Ace Combat 6 - Fires of Liberation (Xbox 360) (Atari) geschrieben von Jan-Tobias Kitzel
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Die Aussicht hoch oben über den Wolken ist ja wirklich himmlisch. So friedlich, so entspannt mit der Sonne im Nacken und einem Blick auf ein großes, weißes Wolkenmeer. Was ist das? Eine Raketenwarnung? Ein Angriff der Estovakier? Huch, ich sitze ja in einem Kampfjet! Also schnell hinter den Steuerknüppel des neuen Arcade-Flugsimulators "Ace Combat 6 - Fires of Liberation von Entwickler Namco Bandai Games und der Rakete ausgewichen. Gameplay oder "Fox 2, Fox 2. Mist, Füchse sind alle!" "Ace Combat 6" ist der neueste Teil der gleichnamigen Reihe von Arcade-Flugsimulatoren. Anstatt aber irgendeinen eh schon durch die Medien überstrapazierten Konflikt à la Afghanistan oder Irak aufzuwärmen, spielt "Ace Combat 6" vor einem fiktiven Hintergrund: Die Länder Emeria und Estovakia sind sich spinnefeind und just zum Zeitpunkt von "AC6" bricht passenderweise ein Krieg aus. Die Rolle der Bösen ist schnell vergeben: Da Estovakia den Krieg begonnen hat und gleich mal das wichtigste Kunstwerk von Emeria - die goldene Rüstung eines ehemaligen Königs - gestohlen hat, wissen wir, wem es Dresche anzudrohen gilt. Doch zu Beginn von "Ace Combat 6" bekommt erstmal Emeria die Hucke voll: Mit massiven Angriffen wird das Land fast vollends überrannt; die Überreste der Streitkräfte müssen sich auf eine Halbinsel zurückziehen und sehen sich einer letzten großen Schlacht entgegen. "Ace Combat 6" fängt also mit einem Paukenschlag an. Anstatt euch erst einmal sanft in kleineren Flugschubsereien zu testen, bekommt ihr gleich einen ausgewachsenen Krieg serviert und dazu eine Entscheidungsschlacht. Solltet ihr die erste Mission vergeigen, hat Estovakia die Reste des emerianischen Militärs vernichtet und somit gewonnen. Motivierend, nicht wahr? Aber keine Sorge, vor die erste Mission haben die Entwickler ein ausführliches Tutorial gestellt. Jeder einzelne Handgriff wird erklärt und schnell merkt man, dass die Action in "Ace Combat 6" im Vordergrund steht: Die Flugzeuge verhalten sich selbst bei Höchstgeschwindigkeit vergleichsweise fromm, die Waffen sind unkompliziert bedienbar und nach kurzer Eingewöhnungszeit geht selbst ein doppelter Looping mit nachgeschobenem Immelmann locker von der Hand. "Ace Combat 6" ist ein reinrassiger Arcade-Flugsimulator und demnach von der Realismustreue "echter" Flugsimulatoren meilenweit entfernt. Im Sinne der Spannung ist das aber umso besser, denn dank dieser Ausrichtung rummst und knallt es im Sekundentakt, die Abschüsse werden schnell im Dutzend gezählt und das Top-Gun-Siegerlächeln ist rasch auf dem Gesicht. Auch mit solch "lästigen" Details wie Starts und Landungen müsst ihr euch nicht aufhalten: Jede Mission beginnt und endet in der Luft und zwischenzeitliches Aufmunitionieren per Landung kann mit der Start-Taste übersprungen werden, um ja nichts von der Action am Himmel zu verpassen. "Arcade" sollte allerdings nicht mit "leicht" verwechselt werden. Während die ersten Missionen ohne Probleme von der Hand gehen, hat man in den späteren Levels ordentlich zu tun. Zwar hält das eigene Flugzeug eine Menge aus, aber nach drei, vier Raketeneinschlägen ist auch da mal ein Ende der Haltbarkeit erreicht. Wenn es dann gegen ein Dutzend Flugabwehrgeschütze gleichzeitig geht, wird auch schon mal gestorben. Dank eingebauter Checkpoints ist das aber kein Problem, und da der Schwierigkeitsgrad fair ansteigt, bleibt der Frust außen vor. Ein besonderes Lob verdient Namco für die stimmigen Zwischensequenzen, die nach jeder Mission die Geschichte einer durch den Krieg versprengten Familie und eines gegnerischen Offiziers vom militärischen Nachrichtendienst weiterspinnen. Schnell ertappt man sich dabei, "noch eben eine Mission" zu schaffen, um zu sehen, wie die - zugegebenermaßen manchmal düstere und Tränen drückende - Geschichte weitergeht. Aber auch an anderer Stelle wird nicht mit Atmosphäre gegeizt: Patriotische Funksprüche füllen während der Missionen den Äther; der Missionsoffizier drückt beim Briefing auf die Pathostube und die Gegner beschweren sich per Funk lauthals über die vorwitzigen Piloten dort oben, die ihnen gerade ihren schönen Plan kaputt machen. Herrlich, insbesondere wenn man es mit einem Schmunzeln nimmt. Auch mit einem anderen Detail weiß "Ace Combat 6" zu fesseln: Für jede Mission erhaltet ihr Credits gutgeschrieben, für die ihr vor dem nächsten Level im Hangar neue Flugzeuge und Waffen kaufen könnt. Habt ihr am Anfang noch ein klassisches Allroundflugzeug unter dem virtuellen Allerwertesten, sind später auch Spezialflieger - beispielsweise reine Panzerknacker - kein Problem, sofern der Kontostand stimmt. Dieses Element motiviert ungemein, immer weiterzuspielen oder auch gleich noch mal von vorn, diesmal mit anderen Flugzeugen oder Waffen. Und auch für diejenigen, die vom Einzelspielermodus genug haben, ist gesorgt: Auch über Xbox Live dürft ihr euch mit circa zwanzig anderen menschlichen Spielern die Raketen um die Ohren jagen. Die Mehrspielergefechte sind kurzweilig, verblassen aufgrund mangelnder Abwechslung aber etwas gegenüber dem atmosphärischeren Einzelspielerpart. Dass auch für diesen Titel wieder die Geldmaschine angeworfen wird, sollte Xbox-Spieler ja wohl kaum überraschen: Auch für "Ace Combat 6" bekommt man auf dem Xbox Live-Marktplatz so sinnige Downloads wie neue Flugzeugbemalungen oder Themes für die eigene Konsole - natürlich alles gegen Bezahlung. Als ob Microsofts Idee einer monatlichen Gebühr für Mehrspielervergnügen ("Xbox Live Gold") im Zeitalter kostenfreier Alternativen an anderen Konsolen oder dem PC nicht schon fragwürdig genug wäre. Grafik oder: "Shiny!" "Ace Combat 6" sieht schlicht atemberaubend aus und könnte grafisch in einer Liga mit den besten Titeln der Xbox 360 mithalten. Sonnenspiegelungen auf den detailgetreu designten Flugzeugen, eine Weitsicht, die ihresgleichen sucht sowie Rauchfahnen und Explosionen zum Niederknien. Die etwas matschigen Bodentexturen hingegen fallen nur im absoluten Tiefflug auf und verblassen gegenüber dem ansonsten gebotenen Grafikfeuerwerk. Auch die Render-Zwischensequenzen sind von guter, wenn auch nicht Top-Qualität. Die Atmosphäre und Stimmung transportieren sie ohne Probleme, und das ist die Hauptsache. Sound oder: "Schatz, wir brauchen neue Boxen!" Es rummst, es kracht, es fetzt nur so in "Ace Combat 6". Herrlich rauschige Funksprüche vom Feind, abgefangene Radiosendungen von Untergrundkämpfern, packende, actionorientierte Musik - was will man mehr? "Ace Combat 6" gibt sich auch soundtechnisch keine Blöße, hör- und sehbare Untermalung ist auf gleicher Augenhöhe. Fazit oder: "Bitte anschnallen, wir heben ab!" "Ace Combat 6 - Fires of Liberation" ist ein packendes Erlebnis, sowohl wegen der spannenden Arcade-Actionkämpfe am Himmel als auch durch die abwechslungsreichen Missionen, die große Flugzeug- und Waffenauswahl und eine gute Story. Auch wenn sie manchmal reichlich pathetisch daherkommt, gehört sie doch zu den besseren Geschichten im Videospielbereich und weiß zu überzeugen. Der kurzweilige, wenn auch nicht langfristig motivierende Mehrspielerpart rundet das Gesamtpaket "Ace Combat 6" letztendlich ab. "Ace Combat 6" ist für all diejenigen unter uns, die sich binnen Sekunden hinter dem Steuerknüppel eines unkompliziert zu fliegenden Kampfjets wiederfinden wollen, um die Hölle auf Erden auf den Gegner niederregnen zu lassen - und laut Story hier auf einen, der es wirklich verdient hat. "Ace Combat 6" ist schlicht ein Pflichtkauf für Liebhaber von Arcade-Flugzeugsimulatoren auf der Xbox 360. (10.12.2007) |