Ghostbusters: The Video Game

Ghostbusters: The Video Game (PS3)

(Sony)

geschrieben von Witali Blum

 

 
Entwickler: Terminal Reality
Publisher: Sony
Genre: Action
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Ghostbusters: The Video Game
Preis: 61,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab zwölf Jahren gemäß §14 JuSchG

Obwohl "Ghostbusters: The Video Game" bereits vor einem Jahr offiziell angekündigt worden ist, mussten die Fans darum bangen, dass das Spiel tatsächlich die Ladentheken erreicht. Auf Grund einer Übernahme des damaligen Publishers sah es so aus, als ob das Projekt kurz vor der Fertigstellung eingestampft werden würde. Zum Glück haben Sony und Atari die Rechte für den Titel erworben und damit pünktlich zum 25-jährigen Jubiläum des ersten Ghostbuster-Films den Vertrieb des interaktiven Abenteuers für PC und Konsolen ermöglicht. Im Folgenden wird sich zeigen, ob "Ghostbusters: The Video Game" seinen Vorschuss-Lorbeeren gerecht wird und sowohl die treue Fangemeinde als auch Ghostbusters-Neulinge begeistern kann.

Wen ruft ihr an?

Nachdem die Geisterjäger die Rückkehr des bösen Fürsten Vigo verhindert und damit New York wieder mal gerettet haben, werden sie vom Bürgermeister John Mulligan offiziell damit beauftragt, paranormale Phänomene zu beseitigen, die womöglich Touristen verschrecken würden. Die Stadt übernimmt nicht nur die Rechnungen für die erbrachten Dienstleistungen, sondern kommt auch noch für alle verursachten Schäden auf, die bei der Geisterjagd entstehen. Das Geschäft läuft für die Truppe so gut, dass sie beschließen, ein neues Mitglied zu rekrutieren. Ein Azubi ist schnell gefunden und dieser erhält sogar den schicken Titel "Experimentaltechniker". Seine Aufgabe ist es, Geräte im Entwicklungsstadium zu testen, die ihn bei falscher Bedienung "bis nach New Jersey blasen können". Auf Grund des gefährlichen Jobs vermeiden seine Geisterjägerkollegen es, ihn bei seinem Namen zu nennen, "um keine zu enge Bindung" entstehen zu lassen.

Während für viele Anfänger der erste Arbeitstag mit Kaffee holen oder Kopieren beginnt, erwartet den neuen Ghostbuster (engl. Geisterjäger) der Sprung ins kalte Wasser, indem er gleich das inoffizielle Maskottchen "Slimer", einen hellgrünen Faulgeist, einfangen darf, der aus seiner Zelle ausgebüchst ist. Leider geht sein erster Auftrag im Hauptquartier schief und die Mission muss im Hotel Sedgewick, Slimers erstem Erscheinungsort, fortgesetzt werden. Es ist gut, dass die Geisterjägerkollegen Dr. Raymond Stantz, Dr. Egon Sprengler sowie Dr. Peter Venkman den Neuling begleiten, denn sie erklären ihm den Gebrauch seiner Ausrüstung wie etwa des Protonenstrahlers oder der Geisterfalle und unterstützen ihn tatkräftig. Die Hilfe ist bitter nötig, da im alten Hotel wesentlich mehr paranormale Phänomene zu beobachten sind, als ein einziger Geist sie verursachen kann. Schließlich bereiten die Geisterjäger dem Spuck ein Ende, wobei ein beträchtlicher Teil der Inneneinrichtung beschädigt wird. Nur gut, dass es Versicherungen gibt, die solche Zwischenfälle abdecken.

Kaum sind die Ghostbusters von ihrem Einsatz zurück, naht schon die nächste Mission. Ein alter Bekannter, der riesige Marshmallow-Mann, macht den Times Square unsicher. Filmkenner werden sich erinnern, dass dieser Geist ein Avatar der bösen Gottheit namens Gozer ist, der geschickt wurde, um die Erde zu zerstören. Dabei nutzt der Zuckerschaumgigant nicht nur seine rohe Körperkraft, sondern ruft auch selbst kleinere Geister herbei, die ihn unterstützen. Dieses Mal scheint er jedoch eher etwas oder jemanden zu suchen. Ob die anstehende Gozer-Ausstellung im Museum etwas damit zu tun hat? Abermals müssen die Geisterjäger die Welt vor einer paranormalen Bedrohung beschützen und der Azubi bekommt alle Hände voll zu tun. Viele Geister müssen gefangen werden und noch mehr technische Werkzeuge helfen dem Neuling, diese Aufgabe zu erfüllen. Zusammen werden die Ghostbusters hoffentlich die Wurzel des Übels finden und ausmerzen, so dass die Bürger New Yorks wieder in Ruhe ihrem Tagesablauf nachgehen können.

Die Geisterjäger!

Nach einer etwa zehnminütigen Installation darf der Spieler sich gleich ins Abenteuer stürzen und in der Gestalt des Neulings auf Geisterjagd gehen. Es empfiehlt sich, mit dem Einzelspielermodus zu beginnen, da dort nicht nur wichtige Grundlagen zur Steuerung und Handhabung der vielseitigen Ausrüstung vermittelt werden, sondern auch eine interaktive Fortsetzung der Ghostbuster-Story nach dem zweiten Film präsentiert wird. "Ghostbusters: The Video Game" spielt sich wie ein Shooter aus der dritten Person, wobei man dem Protagonisten über die Schulter schaut. Nur wenn man das PKE-Meter mit der ECTO-Brille benutzt, um versteckte Phantome oder verfluchte Gegenstände zu entdecken, schaltet die Ansicht in die Ego-Perspektive um. Der Blick auf den Geisterdetektor lohnt sich oft, da man in diesem Modus alle möglichen paranormalen Erscheinungen analysieren kann und für die erlangten Informationen sogar noch mit Geld belohnt wird, das gleich in die Verbesserung der Ausrüstung einfließt. Außerdem erfährt man auf diese Weise die Schwachpunkte der Spukgestalten und hat später leichteres Spiel mit ihnen.

Genrekenner werden vergeblich nach einer Anzeige für Gesundheit oder Munition am Bildschirmrand suchen, denn diese befindet sich im Spiel integriert auf dem Protonenpack - dem Rucksack, aus dem alle Werkzeuge der Geisterjäger ihre Energie beziehen. Ein roter Balken deutet dabei den Hitzegrad der aktuellen Waffe an. Das Ghostbuster-Equipment sollte rechtzeitig manuell belüftet werden, wenn man keine wertvolle Zeit bei Überhitzung verlieren möchte. Der grüne Balken repräsentiert die Lebensleiste und informiert den Spieler darüber, wie viel Schaden der Azubi noch einstecken kann, bevor er hilflos auf dem Rücken herumzappelt. Zum Glück sind seine Kollegen schnell zur Stelle und helfen ihm wieder auf die Beine mit dem Hintergedanken, dass er diese Geste bei Bedarf auch erwidert. Liegen erstmal alle Ghostbusters am Boden, dann gilt die aktuelle Mission als gescheitert und man muss die Aufgabe erneut vom letzten Kontrollpunkt aus in Angriff nehmen. Das ist nicht weiter tragisch, da letztere äußerst großzügig im Spielverlauf vorkommen und man daher nicht gleich den ganzen Level wiederholen muss.

Die offensive Ausrüstung der Ghostbusters kann sich wirklich sehen lassen. Neben der obligatorischen Geisterfalle sind natürlich die Protonenstrahler mit von der Partie, die quasi als Angelruten für Phantome dienen sowie schwere Gegenstände aus dem Weg räumen können. Daneben gibt es noch eine Schock-Kanone, einen Schleimwerfer sowie einen Mesotronen-Beschleuniger. Alle "Schießprügel" besitzen einen sekundären Feuermodus, der den Standardangriff sinnvoll ergänzt. So schwächt man Geister mit mächtigen Energiepfeilen, treibt sie mit Schleim aus oder friert diese für eine Weile ein. Für jede eingefangene Erscheinung oder Zerstörung eines animierten Objekts wird dem Spieler automatisch Geld gutgeschrieben, mit dem er sein Equipment verbessern lassen kann. Witzigerweise bekommt man auch Informationen darüber eingeblendet, wie viel Kosten durch Sachschäden die Ghostbusters verursachen. Die Zerstörung der Umgebung hat jedoch keine praktischen Auswirkungen auf das Abenteuer des Azubis. Natürlich gibt es wie inzwischen in jedem Playstation-3-Spiel zahlreiche Trophäen zu erringen, indem man beispielsweise Geister unter bestimmten Bedingungen fängt.

Obwohl der Neuling in der Geisterjägertruppe fast nie allein unterwegs ist, heißt das noch lange nicht, dass man sich als Spieler faul zurücklehnen kann, denn die Kollegen leisten lediglich grundlegende Unterstützung – den Löwenanteil der Arbeit verrichtet man immer noch selbst. Gutmütig bewertet kann man sagen, dass dieser Sachverhalt aus Spiel-Balance-Gründen gilt und nicht etwa, weil die KI zu schlecht ist. Außerdem sind alle Zufallsereignisse wie etwa das Erscheinen von neuen Geistern geskriptet und bleiben so lange inaktiv, bis man einen zugehörigen Schalter aktiviert. Meist geschieht es durch das Betreten des nächsten Levelabschnittes. Obwohl die Geisterjäger in der Großstadt New York arbeiten, erwartet man hier vergeblich ein Sandbox-Game ala "Grand Theft Auto IV". Es gibt keine alternativen Wege, einen Auftrag zu erfüllen und die Levels sind strikt linear aufgebaut. Längere Ladezeiten trotz vorheriger Installation unterbrechen ebenfalls auf unangenehme Weise den Spielfluss.

Die Besitzer der Playstation-3-Version (oder der XBox-360-Version) von "Ghostbusters: The Video Game" können sich auf einen umfangreichen Mehrspielermodus freuen, der den Besitzern der PC-Version verwehrt bleiben wird. Dort können Spieler über das Internet gemeinsam oder gegeneinander in der Gestalt ihres Lieblingscharakters auf Geisterhatz gehen und in verschiedenen Spielmodi Punkte sammeln, die ihnen einen Platz auf der Weltrangliste sichern. Natürlich sind auch inoffizielle Online-Partien möglich. "Überleben", "Einfangen", "Zerstören", "Beschützen", "Diebstahl" sowie "Schleim-Dunk" sind die verfügbaren Optionen, wobei der jeweilige Name recht gut beschreibt, was die Geisterjäger dabei tun müssen. Zugegebenermaßen ist die letztgenannte Spielartbezeichnung kryptisch und bedeutet nichts anderes, als dass man um die Wette verschiedenfarbige Schleim-Geister einfangen muss. Zusätzlich gibt es noch einen Unterschied zwischen "Sofort-Action" sowie "Kampagne". Im Letzteren kann man während eines Szenarios wie im Einzelspielermodus die Waffen mit Geld aufwerten lassen. Der Schwierigkeitsgrad wird übrigens automatisch an die Zahl der Teilnehmer angepasst, von denen bis zu vier Personen erlaubt sind. Im Gegensatz zum Einzelspielermodus hat man im Mehrspielermodus nur bei der gewählten Primärwaffe unendlich Munition, für alle anderen Schießprügel muss Nachschub aufgesammelt werden. Darüber hinaus gibt es noch einige interessante Power-Ups, die beispielsweise Geister schrumpfen oder ihre Artgenossen angreifen lassen.

Nicht die Strahlen kreuzen!

Die Steuerung von "Ghostbusters: The Video Game" ist stark gewöhnungsbedürftig, da sie vor allem bei den Protonenstrahlern einen 3rd-Person-Shooter mit einer Angelsimulation kombiniert. So lange der Geist noch putzmunter ist, heißt es für den Spieler zunächst aus allen Rohren auf diesen zu feuern und auch zu treffen, was bei einem flinken, beweglichen Ziel mit den beiden Analogsticks des Controllers oft ein schwieriges Unterfangen ist. Hat man das Phantom schließlich genug ermüdet, dann wird es mit "L1" festgesetzt und zappelt wie ein Fisch am Energiestrahl des Protonenpacks. Da es sich heftig dagegen wehrt, in den Energiekegel der mit "Quadrat" ausgeworfenen Geisterfalle gezogen zu werden, muss man anschließend mit "L2" den "Fang" ein paar Mal gegen die Wand schmettern und ihn so betäuben. Im späteren Spielverlauf darf der Spieler bei ausreichend Geschick den Geist auch direkt in die Falle hineinwerfen. Anfängern sei ans Herz gelegt, auf jeden Fall den Einzelspielermodus im Schwierigkeitsgrad "Leicht" durchzuspielen, da falscher Stolz zu unnötigen Frustmomenten vor allem gegen Ende führen wird, wenn beispielsweise viele animierte Amor-Engel-Statuen aus der Luft einen Pfeilregen auf den Protagonisten niedergehen lassen. Nur mit viel Übung kann man diese kleinen Biester abwehren und weiter im Spiel vorankommen.

Astrale Projektion

Die grafische Präsentation von "Ghostbusters: The Video Game" ist gut gelungen, auch wenn manche Objekte zu grobkantig erscheinen. Dafür quillt das Spiel nur so vor Details über, die bei Filmkennern einen hohen Wiedererkennungswert besitzen. Viele bekannte Geister tauchen erneut auf und erfreulicherweise gleichen die Geisterjäger selbst exakt ihren cineastischen Vorbildern. Erfreulicherweise wurde großer Wert auf die Mimik und Gestik der Charaktere gelegt, die allerdings zur englischen Sprachausgabe besser passen. Die Waffen der Truppe erzeugen beeindruckende Lichteffekte und hinterlassen sogar permanente Spuren in der Umgebung. Man kann sogar mit dem Schleimwerfer eigene Kollegen beschmutzen, wobei sie aber nach einer Weile wieder von allein sauber werden. Ein Wermutstropfen ist jedoch die lineare Levelgestaltung die dem Spieler keine Ausflüge erlaubt und ihn quasi zum nächsten Ziel führt. Zum Glück gilt dieser Umstand nicht im Mehrspielermodus, denn dort ist jede Spielkarte frei begehbar.

Klageschreie

Zu einer guten Lizenzumsetzung gehört natürlich auch eine perfekte Synchronisation. Bei "Ghostbusters: The Video Game" wurde dieses Ziel größtenteils erreicht, da die meisten Schauspieler des Films sowie die dazugehörigen deutschen Synchronsprecher ihre Stimme dem jeweiligen Charakter geliehen hatten. Die Dialoge sind witzig und vermitteln gleich den unvergesslichen Charme des Kinofilms vor 25 Jahren. Wirkliche Fans belassen die Sprachausgabe auf Englisch und behelfen sich mit den deutschen Untertiteln, zumal viele Personen so glaubwürdiger erscheinen. Zum Beispiel wird der deutsche Synchronsprecher von Dr. Peter Venkman – im Film gespielt von Bill Murray – oft mit dem Schauspieler Tom Hanks assoziiert. Die musikalische Untermalung hält sich in Grenzen und man hört nur äußerst selten den beliebten "Ghostbusters-Soundtrack". Die Geräusche der Spukgestalten im Spiel werden oft von den Waffeneffekten übertönt und verlieren so ihre Bedrohlichkeit.

Fazit

"Ghostbusters: The Video Game" ist größtenteils ein Spiel für die treue Fangemeinde, da es hauptsächlich von den zahlreichen Details mit Wiedererkennungswert lebt, die aber etwas Hintergrundwissen erfordern. Für einen kompletten Ghostbusters-Einsteiger bleiben viel zu viele Fragen offen, die die Geschichte im Einzelspielermodus nicht beantwortet. Sobald der Spieler die Steuerung gemeistert hat, stellen sich viel zu schnell die Routine und leider auch die Langeweile ein. Wenn man den Einzelspielerteil als eine Art interaktiven Film betrachtet, lohnt es sich dennoch, diesen bis zum Ende zu spielen, um zu erfahren, wie die Geschichte ausgeht. Der Mehrspielermodus bietet da schon etwas mehr Abwechslung. In der Summe ist der Titel eine gut gelungene Lizenzumsetzung.

(28.07.2009)

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