Metal Gear Solid HD-Collection (PS3) (Konami) geschrieben von Witali Blum
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Nach dem Erscheinungstermin von "Metal Gear Solid 4" wurde lange Zeit vom Publisher der Eindruck vermittelt, dass dieser Titel das Finale der namhaften Serie darstellen soll. Natürlich wird ein gutes Rennpferd niemals vorzeitig in den Ruhestand geschickt, sodass kaum jemand von der Ankündigung eines Nachfolgers überrascht sein dürfte, zumal der führende Spieleentwickler, Hideo Kojima, selbst einige Kritikpunkte bezüglich seines letzten Werkes geäußert hatte. Glücklicherweise muss man nicht untätig warten, bis "Metal Gear Solid 5" fertiggestellt werden wird, denn "Konami" hat beschlossen, einige Klassiker aus der zugehörigen Serie in prachtvollem HD-Gewand wieder aufleben zu lassen. Lesen Sie im folgenden Review, welche Spiele man in überarbeiteter Form als Paket erwerben kann und vor allem welche Inhalte hoffentlich für einen langen Zeitraum Kurzweil bieten. Metal Gear Solid 3: Snake Eater Die chronologische Reihenfolge der Ereignisse aus dem "Metal Gear Solid"-Universum korreliert nicht mit den Versionsnummern in den Titelnamen. So spielt der Vorgänger zum vierten Teil in den 1960ern und hat den Ost-West-Konflikt während des Kalten Krieges als politischen Hintergrund. Die "bösen" Russen bedrohen natürlich den Weltfrieden, indem sie einen mächtigen Panzer namens "Shagohod" (russ. für Schrittläufer) entwickeln, der in der Lage ist, nukleare Sprengköpfe abzufeuern. Damit erfahren wissbegierige Spieler, dass die Wissenschaftler des Warschauer-Pakts den Vorläufer des "Metal Gear" geschaffen haben, der schon beinahe den Ruf genießt, ein Maskottchen der Spielserie zu sein. Der Protagonist ist quasi der Vater von Solid, Liquid sowie Solidus Snake, denn der unter dem Decknamen "Naked Snake" agierende Spion liefert die Genom-Blaupausen, nach denen die späteren Helden sowie Antagonisten geklont werden. Der zunächst einfach definierte Auftrag, einen übergelaufenen Wissenschaftler aus dem "Shagohod"-Projekt sicher in die Vereinigten Staaten zu schaffen, bekommt eine komplizierte, dramatische Wendung, als die vermeintliche Unterstützung durch die "Cobra"-Spezialeinheiten Soldaten mit besonderen Fähigkeiten ausbleibt. Es wird noch schlimmer, denn die erwarteten Helfer wechseln die Seiten und unterstützen einen machtbesessenen Colonel aus der Hardliner-Fraktion des russischen Militärs. Wie soll "Naked Snake" nur heil aus diesem Schlammassel kommen? Vom Spielumfang her kann "Snake Eater" es locker mit seinem Nachfolger aufnehmen, denn der Titel besticht vor allem durch sehr viele Details, die eine realistische Kampfsituation simulieren sollen. So erleidet beispielsweise der Held im Eifer des Gefechts unterschiedliche Verletzungen, die bestimmte Utensilien zur Behandlung benötigen und ansonsten nur schlecht ausheilen. Der Protagonist muss essen, um bei Kräften zu bleiben, und greift dabei nicht etwa auf die bekömmlichen Rationen oder Instantnudeln zurück, sondern fängt sich seine Nahrung wie der Survival-Experte Bear Grylls in der Wildnis, die ihn umgibt. Neben den obligatorischen Schleicheinlagen gibt es glanzvoll inszenierte Bosskämpfe mit charismatischen Opponenten, die über einzigartige Fähigkeiten verfügen. Obwohl die meisten Gegner mit Waffengewalt bezwungen werden können, lohnt es sich, die taktische Herausforderung, niemanden zu töten, anzunehmen und die Endbosse mittels einer Betäubungswaffe zu besiegen. Als Belohnung für pazifistisches Vorgehen erhält man nämlich Kampfanzüge mit einzigartigen Boni wie etwa Feuerschutz oder bessere Tarnung. Allerdings ist dieses Spiel nicht für Genre-Anfänger geeignet, denn der Schwierigkeitsgrad ist ziemlich hoch, weil sich unter anderem zu Spionage-Action nun auch noch Elemente des Überlebenskampfes in der Wildnis gesellen. Um es überspitzt zu sagen: Man kann schon froh sein, dass "Naked Snake" während seiner Mission, die Welt zu retten, nicht auch noch auf die Toilette gehen muss. Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty Der zweite Teil der "Metal Gear"-Saga versetzt den Spieler ins Jahr 2009 und degradiert Solid Snake, den Helden aus dem ersten Titel, zu einem Nebendarsteller. Der neue Protagonist ist ein junger Agent namens Raiden, der die Aufgabe hat, den Präsidenten der Vereinigten Staaten aus der Geiselhaft von Terroristen zu befreien. Im Zuge der Ereignisse stolpert der Nachwuchsspion über eine große Weltverschwörung, die es schwierig macht, Freund von Feind zu unterscheiden. Auf der einen Seite stehen die als Terroristen bezeichneten Söldner, die es satt haben für die Ränkespiele einer Geheimorganisation sinnlos verheizt zu werden, und auf der anderen Seite gibt es die sogenannten "Patrioten", die ihre abtrünnigen Militärtruppen gern für immer zum Schweigen bringen würden und nicht einmal vor Erpressung zurückschrecken, um Raiden auf ihrer Seite zu wissen. Für wen soll sich der Held nun entscheiden? "Sons of Liberty" spielt sich im Großen und Ganzen ebenso wie sein Vorgänger mit dem Unterschied, dass die Hauptfigur ein anderes Aussehen besitzt und es wesentlich mehr Waffen sowie Gegenstände in den Levels zu entdecken gibt. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf Schleich-Action, wobei die Hintergrundgeschichte immer verworrener zu werden scheint. Neue Charaktere sowie alte Bekannte treffen aufeinander. Darüber hinaus belohnt der Titel verstärkt das mehrmalige Durchspielen auf verschiedenen Schwierigkeitsgraden, indem zahlreiche Extras Outfits oder Cheatobjekte im fortgesetzten Spielstand freigeschaltet werden. Leider weist das Spiel wie der erste Teil immer noch an einigen Levelstellen unbequeme, feste Kameraeinstellungen auf, die Kampf- oder Schleichaktionen unnötig verkomplizieren. In der HD-Neuauflage ist dieser Fauxpas nicht behoben worden. Stattdessen haben die Entwickler die Auflösung der Texturen erhöht sowie einen Hauch von Kantenglättung hinzugefügt. Metal Gear Solid: Peace Walker Leider haben die Entwickler sich dagegen entschieden, "Metal Gear Solid" ebenfalls ein HD-Gewand zu verpassen und in die Kollektion zu packen, denn das dritte Spiel im Paket ist das ursprünglich für die PlayStation Portable konzipierte "Metal Gear Solid: Peace Walker". Man trifft als Protagonisten erneut "Naked Snake", der seit seinem Einsatz als "Snake Eater" in "The Big Boss" umgetauft worden ist. Die Handlung spielt im Jahre 1974 und der Einsatzort ist Costa Rica. Der Held leitet eine politisch unabhängige Söldnertruppe und geht der ortsansässigen Regierung zur Hand, um schwer bewaffnete Invasoren wieder loszuwerden. Obwohl der Spieler als Kommandant von seiner Operationsbasis aus Truppen auf Missionen entsendet, muss er die meiste Zeit selbst Hand anlegen und beispielsweise feindliche Stützpunkte im Alleingang oder mithilfe eines Freundes erobern. Co-Operationen gehören folglich zu einer willkommenen Neuerung in der Serie, weil sie unter anderem auf das spätere Spiel "Metal Gear Solid Online" einen Vorgeschmack liefern. Es gibt natürlich zahlreiche Erweiterungen, die unter anderem das Inventar betreffen. So findet man zum Beispiel unterschiedliche Kampfkleidung, die Einfluss auf Tarnung oder Traglast hat. Die Bewaffnung wird im weiteren Spielverlauf durch aktive Forschung modernisiert und zusätzliches Personal wird kurzerhand mithilfe des Fulton Himmel-Greifhakens entführt. Letzteres sieht ziemlich witzig aus, denn bewusstlose Soldaten oder Gefangene werden mit einem Ballon ausgestattet, der sie zum Himmel emporschweben lässt, wo sie schließlich ein Flugzeug einsammelt. Ferner ist es möglich, den aktuellen Spielstand von der PS3 auf die PSP oder wieder zurückzuübertragen, um auf diese Weise sogar unterwegs denselben Fortschritt in "Peace Walker" zu haben wie auf der heimischen Großkonsole. Aus Alt mach Neu Zugegebenermaßen weckt der Begriff "HD-Collection" gewisse Erwartungen, eine deutlich überarbeitete Version der geliebten Klassiker zu erhalten, die damals für zahlreiche schlaflose Zockernächte gesorgt haben. Leider handelt es sich bei dem aktuellen Produkt eher um ein Facelifting als ein komplettes Makeover, da Spielmechanik, Kameraeinstellungen sowie Animationen gleich geblieben sind und nur die Auflösung auf HD-Niveau angehoben worden ist. Während vergleichsweise neue Titel des Pakets "Snake Eater" oder "Peace Walker" optische Verbesserung erfahren haben, leidet "Sons of Liberty" immer noch unter den alten Macken. Glücklicherweise trifft dieser Umstand nicht auf die Hintergrundmusik zu, die schon bei der Erstausgabe qualitativ hochwertig gewesen ist. Darüber hinaus vermisst man nach wie vor deutsche Synchronsprecher und muss sich mit Untertiteln behelfen, um der verworrenen Spielhandlung zu folgen.
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