The Witcher 2: Assassins of Kings

The Witcher 2: Assassins of Kings

(Namco Bandai)

geschrieben von Witali Blum

 

     
 

Obwohl das Spiel "The Witcher" zu seinem Ersterscheinungstermin im Jahre 2007 mit einigen technischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, schaffte es die polnische Spieleschmiede CD Projekt Red, den Titel erfolgreich nachzubessern, so dass er trotz des geringen Bekanntheitsgrades des Protagonisten Geralt von Riva zu einem der beliebtesten Action-Rollenspiele geworden ist. Nun möchten die Entwickler an ihren Erfolg mit "The Witcher 2: Assassins of Kings" anknüpfen, wobei sie sich zunächst an bereits etablierten Konkurrenten wie etwa Biowares "Dragon Age 2" vorbeidrängen müssen. Lesen Sie im folgenden Review, welche Neuerungen Sie in der Fortsetzung erwarten, die dieses Produkt aus dem Osten durchaus konkurrenzfähig machen.

Technischer Support

Bevor man "The Witcher 2: Assassins of Kings" inhaltlich auf den Zahn fühlt, sollte unbedingt erwähnt werden, dass sich die Aktivierung des Spiels als äußerst problematisch herausgestellt hat. Nach erfolgter Installation ist es zwar möglich gewesen, den Schlüssel einzugeben, doch die Antwort des Authentifizierungsservers hat den heimischen Rechner nur dann erreicht, wenn vorher sämtliche Firewalls ausgeschaltet waren. Dasselbe ist auch beim Download von DLCs passiert, so dass CD Projekt Red ziemlich schnell auf die Beschwerden der Spielergemeinde reagiert und den ganzen Sicherheitskram komplett über Bord geworfen hat. Der erste, aus der Not geborene Patch hat den Kopierschutz komplett entfernt und dazu vielen Computersystemen beim Zocken des Titels ein Performanceplus von bis zu 30 Prozent gegeben. Theoretisch hätte das Update manuell oder über das Startprogramm ausgeführt werden können, doch in meinem Fall musste das Spiel komplett neu installiert werden, weil sonst der Aktualisierungsvorgang mit einer Fehlermeldung abgebrochen ist. Leider hat die Programmverbesserung immer noch nicht das Problem mit den DLCs gelöst, so dass sich die Entwickler abermals großzügig gezeigt und in einem nachfolgenden Patch alle verfügbaren Downloaderweiterungen für die breite Masse verfügbar gemacht haben. Da auch hierbei eine erneute Installation erforderlich gewesen ist, kann man nur hoffen, dass es lediglich ein Fehler des Testsystems gewesen ist, der nicht allzu viele Spieler betrifft.

Undank ist der Welten Lohn

Die Fortsetzung von Geralts Abenteuern (Vorgeschichte siehe: http://dlh.net/new/disp.php?review-witcher.dat) beginnt nicht gerade optimistisch. Der Hexer erlebt eine verdrängte Erinnerung oder Vision, in der er von Unbekannten wie ein schwer verwundetes Tier gejagt wird. Das Erwachen aus diesem Albtraum verbessert jedoch nicht die Gesamtsituation des Protagonisten, denn der Held ist in einer Kerkerzelle angekettet und wird von zwei Wärtern bewacht, die gelegentlich den Gefangenen zum Spaß verprügeln. Was ist passiert, dass der berühmte Monsterjäger so schändlich behandelt wird, obwohl er König Foltest vor einem Anschlag durch einen mächtigen Attentäter bewahrt hat? Zugegebenermaßen war meine erste Vermutung gewesen, dass Geralt viel zu oft sein "drittes Schwert" aus der Hose gezückt und damit wohl die falsche Furche bearbeitet hat – zum Beispiel die einer Kronprinzessin.

Als der Hexer zum Verhör gebracht wird, erfährt man, dass die Lage viel ernster ist, als zuerst angenommen, denn dem Protagonisten droht ein grausamer Tod durch Henkershand. Ein verbotenes Stelldichein kann also nicht der Grund für die missliche Lage sein. Ein gewisser Vernon Roche führt die peinliche Befragung durch, verhält sich aber dabei nicht wie der übliche Foltermeister aus dem Mittelalter. Zwar löst er Geralt die Fesseln, um ihn dann mit einem Händedruck zu begrüßen, und sorgt mit Essen für dessen leibliches Wohl. Jedoch besteht er gleichzeitig darauf, alle Ereignisse erfahren zu dürfen, die zu der jetzigen Situation geführt haben. Wohl oder übel fügt sich der Held dem Drängen seines Gesprächspartners und erzählt ihm, was beim Sturm auf die Burg La Valette passiert ist.

Gott würfelt nicht

An dieser Stelle setzt die Handlung des Prologs ein, in dem der Spieler zunächst neben einer nackten Schönheit erwacht. Die rothaarige Frau stellt sich als eine alte Bekannte heraus, die bereits im ersten Titel dem Helden zur Hand gegangen ist – Triss Merigold, die Zauberin. Die tiefen Einblicke, die dem Spieler präsentiert werden, scheinen auch Geralt zu bezirzen, denn er möchte den offensichtlichen Liebesakt der vergangenen Nacht auch am frühen Morgen wiederholen. Leider wird das Paar durch einen ungehobelten Boten unterbrochen, der dem Hexer ausrichtet, der König wünsche, ihn zu sprechen. Da man einen mächtigen Monarchen nicht warten lässt, muss der Held wohl oder übel sein Vorhaben auf später verschieben. Nach einem kurzen Plausch mit der Geliebten wird der Spieler mit den Eigenheiten der Steuerung vertraut gemacht wird. Er lenkt dabei den Hexer aus der Sicht der dritten Person und bekommt immer, wenn er auf neue Inhalte trifft, hilfreiche Hinweise eingeblendet, die im Logbuch detailliert nachgelesen werden können.

Die Figur bewegt sich bei klassischer Maus-Tastatur-Kombisteuerung mit Hilfe der "W, S, A, D"-Tasten. Die Maus dient sowohl zur Interaktion mit der Umgebung als auch zum Kämpfen. "Q" aktiviert die berüchtigten Hexerzeichen "Aard", "Yrden", "Igni", "Quen" sowie "Axii", die Geralt unglaubliche Kampffähigkeiten verleihen. Auf Kosten eines Geist-Energiebalkenabschnitts kann der Protagonist beispielsweise einen Schutzschild erzeugen, der Schaden absorbiert oder einen Flammenkegel aus seinen Händen hervorbrechen lassen, der Angreifer einäschert. Vor allem gegen die untoten Geschöpfe der Nacht wirkt Feuer wahre Wunder. Sobald der Kampf vorbei ist, regeneriert sich die verbrauchte Energie, wie auch die Lebenskraft des Protagonisten, falls er ein paar Hiebe von seinen Kontrahenten kassiert hat. Im Gefecht läuft die Heilung viel langsamer ab, wobei aber einige hilfreiche Tränke diesen Vorgang beschleunigen können. Wichtig zu erwähnen ist noch die "E"-Taste, mit der feindliche Hiebe abgeblockt werden können. Jedoch reduziert die aktive Abwehr lediglich den empfangenen Schaden und nur beim Ausbau der entsprechenden Fähigkeit stoppt der Held die gegnerischen Angriffe vollständig oder setzt sogar einen Konter hinterher. Alternativ zur Tastatur ist es möglich, ein Gamepad zu benutzen, zumal das Benutzerinterface wie dafür gemacht zu sein scheint. So gibt es beispielsweise einen Knopf, der das Spiel kurzzeitig pausiert und das konsolentypische Auswahlkreuz für Angriffe und andere Aktionen einblendet.

Generell sind die Kämpfe in "The Witcher 2" deutlich anspruchsvoller geworden. Geralt kann entweder flinke oder schwere Waffenangriffe ausführen, die je nach Gegnertyp eine fatale oder eben geringe Wirkung erzielen. Dabei muss man gleichzeitig darauf achten, dass der Protagonist selbst nicht eingekreist wird, weil er unter anderem mehr Schaden von Hieben erleidet, die ihn beispielsweise im Rücken treffen, und dazu noch durch seine Verletzungen langsamer wird. Zum Glück kann sich der Hexer immer mit einer Hechtrolle außer Gefahr bringen, so dass auch die gute KI der Kontrahenten erst bei höheren Schwierigkeitsgraden des Titels den Spieler fordert. Weitere Abwechslung bieten zahlreiche Gimmicks, die der Monsterjäger im Gefecht einsetzen kann. Dazu zählen unter anderem brandgefährliche Bomben, scharfe Wurfmesser, tödliche Fallen und verschiedene Öle sowie Gifte, die den ohnehin zerstörerischen Waffen eines Hexers weitere destruktive Attribute, wie "Vergiftung" oder "Blutung", verleihen. Einige Extras rufen sogar permanente Veränderungen an der Ausrüstung des Recken hervor. Runen verzaubern dauerhaft Schwerter und Rüstungsplatinen polstern die "zweite Haut" eines Kämpfers.

Das Inventar des Protagonisten ist im Nachfolger stark erweitert worden. Die obligatorischen zwei Schwerter aus Stahl und Silber, mit denen man entweder Menschen oder Monstern zu Leibe rückt, gibt es nun in vielen Varianten, die erst einmal gefunden werden wollen. Alternativ stehen dem Hexer weitere Tötungswerkzeuge zur Verfügung, wie etwa Äxte sowie verschiedene Knüppel. Auch die Schutzausrüstung wurde aufpoliert. So gibt es zahlreiche Lederrüstungen, Stiefel und Handschuhe, die den Hexer vor den Gefahren der Fantasiewelt von Andrzej Sapkowski abschirmen. Praktisch an jeder Ecke gibt es irgendwelche Gegenstände, die Geralt in seine Taschen packen kann. Die Tatsache, dass die menschlichen Bewohner von Temerien nichts dagegen haben, wenn Geralt ihre Hütten ausräumt, hilft hierbei nicht gerade dabei, Anfälle von digitaler Kleptomanie seitens des Spielers zu unterdrücken. Bei anderen Spielen wie beispielsweise „Gothic 2“ klopft einem die Wache auf die Finger, wenn man beim Stehlen erwischt wird. Die einzige gesetzte Grenze ist eine Gewichtsbeschränkung auf maximal 250 Pfund Gesamtgewicht, die durch die Absolvierung eines bestimmten Auftrags auf 300 angehoben werden kann. Das hört sich zwar nach viel Masse an, doch praktisch wird jedes Quäntchen davon genutzt, weil der Spieler Unmengen an Rohstoffen mit sich herumschleppen muss, die er für die Herstellung von Tränken und besonderen Ausrüstungsgegenständen benötigt.

Eine Truhe, in der Geralt seine Handwerkswaren einlagern könnte, wäre sehr hilfreich gewesen, zumal selbst gute Waffen oder Rüstungen nur zu lächerlich geringen Preisen an Händler veräußert werden können und der Spieler praktisch gezwungen ist, viele Sachen bis zum nächsten Laden mit sich herumzuschleppen. Für überschüssiges Geld – falls es so etwas überhaupt gibt – kauft sich der Monsterjäger hauptsächlich Blaupausen, nach denen Handwerker Ausrüstung für ihn anfertigen, sofern er die Zutaten dazu parat hat. Auch wenn diese Methode, das Arsenal zu erweitern, auf den ersten Blick aufwendig erscheint, so ist sie dennoch zu bevorzugen, weil man dann das gewünschte Handwerkserzeugnis deutlich günstiger als durch einen normalen Kauf bekommt. Außerdem motiviert das mühsame Anhäufen von Rohstoffen, die schließlich in eine seltene Waffe umgewandelt werden, extrem stark den Sammeltrieb eines Spielers – "Monster-Hunter" lässt grüßen.

Eine weitere gute Investition sind Rezepte, nach denen der Hexer seine Tränke braut, die ihm übermenschliche Kräfte verleihen. Die akute Toxizität der Gebräue erlaubt selbst dem abgehärteten Organismus eines Hexers maximal drei aktive Wirkungen, doch der Einsatz lohnt sich. Neben schnelleren Reflexen oder größerer Körperkraft kann der Protagonist dank der alchemistischen Mittelchen sogar im Dunkeln und durch Wände hindurchsehen. Vor allem in finsteren Höhlen, wo hinter jeder Ecke Gegner lauern könnten, erweist sich diese Fähigkeit als äußerst nützlich, um nicht überrascht zu werden. Bedauerlicherweise kann der Held nicht mehr Rezepte durch zufälliges Mischen von Zutaten ermitteln oder verbessern. Die Brauanleitungen kann man finden oder kaufen und die Wirkung der Tränke wird praktisch im Fertigkeitenbaum des Protagonisten optimiert. Die Experimentierfreude der Alchemie geht auf diese Weise verloren.

Ich denke, also bin ich

"The Witcher 2" merkt man deutlich an, dass sich die Entwickler bemüht haben, den Rollenspielpart in den Vordergrund zu rücken. Es gibt noch viel mehr Dialoge sowie Wahlmöglichkeiten als im Vorgänger, die die gesamte Hintergrundgeschichte nachhaltig beeinflussen. Die Handlungsstränge sind dermaßen miteinander verflochten, dass sogar Nebenaufträge einen unterschiedlichen Verlauf sowie Ausgang haben, je nachdem welche Hauptgruppierung man im Titel unterstützt. Außerdem kann man nun überhaupt nicht mehr unterscheiden, wer die Guten und wer die Bösen sind, denn die stark unterschätzten "Scoia'tael" – elfische Widerstandskämpfer namens "Eichhörnchen" – sind zu einer handfesten terroristischen Bedrohung herangewachsen, die bei ihren Überfällen nicht einmal Frauen und Kinder verschonen. Die rassenfeindlichen Menschen dagegen haben nun auch gute Argumente, die ihr Handeln rechtfertigen, und sind sogar bereit, Geralt aus seiner misslichen Lage im Kerker zu befreien, damit er den wahren Schuldigen des ihn bezichtigten Verbrechens finden kann.

Einen goldenen Mittelweg gibt es übrigens nicht, denn früher oder später muss sich der Spieler für eine Seite entscheiden. Dementsprechend sind ihm ab einem bestimmten Zeitpunkt der Geschichte nur Orte der jeweiligen Gruppierung zugänglich, die schließlich zum einen möglichen Ende führen. Es lohnt sich also, den Titel mindestens ein weiteres Mal zu spielen, um zu sehen, wie der alternative Handlungsstrang aussieht. Darüber hinaus haben die Entwickler den Fertigkeitenbaum des Hexers überarbeitet, so dass er nun vier Hauptzweige trägt – Training, Schwertkampf, Magie und Alchemie. Für erfolgreiche Kämpfe sowie erledigte Aufträge erhält Geralt Erfahrungspunkte, die schließlich zu einem Stufenaufstieg mit einem freien Fertigkeitenpunkt führen. Dieser Punkt darf in eine Fähigkeit investiert werden, die sich zunächst am Anfang der jeweiligen Spezialisierung befindet.

So lernt der Hexer zum Beispiel im Schwertkampfzweig, gegnerische Angriffe zu 50 Prozent tödlich zu kontern, und kann diese Fertigkeit sogar ein weiteres Mal verbessern, damit er anschließend zu 100 Prozent einen fatalen Treffer landet. Je weiter man an einem Zweig entlangwandert, desto mächtiger werden die verfügbaren Kräfte, von denen einige wenige mit einem so genannten Mutagen – einem erbgutverändernden Stoff – zusätzlich die Attribute des Hexers permanent verbessern. Die seltenen Mutationssubstanzen gibt es in drei Größen, wobei die größten natürlich die stärkste Wirkung erzielen, dafür aber äußerst schwer zu finden sind. Dennoch lohnt es sich, die knappen Mutationsfelder nur mit den bestmöglichen Mutagenen zu belegen, weil diese Veränderungen unumkehrbar sind. Das Gleiche gilt auch für bereits investierte Fertigkeitenpunkte, so dass der Spieler sich früh entscheiden sollte, auf welche Spielweise er "The Witcher 2" bestreiten möchte – kämpferisch oder magisch.

Auf alle Fälle gibt es für Geralt von Riva viele Kämpfe zu bestreiten, denn neben vernunftbegabten Wesen, wie Menschen oder Elfen, haben es Geister, Untote, Ertrunkene, Rieseninsekten wie auch andere Monster auf den Helden abgesehen. Interessanterweise können sich die unterschiedlichen Gegnergattungen untereinander nicht ausstehen und greifen sich gelegentlich gegenseitig an. Oftmals erhält der Hexer durch die Lektüre bestimmter Bücher hilfreiche Tipps, wie er gegen bestimmte Unholde vorgehen soll, und bekommt nebenbei automatisch einen permanenten Schadensbonus gegen die studierte Gegnerart. Das Ganze funktioniert auch, wenn man genug von der Sorte erledigt hat, doch die ersten Gefechte könnten hart werden. Natürlich gilt es wie in jedem Action-Rollenspiel mit einer epischen Hintergrundgeschichte, am Ende von bestimmten Aufträgen besonders mächtige Opponenten zu bezwingen, die meistens eine besondere Taktik erfordern. Mit einfachem Haudrauf kommt man gegen die Kolosse nicht weit und muss oftmals die Hexerzeichen bemühen, um beispielsweise die Monster festzusetzen, so dass sie nicht mehr ausweichen können. Sobald der Feind stark genug verletzt ist, muss der Spieler seine Reflexe testen und die angezeigte Quicktime-Event-Tastenkombinationen rechtzeitig eingeben – die Konsole lässt grüßen.

Schließlich gibt es in "The Witcher 2" Minispiele, die einerseits für Kurzweil sorgen und andererseits eine gute Möglichkeit darstellen, um Geld zu verdienen. Dazu zählen offiziell Würfelpoker, Armdrücken und Faustkampf. Inoffiziell gibt es noch das "Geralt kriegt sie alle (ins Bett)"-Spiel, das sich bereits im Vorgänger großer Beliebtheit bei männlichen Zockern erfreut hat. Dieses Mal bekommt man jedoch bei jeder Eroberung nicht eine popelige Karte mit einem Nacktbildchen, sondern eine ganze erotische Videosequenz mit viel nackter Haut zu sehen. Zusammen mit den blutigen Animationen der Kämpfe scheint es fast ein Wunder zu sein, dass das Spiel in Deutschland ungeschnitten eine Freigabe ab sechzehn Jahren erhalten hat. Alles zusammen bietet den Zockern mindestens 35 Stunden Unterhaltung pro Handlungsstrang, die durch die eigene Entdeckungsfreude weiter ausgedehnt werden können.

Das Fenster zur Seele

"The Witcher 2" ist vermutlich das grafisch anspruchsvollste Action-Rollenspiel, was zurzeit erhältlich ist. Es kombiniert gekonnt hoch aufgelöste Texturen, flüssige Animationen, dynamische Lichteffekte sowie unterschiedliche Grade an Sichtschärfe, die die räumliche Optik eines Auges unterstützen. Viel beeindruckender sind jedoch die Videosequenzen sowie die Dialoge, in denen alle Beteiligten lebensechte Mimik und Gestik beweisen. Außerdem bewegen sich die Gesichtszüge der Charaktere passend zu den gesprochenen Worten, was nicht immer selbstverständlich ist. Die Kämpfe des Hexers sind gekonnt in Szene gesetzt, indem die Schwerthiebe des Recken stets mit schon beinahe akrobatischen Körperbewegungen begleitet werden. Wenn der Held seinem Feind entgegen springt, ihm die Klinge in den fetten Bauch rammt, sich abrollt und dem nächsten Gegner dabei einen Fuß abtrennt, freut man sich nicht nur über das imponierende Schauspiel, sondern auch über die gute automatische Zielhilfe, die Geralt aus jeder Situation heraus seine Opponenten aufs Korn nehmen lässt, ohne dabei auf einem davon fest einzurasten. So behält der Hexer selbst im wildesten Schlachtengetümmel die Übersicht. Feste Kamerafahrten gibt es nur, sobald der Protagonist einen betäubten Feind in einer finalen Endsequenz enthauptet oder eben einen Endboss erledigt. Die Spielwelt von "The Witcher 2" ist äußerst detailliert gestaltet. Dazu zählen zwar nicht unbedingt die Nichtspielercharaktere außerhalb der Hauptstory mit ähnlichen Gesichtszügen sowie die Häuser mit derselben Inneneinrichtung, dafür aber die Wälder und Höhlen der Außengebiete umso mehr. Die dichte Flora Temeriens lädt den Spieler geradezu auf Entdeckungstouren ein, auch wenn in dem einen oder anderen Gebüsch hungrige Monster lauern.

Die Vertonung von "The Witcher 2" hat meiner bescheidenen Meinung nach einen neuen Qualitätslevel erreicht, an dem sich andere Entwickler orientieren sollten. Die Synchronsprecher sind hervorragend und bringen alle Gespräche überzeugend herüber. Damit nicht genug: Alle gesprochenen Worte sind perfekt sinngemäß ins Deutsche übersetzt worden, so dass man als Spieler das Gefühl hat, einen professionellen Hollywoodstreifen zu sehen und zu hören. Selbst Kraftausdrücke kommen in der wörtlichen Rede vor, was für die Spielebranche nicht selbstverständlich ist, dem ganzen Abenteuer wiederum aber eine Note Menschlichkeit verleiht. Außerdem haben es sich die Entwickler nicht nehmen lassen, ein paar Ostereier im Spiel zu verstecken. So murmelt Geralt nach besonders harten Kämpfen "Ich bin zu alt für so etwas!" – Lieblingsspruch von Roger Murtaugh, dem afroamerikanischen Polizeibeamten aus "Lethal Weapon". Die Hintergrundmusik ist zwar ebenfalls sehr unterhaltsam, stört aber die lebensechte Atmosphäre des Spiels und wird vermutlich von den meisten Spielern abgestellt werden, zumal sie eine Vorwarnung gibt, wenn irgendwo versteckte Feinde lauern.

"The Witcher 2: Assassins of Kings" hat sich erfolgreich gegen die Konkurrenz durchgesetzt, vermutlich weil die Entwickler ihr Produkt nicht vorzeitig auf den Markt geworfen haben, sondern streng nach Plan fertig gestellt haben. Bis auf den kleinen Ausrutscher mit dem Kopierschutz stimmt an diesem Titel wirklich alles. Der Spieler erlebt eine spannende, abwechslungsreiche Hintergrundgeschichte, die in eine hervorragende Grafikhülle verpackt ist und dazu interessante Charaktere beinhaltet, denen durch meisterhafte Synchronisation Leben eingehaucht worden ist. Der Rollenspielpart ist zum Vergnügen der Genrefans deutlich ausgebaut worden, so dass nun bei Geralt von Riva auch die Charakterentwicklung einen vergleichsweise hohen Stellenwert einnimmt. Dieses Action-Rollenspiel sollte man sich auf jeden Fall kaufen, besonders wenn man sich bereits für den Vorgänger begeistern konnte und wissen möchte, wie die Geschichte weitergeht.

(22.06.2011)

 

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