"StarCraft II: Heart of the Swarm" heißt der neueste Spross der StarCraft-Familie. Am Namen lässt sich bereits ablesen, dass dieses Mal die Zerg im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Fast drei Jahre hat es gedauert bis neue Missionen erschienen sind. Für "Heart oft he Swarm" wird das Hauptspiel "StarCraft II: Wings of Liberty" benötigt. Die Bezeichnung Add-On ist dabei dennoch falsch gewählt, da "StarCraft II" von vornherein als Trilogie ausgelegt war. Ein dritter Teil namens "Legacy of the Void" soll noch folgen, der die Ereignisse aus Sichtweise der Protoss beschreibt, obwohl im Hauptspiel bereits Protoss-Missionen spielbar waren. Soviel soll gleich verraten werden: Es hat sich einiges getan!
Wo waren wir doch gleich stehen geblieben?
Die Story setzt sich da fort, wo "StarCraft II: Wings of Liberty" aufgehört hat. Die ehemalige Königin der Klingen Sarah Kerrigan ist auf eine abgelegene Forschungsstation gebracht worden. Bis auf ihre Haarpracht, die man auch für Dreadlocks halten könnte, sieht sie auch wieder recht humanoid aus. Sie wird von dem Sohn des Imperators Arcturus, Mengsk Valerian Mengsk, auf ihre Fähigkeit hin getestet Zerg zu kontrollieren, was auf Anhieb klappt. Nachdem Sarah ihren Unmut über die Versuche aufgrund der allgemeinen Gefahr, welche von den Zerg ausgeht, äußert und dabei das halbe Labor zerlegt, erscheinen die imperatortreuen Streitkräfte der Liga. Diese wollen die ehemalige Königin für ihre eigenen Zwecke missbrauchen, werden aber von Sarah, Jim, sowie den lokalen Truppen vernichtet. Zur Erinnerung: Imperator Mengsk wurde zwar während der Geschichte in "Wings of Liberty" in seiner Position geschwächt, übt aber nach wie vor seine Macht über den größten Teil des bewohnten Terraner-Raums aus. Sein Sohn stellte sich schließlich gegen ihn, wobei Valerians Motive zu Beginn des Add-Ons noch immer unklar sind. Jim Raynor und Sarah, mittlerweile ein Liebespaar, fliehen schließlich getrennt von der Station, da diese von der anrückenden Verstärkung in Schutt und Asche geschossen wird. Kerrigan erhält nach geglückter Flucht Nachricht von Raynors Tod und sinnt auf tödliche Rache. Sie lässt ihre Bedenken über die Gefahr, die von den Zerg ausgeht, hinter sich und übernimmt abermals die Kontrolle über den Schwarm. Dabei führt sie ihre Reise, nach einem Überraschungsbesuch eines bekannten Protoss, auf einen abgelegenen Planeten. Dieser wird von den Ur-Zerg bewohnt, von denen alle "zivilisierten" Zerg abstammen – das Herz des Schwarmes.
Ab dafür!
Wie aus dem Hauptspiel bereits bekannt, wird der Spieler langsam, aber sicher, in die verschiedenen Einheiten eingeführt, angefangen bei den Arbeiterdrohnen, weiter zu den Zerglingen und Overlords, bis hin zu den höheren und deutlich größeren "Kampftieren" der Zerg-Rasse. Die Einführung findet bereits auf der Forschungsstation statt. Auf Zerus können bereits komplexere Basen gebaut werden. Die Missionen reichen von Spezialaufträgen, bei denen einer oder zwei Protagonisten durch einen Level geführt werden müssen, bis hin zu den klassischen Aufbau-, Abwehr- und Angriffsmissionen. Dabei sind die Aufgaben, ein Stück weit ausgefuchster als die in "Wings of Liberty". So muss beispielsweise mit einer einzigen Zerg-Larve ein Protoss-Schiff von innen heraus kompromittiert werden. Viele der Missionen finden unter Zeitdruck statt. Die Schwierigkeitsstufen sind die Gleichen wie im Hauptspiel. Die niedrigste Stufe ist für Gelegenheitsspieler geeignet, die vorrangig an der Geschichte Interesse haben. Die Spielzeit der 27 Missionen beträgt zwischen 20 und 60 Minuten.
Wie bereits in "Wings of Liberty" gibt es wieder ein Achievement-System. Achievements erhält man beispielsweise, wenn man in den Missionen bestimmte Aufgaben in einer vorgegebenen Zeit erledigt oder eine Anzahl an Gegnern zur Strecke bringt. Diese Errungenschaften sind jedoch nicht mit Nebenzielen zu verwechseln, für deren erfolgreiches Abschließen Kerrigan Machtpunkte erhält.
Als neue Einheiten sind Schwarmwirte, Schwarmköniginnen, Berstlinge und weiteres Getier hinzugekommen. Die meisten Einheiten unterscheiden sich jedoch weder vom Namen noch vom Aussehen (bis auf die verbesserte Grafik) her vom ersten "StarCraft"-Teil aus dem Jahr 1998. Als Spieler findet man sich, selbst wenn man "Wings of Liberty" übersprungen haben sollte, sofort wieder zurecht. Man könnte jedoch den Eindruck erhalten, dass "Heart of the Swarm" ein wenig bei "Diablo 3" abgeschaut hat: Die Arcade-Elemente der Kerrigan-Missionen und das schnelle Ausweichen im Kampf gegen einzelne feuer- und säurespeiende Urzerg-"Endbosse" erinnern doch sehr an Blizzards andere große Singleplayer-Spieleserie.
Die Welt ist ein Spiel
Die Spielwelten selbst bieten viel Abwechslung und reichen von sterilen Raumstationen bis hin zu Feuer-, Wüsten- und urbanen Welten. Am lebendigsten breitet sich die Dschungelwelt der Ur-Zerg auf dem Bildschirm aus. Hier hat sich die Polygonmenge im Vergleich zum Hauptspiel merklich erhöht.
Einige Entscheidungen aus dem Hauptspiel wirken sich auf den Fortgang der Geschichte im Add-on aus. Ähnlich wie bei "Wings of Liberty" können kleinere Entscheidungen selbst getroffen werden. Insgesamt ist das Add-On jedoch ähnlich linear aufgebaut wie die Hauptmissionen. Die Reinfolge der Aufgaben ist teilweise beliebig. Der Fortgang der Story bestimmt dabei grob, welche Planeten als nächstes bereist werden müssen.
Leviathan
Zwischen den Missionen befindet sich Sarah auf einem Zerg-Schiff namens Leviathan. Das Vehikel ist halboffen und zerg-typisch sehr organisch. Hier können Besucher, sowie die kleine Crew, befragt werden, was teilweise für den Fortgang der Story sorgt.
Kerrigan hat eine eigene Kammer auf der Leviathan, die immer nur einen Mausklick weit entfernt liegt. Durch abgeschlossene Missionen erlangt die neue alte Königin Machtpunkte, mit denen sie bestimmte Fähigkeiten steigern kann. Treffer- und Schadenspunkte steigen dabei mit jeder neu erreichten Stufe automatisch an, so dass Sarah mit der Zeit immer mächtiger wird. Die Maximalstufe beträgt 70.
Ein Zerg-Wesen namens Abathur nimmt in seiner Evolutionsgrube genetische Verbesserungen an Sarahs Untertanen vor. Die von ihm vorgenommenen Mutationen sind jedoch umkehrbar. Ob ein Zergling schneller, stärker oder angriffsstärker sein soll, wirkt sich als taktische Komponente auf das Spiel aus. Ab und zu wird man vom Obergeningenieur auf Evolutionsmissionen geschickt, in denen man mögliche Verbesserungen an den Zergs auf Außenposten der Feinde testen kann. Nach den Feldversuchen muss jedoch immer zwischen zwei Möglichkeiten entschieden werden. Am Beispiel der verbesserten Zerglinge muss man sich zwischen springenden Zerglingen und schneller ausgebrüteten entscheiden.
Im Missionsarchiv behält man den Überblick über abgeschlossene Missionen und verdiente Achievements. Selbstredend müssen alle fünf Schwierigkeitsstufen durchlaufen werden, um sämtliche Errungenschaften erreichen zu können.
Stil und Einfluss
Mit "Heart of the Swarm" hat sich StarCraft weg von den Space-Western (beispielsweise "Firefly"/"Serenity") des Hauptspiels, sowie des Vorgängers hin zum Subgenre Biopunk (zum Beispiel "Prometheus") entwickelt, was der Zerg-Thematik zuträglich ist. Der zynische Humor ist dennoch erhalten geblieben, insgesamt wirkt das Add-On jedoch etwas düsterer als das Hauptspiel. Das wird durch die Hauptprotagonistin, die sich immer mehr in ihre Hass- und Rachefantasien hineinsteigert, unterstützt. Spannung ist bis zum Ende garantiert.
Sicher nicht ganz zufällig gewählt ist der Name des Add-Ons: Dieser erinnert entfernt an Joseph Conrads viel zitierten Roman "Heart of Darkness" von 1899. Die Thematik ist ganz ähnlich: War Conrads Roman als Kritik am Umgang der europäischen Weißen mit Schwarzafrikanern während der Kolonialzeit gedacht, so lässt Blizzard hier die Zerg als Opfer der mächtigen Xel’naga, welche die Position der Kolonialherren einnehmen, erscheinen. Die innere Verwandlung, welche Sarah Kerrigan während ihrer Reise durchlebt, erinnert an die sich zeitgleich im Innern als auch im Äußeren abspielende Reise von Conrads Protagonisten Marlow. Ihm droht der Verlust seiner menschlichen Wesenszüge aufgrund grausamer äußerer Einflüsse, welche er nicht verarbeiten kann, ganz ähnlich wie Kerrigan, die sich immer weiter weg von ihrem erst kurz zuvor wieder errungenem Menschsein entfernt. Zu viele Reminiszenzen sollten Leser des Romans jedoch nicht erwarten.
Harte Ware
Insgesamt betrachtet steht das Add-On dem Hauptspiel in nichts nach. Es spielt sich etwas abwechslungsreicher als "Wings of Liberty", verlässt dafür zeitweise den graden Pfad eines Echtzeitstrategiespiels und tendiert minimal in Richtung isometrisches Rollenspiel. Die Systemanforderungen sind im Vergleich zum Hauptspiel leicht angestiegen. Reichte bei "Wings of Liberty" noch ein Singlecore-Prozessor mit 2,6 Ghz in Verbindung mit einer GeForce 6600 GT aus, müssen für "Heart of the Swarm" bereits ein Dualcore-Prozessor und eine GeForce 7600 bereitstehen. Dafür sind die Texturen eine Spur schärfer geworden sowie die Spielwelt teilweise lebendiger. Die Physikeffekte wurden aufgewertet, so sind die Cryo-Stürme der Protoss-Eiswelt sehr ansehnlich.
(22.04.2013) |
- Intel Pentium D oder AMD Athlon 64 X2
- NVIDIA GeForce 7600 GT oder ATI Radeon X800 XT oder besser
- 1.5 GB RAM
- 20 GB freier Festplattenspeicher
- ab Windows XP
- Die Einzel- und Mehrspielermodi von "StarCraft II" setzen eine aktive Internetverbindung voraus.
Fazit
"Heart of the Swarm" ist beim Anspielen sicher erst einmal gewöhnungsbedürftig. Die Veränderungen, die "StarCraft II" seit "Wings of Liberty" erfahren hat, sind jedoch keineswegs schlechter Natur. Als kurzes lässt sich festhalten: "HotS" ist verdammt heiß!