Da der Winter scheinbar in diesem Jahr komplett ausfällt, lohnt sich ein Blick auf die 3DS-Umsetzung des verschneiten PC-Wimmelbildspiels “Mystery Case Files: Dire Grove“. Die Legende von Dire Grove wird nämlich in einem englischen Dorf zum gruseligen Standbilderlebnis, inklusive Portierungsmacken und den bekannten Fehlern der vier Jahre alten PC-Version.
Die Legende von Dire Grove 3D
Der sechste von bislang zehn erschienenen “Mystery Case Files“-Titeln wirft den Spieler gleich mal ins eiskalte Wasser: Ein ebenso ungewöhnlicher wie verheerender Schneesturm im Spätherbst zwingt die namenlose Figur zum unfreiwilligen Zwischenstopp im abgelegenen englischen Dorf Dire Grove. Das Ortsschild heißt Besucher zwar Willkommen, der Inhalt eines führerlosen Wagens lässt jedoch auf schreckliche Vorkommnisse in der Gegend schließen. Auf dem Fahrersitz liegen eine hektisch hingekritzelte Nachricht sowie eine Videokamera, deren Inhalt panische Warnungen vor der Legende von Dire Grove aufgezeichnet hat. Weitere Filmbänder mit echten Laien-Schauspielern im Found-Footage-Stil (u. a. bekannt geworden durch den Film “The Blair Witch Project“) offenbaren das mysteriöse Geheimnis. Wer etwas mit dieser anstrengenden Art des Geschichtenerzählens anfangen kann, wird durchaus Gefallen an der eigenwilligen Präsentation finden.
Standbilder im Kopf
Prinzipiell lässt sich “Mystery Case Files: Dire Grove“ komplett mit dem Stylus des Nintendo 3DS steuern: Die Spielfigur spaziert aus der Ich-Perspektive durch die Standbilder der Spielumgebung und löst zahlreiche Wimmelbild-Szenen ohne Zeitdruck. Die obligatorische Schwierigkeitsgradbestimmung gibt es jedenfalls nicht. Lediglich die X-Taste dient als hilfreiche Hotspot-Funktion, um Gegenstände hervorzuheben. Alternativ lässt sich der aktuelle Wimmelbild-Ausschnitt per Analogstick verschieben, was auch schon ein großes Manko der Umsetzung darstellt: Statt einer einzigen übersichtlichen Szene wird der Spieler immer wieder gezwungen, die kleinen Ausschnitte hin- und her zu verschieben, um alle erforderlichen Objekte zu finden. Diese mühsame Prozedur wird schon nach kurzer Zeit zur qualvollen Angelegenheit für die Finger gegenüber der übersichtlicheren PC-Fassung.
Insgesamt nutzt das Spiel die Möglichkeiten von zwei Bildschirmen nicht optimal aus. Während der Wimmelbild-Szenen werden oben gesuchte Objekte angezeigt und unten eben jene gesucht sowie angeklickt. Bei ausufernden Klickorgien ohne erfolgreichen Treffer vereist das Geschehen kurzzeitig. Sollte es einmal vorkommen, dass eine Sache partout nicht ins Auge fallen will, hat auch dieses Spiel eine Tipp-Funktion, die einen gesuchten Gegenstand gut sichtbar anzeigt. Für aufgelöste Wimmelbild-Szenen werden zur Belohnung bestimmte Dinge ins Inventar verschoben, um Knobeleien in der Spielumgebung zu meistern. Beispielsweise hilft die Schaufel dabei, den Schneehaufen vor der Hütte abzutragen und somit ein anderes Objekt freizulegen. Viel zu oft sind es aber einfach nur Schlüssel, die den weiteren Weg ebnen. Wirklich einfallsreich sind diese Einlagen nicht.
Eine Tagebuchfunktion soll die Gefahr verringern, in einer Sackgasse zu landen, indem sie unter anderem eine gefundene Maschinen-Bedienungsanleitung bereitstellt. Das klappt leider nicht immer zur vollsten Zufriedenheit, weil sich insbesondere zu Beginn des Gruseltrips Spieler immer wieder verlaufen. Ähnlich unglücklich gestalten sich mitunter Klicks in der Spielumgebung, wie beim beherzten Antippen eines Korbes, um dessen eventuell vorhandenen Inhalt näher zu untersuchen. Das Programm fasst die Aktion nämlich als Befehl auf, das aktuelle Standbild zu verlassen, um sich im vorherigen wieder zu finden.
Portierung mit Fehlern
Auf den ersten Blick macht das Gesamtbild einen soliden Eindruck, der Fehlerteufel steckt auch hier im Detail: Sämtliche Standbilder nutzen den 3D-Effekt nicht ansatzweise aus und sind überwiegend steril. Nur selten huscht mal ein Eichhörnchen durch das Bild oder ein Stück Papier flattert im kaum wahrnehmbaren Wind, der doch den Eindruck eines verheerenden Schneesturms vermitteln sollte. Wegen der geringen Auflösung sind Besitzer eines Nintendo 3DS XL im Vorteil, weil sie durch die größeren Bildschirme die Objekte besser erkennen können. Filmschnipsel sowie Texte sind komplett in englischer Sprache und wurden mit guten deutschen Untertiteln versehen. Die gelungene Geräuschkulisse sorgt für eine ordentliche Gruselstimmung, genau wie die passende Musikuntermalung.