Rage

Rage

(Bethesda Softworks)

geschrieben von Frank André

 

     
 

Es gibt Tage, an denen man am besten nicht aufsteht, da einem sowieso etwas die Petersilie verhageln wird. Der Asteroid "Apophis" ist solch ein Grund, welcher einem so richtig die Laune vermiesen kann, da dieser sich anschickt, mit der Erde zu kollidieren, und so die gesamte Menschheit auszulöschen.

Story

Im Jahre 2029 kracht "Apophis" also auf die Erde. Die gute Nachricht: Viele Menschen konnten die Katastrophe, in den sogenannten Archen in einem Kryoschlaf eingefroren, überleben. Die noch bessere Nachricht: Der Spieler ist einer dieser Menschen. Das war es dann auch schon mit den guten Mitteilungen. Denn als der Protagonist aus seinem Kryoschlaf erwacht, findet er nicht das neu aufgebaute Utopia, welches die Menschen nach der Katastrophe errichten wollten, sondern nur ein vegetationsloses Ödland, das, abgesehen von den kleinen Siedlungen, Menschen gegenüber nicht sehr freundlich gesinnt ist.

Nachdem der Protagonist erwacht ist, wagt er vorsichtig seine ersten Schritte aus der Arche. Stilecht, wie es sich für das Ödland gehört, wird er gleich in Form eines Angriffs einiger Banditen begrüßt. Diesen überlebt der Spieler nur mit Hilfe von Dan Hager, welcher seines Zeichens, Anführer der Hagar Siedlung ist. Dan ist es, der den Spieler grob in die neue fruchtlose Welt einführt, die augenscheinlich von einer skrupellosen Regierung unterdrückt wird. So weit entfernt von der Hauptstadt der Regierung sind es jedoch die Banditen, welche die Gebiete beherrschen.

Der erste Auftrag lässt auch nicht lange auf sich warten. Die Banditen, vor denen Dan den Spieler gerettet hat, gehörten zu der Gruppierung der "Ghosts". Nun, da Dan echte Geister aus ihnen gemacht hat, sinnen ihre Gangkameraden auf Rache. Die einzige Möglichkeit, das zu überleben, ist den Banditen zuvorkommen. Also liegt es am Helden, in die Basis der Fieslinge einzudringen, um auf mehr oder weniger brachiale Art und Weise den Ghosts näher zu bringen, Dans kleine Siedlung in Ruhe zu lassen. Einige Aufträge später erreicht man "Wellsprings", die größte Siedlung der Region. Dort angekommen stehen dem Spieler erstmals die Rennen zur Verfügung, die das Spielgeschehen etwas auflockern und ein spaßiges Feature sind.

In dem vom Ödland abgesicherten Städtchen heißt es, wie in jedem Shooter, Aufträge annehmen und das Mädchen für alles sein. Hier sticht das Spiel aus der Masse heraus, da die anzunehmenden Missionen sehr durchdacht und, bis auf wenige Ausnahmen, sehr abwechslungsreich gestaltet sind. Man muss zwar des Öfteren in Gang-Hauptquartiere einbrechen, jedoch unterscheiden sich diese in ihrer Gestaltung und jede Aufgabe ist einem anderen Thema gewidmet.

Die Welt

Rage ist kein reines Open-World Spiel. Es lässt sich am besten mit "Witcher II" vergleichen. Es gibt keine Schlauchlevels, sondern relativ große Areale, die allerdings mit Grenzen in Form von Klippen oder hohen Felswänden versehen sind, also nicht allzu negativ auffallen. Es ist ein typisches Endzeitszenario, in dem die Menschen in teilweise notdürftig zusammengeschusterten Hütten und Ortschaften leben. Im krassen Gegensatz dazu steht die Regierung mit ihrem High-Tech-Equipment und der futuristisch anmutenden Wohninfrastruktur. Dort ist von der "Endzeit" nicht viel zu sehen. Die Fahr- und Flugzeuge der Regierung sind ebenso hoch entwickelt wie ihre Waffentechnik.

Die Welt ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet und überall gibt es etwas zu entdecken. Es sind auch diverse Eastereggs versteckt, die beim Finden das eine oder andere Schmunzeln auf das Gesicht zaubern. Das Spiel lässt sich am ehesten als "Borderlands" gepaart mit "Fallout 3" bezeichnen, nur dass hier einige Dinge einfach besser gemacht worden sind. "Rage" wirkt ernsthafter vergisst aber auch nicht, sich selbst ab und zu mit einem Augenzwinkern auf den Arm zu nehmen. Die Fahrzeugpassagen sind besser ins Spielgeschehen integriert und vor allen Dingen fällt die Steuerung der PS-Boliden um einiges angenehmer aus.

Rennen

Bei diesem Thema könnten einige Leute voreingenommen sein. Ein Shooter ist kein Rennspiel und mischt man da Elemente aus einem Racer ein, kann sich das ja nur fremd anfühlen. Aber es kann Entwarnung gegeben werden. Die Möglichkeit in den örtlichen Rennligen mitzumischen, ist so gut implementiert, dass man dabei fast das eigentliche Spiel vergessen könnte. Es gibt verschiedene Autos, die der Spieler nach und nach erhält. Jedes Fahrzeug kann aufgemotzt werden und auch das Aussehen lässt sich in Maßen anpassen.

Die Rennmodi reichen vom normalen Rennen, über das Zeitfahren, bis hin zu sogenannten Raketenrennen. Im letztgenannten ist das Ziel, möglichst viele Punkte zu ergattern und dabei unliebsame Konkurrenten mit Raketen aus dem Weg zu räumen. Und auch abseits der Rennstrecken ist man oft auf Hilfe seiner verschiedenen Boliden angewiesen. Zwischen den Missionen muss der Held manchmal größere Strecken überbrücken, bei denen es durchaus vorkommt, dass man motorisierten Banditen begegnet und sich mit deren Autos Gefechte liefert.

Crafting

Ein weiteres Feature, das "Rage" vielen anderen Shootern voraushat, ist das zugegebenermaßen primitive, jedoch vorhandene Crafting-System. Im Ödland gibt es viele Dinge zu finden und aufzusammeln, die sich in zwei Kategorien aufteilen lassen: Es gibt Gegenstände, die nur zum Verkauf geeignet sind, während andere mit weiteren Materialien kombiniert werden können, um so Waffen, Verbände, Stims und andere nützliche Sachen herzustellen.

Um das tun zu können, muss man allerdings zuerst bei einem Händler seines Vertrauens das dafür benötigte Rezept kaufen. Hat man dies getan, muss man nur noch in den Crafting-Bildschirm wechseln und das entsprechende Rezept aussuchen. Wenn alle erforderlichen Dinge im Inventar zu finden sind, steht der Herstellung nichts mehr im Wege. So kann man sich allerlei nützliche Dinge bauen, wie z. B. Selbstschussanlagen oder Spinnenroboter die an der Seite des Spielers kämpfen. Auch ferngesteuerte Spielzugautos, welche, mit C4 verfeinert, einen Albtraum für jeden Feind darstellen, können erstellt werden.

Grafik

Die in "Rage" zum Einsatz kommende Grafikengine ist die eigens von id Software entwickelte ID Tech-5 Engine, welche auch später das Gerüst von "Doom 4" tragen wird. Anders als die Unreal Engine wird sie nicht als Lizenz vergeben, da die Tech-5 nur von Entwicklern genutzt werden darf, welche über Bethesda Softworks veröffentlicht werden. Die Engine macht ihren Job sehr gut. Die Effekte sehen schön aus. Rauch, Explosionen und Licht sind eine Augenweide, auch wenn es nicht ganz an Genre-Primus "Crysis 2" heranreicht. Einzig die Texturen schmälern den an sonst guten Gesamteindruck. Viele Texturen wirken matschig und verwaschen, laden teilweise etwas zu spät nach. Hier merkt man der getesteten PC-Version deutlich die plattformübergreifende Entwicklung an, die auch auf die Möglichkeiten der Konsolen Rücksicht nehmen muss.

Momentan hat "Rage" auch mit einigen technischen Unzulänglichkeiten zu kämpfen: Die PC-Version hat mit Screen-Tearing, Textur Popup und in etwas selteneren Fällen auch mit fehlerhafter Darstellung von Polygonen zu kämpfen, weswegen schnell ein Patch nachgeschoben wurde, der einige der genannten Probleme behebt. Einzig AMD Besitzer gucken in die Röhre, da der zu dem Zeitpunkt verfügbare Treiber zu einem Crash führte. AMD schob schon einen eigens optimierten Treiber für "Rage" nach, jedoch sind trotz allem noch massive Probleme im Zusammenhang mit AMD-Karten vorhanden. Aber auch GeForce Nutzer sind angehalten, am besten den momentan aktuellen Betatreiber 285.38 zu nutzen.

Sound

Die Tracks von "Rage" sind von keinem geringeren als Rod Abernethy, der auch schon mit dem "Dead Space 2" Soundtrack, für wohlige Gänsehaut sorgte. Auch bei der Synchronisation gibt es ordentlich was auf die Ohren. Die Sprecher machen ihren Job erstklassig. Einige von ihnen kennt man aus Film und Fernsehen, sowie auch dem Kino. Sie stehen den englischen Sprechern in nichts nach. Die übrigen Soundeffekte können sich auch hören lassen, auch wenn sie nicht ganz so erstklassig wie Musik und Sprecher sind.

Multiplayer

Der Multiplayer-Bereich umfasst die Modi "Road Rage" und "Legende des Ödlands". "Road Rage" ist genau das, wonach es sich anhört, nämlich Rennen in den verschiedensten Variationen. Man beginnt auf Stufe eins mit einem kleinen Dünen-Buggy und arbeitet sich weiter hoch. Für jedes Rennen erhält man Punkte, die sich nach den Fähigkeiten des Spielers richten. Diese helfen dabei, in den Stufen aufzusteigen. Mit jeder Stufe werden neue Waffen, Autos oder Graffiti und Veränderungsmöglichkeiten für das Auto freigeschaltet.

Unter "Legende des Ödlands" findet man Koop-Missionen, die man zusammen mit anderen Spielern bestreitet und dabei Aufträge auf den verschiedensten Karten erfüllen muss. Es ist möglich, entweder einer bestehenden Partie beizutreten oder eine eigene zu eröffnen und Mitglieder der Freundesliste einzuladen und daran teilhaben zu lassen.

Steam

Um "Rage" zu spielen, benötigt man einen aktiven Steam-Account. Ist das Spiel mit diesem Account verbunden, kann es nicht wieder verkauft oder verschenkt werden. Updates werden dort automatisch und ohne Zutun des Anwenders installiert. Außerdem sind dort, wie bei jedem Steam-Spiel, wieder Auszeichnungen zu ergattern, die man für das Erfüllen gewisser Voraussetzungen, wie z. B. dem Erledigen bestimmter Quests, dem Bauen von Items oder Einsetzen von Robotern erhält.

Entwickler

Das Spiel wurde von id Software entwickelt, eine Softwareschmiede, die vielen Leuten als Macher von "Doom" und "Quake" ein Begriff sein sollte. Das soll heißen, wenn jemand weiß wie man einen guten, fesselnden Shooter kreiert, dann wohl id. Dieses Können sieht man dem Spiel an. Es macht viel richtig, wenig falsch, hat jedoch einen Schwachpunkt, den viele Shooter aufweisen und der speziell bei einem id Spiel nicht erwartet wurde: die Story.

Die Geschichte ist interessant und atmosphärisch, bleibt jedoch hinter dem möglichen Potenzial zurück. Im Spiel ist der Protagonist ein namenloser Held, er erfährt erst spät als Randnotiz, wer er ist. Genauso wenig findet man etwas über den Mann mit Namen Cross heraus, welcher seines Zeichens diktatorischer Präsident der neuen Regierung ist. Er ist sowohl allgegenwärtig als auch nicht vorhanden, denn mehr als eine Tonaufnahme bekommt man von dem Mann nicht zu hören, dafür sprechen die Menschen viel über ihn.

Da wäre mit ein wenig mehr Aufwand einiges mehr drin gewesen, zumal die Story literarisch in Form eines gut geschriebenen Romans vorhanden ist, der vieles wesentlich detaillierter erklärt, der vieles einfach detaillierter erklärt. Der Autor des Romans ist Matt Costello, der auch bei der Entwicklung von "Rage" mitunter für die Story verantwortlich war. Das ist das einzige, was das Spiel falsch macht, der Rest kann als richtig bezeichnet werden. Sowohl die Welt als auch die teilweise abgedrehten Charaktere, auf die man während seines Abenteuers trifft, sind glaubhaft. Das beweist, dass id Software nichts von dem verlernt haben, wofür sie bekannt sind: erstklassige Shooter zu machen.

"Rage" von id Software zeigt, wie man in einem Shooter so ziemlich alles richtig gestaltet. Es macht Spaß, hat eine gute, wenn auch nicht perfekt inszenierte Story, sieht klasse aus und macht auch sonst einen runden Eindruck, bei dem einzig das Ende etwas zu abrupt kommt. Noch während man die Credits über den Monitor laufen sieht, ist man versucht, gleich wieder einen Neustart zu wagen. Die Errungenschaften halten den Spieler an, die gesamte Spielwelt zu erkunden und der Multiplayer sorgt dafür, dass "Rage" nicht so schnell von der Festplatte verschwindet.

(02.11.2011)

Betriebssystem: Windows XP, Windows Vista oder Windows 7

Prozessor: Intel Core 2 Duo oder gleichwertiger AMD

Speicher: 2 GB

Festplatte: 25 GB

Grafikkarte: GeForce 8800, Radeon HD 4200

 

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