Fantastic Four

Fantastic Four (PS2)

(Activision)

geschrieben von Florian Piesche

 

Lange Zeit stand die Kombination von Videospiel und Film unter keinem guten Stern - man denke an Dinge wie Enter the Matrix, den Alone in the Dark-Film, das legendäre ET-Spiel auf dem Atari 2600 oder Street Fighter: The Movie. In letzter Zeit zeichnet sich bei diesem Trend jedoch eine mögliche Wende ab. Wie die meisten anderen der modernen Marvel-Filme hat auch Fantastic Four als neuestes Filmprojekt eine Videospielversion bekommen. Doch arbeitet es weiter auf die Wende hin oder setzt das Debut des Developers Seven Studios den alten Trend fort? Ich habe einmal die PS2-Version für DLH unter die Lupe genommen.

Gameplay: Nicht Fantastic, aber solide

Fantastic Four ist grundsätzlich ein Third-Person-Actionspiel, ähnlich Devil May Cry oder Onimusha. Garniert wird das Gameplay mit diversen Minigames und einer Handlung, die an den Film angelehnt ist. "Angelehnt" deshalb, weil sich das Spiel diverse "kleinere" Freiheiten nimmt, damit die zentralen Szenen des Films auch brauchbares Gameplay hergeben. So muss man sich noch in der Intro-Mission den Weg aus Victors Krankenhaus-Hotel-Komplex frei kämpfen, vorbei an diversen Sicherheitsrobotern - im Gegensatz zum Film, in dem die Charaktere hier frei und ungehindert herumgelaufen sind, nobel zu Abend gegessen haben und allgemein wenig Anreiz hatten, den Laden in Schutt und Asche zu legen. Zwar dreht sich die Handlung im Kern immer noch um das Heldenquartett aus Reed "Mr Fantastic" Richards, Sue "Die Unsichtbare" Storm, ihrem Bruder Johnny "Die Fackel" Storm und Ben "Das Ding" Grimm und ihre Auseinandersetzung mit Super-Bösewicht Doctor Doom, aber es gibt noch reichlich andere Veränderungen gegenüber dem Film; allgemein tauchen im Spiel netterweise mehr Figuren aus den Comics auf - zum Beispiel Mole Man oder der Puppet Master.

Zu Beginn sind die vier Helden noch alleine unterwegs. Befinden sich mehrere von ihnen in einer Gruppe, kämpfen die, die nicht vom Spieler gesteuert werden, von selbst mit. Per Druck auf eine der vier Richtungen auf dem Steuerkreuz kann man bei Bedarf schnell zwischen den anwesenden Figuren wechseln. Das Spiel verläuft missionsbasiert: Man bekommt am Anfang jedes Levels ein Ziel gesetzt, welches man zu erfüllen hat. Des Weiteren gibt es Sekundär- und Bonusziele, die nicht zum Weiterkommen nötig sind, aber Extrapunkte geben, wenn man sie erfüllt. Das Hauptproblem beim Erfüllen der Missionen sind die zahlreichen Gegner und gelegentlichen Bosse, die sich den Vier in den Weg stellen und unbedingt verprügelt werden wollen. Zwar müssen die Missionsziele erfüllt werden, aber normalerweise hat man keine große Wahl, was das angeht: Die Levels sind extrem linear aufgebaut, und meist ist die einzige Möglichkeit, die Mission zu versauen, von den Gegnern überwältigt zu werden.

Erlegte Gegner lassen, wieder ähnlich wie in Onimusha und Devil May Cry, leuchtende Kugeln zurück, die die Lebens- und die "kosmische" Energie der Helden wieder auffüllen. Letztere wird beim Einsatz von Special-Moves sowie Superkräften verbraucht. Außerdem wird man fürs Verdreschen von Feinden mit Punkten belohnt; Bonuspunkte kriegt man für das Erfüllen von Missionszielen und für das Finden von in den Levels versteckten Fantastic 4-Symbolen. Für die verdienten Punkte kann man wiederum den Helden neue Special-Moves und Sonderfähigkeiten freischalten; außerdem lässt sich mit ihnen Bonusmaterial freischalten, darunter einzelne Seiten aus den neuen "Ultimate Fantastic Four"-Comics, Charakterbiografien, Interviews und einiges mehr.

An den Stellen, an denen es besondere Ziele zu erfüllen gibt (amüsant: "Rette die baumelnden Zivilisten!"), befinden sich Fantastic-4-Logos in einer von vier Farben am Boden. Die Farbe gibt an, mit welchem der vier Helden man sich an diese Stelle bewegen muss, um mittels eines Tastendrucks ein Minigame oder ein anderweitig besonderes Ereignis auszulösen.

Normalerweise sind die Minigames banales Hämmern auf einer einzelnen Taste oder das Drücken Selbiger mit von einer Anzeige vorgegebenem Timing. Die Minispiele von Reed, dem "Hirn" und der Stimme der Vernunft der Fantastic 4, sind gelegentlich etwas komplexer; beispielsweise muss man zu Beginn des Spiels die Kontrollen von Türen übernehmen. Dies geschieht, indem man mehrere ineinanderliegende Ringe mit "Leitungen" so dreht, dass sich vom innersten zum äußersten Ring eine durchgehende Verbindung bildet.

Des Weiteren unterscheiden sich die Vier darin, wie viel Schaden sie im Kampf austeilen sowie einstecken können und natürlich in ihren Fähigkeiten. Mit Reed kann man Gegner auch auf Distanz angreifen; Sue kann sich unsichtbar durch bestimmte Gegenden hindurchschleichen und unaufmerksame Gegner aus dem Hinterhalt erledigen; Johnny wirft mit Feuerbällen und Ben kann als einziger Gegenstände - Autos, Trümmerteile, Steine, Getränkeautomaten, abgebrochene Laternenpfähle, alles, was in New York und den anderen Lokalitäten eben so rumsteht - aufheben und als Waffe zweckentfremden.

Im Kampf fällt auch relativ schnell auf, dass die Umgebung recht interaktiv gestaltet ist - überall stehen zerstörbare (oder von Ben als Wurfgeschoss benutzbare) Gegenstände herum. Gelegentlich sind diese auch ein Bonus-Missionsziel - "Zerstöre 20 Gegenstände". Nicht sehr heldenhaft, aber dafür unterhaltsam.

Abschließend gibt es als kleines, aber feines Extra zum Gameplay außerdem einen Coop-Modus, in dem man mit einem zweiten Spieler die normalen Missionen verfolgen kann. Nichtsdestotrotz ist das Gameplay aber recht monoton - ein Problem, das auch schon bei den oben erwähnten Titeln Devil May Cry und Onimusha auftrat. Man läuft durch einen linearen Level und verdrischt, was einem in den Weg kommt, schaut gelegentlich eine kurze Cutscene an und setzt danach die Klopperei fort.

Grafik

Die Grafik ist in der PS2-Version, wie das Gameplay ebenfalls, nicht überragend, aber solide - flüssig, ohne auffällige Bugs, aber eben nichts Besonderes. Mit den optisch besseren Titeln, die die PS2 in letzter Zeit zu bieten hatte (beispielsweise die jeweils dritten Teile der Devil May Cry- und Metal Gear Solid-Serien) kann Fantastic Four nicht mithalten und hebt sich auch nicht - wie zum Beispiel Psychonauts oder Alien Hominid - durch einen ausgefallenen Stil von der Masse ab. Auffällig ist, dass das wenig dezente Product-Placement aus dem Film im Spiel ebenfalls vertreten ist - insbesondere das Samsung-Logo sieht man immer wieder mal.

Besondere Erwähnung sollte natürlich auch die Umsetzung der Optik des Films finden. Die Darsteller sind größtenteils gut getroffen - insbesondere Julian McMahon (Victor von Doom), Ioan Gruffudd (Reed Richards) und Michael Chiklis (Ben Grimm) sind sehr gut umgesetzt. Chris Evans als Johnny und Jessica Alba als Sue Storm sind hingegen weniger gut getroffen; insbesondere die PS2-Sue hat nicht besonders viel Ähnlichkeit mit ihrem filmischen Gegenstück.

Sound

Hier fällt insbesondere die Sprachausgabe auf - leider negativ. Selbst die Darsteller der Hauptrollen wirken inspirationslos, teils fast gelangweilt, und wenn es sich um die Synchronsprecher handelt, die auch die Rollen im Film gesprochen haben, klingen sie größtenteils irgendwie ... anders als im Kino. Ziemlich das Gleiche trifft aber auch auf die Nebenrollen zu - die schauspielerischen Leistungen, die für die Sprachausgabe erbracht wurden, sind nicht unbedingt grandios.

Die Hintergrundmusik ist genau das - Hintergrund. Obwohl sie ständig vorhanden ist, nimmt man sie kaum bewusst wahr; häufig verschwindet sie regelrecht in der restlichen Soundkulisse des Spiels. Stilistisch ist das Spielgeschehen untermalt von orchestralen Stücken, die zumindest Auszüge aus dem Filmsoundtrack beinhalten.

Die Übersetzung ist stellenweise etwas holprig, aber im Großen und Ganzen brauchbar und durchgehend verständlich. Leider befindet sich auf der DVD, anders als bei vielen anderen Konsolenspielen heutzutage, nur die deutschsprachige Version des Spiels - somit ist man leider auf Import angewiesen, wenn man das Spiel im Originalton erleben will.

Fazit

Fantastic Four ist ein solides Actionspiel mit gelegentlichen Einstreuungen, die die Monotonie aufzubrechen versuchen. Es ist ein relativ durchschnittlicher Titel und hat einige kleinere Schwächen, ist aber gut spielbar und bietet durch den Coop-Modus und das frei schaltbare Bonusmaterial auch einen gewissen Wiederspielwert. Im Hinblick darauf, wie Spiele zu Filmen (oder umgekehrt) häufig aussehen, haben Seven Studios hier durchaus eine passable Leistung erbracht.

(12.08.2005)

Technische Daten

Plattform: Gamecube, PS2, PC (Windows), XBox
Entwickler: Seven Studios
Publisher: Activision
Genre: Action
Release: Bereits erschienen (14. Juni 2005)
Homepage: Fantastic Four
Altersfreigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

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