Battle vs Chess

Battle vs Chess

(TopWare Interactive)

geschrieben von Manuela Loritz

 

     
 

Schach ist eines der ältesten Brettspiele der Welt und erfreut sich seit über tausend Jahren großer Beliebtheit. Es ist mehr als das Verschieben der Figuren, denn es erfordert Taktik, Strategie und Geduld. TopWare Interactive hat nun mit "Battle vs Chess" ein Spiel auf den Markt gebracht, das den Kampf der Könige in abwechslungsreichen Variationen präsentiert und damit sowohl Profis als auch Einsteiger anspricht. Wie bereits im zwanzig Jahre alten Vorbild "Battle Chess" sind die Figuren keine leblosen Holzarmeen, sondern kämpfen animiert um die Vormachtstellung auf dem Brett. Mit dem FRITZ!-Schach-Algorithmus kommt zudem eine Engine zum Einsatz, die dem Publisher zufolge für realistische und anspruchsvolle Partien sorgt. So viel sei schon einmal verraten: Das ist kein leeres Versprechen.

Das Spiel der Könige

Das Prinzip von Schach ist schnell erklärt, denn es handelt sich im Grunde um den zugweise ausgetragenen Krieg zwischen zwei gegnerischen Armeen (weiß und schwarz), der auf 8*8, d. h. insgesamt 64, quadratischen Feldern stattfindet. Ziel ist, den König (Schah, pers.) des Gegners bewegungsunfähig, also schachmatt, zu setzen. Die Spieler ziehen abwechselnd mit einer ihrer Figuren, die nach bestimmten Regeln bewegt werden müssen: So kann der König nur jeweils ein Feld vorrücken (in alle Richtungen), während es erlaubt ist, die Dame über das komplette Brett zu bewegen. Der Turm kann nur horizontal oder vertikal ziehen. Für eine ausführliche Beschreibung der Zugregeln lohnt sich ein Blick in den Artikel der Webseite Wikipedia über Schach (http://de.wikipedia.org/wiki/Schach). "Battle vs Chess" verbindet das klassische Spielprinzip mit einer actionreichen Simulation. Die Armee der Ordnung tritt gegen die Armee des Chaos an, was innerhalb der Kampagne sogar mit einer (zugegeben, etwas klischeehaften) Geschichte um Gut und Böse und deren Streit um Territorien erzählt wird.

Lasst die Spiele beginnen

Wer bis hierher gelesen hat, der interessiert sich sehr wahrscheinlich für Schach. Vielleicht ist aber auch der eine oder andere Themenneuling dabei und dem sei gesagt, dass sich "Battle vs Chess" nicht nur an Profis richtet, sondern auch Anfängern einen sehr guten Einstieg ins Schachspiel bietet. Ein ausführliches Tutorial erklärt die Regeln des Spiels und zeigt in allen der zur Verfügung stehenden Modi immer an, welcher Zug mit der ausgewählten Figur möglich ist. Es lohnt sich, nicht gleich aufzugeben und sich etwas mehr mit dem Titel zu beschäftigten, vor allem da er mehr bietet als "nur" die klassische Schachvariante.

Herzstück des Spiels ist die Kampagne, bei der man jeweils 15 Missionen auf der Seite der Ordnung (weiß) und der dunklen Seite des Chaos (schwarz) absolviert. In jeder Runde muss man sich dabei auf eine spezielle Änderung in der Aufstellung der eigenen Figuren einstellen. Es gibt eine große Bandbreite an Varianten und Sonderregeln. Je weiter man in der Kampagne vorankommt, desto schwieriger wird die Lösung. So steht unter anderem der König des Chaos ganz auf sich alleine gestellt auf dem Brett und der Spieler kann nun jedes Mal entscheiden, ob er eine zusätzliche Figur beschwört, die dann auf dem ausgesuchten Feld erscheint, oder einen Zug macht. In der Kampagne der Ordnung wiederum muss der gegnerische König in einer Mission schachmatt gesetzt werden, allerdings nur mit Hilfe von Springern und Läufern. Warum sich die Zahl und Anordnung der Figuren verändert hat, wird zu Beginn jeder Mission durch einen Text inklusive Sprecher erklärt.

Einige Entwickler würden sich jetzt vielleicht zufrieden zurücklehnen und mit den angebotenen Modi zufrieden erklären, allerdings nicht Zuxxez. Das Team hat in "Battle vs Chess" zusätzliche Minispiele, Puzzles und den Battleground-Modus eingebaut, die allesamt die Vielfalt noch einmal erhöhen. Im Battleground-Modus kann zwischen der Duell- und sogenannten Slasher-Spielweise gewählt werden. Beim Duell wird während des Schlagens einer Figur ein kleines Reaktionsspiel gestartet, bei dem man im richtigen Moment die vier Pfeiltasten auf der Tastatur drücken muss. Das ist ganz nett umgesetzt, auf Dauer langweilen die immer gleichen Quicktime-Events allerdings. Der Battleground-Slasher ist schon interessanter, da sich das Spielbrett für kurze Zeit in ein actiongeladenes Kriegstreiben verwandelt. Wird eine Figur angegriffen, wechselt das Spiel in die Nahansicht, wir übernehmen die Steuerung eines unserer Armeemitglieder und kämpfen wie in einem Action-Rollenspiel mit unserem Schwert gegen die Gegner. Jeder Treffer verringert die Gesundheit der Figuren und wir gewinnen diese Schlacht um das Feld nur, wenn unsere Figur die Gegner besiegt.

Die Minispiele beinhalten vier verschiedene Varianten. Bei der Herausforderung erscheinen auf dem Spielbrett magische Kristalle, von denen man mindestens zwei mit der zur Verfügung stehenden Schachfigur verbinden muss, um sie zu zerstören und damit Punkte zu erzielen. Die sogenannte Minispiel-Variante One-Timers beinhaltet eine Sammlung an Rätseln, von denen wir so viele wie möglich innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens lösen müssen: Dazu gehören "Schlage die ungeschützte gegnerische Figur mit einem Zug" (zuerst muss allerdings erst einmal die richtige Figur gefunden werden) und "Setze den König mit einem Zug schachmatt". Wer gerne historische Schachprobleme löst, wie man sie auch aus Tageszeitungen kennt, der sollte sich die Puzzles ansehen und versuchen, die Aufgabenstellungen zu lösen; dabei lautet eine der einfachsten noch "Setze den gegnerischen König mit deinem König und einem Turm Schachmatt in höchstens 15 Zügen".

Neben all diesen unterschiedlichen Modi gibt es natürlich auch das klassische Schachspiel. Hier sorgen zehn verschiedene Schwierigkeitsgrade dafür, dass vom Anfänger bis zum Profi jeder auf seine Kosten kommt. Beginner werden auf den niedrigen Stufen auch mit Erfolgserlebnissen belohnt, während auf den höheren Graden die Könner des Spiels es mit einer fordernden KI zu tun bekommen. Hinzu kommt die Möglichkeit, das Spiel nach eigenen Wünschen zu modifizieren, indem man die Aufstellung der Figuren ändert oder jedem Spieler 39 Punkte zur Verfügung stehen, die er für die Figuren seiner Wahl eintauschen kann (Dame kostet z. B. neun Punkte, der Turm fünf Punkte).

Eine knackige Denkaufgabe folgt auf die nächste - wie der Spieler seine Armee über das Brett steuern möchte, ist ihm überlassen. Egal ob mit Maus, Tastatur oder Controller, alle Vorlieben wurden berücksichtigt, allerdings ist die Maus eindeutig die komfortabelste Lösung. Auch die Ansicht kann den eigenen Vorstellungen angepasst werden. "Battle vs Chess" ist sicherlich eine besondere Schachsimulation, da die Figuren während der Partie animiert sind und nicht einfach von einem Feld auf das andere geschoben werden, sondern jede in ihrem eigenen Stil marschiert, angreift und den Gegner vernichtet. Wer von den Animationen genervt ist, kann in die klassische Ansicht wechseln oder anstelle von 3D-Figuren auf Steine zurückgreifen, die an das Dame-Spiel erinnern.

Ein weiterer Pluspunkt des Titels ist die gegnerische KI, die sich laufend an die Aktionen des Spielers anpasst, sich auch bei einem Neustart der Partie nicht wiederholt, und obwohl sie gerne die wichtige Königin, die Dame, opfert, bedeutet das nicht, dass der Computergegner einfach zu besiegen ist. Wer nicht darauf achtet, seine Figuren durch andere zu schützen, der ist sie schnell los.

Multiplayer

"Battle vs Chess" bietet nicht nur einen Einzelspieler-, sondern ebenfalls einen Multiplayer-Modus, der über LAN oder Windows Live spielbar ist. Auch hier beeindruckt der Titel wieder mit einer Vielfalt an Möglichkeiten neben der klassischen Methode. Im sogenannten Reserve-Mehrspielermodus wechseln die geschlagenen Figuren die Seite, im Modus "Suizid" gewinnt der Spieler, der als Erster alle seine Figuren verloren hat, und beim "Double" kann jeder Spieler zwei Züge pro Runde machen. Des Weiteren steht auch hier das Battleground-Duell zur Auswahl. Eine weitere Variation ist der "Nebel des Krieges", bei dem nicht das gesamte Schachbrett sichtbar ist, sondern nur die Felder, die von den eigenen Figuren besetzt sind, oder Felder, auf die eine Figur ziehen kann. Bleibt nur abzuwarten, wie viele Spieler sich auf Dauer über Windows Live zu einer Partie finden.

Grafik und Sound

"Battle vs Chess" besitzt eine sehr schöne Grafik, bei der unter anderem auch HDR-Rendering (High Dynamic Range) zum Einsatz kommt. Hierbei handelt es sich um eine Technik, die Lichteffekte stärker darstellt und bei der mehrere gleiche Bilder mit unterschiedlicher Helligkeit übereinandergelegt werden, um deren Intensität zu verstärken. Sechs verschiedene Hintergründe gibt es zu bestaunen, in denen vor allem die Wasser- und Feuereffekte gut zur Geltung kommen. Die animierten Figuren kennt man so normalerweise aus Action- oder Rollenspielen und vermutet sie wahrscheinlich kaum in einem Schachspiel. Dies zeigt umso mehr, dass "Battle vs Chess" keinen ganz alltäglichen Vertreter des Genres der Schachsimulationen bildet. Leider hat man sich an den animierten Aktionen auch recht schnell sattgesehen, weil man sie nach ein paar Missionen kennt und infolge dessen das Interesse daran verliert.

Sprachausgabe gibt es in der Kampagne und im Tutorial. Während der Sprecher der Kampagne das Gefühl für den anstehenden Kampf gut vermittelt, klingt die Sprecherin des Tutorials wenig überzeugend, während sie den Text unmotiviert vorliest. Die Hintergrundmusik hat epischen Charakter und passt durch den Einsatz von Streichern und Piano wunderbar zum Setting des Spiels. Zwar wiederholt sie sich, aber das stört nur wenig.

 

Windows XP/ Vista/ Windows 7

Intel-/ AMD-Prozessor mit 2,0-GHz-Takt

512 MB RAM Arbeitsspeicher

Grafikkarte mit Per-Pixel-Shader 2.0 und 512 MB RAM

1 GB freier Festplattenspeicher

 


Fazit

Schachsimulationen gibt es reichlich auf dem Markt, doch "Battle vs Chess" hebt sich durch die zahlreichen Spielmodi und schönen, animierten Grafikeffekte von den anderen Titeln ab. Einsteiger finden die benötigte Hilfe im Spiel und eine steigende Lernkurve, während auch Profis teilweise längere Zeit mit den kniffligen Aufgaben verbringen werden. Der Computergegner überzeugt, da ein guter Mittelweg gefunden wurde. Die KI stellt sich intelligent an, ist manchmal ein harter Brocken, aber auch nie unbesiegbar.

Bereits begeisterte Schachstrategen sollten sich den Titel unbedingt ansehen. Wer nur einmal in das Thema hineinschnuppern möchte, der wird wahrscheinlich mit den kostenlosen Vertretern des Genres, die zahlreich im Internet zu finden sind, zufrieden sein. (09.06.2011)


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