Earth 2160

Die Menschheit steht am Abgrund. Durch jahrelange Kriege zwischen der totalitären Eurasian Dynasty (ED), der matriarchalischen Lunar Corporation (LC) und den dekadenten United Civilized States (UCS) ist die Erde endgültig unbewohnbar geworden. Doch anstatt sich eines Besseren zu besinnen und gemeinsam um das Überleben zu kämpfen, bekriegen sich die drei Machtblöcke in den Tiefen des Weltraums und auf den Planeten und Monden des Sonnensystems unverändert weiter. Mit Earth 2160 setzt das polnische Entwicklerstudio Reality Pump die erfolgreiche und hoch gelobte Earth-Saga fort und verlässt endgültig den blauen Planeten, um den Konflikt der Menschheit ins All hinaus zu tragen.

 

Eine Welt in der nichts ist, wie es scheint

Zehn Jahre sind seit der Flucht von der Erde vergangen. Als einzige Möglichkeit des Überlebens ist der Mars zur Heimat für die letzten Überlebenden der Erde geworden. Doch nun haben sich die Machtverhältnisse geändert; aus den Kriegsparteien der Erde sind nunmehr selbst Flüchtlinge geworden. Jedoch haben nicht alle überlebt: Während es der Eurasian Dynasty gelang, den roten Planeten zu erreichen, verschwand die Phoenix, das Flüchtlingsschiff der UCS, spurlos in den Weiten des Alls. Doch auch die Lunar Corporation war vor der Katastrophe nicht untätig geblieben: Noch während der Kriege auf der Erde gelang es der LC, Stützpunkte auf dem Mars zu errichten und mit dem Terraforming zu beginnen. Daher waren die Damen auch nicht sehr erfreut, als die ersten Schiffe der ED auf dem Planeten eintrafen und begannen, Gebiete für sich zu beanspruchen und ihre Einrichtungen anzugreifen.

Im Jahr 2160 ist der Kampf zwischen den beiden Fraktionen schließlich voll entbrannt und Sie stecken mittendrin. Schnell wird jedoch klar, dass der Kampf zwischen den beiden Mächten nichts weiter als der Auftakt zu einem weit größeren Konflikt ist und das Schicksal der Menschheit nicht auf dem Mars entschieden werden wird. Gefährliche Aliens, Überbleibsel einer alten außerirdischen Rasse, beginnen sich auf dem Mars auszubreiten und eine Bedrohung für die Menschheit darzustellen. Die einzige Hoffnung scheint die Reise zum Planeten Eden zu sein, einem Planeten, welcher der Erde ähnlich ist und das Überleben der Menschheit sichern könnte. Doch der Weg ist weit und die Gegner scheinen übermächtig.

In vier riesigen Kampagnen mit mehr als 60 Stunden Spielzeit erleben Sie als ED-Major Michael Falkner und LC-Captain Ariah eine wahrhaft epische Geschichte über Hass, Verrat, Heldenmut und Hoffnung, an deren Ende das Schicksal der Menschheit in Ihren Händen liegt. Erzählt wird die Story durch glaubhaft inszenierte Zwischensequenzen in Spielgrafik und durch Dialoge während der Missionen, die nicht selten eine Wendung Ihrer Missionsziele einleiten.

 

Mehr drin, mehr dran

Bereits vor der Installation des Spieles gibt es das erste Highlight zu bestaunen. In einer Zeit, in der Verpackungen von zehnseitigen Inlays und DVD-Hüllen geprägt sind, bildet die Verpackung von Earth 2160 eine angenehme Ausnahme. Schon bei der Annäherung im Kaufhaus blinkt den Spieler ein blaues LED an, das durch einen integrierten Bewegungsmelder ausgelöst wird. Auf der Rückseite prangt ein Hologramm, welches zwei Sekunden der Spielgrafik zeigt. Gewiss machen solche Gimmicks alleine noch kein gutes Spiel, doch sie machen Lust auf mehr und jeder weiß, wie wichtig ein erster Eindruck sein kann.

Nach dem Öffnen der Verpackung fällt dem Käufer neben dem Bewegungsmelder ein dickes 140seitiges Handbuch und ein Poster mit den Technologiebäumen der einzelnen Parteien in die Hände. Außerdem wird der Soundtrack auf einer separaten Audio-CD mitgeliefert - ein toller Bonus. Bei näherer Betrachtung der Verpackung fällt allerdings das Wort "Aktivierung" auf, ein Begriff der spätestens seit Half-Life 2 und Steam jedem bekannt sein dürfte. Jedoch ist man hier einen anderen Weg gegangen; im Gegensatz zu Valve, wo man sich zusätzlich etliche Megabyte an Daten herunterladen musste und die Aktivierung zur Geduldsprobe für Modemnutzer wurde, reicht hier das Einloggen auf einem zentralen Server oder die kostenlose Freischaltung per Telefon aus, um alle Funktionen des Spieles nutzen zu können. Die clevere Alternative. Laut offiziellen Angaben wird nach Einstellung des Supports auch ein kostenloser Patch veröffentlicht werden, der das Spiel dann ohne Aktivierung voll nutzbar machen wird. Somit laufen Sie nicht Gefahr, am Ende mit einer nutzlosen Verpackung dazustehen. Auch ein Verkauf der Software ist gestattet und jederzeit möglich.

 

So spielt sich Earth 2160

Die Kampagne der Eurasian Dynasty, die auch gleichzeitig das Tutorial darstellt, beginnt unspektakulär. In den ersten Minuten lernen Sie Kameraführung und Steuerung der Einheiten kennen. So beginnen Sie nur mit Ihrem Helden und einem Auftrag - suchen Sie die Mitglieder Ihrer verstreuten Einheit. Während der Einführung fällt schon die erste Besonderheit auf: Jeder Held besitzt ein eigenes Inventar und kann im Spiel verschiedene Rüstungen, Medipacks und Waffen finden, wechseln und benutzen. So kann es der Held bei Bedarf schon mal alleine mit einer ganzen Armee aufnehmen - was Sie jedoch tunlichst vermeiden sollten. Denn sowohl Ihr Anführer als auch alle anderen Einheiten haben die hässliche Angewohnheit, Ihre Befehle regelmäßig zu verweigern. Sobald Ihre Truppen nämlich erstmal Feinde gesehen haben, wollen sie einfach nicht mehr auf Sie hören. Ein ärgerliches Unterfangen, sofern man die Kampfeinstellungen nicht jedes Mal manuell ändert und die Kämpfer fliehen lässt. Nach den ersten Minuten der Mission haben Sie ihre Truppen gefunden und haben ein neues Ziel: Bauen Sie einen neuen Stützpunkt. Hier zeigt sich Earth 2160 von seiner traditionellen Seite. Stützpunkt hochziehen, Ressourcen sammeln, Feinde angreifen. Dies klingt einfach, ist jedoch erstaunlich komplex. Jede der vier Parteien, die Sie im Laufe des Spieles spielen werden, ist von Grund auf anders gestaltet. Während die Eurasian Dynasty einen verzweigten Gebäudekomplex errichtet, zieht es die Damen der Lunar Corporation in die Höhe - sie bauen Sockel, auf denen Sie Module errichten und so in die Höhe bauen. Die Aliens - die ungewöhnlichste Rasse in Earth 2160 - hingegen machen das, was Aliens oft am Besten können: Sie klonen sich einfach. Interessant ist ebenfalls, dass alle Parteien unterschiedliche Ressourcenkombinationen benötigen, so lassen sich vor allem im Mehrspielermodus interessante Möglichkeiten finden.

Nachdem Sie Ihre Basis aufgebaut haben, beginnen Sie mit dem Wichtigsten: dem Aufbau Ihrer Armee. Schnell haben Sie eine stolze Flotte von Fahrzeugen erstellt und steuern selbstbewusst Ihren Gegner an - und erleben eine böse Überraschung. Innerhalb weniger Sekunden zerlegt Ihr Gegner Ihre Armee in seine Einzelteile. Also zurück ans Reißbrett und aus den Fehlern lernen. Da der Gegner anscheinend gerne mit Energiewaffen angreift, ändern Sie die Panzerung Ihrer Fahrzeuge und spendieren ihnen eine Extrarüstung gegen Strahlenwaffen. Bei einem zweiten Angriff hat der Gegner nun keine Chance mehr. Die Mission ist gewonnen. Möglich macht dies der Einheiteneditor, der bereits aus Earth 2150 bekannt ist. Durch ihn ist es möglich, seine neuen Truppen den jeweiligen Situationen anzupassen. Wenn man also weiß, dass seine Gegner die säureresistenten Aliens sind, hat es wenig Sinn, Chemiewaffen auf die Fahrzeuge zu montieren und diese mit Panzerungen gegen Energiewaffen auszustatten. So lassen sich, den nötigen Forschungsstand und das erforderliche Kleingeld vorausgesetzt, hoch spezialisierte Einheiten erschaffen; egal ob ein schneller Aufklärer oder ein angriffstarker Mech, alles ist möglich. Doch auch der Gegner lernt dazu; sollten Sie sich zunehmend auf Bodeneinheiten verlassen, baut er vorrangig Einheiten, um sie aufzuhalten. Auch reagiert der Computer in höheren Schwierigkeitsgraden zunehmend korrekt auf Ihr Handeln. Stellen Sie Geschütze auf, um den Gegner bei seinem Anmarsch zu beschießen, versucht er, diese zuerst zu zerstören oder zu umgehen. Nicht ganz so ausgereift ist die Wegfindung der Einheiten, besonders im Zusammenspiel mit Computereinheiten kommt es oft zu regelrechten Staus. Doch die meiste Zeit erledigen Ihre Männer ihre Aufgaben ohne Beanstandungen.

Eine gelungene Abwechslung zu den langwierigen Basismissionen sind Solomissionen, in denen Sie zum Beispiel verlorene Basen untersuchen oder in einen Gefangenenaufstand geraten. Hier ist der Held mit einer Hand voll Einheiten auf sich gestellt. Dies ist jedoch leichter als es sich anhört, da Ihr Alter Ego eine wahre Kampfmaschine ist. Meist finden Sie zu Beginn einer solchen Mission auch die nötige Ausrüstung um den Kampf zu bestehen direkt am Startplatz. Eine sehr interessante Neuerung ist die Einführung der virtuellen Agenten: Diese Söldner kann der Spieler in einigen ausgesuchten Missionen oder im Multiplayermodus anwerben und für sich arbeiten lassen - gegen bares Geld, versteht sich. Für die Ressourcen erkauft man sich eine bestimmte Zeitspanne, in der die Agenten ihre Leistungen für den Spieler erbringen. Sei es eine verbilligte oder beschleunigte Forschung, schnellerer Ressourcenabbau, Boni bei Angriffen und der Verteidigung oder aber spezielle Fahrzeuge der Agenten - jeder Agent hat seine spezifischen Vorteile. Doch seien Sie vorsichtig, andere Spieler haben durchaus die Möglichkeit, diese Agenten abzuwerben und für sich arbeiten zu lassen.

 

Das Auge isst mit

Neben einem ausgereiften Gameplay und einer intuitiven Steuerung legte Reality Pump besonderen Wert auf die Weiterentwicklung der Grafik. Mit der neuen, eigens entwickelten Earth4-Grafikengine haben die Entwickler ein Werk geschaffen, das heutige Konkurrenztitel klar in den Schatten stellt. Mit innovativen Technologien wie Pixel Shader 3.0 erreicht Earth 2160 einen bisher noch nicht gekannten Detailgrad: Einheiten, Gebäude und die Umgebung spiegeln sich natürlich im Wasser, in den Wäldern auf dem Mars und auf Eden wachsen Pilze und über die Marsoberfläche ziehen Sandstürme. Auch die sehr schön gelösten Tag- und Nachtwechsel tragen zu der düsteren, unheimlichen Atmosphäre bei, sind jedoch mehr als pure Augenwischerei, da die verschiedenen Tageszeiten einen erheblichen Teil der Taktik bestimmen.

Ein Highlight sind natürlich die sehr aufwendig modellierten Einheiten und die zahlreichen Waffeneffekte. Vor allem während der Nachtzeiten brennt so ein wahres Feuerwerk an Grafikeffekten ab und die Raketenangriffe, die Elektrokanonen oder Projektilwaffen wirken noch bedrohlicher. Um dem Spieler die Möglichkeit zu geben, schon im Voraus die Ausstattung der feindlichen Fahrzeuge und Flieger zu erkennen, wirkt sich jede Änderung an der Bewaffnung sofort auf die Optik aus. So ist auf den ersten Blick erkennbar, ob auf dem Vehikel eine Laserkanone oder ein Raketenwerfer installiert ist. Diese Grafik hat natürlich auch ihren Preis: Um wirklich alle Features nutzen zu können, benötigen Sie eine hochmoderne Grafikkarte und viel Arbeitsspeicher, wogegen der Prozessor eine etwas untergeordnete Rolle spielt. Sollten Sie jedoch zu Abstrichen bereit sein, können Sie bereits auf einem älteren Rechner annehmbare Ergebnisse erzielen - selbst auf der niedrigsten Detailstufe sieht Earth 2160 noch richtig gut aus.

 

Musikalischer Hochgenuss und sprachliche Einbrüche

Auch akustisch macht das Spiel eine sehr gute Figur. Die Musikstücke passen mit ihrem melancholischen, düsteren, ruhigen Charakter wunderbar in die Welt von Earth 2160. Jederzeit hält sich die Musik dezent im Hintergrund, passt sich jedoch immer den Gegebenheiten an, ohne jedoch ihre düstere Grundstimmung aufzugeben. Ein besonderes Highlight ist die der Verkaufsversion beiliegende Audio-CD, auf der sämtliche Titel inklusive des erstklassigen Titelsongs vorhanden sind.

Weniger gut gelungen ist die Sprachausgabe. Die Synchronsprecher leiern ihren Text dermaßen lustlos herunter, dass man ihnen am liebsten die Schlaftabletten wegnehmen möchte. Der größte Kritikpunkt hierbei ist die Synchronstimme von Major Falkner, der Person, die Sie das ganze Spiel über begleiten. Jedoch hat Reality Pump sehr schnell reagiert und mit dem kostenlosen "Gold-Upgrade" keinem Geringeren als Manfred Lehmann, der deutschen Synchronstimme von Hollywoodstar Bruce Willis, die Aufgabe übertragen, Major Falkner zu vertonen. Leider wurden die Stimmen der weiteren Protagonisten beibehalten, was den Zwischensequenzen viel von ihrer Atmosphäre nimmt.

 

Die Welt ist dein Schlachtfeld

Wem die riesige Kampagne und die Skirmish Maps nicht reichen, der bekommt mit Earth 2160 einen Mehrspielermodus geliefert, der noch nach Monaten Gelegenheit für Gefechte bietet. Im Netzwerk und im Internet können sich bis zu acht Spieler gleichzeitig auf den 16 Mehrspielerkarten messen. Durch das "Platinum-Upgrade", das nur registrierten Benutzern vorbehalten ist, wird die Auswahl nochmals um einige Karten erweitert. Wem die mitgelieferten Karten nicht reichen, der kann mit dem umfangreichen Editor eigene Level erstellen und veröffentlichen.

Durch die vier komplett unterschiedlichen Parteien und das modulare Einheitensystem spielt sich jede Partie anders. Auch das ausgereifte Balancing der Einheiten lässt nie Frustmomente aufkommen, übermächtige Parteien gibt es nicht, auf jede Aktion gibt es Möglichkeiten zur Reaktion. In vier unterschiedlichen Spielmodi kann der Spieler seine Klasse unter Beweis stellen. Die Palette reicht dabei vom normalen Deathmatch über verschiedene Varianten des Deathmatch bis zu dem Modus "Töte den feindlichen Helden". Eine Renaissance erfährt die Möglichkeit, Multiplayerspiele abzuspeichern und später fortzusetzen.

 

Schaffe, schaffe, Level baue

Dem Spiel liegt ebenfalls ein äußerst komfortabler Leveleditor bei. Damit lassen sich nach einer kurzen Einarbeitungszeit selbst eigene Level erschaffen, um auch nach Monaten noch Nachschub zu haben. Wo herkömmliche Editoren in der Regel jedoch aufhören, fängt Earth 2160 erst an: Ohne viele Handgriffe ist es möglich, eigene Zwischensequenzen zu erschaffen, Kamerafahrten einzubauen oder sogar die Dauer von Tag- und Nachtzyklen zu bestimmen. Selbst die Farbe des Wassers, des Himmels oder der Erde sind so kein Hindernis mehr und nach wenigen Mausklicks können Sie sich zum Beispiel über gelbes Wasser freuen. Trotz der intuitiven Bedienung hätte ein kurzes Tutorial sicherlich gut getan, um auch Anfängern schnell die ersten Schritte beizubringen.


Fazit

Ganz ohne Vorkenntnisse begann ich Earth 2160 zu spielen - und ich war von Anfang an begeistert. Bereits die Verpackung ist ein Highlight, das heutzutage selten ist. Doch Earth 2160 ist kein Blendwerk. Hinter der opulenten Grafik und der erstklassigen Musik steckt ein Spiel, das in puncto Komplexität neue Maßstäbe setzt. Vier unterschiedliche Parteien, hunderte von Möglichkeiten, seine Einheiten nach Lust und Laune oder aber der Situation anzupassen, ein weit verzweigter Technologiebaum und eine frei konfigurierbare Steuerung versprechen hochspannende Duelle, vor allem natürlich gegen menschliche Gegner. In meinen Augen ist Earth 2160 die neue Referenz im Genre der Echtzeitstrategiespiele. Selten habe ich ein Spiel erlebt, das mich sowohl im Einzel- als auch im Multiplayermodus gleichermaßen gefesselt hat. Für Echtzeitstrategen ist Earth 2160 fast schon ein Pflichtkauf; doch auch Spieler, die bisher solche Titel gemieden haben, sollten einen Blick riskieren. (18.06.2005)


Kommentare:
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2017-08-21 21:44:37... - angel

gbjvgv


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