Mystery Case Files: 13th Skull (Astragon) geschrieben von Inga Spieß
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Um Spielern den siebten Teil der "Mystery Case Files"-Reihe, in der es jeweils voneinander unabhängige Fälle zu lösen gilt, schmackhaft zu machen, hat Publisher Astragon an großen Worten nicht gespart: "Bombastisch" vertont und "cineastisch" bebildert soll dieses Wimmelbild-Adventure der neuen Generation laut Verpackung sein. Das Einleitungsvideo lässt durchaus die Hoffnung zu, dass die Versprechungen gehalten werden, und macht Lust darauf, sich auf die Suche nach dem verschwundenen Marcus Lawson zu begeben. Von Südstaatlern und Seeräubern Noch ein letztes Kapitel der gruseligen Piratengeschichte vor dem Schlafengehen fordert die kleine Magnolia Lawson von ihrem Vater Marcus, der kurz darauf in gleißendem Licht, dem ein heftiges Gepolter im Treppenhaus vorausging, verschwindet. Kein Wunder, dass sich das Mädchen anschließend in seinem Zimmer einschließt und zunächst ganz und gar keine Lust hat, mit dem Detektiv, in dessen Rolle der Spieler in "Mystery Case Files: 13th Skull" schlüpft, zu sprechen. Unter Tränen berichtet Mrs. Lawson über das rätselhafte Verschwinden ihres Mannes, der sich zuvor offenbar intensiv mit dem Fluch des Piraten Phineas Crown, an den manche Leute in diesem Teil Louisianas glauben, beschäftigt hat. Die Lawsons selbst stammen ursprünglich aus Ohio und sind erst kürzlich, nach einigen Diskussionen, wie Mrs. Lawson weiterhin anmerkt, in das verwahrloste Anwesen, welches Marcus von seiner Großtante erbte, umgezogen. Zwei Dinge gibt es hier zuhauf: Staub und Hinweise darauf, dass Marcus nicht der erste Bewohner mit einem Hang zu Piratengeschichten sein kann. Als Helfer im Kampf gegen Staub und Unkraut haben die Lawsons Mary Lee und ihren Mann Lewis, ein einheimisches Paar, engagiert und ihnen das Gästehaus des Anwesens als Bleibe zu Verfügung gestellt. Nachdem alle derzeitigen Bewohner des Hauses aufgesucht und befragt worden sind, führen die Ermittlungen weiter in die nahegelegene Stadt, sowie zur Wäscherei von Cooter, der in bester Südstaatenmanier mitsamt Gewehr auf der Terrasse sitzt und es "nicht so mit Fremden hat". Anschließend gilt es dann, auf den Friedhof und im Sumpf weitere Nachforschungen anzustellen. Wie Du mir, so ich Dir Die Charaktere, denen man im Laufe des Spiels begegnet, haben halten stets Hinweise und haben manchmal auch nützliche Gegenstände für das Inventar zu bieten, allerdings ist nichts davon umsonst: Mary etwa vermisst ihre Putzutensilien, Magnolia ihre Wachsmalstifte und auch Cooter gibt sich verschlossen, bevor man seine Klimaanlage repariert hat. Die für diese Aufgaben benötigten Gegenstände werden, bis man sie gefunden hat, in einer Vorschau am unteren Bildschirmrand angezeigt, und liegen, meist nicht allzu versteckt, in der Umgebung herum. Dass man sie später einzeln dem Inventar entnehmen muss, um sie an ihren Platz zu legen, ist etwas umständlich und wenig unterhaltsam, zumal sich beispielsweise die Drähte der Klimaanlage letztendlich doch automatisch richtig anordnen. Die sich im Laufe des Spiels mehrfach wiederholenden Wimmelbildszenen wirken auf den ersten Blick zwar wie ein heilloses Durcheinander ohne Aussicht auf Erfolg, beim zweiten Hinsehen stellen sich die meisten Gegenstände jedoch als auffindbar heraus. Hat man an diesen Stellen dennoch Probleme, so kann man sich mit dem sich wiederaufladenden Tipp-Button über die schwierigen Kandidaten hinweghelfen. Schön ist, dass das Adlerauge nicht nur nutzlosen Kram, sondern jeweils auch einen für den weiteren Spielverlauf benötigten Gegenstand erspähen muss. Hammer und Schere zum Beispiel sind Dauergäste im Inventar und leisten, ihren Funktionen entsprechend, an diversen Stellen treue Dienste. Zeitaufwendig und nicht selten richtig kniffelig wird es bei den diversen Schieberätseln; hier kann zwischen Tipps zum eigenständigen Lösen und automatischem Lösen gewählt werden. Und was wäre ein Detektiv ohne sein Notizbuch? Zu allen wichtigen Geschehnissen werden im Filmbericht Notizen hinterlegt, die dann als fortlaufende, mit Bildern illustrierte, Geschichte zum Nachlesen zur Verfügung stehen. Einen Blick ist dieses Feature aufgrund der hübschen Gestaltung zwar wert, für das eigentliche Gameplay ist es allerdings nicht von Bedeutung. Bewegte Bilder Optisch hat "Mystery Case Files: 13th Skull einiges zu bieten: Die Szenen sind liebevoll gestaltet und es finden sich immer wieder bewegte Objekte, wie etwa die im Wind flatternde Vermisstenanzeige am Hauseingang, die Kakerlake am Badewannenrand, die Ratten im Keller oder auch das Krokodil im Sumpf, das mit einer Maulbewegung darauf hinweist, dass es länger nicht gefüttert wurde. Der Regen in den Außenszenen ist ebenfalls animiert und sogar die Spiegelung der Umgebung in den Pfützen bewegt sich. Die Effekte können zwar bei Weitem nicht mit komplett in 3D gestalteten Titeln anderer Genres mithalten, sind aber nichtsdestotrotz eine Freude fürs Auge: Allesamt sind geschickt platzierte Kleinigkeiten, die mehr Flair hinzufügen, als man vielleicht ahnen würde. Zur Darstellung der Figuren während der Gespräche hat man sich für Schauspieler entschieden, die sich überraschend gut in die Umgebung einfügen und während des Sprechens durchgehend authentisch bewegen; Mrs. Lawson weint, Haushelferin Mary putzt während eines Gespräches einfach weiter, Cooter tut nicht viel, nickt aber dennoch zeitweise mit dem Kopf, und so weiter. Kurzum; ein schönes Feature, das dem Spiel einen weiteren realistischen Touch verleiht. Es knackt im Gebälk Ordentlich "was auf die Ohren" gibt es in diesem Titel ebenfalls; jede Szene ist mit passenden Umgebungsgeräuschen unterlegt. Im Haus knackt und knarrt es gelegentlich bedenklich, draußen quaken Frösche und wo Insekten sind, ist auch ein Summen. Die eigenen Schritte wurden ebenfalls passend zur jeweiligen Umgebung vertont. Von Zeit zu Zeit gibt es zusätzlich untermalende Musik im Südstaatenstil; etwas klischeehaft, aber doch irgendwie passend. Kann man mögen, muss man aber nicht. Immerhin artet es nicht in Dauerbeschallung aus und kann auf Wunsch auch ganz abgeschaltet werden. Eine deutsche Sprachausgabe gibt es nicht, jedoch sind die Untertitel zu den Gesprächen ebenso sorgfältig übersetzt worden wie sämtliche anderen Texte, etwa Zeitungsausschnitte, im Spiel auch und die englischen Synchronstimmen passen jeweils gut zu den Charakteren. Mit solch schmetternden Begriffen wie der Hersteller würde ich das Spiel zwar nicht umschreiben, aber dennoch; "Mystery Case Files: 13th Skull" ist im Vergleich zu vielen anderen Titeln dieses Genres eine echte Augenweide und kann sich in puncto Sound durchaus mit manch einem Blockbuster messen. Erfahrene Spieler werden an den anspruchsvollen Puzzles sicher ihre Freude haben, Anfänger hingegen könnte der Schwierigkeitsgrad mit der Zeit frustrieren. Überspringen der Rätsel ist zwar möglich, aber schlussendlich nicht Sinn der Sache. Ein unangenehmer Zeitgenosse war er, dieser Seeräuber Crown, über den man im Laufe der Suche nach Marcus Lawson zunehmend mehr erfährt, und in der schmuddeligen Stadtkneipe möchte ich auch lieber nicht zu Abend essen, darüber hinaus gibt es, wie der Titel vermuten lässt, allerlei Totenköpfe zu sehen, schlafraubend ist dieses Spiel aber dennoch nicht. Alles in allem ist "Mystery Case Files: 13th Skull" ein gelungener Vertreter seines Genres, an dem sich zukünftige Titel meiner Meinung nach gern einiges abschauen dürfen. (17.10.2011)
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