DiRT 3

DiRT 3 (PS3)

(Codemasters)

geschrieben von Oliver Salten

 

     
 

"DiRT 3" ist das erste Spiel der "DiRT"-Reihe, das ohne den Namen seines langjährigen Paten, des 2007 bei einem Hubschrauberabsturz verunglückten ehemaligen Rallyeweltmeisters Colin McRae, auskommen muss. Den Anspruch, ein erstklassiges Rennspiel zu sein und maßgeblich die Sparte des Rallyesports abzudecken, hat man aber natürlich weiterhin. Ob dieser mit diesem neuesten Ableger der erfolgreichen Reihe auch erfüllt wird?

Ein schmaler Grat

Die "DiRT"-Reihe ist bekannt dafür, dass sie schon seit langem nicht eine reine Simulation des Rallyefahrens abliefert, wie beispielsweise die Spiele der "WRC"-Reihe, die als offizielle Ausgaben der FIA-Rallye-Weltmeisterschaft fungieren. Bei "DiRT" geht es immer darum, dass Simulation und fahrerische Action eine gute Mischung bilden und sowohl dem absoluten Profi wie auch dem Gelegenheitsfahrer eine Plattform für ihre individuellen Fähigkeiten bieten sollen. Wurde der Vorgänger "Colin McRae: DiRT 2" zum Teil für seine Actionlastigkeit kritisiert, hat man im neuen Teil wieder eine gute Balance gefunden, um beiden Auffassungen eines guten Rennspiels gerecht zu werden.

Das wird insbesondere darin deutlich, dass man, anders als bei "DiRT 2", wieder einen stärkeren Fokus auf den klassischen Rallyesport gelegt hat. Gerade an der Wagenauswahl wird das deutlich. Angefangen mit dem Mini Cooper der 1960er-Jahre ist ein Großteil der klassischen Rallyewagen der 70er-, 80er-, der Gruppe-B-Fahrzeuge und der 90er-Jahre vertreten. Auch die aktuellen S-2000- und WRC-Wagen, unter anderem der Marken Citroën, Peugeot und Ford, sind enthalten. Aber auch abseits des klassischen Rallyesports ist man mit einer sehr zufriedenstellenden Wagenauswahl ausgestattet. So hat man neben Landrush-Trucks und Buggys, Raid-Rallye-Autos, die in der Realität für Langstreckenrallyes eingesetzt werden, sowie einigen Wagen für die Rundkurse des Rallye-Cross auch hochmotorisierte Trailblazer zur Verfügung, die die Rallyestrecken mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit durchrasen. Auch wenn die Auswahl sehr vielseitig und zufriedenstellend ist, werden die kommenden kostenpflichtigen Download-Pakete noch weitere Fahrzeuge beinhalten. Ärgerlich ist allein, dass fünf Wagen erst nach der Online-Aktivierung eines dem Spiel beigelegten VIP-Passes, der auch zum Onlinespielen berechtigt, freigeschaltet werden. Wer also eine gebrauchte Version kauft, schaut entweder in die Röhre oder muss sich gegen Bezahlung seinen eigenen Pass zulegen. Kundenfreundlichkeit sieht anders aus.

Der schmale Grat zwischen Simulation und Arcade-Rennspiel, auf dem sich ein Titel wie "DiRT 3" bewegt, wird nirgendwo mehr deutlich als bei der Fahrphysik. Gerade hier kann der vorliegende Titel eindeutig Pluspunkte sammeln. Sehr individuell können Lenkhilfen hinzu- oder weggeschaltet werden. So kann der Spieler je nach Wunsch und Fähigkeit ein eigenes Setup wählen. Im einfachen Modus reagieren die Wagen noch recht gutmütig, will man aber mehr Realismus und schaltet die Fahrhilfen ab, offenbaren die Rallyeboliden ihr wahres Gesicht, indem sie mitunter recht feinfühlig auf die Lenkeingaben reagieren. Dabei hängt das Verhalten des Wagens auch vom Untergrund ab, wobei insbesondere Schnee, Eis und Sand sehr gut simuliert wurden. Dank einer Rückspulfunktion ist aber eine gewisse Anzahl an Fehlern pro Rennen verkraftbar. Wer sich aber daran gewöhnt hat, wird seine helle Freude an einem Spiel haben, das zwar sehr realistisch herüberkommt, aber die Lenkbarkeit der Autos nicht vernachlässigt. Dazu trägt auch die angenehme, in verschiedene Stärken einstellbare KI bei, die zwar anspruchsvoll und ambitioniert ist, dabei aber immer fair und nicht rüpelhaft daherkommt. So viel Positives lässt sich leider nicht unbedingt für die Setup-Einstellungen bei den Autos sagen. Quasi-professionelle Mechaniker, die gerne jede Kleinigkeit am eigenen Rennwagen einstellen möchten, werden enttäuscht sein. Die Wagen sind nur in den Bereichen Getriebeübersetzung, Antrieb, Radaufhängung, Bodenfreiheit, Differenzial und Bremsbalance einstellbar und auch das nur recht grob.

Bekanntes und Neues

Die Beschreibung der vorhandenen Fahrzeuge hat schon einiges über die unterschiedlichen Wettbewerbe und Rennklassen verraten. Neben den klassischen Rallyestrecken, die mit den alten und neuen Rallye-Wagen und Trailblazern zu absolvieren sind, stehen verschiedene Rundkurse für Rallye-Cross, Landrush-Events und Buggy-Rennen zur Verfügung. Auch sogenannte Head-to-Head-Events, bei denen zwei Fahrer im Ausscheidungsrennen die gleiche Strecke durchfahren, jedoch jeden Abschnitt zu unterschiedlichen Zeitpunkten passieren, sind enthalten. Diese verschiedenen Wettbewerbe gestalten die "DiRT-Tour", wie die Einzelspielerkampagne heißt, lang und abwechslungsreich.

All das ist versierten Rennsportfans bereits weithin vertraut. Das eigentlich Neue an "DiRT 3" sind jedoch die Gymkhana-Events. "Gymkhana" bezeichnet eine relativ junge Art des Motorsports, bei der es darum geht, mit einem Auto in einem Parcours verschiedene Geschicklichkeitsaufgaben, wie Sprünge, Donuts oder Drifts, zu bewältigen. Das Spiel bietet, nachdem man eine Grundschulung absolviert hat, zwei mögliche Herangehensweisen: Bei einigen Events muss man einfach mit beliebigen Tricks eine möglichst hohe Punktzahl erreichen, während bei anderen eine vorgegebene Strecke mit Aufgaben in einer bestimmten Zeit durchfahren werden muss. Pate für diese Idee stand ein Mann, der auch schon beim Vorgänger als Berater tätig war und das Gymkhana durch Youtube erst richtig bekannt gemacht hat: der US-amerikanische WRC-Fahrer Ken Block.

Die Gymkhana-Aufgaben bilden neben den klassischen Rallyefahrten und Rundkursen eine Art dritte Säule des Spiels. Sie sind eine Abwechslung, bieten je nach eingestellter Schwierigkeitsstufe eine echte Herausforderung und laden den Spieler zum Testen seiner Wagenbeherrschung ein. Dabei ist die Steuerung recht eingängig und verzeiht gerade dem Anfänger bei eingestellter Lenkhilfe das eine oder andere unsaubere Fahrmanöver. Damit heben sich die Gymkhana-Events wohltuend von anderen Spielen ab, wie etwa den Drift-Herausforderungen im kürzlich erschienenen "Need for Speed: Shift 2 – Unleashed", die zum Teil an der Grenze der Spielbarkeit knabberten.

Ein echter Kritikpunkt muss jedoch angesprochen werden, nämlich die magere Anzahl an Schauplätzen. Zwar gibt es eine ordentliche Anzahl an unterschiedlichen Etappen und Strecken, die sowohl bei Tag als auch bei Nacht bei je nach Lage unterschiedlichen Witterungsbedingungen befahren werden können, wobei die kommenden Downloadpakete auch hier so einiges nachlegen werden, natürlich wieder mal gegen Bezahlung. Die Umgebung ist es jedoch, die zu wenig abwechslungsreich wirkt. Rallyestrecken wurden nach Norwegen, Finnland, Kenia und den US-Bundesstaat Michigan verlegt. Rundkurse gibt es nur in Monaco, Aspen, Smelter und Los Angeles. Irgendwann sind die Umgebungen bekannt, zumal die Variationsmöglichkeiten norwegischer und finnischer Wälder oder schneebedeckter Hänge in Aspen eher begrenzt sind. Was ist mit klassischen Rallyestrecken, wie sie unter anderem in Argentinien oder Monte Carlo befahren werden können? Vielleicht werden auch hier die Downloadpakete noch die eine oder andere Abhilfe schaffen, für Monte Carlo ist es zumindest angekündigt, auch hier muss aber wieder die Frage gestellt werden, ob die zusätzliche Geldmacherei auf dem Rücken der Spieler wirklich sein muss.

Das Online-Erlebnis

Ein weiteres herausragendes Merkmal von "DiRT 3" sind die vielen Möglichkeiten, die der Titel für Online-Spieler bietet. Einzelspieler können ihre Bestzeiten hochladen und Mitschnitte ihrer gelungensten Fahrten bei Youtube einstellen. Im Multiplayer-Modus kann man sich entweder für die "ProTour" entscheiden, wo die Strecken und die Einstellungen vorgegeben werden und die Spieler abstimmen müssen, oder für die "JamSession", wo sämtliche Vorgaben individuell voreingestellt werden können. Alle im Einzelspielermodus verfügbaren Modi sind auch im Multiplayer-Modus verfügbar, ob Wettrennen auf dem Rundkurs, gemeinsames Abfahren von Rallyestrecken oder ein Gymkhana-Wettkampf, für jeden Geschmack ist etwas dabei.

Besonders gelungen sind die zusätzlichen Party-Spiele. Im Spiel "Invasion" muss man Aufsteller von bösen Robotern überfahren, während die danebenstehenden Wolkenkratzer möglichst unbeschädigt bleiben sollten. "Transporter" ist ein klassisches "Capture the Flag", bei dem man eine Flagge erobern und gegen seine Mitfahrer verteidigen muss. Schließlich gibt es noch "Outbreak", bei dem zunächst ein Fahrer "infiziert" wird und dieser die anderen Mitspieler berühren muss, um den Virus auch auf sie zu übertragen. Jede Menge Abwechslung und Spaß sind also garantiert. Aber auch an den Offline-Multiplayer-Modus wurde gedacht. Im Splitscreen ist es möglich, in sämtlichen Modi gegeneinander anzutreten.

Sound und Grafik

Sound-technisch ist "DiRT 3" ein echter Hit. Das fängt beim tollen und abwechslungsreichen Soundtrack an und setzt sich bei den Motorengeräuschen nahtlos fort, denn die Leistungsunterschiede der Motoren werden durch die verschiedenen Geräusche gut abgebildet. Einziger, jedoch nicht zu vernachlässigender Negativaspekt sind die Sprecher. Vor, nach und zwischen den Rennen melden sich ein Mechaniker, eine Managerin und Ken Block selbst mit recht oberflächlichen und nichtssagenden Kommentaren, die man sich ohne Weiteres sparen hätte können.

Die Grafik von "DiRT 3" wurde mit der EGO-Engine von Codemasters erstellt und bietet viel fürs Auge. Vieles ist in höchstem Maße detailverliebt gestaltet, das gilt nicht nur für die Wagen, sondern vor allem auch für die Umgebung. Dabei ist auch das Geschwindigkeitsgefühl nicht vernachlässigt worden, sondern korrespondiert erstklassig mit der Streckengrafik, wozu auch der schön aufwirbelnde Staub und Schnee beiträgt. Vorbildhaft ist das Schadenmodell. Realistisch splittern die Scheiben und brechen Autoteile ab, hiervon können sich manche andere Rennspiele eine Scheibe abschneiden. Optional ist zudem auch eine Auswirkung des Schadens auf das Lenkverhalten zuschaltbar. Allein das Publikum wirkt etwas steif und unecht und enttäuscht daher etwas.

Fazit

Die "DiRT"-Reihe ist nach wie vor der absolute Maßstab in Sachen Rallyespiel. Viele positive Aspekte fallen hier zusammen, angefangen bei der erstklassigen Grafik und dem, abgesehen von den Sprechern, tollen Sound über die gute Steuerung bis zu den vielseitigen Spielmodi, darunter das interessante Gymkhana und der umfangreiche Online-Modus. Es sind eher Kleinigkeiten, die stören. Dazu gehört die begrenzte Auswahl der Streckenumgebung, die wohl nur durch kostenpflichtige Download-Packs ergänzt werden können, und die wenigen Einstellungsmöglichkeiten im mechanischen Bereich. Dennoch darf "DiRT 3" ohne Umschweife als einer der Toptitel unter den diesjährigen Rennspielen bezeichnet werden.

(05.07.2011)

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2017-01-28 22:20:58... -

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