Eador – Masters of the Broken World

Eador – Masters of the Broken World (PC)

(Crimson Cow)

geschrieben von Bernd Kasperidus

 

   
 

Mit "Eador – Masters of the Broken World" erscheint ein weiterer Vertreter der Kategorie der rundenbasierten Strategiespiele. Die berühmtesten Vertreter dieses Genres sind wohl die Spiele der "Might & Magic"-Reihe. "Eador" nimmt für sich in Anspruch, den Spieler im Stile des "M&M"-Universums in den Bann zu ziehen. Ob dies stimmt, soll dieses Review beleuchten.

 

... und die Welt "lag in Scherben."

Dieser normalerweise metaphorisch gemeinte Spruch trifft auf "Eador" buchstäblich zu. Die Welt ist in einzelne Segmente zerbrochen und man tritt als unsterblicher Meister in Konkurrenz zu anderen Prinzipalen an. Nun wird man selbst versuchen, diese Welt unter der eigenen Kontrolle zu vereinen.

Schon zu Beginn lässt "Eador" den Spieler dabei allein und verwirrt stehen. In den ersten zwei Missionen wechselt die Spielfigur vom sterblichen Menschen zum unsterblichen Meister und Kontrolleur eines sterblichen Helden, der jedoch wiederbelebt werden kann sowie auf jeder neuen Scherbe wieder gesund und munter zur Verfügung steht. Auch im späteren Verlauf wird wenig getan, um diese Verwirrung aufzulösen und man nimmt als Spieler einfach hin, dass man in der "Bruchstückauswahl" einen unsterblichen Halbgott verkörpert, in der eigentlichen Mission hingegen einen sterblichen Menschen.

Als solcher erteilt man Bauaufträge, wendet Magie und Rituale an oder führt Kampfeinheiten in die Schlacht. Hier folgt "Eador" einem zweistufigen System. Jede Scherbe ist in unterschiedliche Felder eingeteilt, die Provinzen genannt werden. In Rundenzyklen erobert man in Konkurrenz zu örtlichen Gegnern und anderen Meistern die einzelnen Regionen des Bruchstückes. Eine Sonderbedeutung kommt dabei der "Hochburg" zu. Für jeden Meister existiert ein solches Zentrum auf der Scherbe und wird dieses erobert und zerstört, ist dieser Gegner auf der betreffenden Weltenscherbe besiegt.

Die zweite Stufe des Rundensystems ist der eigentliche Kampf. Auf einem Schlachtfeld werden die Einheiten über die einzelnen Felder bewegt oder es werden Angriffe mit ihnen ausgeführt, dies geschieht jeweils im Wechsel mit dem Gegner. Hierbei ermöglicht "Eador" Kämpfe zu automatisieren. Entweder lässt man den Kampf komplett vom Computer berechnen, der sogenannte "Schnellmodus", oder man wählt den "Automodus", in dem die Bewegungen und Aktionen der einzelnen Einheiten angezeigt werden. Auch hier kann der Spieler bei Bedarf eingreifen und Entscheidungen des Computers seiner persönlichen Strategie anpassen.

Hat der Spieler letztendlich eine Scherbe erobert, gehen alle neuen Gebäude und Fähigkeiten in seinen Besitz über, egal ob sie beim Erkunden der Provinzen gefunden wurden oder nicht, und können auf einem neuen Bruchstück angewandt werden. Mit jedem gewonnenen Teil erscheinen auch neue Scherben in der Leere und es kommen nach und nach weitere Meister hinzu, die mit dem eigenen Charakter in Konkurrenz treten.

In den einzelnen Provinzen der Scherben kann der Spieler außerdem mit seinen Helden auf Erkundung gehen und neutrale Händler finden oder aber mit seinen Kampfeinheiten Schätze plündern und dabei die Erfahrung seiner Soldaten trainieren. Leider wiederholen sich die Kämpfe und Missionen nach einer Weile, da hier eher zufällig aus einem recht kleinen Fundus an Aufträgen ausgewählt wird.

Nach Gewinn der Scherbe verliert der Held jede Erfahrung und beginnt auf einem neuen Bruchstück wieder von Anfang an. Wo man auf den ersten Scherben noch Mühe und Herzblut in die Entwicklung der Helden und Kampfeinheiten steckte, wird man später einfach nur noch die notwendigsten Schritte unternehmen, um die Scherbe zu erobern. Leider sind diese Schritte auch immer wieder gleich, so dass die einzige Abwechslung aus der Provinzaufteilung herrührt.

Neben der Solokampagne existiert noch ein Mehrspielermodus, in dem die die Steuerung der Gegner von anderen Spielern übernommen wird. Entweder im LAN oder via Internet können mehrere Spieler in Konkurrenz um die Scherben treten. Am eigentlichen Spielprinzip, also dem dargelegten Rundensystem, ändert sich nichts.

Erwähnenswert wäre noch, dass sich während der Tests ein recht unschönes Problem ergab: Mit fortschreitendem Spielverlauf einer Scherbenmission steigt der Speicher- und Rechenzeitverbrauch von "Eador" unerbittlich an, bis das Spiel aufgrund der Wartezeiten nicht mehr sinnvoll bedienbar ist.

 

Grafik

Die Grafik von "Eador" wirkt sehr märchenhaft und zeichnet sich vor allem durch die Statik aus. Animationen beschränken sich auf das Schweben der Scherben in der Leere sowie Lauf- und Kampfbewegungen der Figuren. Die Grafik ist im Allgemeinen sehr unauffällig. Selbst kleine Effekte, wie zum Beispiel individualisiertes Aussehen des Helden, sucht man vergebens.

Dies hat durchaus weitere negative Effekte. So kann es passieren, dass man Einheiten der gegnerischen Seite beim ersten Hinsehen auf der Übersichtskarte für seine eigenen hält. Eroberte Provinzen sind teilweise schwer zu erkennen und man verliert den Überblick, wo man schon gewesen ist und wo noch nicht. Besonders störend wird dies im Kampf, wenn die eigenen und die gegnerischen Einheiten auf den ersten Blick nicht auseinanderzuhalten sind. Selbst ein kleiner grafischer Hinweis, wie zum Beispiel eine grüne oder rote Einfärbung, würde hier extrem weiter helfen.

 

Sound

Auch hier glänzt "Eador" eher durch Minimalismus und Simplizität. Eine Soundschleife für die Scherbenauswahl, eine für die Provinzkarte und eine für den Kampf, das ist es auch schon. Sprachausgabe sucht man bei diesem Titel ebenfalls vergeblich. Sowohl Hinweise als auch die Geschichte werden dem Spieler in großen Textfenstern präsentiert. Entsprechend schaltet man schnell den Ton ab und lässt dafür im Hintergrund irgendein MP3 oder eine CD laufen. Im Bereich Soundgestaltung erweist sich "Eador" als Blindgänger und durch die Länge der Texte liest man sich diese spätestens nach dem dritten Fenster nicht mehr durch, sondern klickt einfach weiter.

 
   

 

 


Fazit

"Er bemühte sich stets redlich."

Dieser Satz fast "Eador – Masters of the Broken World" recht gut zusammen. Es gibt gute Ansätze, die aus dem Spiel ein wirklich faszinierendes Abenteuer hätten machen können, nur leider wurde diese Chance durch handwerkliche Missgeschicke vertan. Damit sind nicht einmal Programmierungsfehler gemeint, in dieser Hinsicht ist "Eador" bemerkenswert fehlerfrei, wenn man von dem Problem mit dem überlaufenden Speicher einmal absieht. Was man jedoch an Arbeitszeit in Programmierung und Tests gelegt hat, wurde im Bereich Gestaltung und Innovation offenbar eingespart. Der Hauptmotivationsgedanke: "Es muss doch mal irgendwas Neues oder Erklärendes kommen", verhilft dem Spiel nicht wirklich zu einem Kassenschlagerstatus. Wer nach einem Zeitvertreib im Bereich Rundenstrategie sucht und auf Handlung und Design verzichten kann, für den lohnt sich dieses Spiel. Legt man jedoch auf die Geschichte wert, ist man bei anderen Vertretern dieses Genres besser aufgehoben.

(02.07.2013)


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