Need for Speed - Undercover

Need for Speed - Undercover

(Electronic Arts)

geschrieben von Bastian Schössow

 

 
Entwickler: EA Games
Publisher: Electronic Arts
Genre: Arcade Racer
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Need for Speed - Undercover
Preis: 49,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

Ende 2003 zog ein Spiel mit dem Arbeitstitel "Underground" aus, nicht nur um die derzeit populäre Rennspielserie "Need for Speed" fortzuführen, sondern auch dem Genre einen neuen Weg zu weisen. Der Rausch der Geschwindigkeit war immer passend, die illegalen nächtlichen Rennen stets spannend und dank des super Soundtracks wurde eine reale Streetracer-Atmosphäre dargestellt. Die nachfolgenden Teile waren dann immer mit dem Abstand eines Jahres auf dem Markt erhältlich. "Carbon" und "ProStreet" waren echt enttäuschend. "Carbon" langweilte durch zu wenig Neues; selbst die härtesten Fans waren unzufrieden. "ProStreet" allerdings versuchte, den Spagat zwischen Arcade-Spaß und glaubwürdiger Rennsimulation: ein Totalschaden auf ganzer Linie, zumindest was das Urteil der Fach-Presse angeht.

Und so beginnt es

Ein richtiger Einstieg ins Geschehen ist leider nicht wirklich gegeben. Stattdessen müssen wir ohne jegliche Vorwarnungen das Steuer eines coolen Flitzers in unsere Hand nehmen wie auch schon in denn Vorgängern, dem die Cops auf den Fersen sind. Der durch unsere rasante Fahrweise und daraus folgende Frontalzusammenstoß in die Auto-Barrikade der Cops wird eingeleitet durch eine Filmsequenz, in der wir erfahren, dass wir Undercover-Bulle sind, der die Machenschaften eines großen Autoschieberrings aufdecken und unterwandern soll.

Der Weg zum Ziel des Spiels ist simpel gehalten: Mit erfolgreich bestrittenen Rennen machen wir in der Stadt auf uns aufmerksam, bald darauf kommen die ersten Aufträge der Autoschieber, die wir prompt erledigen und dann dauert es nicht mehr lange, bis erstmals die Handschellen für die Ganoven klicken. Nicht neu ist, dass die Stadt frei befahrbar ist und von euch abgefahren werden muss, um den Story-Verlauf weiter voranzubringen. Der Schwerpunkt des Spiels liegt auch in "Undercover" wieder auf dem Katz- und Mausspiel mit der Polizei. Denn Aufträge bekommt ihr wie in den Vorgängern ganz bequem und wahlweise direkt über die GPS-Karte oder mit einem simplen Druck auf die TAB-Taste.

Also starten wir am besten mit dem spannenden "Highway Battle". Wie auch schon der Name sagt, geht es hier speziell auf Strecken mit hoher Dichte des Verkehrs zur Sache, in denen ihr quasi Slalom um die normalen Verkehrsteilnehmer fahren müsst - wenn nicht gerade euer KI-Widersacher wieder einmal unter einer festgenagelten Bremse leidet, werden sicherlich eine Vielzahl unterhaltsamer Hetzereien stattfinden, aus denen nur derjenige als Gewinner hervorgeht, der sich am schnellsten und frei von Unfällen durch die Konvois durchschlagen kann.

Die folgenden Renn-Modi kennt man bereits aus denn Vorgängern: Flucht, Sprint, Checkpoint, Rundkurs, zu bemängeln ist an der Variation der Events im Spiel nichts nur die Drift rennen aus Underground hätte man vielleicht wieder mit ins Programm nehmen können. Man kann es drehen und wenden, wie man möchte, aber es vergeht ein Gefühl der unendlichen Leere, bis Ihr endlich mal das Gefühl eines echten Gegners habt. Da bringt es auch nichts, wenn der Rest des Rennfeldes sinnvoll und gut überlegt die zahlreichen Abkürzungen nutzt.

Sehr aggressiv verhalten sich zum Glück hingegen die zahlreichen Cops. Sie versuchen nach Zusammenstößen mittels Formation, wie zum Beispiel Scheren, euren Hintern in den Bau zu setzen. Dank des wachsamen Helikopters sind sie ein echter und nicht zu unterschätzender Gegenspieler, mittendrin oder auch außerhalb der Rennen. Wer die Bande von Polizisten überhaupt nicht loswird, sollte nach speziellen Pünktchen auf der Minimap Ausschau halten, die Objekte anzeigen, die zerstörbar sind. Die aus den Vorgängern schon bekannten Timebreaker leisten hierbei einen wirklich guten Job: Lästige Verfolger können wir im Rückspiegel in der Zeitlupe beobachten, wie sie von gewaltigen Pfeilern oder auch Baumstämmen zermalmt werden. So kommt der Rennspaß richtig auf.

Werdet ihr erwischt, drohen ein Bußgeld und eine Vorstrafe. Beim dritten Mal ist euer getunte Wagen weg. Es empfiehlt sich also, eure Karre ab und zu neu zu lackieren oder anderweitig optisch abzuändern, um die Fahndungsstufe zu verringern. Oder ihr schafft euch für die richtig kriminellen Aufträge einen Zweitwagen an. Andernfalls bleibt es nicht bei normalen Streifenwagen, hängt euch doch irgendwann die weitaus aggressivere und schnellere Bundespolizei am Heck.

Für Beinahe-Crashes, Drifteinlagen oder auch Donuts (nicht das Lieblingsgebäck der Cops, sondern kreisrunde Straßenmarkierungen aus Reifengummi) werden Punkte spendiert, die dann unter anderem in den Bereichen Fahrwerk, Bremsen und sogar Nitro gutgeschrieben werden und dazu sehr motivierend wirken. Dann kommen noch die spielentscheidenden Änderungen, die wahrhaftig nicht wirklich was auszumachen scheinen, stattdessen wirkt das Ganze sehr aufgepustet. Wie ein Luftballon, der schon nach kurzer Zeit zerplatzt.

Tuning oder doch nicht?

Als Tuning-Freund könnt ihr auch in "Undercover" wieder eine Vielzahl an zusätzlichen Bauteilen an den Boliden befestigen. Leider kosten die aber ein kleines Vermögen. Die Entwickler machen euch das Tuning-Leben mit weniger Credits für gewonnene Rennen sehr schwer. Zudem sind die Preise der Einzelteile auch noch kräftig angestiegen. Was das für einen Sinn macht? Nicht mal gewonnene Fahrzeuge dürft ihr mehr verkaufen. Die müssen in der Garage verbleiben, denn es wäre ja verwerflich, sein Lieblingsauto mit dem so erzielten Geld aufzumotzen.

Noch langweiliger wird es unter der Haube. Hier stehen nur noch wenige Upgrade-Pakete zur Verfügung, die einzig und allein dem Zweck dienen, ein relativ langsames Fahrzeug in eine höhere Klasse zu hieven. Leistungs-Tuning nach individuellen Vorstellungen ist da nicht drin. Statt eines vernünftigen Tuning-Systems hat EA lieber ein völlig überflüssiges Feature integriert, denn auch NfS geht neuerdings unter die Rollenspiel-Hybriden. Das sogenannte Fahrerkönnen ist, warum auch immer, nach den einzelnen Fahrzeugkomponenten Motor, Aufladung, Bremsen, Fahrwerk und so weiter unterteilt und wird entsprechend bei erfolgreichen absolvierten Rennen aufgewertet und ihr damit schneller. Das alles ergibt wenig Sinn und will auch nicht so recht ins Spiel passen.

Der Multiplayer-Modus

Der Multiplayer-Modus von "Undercover" hat zwei Gesichter. Mit der Erstellung eines Online-Profils werden sämtliche Fahrerfolge, und zwar auch jene aus dem Solomodus, in eine umfangreiche Statistik einfließen, nur schade ist es allerdings, dass online nur magere drei Spielmodi zur Verfügung stehen: Sprint- und Rundenrennen sowie Cops & Räuber. In letzterer Variante treten zwei Teams gegeneinander an. Jedes schlüpft abwechselnd in die Rolle der Gesetzeshüter und Verbrecher, wobei die Kriminellen eindeutig im Vorteil sind. Sie müssen einen Geldkoffer zu einem Zielpunkt bringen. Da haben es die Cops ungleich schwerer, müssen sie doch das Vorhaben mit Rammmanövern unterbinden.

Übrigens dürft ihr freigeschaltete Wagen aus dem Solomodus online verwenden oder gratis ein Modell auswählen und es ebenfalls kostenlos so weit aufmotzen, wie es die in der Solokarriere freigeschalteten Tuning-Pakete erlauben. Dadurch ist es natürlich frustrierend, wenn ihr erst bei Stufe-3-Wagen seid und ausgerechnet einen Server erwischt, wo sich Stufe-1-Autos tummeln. Hier kann es also heißen, Geduld aufzubringen, bis ihr gleichwertige Gegner findet. Alternativ eröffnet ihr halt selbst ein Spielchen mit eigenen Regeln.

Unter der Haube die Technik

Die bei "Undercover" in größerem Maße durchaus vorhanden Clipping-Fehler lauern in fast jeder Sequenz, dazu kommen dann noch die leblosen Umgebungen, chronische Performance-Probleme und leider auch noch der enttäuschende Tuning-Abschnitt, den man erstmals beiseite schaufeln müsste. Hauptsächlich die letzteren zwei versalzen dem Titel sehr gehörig die Suppe. Wer hofft, dass die Grafik des Spiels die Spielschwächen herausreißt, wird nur halb zufriedengestellt. Zwar hat "Undercover" eine verbesserte "NfS"-Grafikengine, die gut läuft und klasse Raucheffekte und Automodelle präsentiert. Bei der Umgebungsdarstellung patzt Black Box aber. Einige Objekte tauchen erst sehr spät auf und hier und da überraschen seltsame Grafikfehler.

Zudem kommt der Tunnelblick-Effekt diesmal etwas übertrieben daher. Schon bei 100 Kilometern pro Stunde fängt das Bild an zu verschwimmen. Per Patch lassen sich diese kleinen Probleme aber sicherlich beheben. Dadurch, dass "Need for Speed Undercover" leider immer wieder ins Ruckeln kommt, will auch kein echtes Geschwindigkeitsgefühl aufkommen - mit diesem Fauxpas hat die Serie seit "Carbon" chronisch zu kämpfen, ratsam wäre es, wenn man sich endlich mal dieses Problems annehmen würde. Selbst auf den besten High-End-Rechnern ist eine stets flüssige konstante Darstellung leider nicht möglich.

Ein kleiner Lichtblick des Spiels ist aber das Electronic Arts für die Videos bei "Undercover" tief in die Tasche gegriffen hat und nur Top Schauspieler verpflichtet wurden. Tatsächlich bieten die Zwischensequenzen ordentliche Action und Unterhaltung, was dem Spieler einfach Lust aufs Weiterspielen macht.

"Need for Speed - Undercover" ist leider nicht mehr als ein warmer Saunaaufguss in Sachen "Pimp my Karre". Fast keine Tuning-Möglichkeiten, wenig Teile, keine Aufkleber. Die Performance lässt leider kein richtiges Spielfeeling aufkommen. Jedoch gibt es auch Lichtblicke: Die Videosequenzen sind top inszeniert. Bei aller Kritik ist das neue "Need for Speed" doch ein guter Arcade-Racer geworden und für Rennspielfans einen Blick wert. Es bietet eine große Spielwelt, viele verschiedene Modi, wie immer mitreißende Musik und ein actionreiches Fahrgefühl. Und wer nach "Pro Street" den Niedergang der Serie prophezeite hatte, wird eines Besseren belehrt. Trotzdem hat die "Need for Speed"-Reihe schon innovativere Titel hervorgebracht.

(30.01.2009)

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