Legendary (PS3) (Atari) geschrieben von Witali Blum
| ||||||||||||||||||
Das letzte Mal, als die Büchse der Pandora geöffnet wurde, setze sie Leid und Unheil auf der Welt frei, von dem sich die Menschheit bis heute nicht erholen konnte. In "Legendary" scheint eine Geheimorganisation zu denken, ein zweiter Blick könne nicht schaden. Sie hat sich gründlich geirrt, denn nachdem das zufällig wiederentdeckte Artefakt geöffnet wird, brechen daraus allerlei Fabelwesen hervor, die Chaos und Zerstörung mit sich bringen. Nachdem nun Faschisten, Kommunisten, Cyborgs oder Aliens als Bösewichte für Egoshooter herhalten mussten, kann der Spieler erstmalig die Jagd auf sagenumwobene Monster machen. Bleibt nur noch die Frage, ob man als Mensch überhaupt eine Chance hat, gegen riesige Bestien zu bestehen. ^Die Büchse der Pandora In "Legendary" findet eine Expedition bei einem Tauchgang zufällig eine verschlossene Truhe, deren Herkunft nicht zu ermitteln ist. Sie wird für weitere Untersuchungen nach New York transportiert, wo sie schließlich von einem Wissenschaftler namens LeFey als die Büchse der Pandora identifiziert wird. Als Vorsitzender einer geheimen Organisation, dem "Schwarzen Orden", behält er jedoch die Information für sich und beauftragt den Kunstdieb Charles Deckard, den Inhalt des Behälters zu entwenden. Natürlich erfährt der angeworbene Handlanger nichts über die Identität des Artefakts, so dass er blauäugig die Truhe öffnet. Dabei setzt Deckard einen Mechanismus in Gang, der eine merkwürdige, pulsierende Rune in seine Hand einbrennt und einen heftigen Energiestrahl zum Himmel emporschießen lässt. Daraufhin bricht über New York die Hölle auf Erden herein, denn zahlreiche starke Erdbeben erschüttern die Millionenmetropole. Damit nicht genug - es tauchen sagenumwobene Monster wie Greife oder Feuerdrachen auf und beginnen damit, wehrlose Passanten zu verspeisen. Verständlicherweise sucht der verwirrte Kunstdieb sein Heil in der Flucht, wobei er Unterstützung von LeFeys Assistentin Vivian erhält. Zum Glück zählt Deckard nicht zu den Opfern, die schnell zu einer Monstermahlzeit werden, denn die magische Rune erlaubt es ihm, die Fabelwesen zu blenden und ihre Energie zu absorbieren, sobald er sie mit konventionellen Schusswaffen erledigt hat. Obwohl es schon schwierig genug ist, sich die ehemaligen Bewohner der Märchenwelt vom Leibe zu halten, tauchen maskierte Commando-Einheiten mit dem Auftrag auf, alle am Diebstahl beteiligten Mitwisser zu töten. Getreu dem Motto: "Der Feind meines Feindes ist mein Freund", bitten Charles und Vivian den "Rat der 98", den Erzfeind des "Schwarzen Ordens", um Hilfe, die ihnen schließlich auch gewährt wird. Gemeinsam machen sich die unfreiwilligen Helden daran, die Büchse der Pandora wieder zu schließen, um den realen Albtraum auf Erden zu beenden. Der Mythos Der Spieler nimmt aus der Ego-Perspektive des Kunstdiebs Charles Deckard den Kampf gegen die legendären Ungeheuer auf, während Vivian in den Zwischensequenzen die Handlung erzählt. Dabei ist der Protagonist mit bis zu zwei Schießprügeln des modernen Zeitalters, einer Nahkampfwaffe sowie Granaten, bewaffnet, die den angreifenden Biestern schnell zeigen, dass nicht alle Menschen in der Nahrungskette wehrlos unter ihnen stehen. Darüber hinaus kann man seine Umgebung sinnvoll nutzen, indem man zum Beispiel Feuer speiende Drachen in die Nähe einer automatischen Sprinkleranlage lockt, die sie dann im wörtlichen Sinne auslöscht. Zusätzlich hilft die Tatsache, dass die wahllos angreifenden Ungeheuer auch feindliche Commandos als potenzielles Futter betrachten. Auf diese Weise kann man oft beide Feinde gegeneinander ausspielen und die deutlich geschwächten Überlebenden einfacher besiegen. Solche Tricks sind vor allem dann sinnvoll, wenn man den Protagonisten vor allzu vielen Verletzungen bewahren möchte, die er nur mit Hilfe der spärlich verteilten oder hart erkämpften Animus-Energie heilen kann. Zu Beginn ist es oft unvermeidlich, dass man im Anbetracht der noch unbekannten Fähigkeiten der legendären Kreaturen Fehler begeht, die zum vorzeitigen Ableben des Protagonisten führen. Glücklicherweise gibt es in den Levels zahlreiche Kontrollpunkte, an denen das Spiel automatisch gespeichert und bei Bedarf fortgesetzt wird. Allerdings möchte man als Spieler so selten wie möglich auf diese Funktion zurückgreifen, da sie mit langen Ladezeiten verbunden ist. Man kann sich fragen, wozu "Legendary" überhaupt eine fünfzehnminütige Installation erfordert, wenn sie nicht einmal die Wartezeit zwischen den Levels sowie das Hervorholen alter Spielstände verkürzt. Ferner haben sich die Entwickler bemüht jedem Monster einen einzigartigen Kampfstil zu verleihen, indem sie gezielt ihre Fähigkeiten nutzen. So greifen Werwölfe zum Beispiel im Nahkampf mit Krallen an, während sie aus größerer Entfernung Fässer und Kisten auf Deckard werfen. Außerdem sind diese Gegner schlau genug, sich zur Regeneration zurückzuziehen, wenn sie zu schwer verwundet sind. Es ist also hilfreich, sich über seine Feinde in der Monsterenzyklopädie zu informieren, die im "Pause"-Menü verfügbar ist. Schließlich sollte man noch den Mehrspielermodus erwähnen, der sich aber im Umfang nicht von der breiten Masse anderer Titel besonders abhebt und eher eine nebensächliche Rolle spielt. Die Plagen Die Steuerung von "Legendary" ist für einen Ego-Shooter auf der Konsole viel zu ungenau, da das Fadenkreuz ständig eine kleine Beschleunigung erfährt, wie man sie sonst nur von der Maus am PC kennt. Obwohl die Empfindlichkeit des bewegten Sichtfelds im Einstellungsmenü geändert werden kann, schießt der Spieler bei jeder Option entweder mit seiner Waffe über das Ziel hinweg oder bewegt sie zu langsam, um den flinken Gegnern folgen zu können. Vor allem zu Beginn erhöht dieser Umstand ungewollt den Munitionsverbrauch. Selbst die Autozielhilfe kann über gewisse Einstiegsschwierigkeiten nicht hinweghelfen. Genretypisch bewegt man den Protagonisten mit dem linken Analogstick, während der rechte für das Fadenkreuz zuständig ist. Mit "R2" feuert man die aktuelle Waffe ab, "R1" lässt Deckard eine Granate werfen, "L1" ermöglicht es, kurzzeitig zu sprinten, und "L2" nimmt den Gegner genauer aufs Korn. Das Analogkreuz dient dazu, zwischen den Waffen im Gepäck umzuschalten. Traditionell interagiert man über die Symboltasten des Playstation-3-Controllers mit der Umwelt. Während das "Quadrat" für das Laden der Waffe sowie Kurzschließen elektronisch verriegelter Sicherheitstüren benötigt wird, greift der Spieler mit "Dreieck" auf die Fähigkeiten der magischen Runenhand zurück. Darüber hinaus versetzt "Kreis" den Protagonisten in die Hocke, um ihn zum Beispiel durch Luftschächte kriechen zu lassen. Natürlich darf man nicht vergessen, dass der Kunstdieb Charles mit "X" zu einem Sprung motiviert wird, der allerdings in seiner Höhe so niedrig ausfällt, dass er dabei nicht einmal eine kleine Kiste erklettern kann. In Anbetracht der Tatsache, dass manche Monster wie beispielsweise die Werwölfe nicht nur in riesigen Sätzen den Protagonisten erreichen, sondern auch an Wänden und Decken entlang klettern können, kommt man sich als Spieler leicht unterlegen vor. Das Leid Für ein Spiel, das mit der Unreal-3-Engine gestaltet wurde, leistet sich "Legendary" zahlreiche grafische Fauxpas, die für einen Titel auf einer Konsole der nächsten Generation undenkbar sein müssten. Der allererste gravierende Fehler springt dem Spieler sogleich ins Auge, wenn bei den Zwischensequenzen derartig viele "Ruckler" auftauchen, dass man meint, die Darsteller litten an spastischen Zuckungen. Außerdem kann man die verwaschenen Texturen der linearen Levels nur als hässlich bezeichnen, da sie wenig detailliert sind und wie aufgeklebt wirken. Zusammen mit den eckigen Kanten, der schlechten Kollisionsabfrage, die den Protagonisten durch andere Personen wie durch Geister hindurchgehen lässt, sowie den unrealistischen Spezialeffekten erinnert "Legendary" eher an einen gut gemachten "Half-Life 1"-Mod als an ein Spiel, das eigentlich durch seine HD-Grafik glänzen müsste. Da hilft es auch nicht, dass die legendären Ungeheuer im Vergleich zur Umgebung sehr schön anzusehen sind und oft durch taktiles Verhalten oder riesige Dimensionen wie beispielsweise die eines Golems mit der Höhe eines Hochhauses beeindrucken. Obwohl das Spiel einige exzessiv blutig ausgeschmückte Sterbedarstellungen wehrloser Passanten enthält, hat man als Spieler den Eindruck, dass in der deutschen Version die Zensur zugeschlagen hat, weil sich tote menschliche Gegner einfach in Luft auflösen. In Anbetracht der brutalen geskripteten Szenen hätte man ruhig auch die Leichen der maskierten feindlichen Commandos liegen lassen können. Der Tod Leider setzt sich die mangelnde Qualität der Grafik auch im Tonbereich des Spiels fort. Während die Schreie der Monster noch äußerst glaubhaft wirken, sind die Soundeffekte bei der Entwicklung etwas auf der Strecke geblieben. Einige Male vernahm man beim Test sogar ein Krächzen in den Lautsprechern, als viel zu viele Klänge wie Explosionen, Schreie und Erderschütterungen ineinandergeflossen sind. Darüber hinaus wirken die deutschen Synchronsprecher in ihrem Tonfall demotiviert und erzeugen auf diese Weise oft eine Stimmung, die nicht zur aktuellen Situation im Spiel passt. Dafür aber haben die Entwickler den englischen Text des Originals fehlerfrei in die deutsche Sprache übertragen, so dass es zumindest keine Kritik für schriftlich wiedergegebene Inhalte wie die Monsterenzyklopädie sowie das Informationslogbuch gibt. Fazit Der Hype um den Ego-Shooter "Legendary" war meiner Meinung nach unbegründet, da sich das Spiel abgesehen von der Story als ein Flop in nahezu allen Bewertungskriterien herausgestellt hat. Es kann einfach nicht sein, dass ein Titel auf einer Konsole der nächsten Generation in seinem Aussehen und in der Levelgestaltung "Half-Life 1" in Erinnerung bringt, auch wenn einzelne Komponenten wie beispielsweise die Monster schön anzusehen sind. Zusammen mit der ungenauen Steuerung sowie den zahlreichen ruckelnden Szenen gewinnt man den Eindruck, dass "Legendary" die technischen Möglichkeiten der Playstation 3 ungenügend nutzt. Folglich rate ich von einem Kauf ab, da man für den geforderten Preis wesentlich bessere Spiele erwerben kann. (04.12.2008) |