Earth Universe Edition

Earth Universe Edition

(Zuxxez Entertainment AG)

geschrieben von Philipp Arnold und Carsten Werner

 

Es gibt Serien und Universen in der Spielewelt, die muss man niemandem erklären. Jeder kennt Tiberium, die Welt von Azeroth oder die geballte Weiblichkeit einer Lara Croft. Doch im Windschatten großer Namen wie "Command & Conquer" oder "Warcraft" hat 1997, während des Booms des Echtzeitstrategiegenres, ein weiteres Spiel seinen Weg auf den Rechner gefunden. Sein Name: "Earth 2140". Fast zehn Jahre, zwei Fortsetzungen und diverse Addons später, hat Reality Pump alle jemals erschienenen Teile zusammengefasst und auf eine DVD gebrannt. Doch, wer jemals "Earth 2160" gespielt hat, weiß, dass Zuxxez auch spendabel mit Goodies ist. Was der Spieler in der Box von "Earth Universe" finden wird, hat DLH.Net für Sie geklärt.

Die Erde liegt in Trümmern. Der große Krieg von 2084 zerstörte die politischen Strukturen, so wie wir sie kennen. Übrig blieben zwei Supermächte. Auf der einen Seite stand ein Staatenverbund in Nordamerika, genannt UCS und auf der anderen Seite die Eurasian Dynasty (ED), die ihr Territorium von der ehemaligen Sowjetunion aus auf ganz Asien und Europa ausweitete. Die Auseinandersetzung dieser beiden Supermächte wird in "Earth 2140" erzählt, in dem der Spieler einer der beiden Parteien zum Sieg verhelfen kann. Jedoch führt dieser Krieg zu solch einer Umweltkatastrophe, dass die Umlaufbahn der Erde sich verschiebt und diese in die Sonne zu stürzen droht. Mit dieser Erkenntnis, die die Forscher der Lunar Corporation (LC) veröffentlichen, beginnt "Earth 2150 - Escape from the Blue Planet". Die Lunar Corporation ist auch die dritte Partei, die sich an dem Rennen um die letzten Rohstoffe der Erde beteiligt, mit denen der Menschheit, oder wenigstens einigen Auserwählten, die Flucht zum Mars gelingen soll. Zur selben Zeit handelt "The Moon Project", in dem die UCS versucht, ein geheimes Programm der Lunar Corporation auf dem Mond aufzudecken. Als dann endlich die Schiffe in Richtung Mars starten, bleiben viele Menschen zurück auf der Erde. Doch die Überlebenden ergeben sich nicht einfach ihrem Schicksal, sondern kämpfen um das nackte Überleben und die letzten Raumschiffe, um den "blauen Planeten" verlassen zu können. Ihre Geschichte wird im letzten Addon "Lost Souls" erzählt. Zehn Jahre später ist die Erde unbewohnbar geworden und die wenigen Überlebenden haben sich auf dem Mars eine neue Heimat geschaffen. Doch ihre Streitigkeiten haben sie nicht überwunden und so flammen die Kämpfe erneut auf. In "Earth 2160" beschäftigt sich die Menschheit zum ersten Mal nicht nur mit sich selbst, denn zu allem Übel wurde bei der Landung auf dem Mars noch eine uralte Alienrasse aufgeweckt, die sich über den menschlichen Besuch nicht sonderlich freut.

Earth 2140

Das erste Spiel, sozusagen der Grundstein der kompletten Reihe, ist das bereits neun Jahre alte "Earth 2140". Es sind nur zwei Fraktionen verfügbar, die sich aber bis aufs Messer bekämpfen. Die Features, die "Earth" unverwechselbar machen, waren schon damals dabei. Darunter fallen zum Beispiel der Tunnelbau und der Einheitenbaukasten, der es ermöglicht, eigene Einheiten und Modifikationen zu kreieren. Diese und andere innovative Ideen geben diesem Urgestein einen Reiz, der so manch anderem Echtzeittitel fehlt. Es gab damals schon die Möglichkeit, eigene Gruppen von Einheiten unter mehrere Computergeneräle zu stellen, die diese dann auf Basis einer Spielervorgabe, z.B. aggressiv oder passiv, steuern konnten. Auch das User-Interface, das in ähnlicher Art und Weise auch im Nachfolger vorkommt, hat in "Earth 2140" seine Wurzeln. Dies und die Sprachausgabe sind auch die einzigen Kritikpunkte, die man gegen die älteren "Earth"-Spiele vorbringen könnte. Das Interface ist für heutige Verhältnisse ungewohnt und klobig, die Sprachausgabe klingt verzerrt und vermisst die Seele, wie sie z.B. "Z" oder "Warcraft" besitzen. Da "Earth 2140" noch zu DOS-Zeiten entwickelt wurde, war eine Portierung nach Windows XP notwendig. Leider ist bei diesem Unterfangen der auf dem IPX basierende Mehrspielermodus nicht mitportiert worden. Vergessen wurde auch, die Missionpacks, die auf der DVD mitgeliefert werden, anständig zu installieren. Momentan ist dies nur über einen, im Zuxxez-Forum zu findenden, Patch zu beheben.

Earth 2150

Der zweite Teil der "Earth"-Reihe wartet mit einigen Neuerungen auf. Nicht nur ist die Grafikengine überarbeitet worden und brilliert jetzt in 3D mit tollen Lichteffekten und Explosionen, es ist auch möglich, einen fließenden Tag- und Nachtwechsel darzustellen, was die Fahrzeuge und Gebäude zum Beispiel Scheinwerfer an- und ausschalten lässt. Es gibt auch die Möglichkeit, den Bildschirm in drei Kameras aufzuteilen, um so mehrere Schlachtfelder im Blick zu haben und schnell einzugreifen, wo Not am General ist. Auch lässt sich das Spiel beliebig beschleunigen und verlangsamen, so dass Aufbauphasen schnell übersprungen werden können. Getan hat sich aber auch einiges am Gameplay. Durch eine dritte Fraktion, die sich ebenso wie die beiden anderen in Basenbau und Ressourcenabbau unterscheidet, kommt noch eine ganze Kampagne mehr hinzu. Auch genial ist die Idee, einer Kampagne ein Zeitlimit zu setzen, während dem der große Auftrag, der hinter allen Missionen steht, erfüllt werden muss. So müssen zum Beispiel die UCS und die ED innerhalb von 180 Tagen eine Million Rohstoffe abbauen und für Ihre Weltraumfahrt bereitstellen, um die Kampagne erfolgreich zu beenden. Trotzdem müssen noch genug Ressourcen für die nächsten Missionen zur Verfügung stehen, bei denen auch nicht getrödelt werden darf, denn jeder Tag zählt. Ab jetzt gibt es auch einen eigenen Karteneditor, mit dem sich in kürzester Zeit Mehrspielerkarten erstellen lassen. Ebenso steht dem fleißigen Hobbyentwickler die Sprache "EarthC" zu Verfügung, mit der sich noch ganz andere Wunderwerke vollbringen lassen. So lassen sich spezielle Scripte für die eigenen Einheiten schreiben, mit denen diese auf bestimmte Ereignisse ganz speziell reagieren. Dies bringt zwar für Anfänger in Mehrspielerschlachten einen Nachteil, birgt für den professionellen Spieler jedoch ungeahnte Tiefen. Auch enthält "Earth 2150" endlich Tutorials und zwar eins für jede Partei. Während die ED wuchtige Atomkraftwerke baut, die Strom ohne Ende liefern, geht es bei der Lunar Corporation umweltfreundlich zu. Dort werden Solaranlagen gebaut und der dort tagsüber erzeugte Strom in Batterien gespeichert, damit auch nachts nicht der Saft ausgeht.

The Moon Project & Lost Souls

"The Moon Project" ist wie "Lost Souls" ein Addon zu "Earth 2150" und erzählt die Geschichte der Vorgänger weiter. Zwar sind beide Spiele unabhängig von "Earth 2150" spielbar, aber weder im Gameplay noch in der Grafik sind von den Entwicklern große Quantensprünge gemacht worden. Ein paar neue Einheiten und schicke Grafikeffekte gibt es zu bestaunen, der große Reiz an "The Moon Project" und auch an "Lost Souls" ist aber die packende Story. Die Kampagnen sind hier immer mehr miteinander verknüpft, so dass es interessant ist, der sich weiterentwickelnden Story von Einsatz zu Einsatz zu folgen. Die Spiele werden übrigens in Version 2.1 ausgeliefert, die bis vor kurzem auch noch aktuell war. Jedoch findet sich im Forum von Zuxxez bereits ein Patch auf Version 2.2, der neue Mehrspielerkarten und ein verbessertes Balancing für den Mehrspielermodus mit sich bringt. Auch bei diesen Spielen ist bei der Umsetzung in die "Universe Edition" ein Schönheitsfehler unterlaufen. Wer die Addons nämlich ohne Videos und Musik installiert, da diese angeblich von der CD gelesen werden können, muss leider ganz darauf verzichten, da das Programm mit der neuen Verzeichnisstruktur auf der DVD nicht zurecht zu kommen scheint.

Earth 2160

Mehr als fünf Jahre nach Earth 2150 war die Zeit reif für einen erneuten Besuch im "Earth"-Universum und eine Fortsetzung der Geschichte um die ED, UCS und LC. Nun stand jedoch nicht länger die Erde als Schauplatz zur Verfügung, also wich man auf den Mars und diverse Himmelskörper des Sonnensystems aus. Auch die Geschichte hat sich weiterentwickelt, die UCS scheint vom Bildschirm verschwunden und nur noch die Lunar Corporation und die Eurasian Dynasty kämpfen um die Vorherrschaft auf dem roten Planeten. In der Gestalt von Major Falkner und Ariah kämpfen Sie sich durch vier Kampagnen zu Ihrem Ziel, dem Planeten Eden. Doch "Earth 2160" entfernt sich von der klassischen Geschichte um den Kampf der Erdparteien und führt mit der Alienrasse, die lange auf dem Mars geschlafen hat, einen neuen, fürchterlichen Gegner ein, der nur gemeinsam zu besiegen ist - hofft man zumindest.

Spielerisch besinnt sich das Spiel auf alte Stärken und führt neue Ideen ein. Während das modulare Baukastenprinzip seit dem ersten Teil bekannt ist, werden durch das Helden-, Inventar- und Agentensystem neue Aspekte den vielschichtigen Möglichkeiten hinzugefügt. Die Missionsvielfalt hat so noch mehr Möglichkeiten erhalten und dank der Agenten kann man Missionen nun auf unterschiedlichem Wege lösen. Einen großen Schritt nach vorn hat "Earth 2160" bei der Grafik gewagt. War der Vorgänger 1999 noch ein Pionier im Bereich der 3D-Grafik, hat diese sich in den Folgejahren doch enorm weit entwickelt. Doch die neue Grafikengine von "Earth 2160" schaffte es mit erstklassigen Animationen, einem sichtbaren Verschleißsystem und tollen Einheiten, den Thron für die beste Grafik in einem Echtzeitstrategiespiel zurückzuerobern. Und obwohl es heute bereits noch bessere Spiele zu kaufen gibt, gehört der jüngste Spross immer noch zur grafischen Referenz des Genres.

In puncto Spielbarkeit, Benutzerinterface und auch Komplexität hat "Earth 2160" im Vergleich zu seinem Vorgänger nochmals zugelegt. Obwohl der Tunnelbau fallengelassen wurde, ist mit dem Heldensystem ein neues wichtiges Konzept eingeführt worden, das dem Spiel neue Möglichkeiten bietet. Auch die Einheiten haben dazugelernt und können nun kriechen oder sich geduckt bewegen, um feindlichem Feuer auszuweichen. Fahrzeuge schalten in der Dunkelheit Lichter ein und werden so leichtere Ziele, bewegen sich nachts aber auch schneller. Eine willkommene Abwechslung ist auch der Basenbau, der sich bei jeder der vier Parteien grundlegend unterscheidet und so unterschiedliche Taktiken zulässt. Während die Damen der Lunar Corporation in die Höhe bauen, verlassen sich die Kriegstreiber der ED auf ausgedehnte Stützpunkte. Vollkommen anders spielt sich die neue Gruppe, die Aliens. Diese setzt aufs Klonen und Metamorphosen von Einheiten. Lässt man den Aliens Zeit für die Fortpflanzung, entstehen sehr schnell extrem starke Fußtruppen und mächtige Raumschiffe, die Stützpunkte innerhalb von Sekunden vernichten können.

Auch der Mehrspielermodus, der sich nicht nur über LAN, sondern per "EarthNet" auch übers Internet spielen lässt, bietet verschiedene Spielmöglichkeiten. Im "Onkel Sam"-Modus muss man sich beispielsweise nicht um die lästige Rohstoffsucherei kümmern, sondern bekommt regelmäßig Geld in die Kasse, um schnell seine Armee aufzustellen. Der "Friedfertige Beginn" gewährt hingegen einen ruhigen Spielaufbau, da er Kampfhandlungen für eine gewisse Zeit unterbindet. Für Clanspieler und hoffnungslose Langsamschreiber bietet "Earth 2160" auch die Möglichkeit, miteinander zu reden, ohne Programme wie Teamspeak installieren zu müssen. Bastler erhalten einen mächtigen Karteneditor, der diesmal etwas umfangreicher ausgefallen ist, in dem sich aber auch Einsteiger leicht zurechtfinden werden. Wie auch bei den Vorgängern ist die Sprachausgabe recht eintönig ausgefallen, einzig die Stimme Major Falkners wird vom deutschen Synchronsprecher des Hollywoodstars Bruce Willis vertont und klingt kernig. Die Hintergrundmusik dagegen ist wie eh und je exzellent und wird nie langweilig. Einen etwas faden Beigeschmack hinterlässt die Zwangsaktivierung über Internet oder Telefon á la Windows XP, die beim ersten Spielstart vorzunehmen ist. Die Platinum- und Titanium-Mappacks runden das Komplettpaket zusammen mit dem SuperStorm-Mod ab, der noch weitere Möglichkeiten für Multiplayergefechte mit sich bringt.

Extras und Bonusmaterial

Schon im Verkaufsregal fällt die große Packung mit dem Hologramm in der Mitte auf. Der Inhalt ist auch entsprechend umfangreich. Neben einem dicken Handbuch für "Earth 2160", der doppelseitigen DVD mit sämtlicher Software und einer zusätzlichen Audio-CD, die das Beste aus allen drei Teilen enthält, befinden sich noch ein paar andere Utensilien in der Schachtel. Da wäre zum einen ein schwarzes T-Shirt Größe XL und zum anderen ein edler Organizer, der, komplett mit Metallkugelschreiber und Kalendereinlagen, alles bietet, was den "Earth"-Fan vom normalen Menschen unterscheidet. Auch auf der DVD befinden sich einige Bonusmaterialien. Da wäre z.B. der "BannerCreator", mit dem sich eigene Logos für die Truppen des Spielers erstellen lassen oder ein Interfacegenerator, der beim Erschaffen von neuen Userinterfaces behilflich ist. Außerdem befinden sich noch Wallpapers, Trailer, ein Schiebepuzzle und die Software Development Kits für "Earth 2150" und "2160" auf der DVD. Nicht vergessen darf man die Handbücher, die für alle Spiele bis auf "Earth 2160" in deutscher und englischer Fassung als PDF-Dateien vorhanden sind.

Was zu Beginn als ein weiterer normaler Echtzeitstrategietitel aussah, entwickelte sich über die Jahre zu einer beliebten Serie mit einer großen und aktiven Community. War "Earth 2140" noch im klassischen, aber hübschem 2D-Gewand, setzten "Earth 2150" und "Earth 2160" später den Maßstab für die beste Grafik, boten aber ebenso eine dichte Story und eine Komplexität, die andere Titel selbst heute nur schwerlich erreichen. Vor allem "Earth 2160" spielt noch heute, knapp ein Jahr nach der Veröffentlichung, in der ersten Liga der Echtzeitstrategiespiele und kann sich auch mit Größen wie "Age of Empires 3" oder "Command & Conquer: Generals" messen. Einziger Wermutstropfen ist der Mehrspielermodus, der leider nie ganz zu Ruhm und Ehren kommen konnte und teilweise durch die hohe Komplexität des Spieles abgewürgt wurde. Trotzdem hält eine aktive Fangemeinde das Spiel am Leben und veröffentlicht mit dem Editor immer wieder neue Karten.

Was Zuxxez mit "Earth Universe" hier bietet, ist die einmalige Chance, diese Serie auf einem Schlag zu komplettieren und auch die alten Titel auf Windows XP zu starten. Während auf der Doppel-DVD recht wenige Bonusfeatures enthalten sind, platzt die große und schwere Verpackung fast aus allen Nähten. Was hier für den Preis einer normalen Collector's Edition geboten wird, ist wirklich kaum zu toppen und eigentlich für jeden Spielefan uneingeschränkt zu empfehlen.

(04.05.2006)

Entwickler: Reality Pump
Publisher: Zuxxez
Genre: Echtzeit-Strategie
Releasedate: bereits erhältlich
Homepage: Earth 2150, Earth 2160
Preis: 55,95 €
Altersfreigabe: freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

Fazit

   (Philipp Arnold) "Earth Universe" hat alles. Alle Spiele, alle Extras und die komplette "Earth"-Atmosphäre. Nostalgiker sind mit "Earth 2140" und der "2150"-Trilogie genauso versorgt wie Fans von aktuellen Echtzeitstrategietiteln. Und auch das übrige Bonusmaterial in der Packung kann sich sehen lassen. Die Specials auf der DVD sind zwar nicht übermäßig, aber was dabei ist, ist auch zu gebrauchen. Die Spiele an sich sind abwechslungsreich, spannend, haben ein gutes Gameplay und sollten von jedem guten Strategen wenigstens angespielt worden sein. Allerdings sollten gerade Einsteiger sich nicht frustrieren lassen, wenn es manchmal etwas dauert bis der Angriff zum Erfolg wird. Dafür wird man aber mit mehr als einem Dutzend Kampagnen und unzähligen Missionen belohnt.
(Carsten Werner)


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