sehr hilfreich, wurden aber durch eine Attentäter-Serie in der Wirksamkeit ersetzt. Sobald Ezio einen Gegner erledigt hat, reicht das Drücken der W-, A-, S- bzw. D-Taste plus Mausklick, und er sucht sich automatisch einen Feind und erledigt ihn mit einem Schwerthieb. Das funktioniert so lange, bis Ezio selbst getroffen wird. Das System macht die Kämpfe zwar flüssig, senkt aber (wie bereits der Konter) den Schwierigkeitsgrad. Noch einfacher wird es, wenn Ezio im Kampf Verbündete zur Hilfe nimmt, wie zum Beispiel die starken Söldner oder im Verlauf der Geschichte die Mitglieder seiner Assassinen-Gilde. Denn dann kann sich Ezio ruhig zurücklehnen und seine Helfer die Kämpfe erledigen lassen, während er von den Wachen gar nicht wahrgenommen wird.

Die neu gegründete Assassinen-Gilde hilft allerdings nicht nur während eines Kampfes, sondern erledigt zugewiesene Aufträge. Rekrutiert werden normale Bürger, die sofort in den Orden eintreten, wenn Ezio ihnen beim Kampf gegen eine Gruppe von Wachen geholfen hat. Über in ganz Rom verteilte Taubenschläge lassen sich dann Aufträge an die Mitglieder erteilen, die unter anderem in Florenz, Moskau, Paris, Konstantinopel oder Köln ausgeführt werden. Je höher der Schwierigkeitsgrad des Befehls, desto länger ist der betreffende Assassine nicht verfügbar. Mit einem einfachen Druck der T-Taste ruft Ezio die Attentäter jederzeit zur Hilfe. Bei jedem Einsatz sammeln die Gefährten Erfahrungspunkte, die bei einem Stufenaufstieg in Waffen oder Rüstung eingesetzt werden können.

"Brotherhood" enthält weitere Neuerungen im Vergleich zu den Vorgängern: Damit sich Ezio in den Weiten von Rom nicht seine Schuhsohlen abläuft, kann er jederzeit sein treues Pferd rufen. Auf dem Rücken des Tiers erkundet er nicht mehr nur die Umgebung außerhalb der Mauern, sondern darf auch durch die Straßen der italienischen Stadt galoppieren. Zudem steht ihm ein Tunnelsystem zur Schnellreise zur Verfügung. Obwohl die Tunnel sehr praktisch sind, macht es viel mehr Spaß, durch die belebten Gassen von Rom zu wandern und über die Dächer ist Ezio sowieso fast genauso schnell wie beim Gang durch die Katakomben. Eine weitere Änderung betrifft die Geschäfte der Stadt, denn der Assassine kann in Schmieden, Arztpraxen, Schneiderstuben, Banken und Märkte investieren, sobald er sie durch Renovierungen freigeschaltet hat. Jedes eröffnete Geschäft (oder auch renovierte Sehenswürdigkeit) steigert das Einkommen von Rom, das wiederum alle 20 Minuten ausreichend Geld auf Ezios Bankkonto bringt.

So erfreulich es ist, Geld vom Bankkonto abzuheben, es zeigt auch eine der Schwächen von "Brotherhood", denn an ausreichend Münzen fehlt es Ezio nie. Hinzu kommt der niedrige Schwierigkeitsgrad, der sich vor allem in den Kämpfen zeigt. Keine Geldsorgen, übermächtige Helfer im Kampf, die Möglichkeit, beim Arzt ständig ausreichende Medizinvorräte zu kaufen, das alles ist überaus einsteigerfreundlich, bietet aber für erfahrene Spieler nur wenig Herausforderungen.

Wer dem Treiben in der Ewigen Stadt für ein paar Minuten entkommen möchte, kann jederzeit die Haupthandlung verlassen. Ezio ist bekanntermaßen nur die Erinnerung von Desmond und dieser befindet sich zusammen mit seiner Verbündeten Lucy sowie dem Animus auf der Flucht vor den Templern der Gegenwart. Mit Desmond ist es möglich, für zehn Minuten das Monteriggioni der Jetztzeit zu erkunden und Artefakte zu sammeln – nicht sehr spannend, aber eine nette Zugabe. Spannender, weil anspruchsvoller sind die virtuellen Trainingseinheiten, die ebenfalls über das Menü aufgerufen werden können. Das Absolvieren einer kurzen Attentatsserie, eines heimlichen Attentats, Lokalisierung oder Freies Umherlaufen, sind im Angebot. Durch das Spielen dieser Einheiten werden neue Herausforderungen freigeschaltet. Dies dient nur der Abwechslung und hat keinen Einfluss auf die Geschichte.

Assassine gegen Assassine: Der Multiplayer-Modus

Zum ersten Mal in der Entwicklung von "Assassin’s Creed" bietet "Brotherhood" einen Multiplayer-Modus. Der wird in einem eigenen Intro als Projekt von Abstergo (der Herstellerfirma des Animus) und als Versuch, mehrere Personen gleichzeitig in den Erinnerungen anderer Subjekte zurückreisen zu lassen, präsentiert. Für Einsteiger bietet das Spiel zudem eine kurze Einführungssitzung an, die den Modus erklärt.

Nach der Auswahl des eigenen Charakters aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Angeboten (u.a. Priester, Arzt, Henker, Schmuggler, Schmied oder Diebin) beginnt auch schon der erste Kopfgeldauftrag, wie es sich für einen Attentäter gehört. Jedem Spieler wird ein Ziel zugewiesen, das er eliminieren muss (angezeigt durch ein Bild der Zielperson auf dem Bildschirm). Doch der Spieler ist nicht nur der Jäger, sondern gleichzeitig auch der Gejagte. Taktik, Heimlichkeit und Aufmerksamkeit sind hier von Nöten. Bei der Suche nach der gesuchten Person hilft eine Kompassanzeige, die sich verändert, je näher man dem Gegenspieler kommt. Sie ist allerdings nur eine ungefähre Angabe, hinzu kommen Doppelgänger, die die Suche noch einmal etwas erschweren. Je diskreter man beim Attentat vorgeht, desto mehr Bonuspunkte erhält der Spieler und die sind für einen Stufenaufstieg notwendig, der wiederum Belohnungen für den Charakter freischaltet.

Egal ob Eins gegen Eins, Team gegen Team oder zwei Teams gegen zwei Teams, ob bei Tag oder Nacht auf vier Karten: Der Multiplayer-Modus bietet für bis zu acht Spieler ein gelungenes und kurzweiliges Angebot, perfekt geeignet für eine Partie zwischendurch. Einzig die langen Ladezeiten (die es im Einzelspielermodus nicht gibt) und die zeitweise recht lange Server-Suche kosten Geduld.

Grafik und Sound

Das Spiel ist kein grafisches Wunderwerk, was an kleineren Fehlern liegt: So läuft hin und wieder eine Wache lieber gegen die Wand, die Gesichter der Hauptcharaktere wirken steif und gefühllos, Menschen schweben Treppen hoch, und ruft Ezio sein Pferd, steht er am Ende in dem Tier und nicht daneben. Im Großen und Ganzen fällt dies aber nicht ins Gewicht, da das Spiel Rom mit seinen abwechslungsreichen Stadtvierteln und die ansprechend gestalteten Landschaften gut präsentiert.

An den Synchronsprechern lässt sich nichts aussetzen und die teilweise recht episch komponierte Hintergrundmusik passt hervorragend in die Zeit um 1500 und die Renaissance. Die Kommentare der Bevölkerung zu Ezios Kletterkünsten haben sich jedoch kaum merkbar seit dem ersten Teil verändert und wiederholen sich laufend. Das ist allerdings im Bereich Sound Kritik auf hohem Niveau.

Ubisoft hat mit "Assassin’s Creed Brotherhood" ein sehr gutes Gesamtpaket geschaffen. Die abwechslungsreichen Missionen lassen keine Langeweile aufkommen, sondern führen dazu, dass man sich ständig sagt "nur noch dieser eine Auftrag", in Wirklichkeit allerdings Stunde um Stunde Rom erkundet. Die Geschichte von "Assassin’s Creed 2" rund um Ezio und die Edensplitter wird konsequent und spannend weitererzählt. Die Möglichkeit, Geschäfte zu öffnen, der Multiplayer-Modus und vor allem die Einführung der Assassinen-Gilde erweitern das Spielerlebnis deutlich. Hinzu kommt die für heutige Zeiten selten lange Spielzeit, die (inklusive der Nebenaufgaben) weit über 20 Stunden beträgt. Einzig der niedrige Schwierigkeitsgrad könnte für erfahrene Spieler ein Grund zur Beschwerde sein, während Einsteiger die flüssigen und dynamischen Kämpfe ohne Frustrationspotenzial mögen werden.

"Brotherhood" ist es kein Abklatsch von "Assassin’s Creed 2", auch wenn es auf dessen grafischem Niveau bleibt und Ezio als spielbaren Charakter beibehält. Aber genau dies macht den Teil zu einer Fortsetzung, die die positiven Aspekte des direkten Vorgängers übernimmt und sogar verbessert. Das Spiel sollte für Fans der Serie natürlich ein Pflichtkauf sein, aber auch die Spieler, die sich bisher nicht für die Assassinen interessiert haben, sollten einmal über die Anschaffung nachdenken. Bleibt abzuwarten, was sich Ubisoft für "Assassin’s Creed 3" einfallen lässt, um "Brotherhood" noch einmal zu übertreffen.

(08.04.2011)

Windows XP/ Vista/ Windows 7

Intel Core Duo 1,8 GHz oder AMD Athlon X2 64 2,4 GHz

1,5 GB RAM (Windows XP) oder 2 GB RAM (Vista/ Win 7)

Grafikkarte mit 256 MB dezitierter Speicher, DirectX-9.0-kompatibel mit Shader Model 3.0 oder höher

8 GB freier Festplattenspeicher

 

Kommentare:
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2014-07-12 13:41:14... - xd

xd


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