Castlevania: Lords of Shadow 2 (PC)

Das Vampir-Business ist auch nicht immer ein dankbares. Es war noch zu Zeiten von Bram Stoker, dem Autor, der die Dracula-Legende als Erster in Romanform zu Papier brachte, recht einfach, Angst und Schrecken zu verbreiten. Das Genre wurde über die Zeit doch extrem ausgeschlachtet und beraubte unseren hämoglobinsüchtigen Mitbürgern viel ihrer schrecklichen Ausstrahlung. Umso bemerkenswerter ist es, dass Castlevania über all die Jahre eine konstante und konstant treue Fangemeinde sein eigen nennen konnte. Mit „Castlevania: Lords of Shadow“ wagte sich Konami sogar in die weiten Gefilde der PC-Welt und landete prompt einen Achtungserfolg (siehe DLH.Net-Review). Ob es gelungen ist, diesen Erfolg im Sequel zu bestätigen oder ob alles nur ein kurzlebiges Blitzlicht war, wird dieses Review ergründen.

 

„Renfield!“ – „Ja, Meister“

Die Geschichte um Gabriel Belmont und seiner Geliebten, Marie, war der Dreh- und Angelpunkt von „Castlevania: Lords of Shadow“. Teilweise etwas kitschig und schwülstig erzählt, machte sie dennoch den Vorgänger zu einem Erlebnis. Speziell nach dem überraschenden Ende, konnte der Spieler gespannt sein, wie sie wohl in Teil 2 fortgeführt werden würde. War der Held im Ursprungsteil schon als dunkel und schwermütig zu erleben, so überrascht seine Auferstehung als Vlad Tepez aka Dracula im vorliegenden Spiel nicht wirklich. Gleich im Prolog, der als Tutorial ausgebildet ist, erlebt der Spieler einen Dracula in Vollbesitz seiner gewaltigen Macht, der ohne Gewissensbisse durch die Reihen seiner Feinde pflügt.

Danach wird es jedoch verworren. In der Einführung, die nach dem Prolog erfolgt, versuchen die Entwickler dem Spieler die Geschichte um Gabriel Belmont/Dracula näher zu bringen und ihn in die Geschehnisse einzuweihen, die letztlich zu dem Spielszenario führten. Leider ist dies nur bedingt gelungen. Während einerseits sehr intensiv auf die diversen Sprösslinge von Gabriel eingegangen wird, vermisst der Spieler zum Beispiel komplett die Begründung, wie Gabriel zu einem Vampir bzw. zum Vampirprinzen werden konnte. Schnell ist die Übersicht verloren und was eine gute, fesselnde Geschichte hätte werden können gleitet etwas ins Seichte ab. Zu dem Zeitpunkt, zu dem Dracula in der Gegenwart gealtert und geschwächt erwacht, hat der Spieler längst sein Hirn auf Durchzug geschaltet und nimmt diesen Fakt einfach so hin.

Dies ist etwas Schade. Hat „Castlevania: Lords of Shadow“ den Spieler noch zusätzlich mit seiner Story gefesselt, prügelt er sich bei im vorliegenden Spiel des Spaßes halber durch. Lediglich im Hinterkopf behaltend, dass der mächtige und unabhängige Dracula, der eigentlich keinerlei Veranlassung hat, Interessen außerhalb seiner eigenen zu verfolgen, dies nur Tut um endlich vom Joch der Unsterblichkeit befreit zu werden. Dies wird ihm von Zobek, dem Todesfürsten aus Teil 1, versprochen. Immerhin schaffen es die Entwickler, eine stoische Schwarz/Weiß-Sicht zu vermeiden. Auch wenn in Spielen sehr gerne mit übertriebenen Klischees gearbeitet wird, wie zum Beispiel „Der gute Priester“ oder „Der böse Vampir“, so ertappt sich der Spieler trotzdem dabei, wie er den Anti-Helden Dracula bemitleidet, mit ihm fühlt und absolut versteht, warum er in unersättlicher Wut gegen alles in seinem Weg vorgeht.

Trotz der verschenkten Gelegenheit, mit der Geschichte zu punkten, kann dem Entwickler keinesfalls Einfallslosigkeit vorgeworfen werden. In Sprüngen wechselt der Hauptprotagonist immer wieder zwischen Szenarien sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit hin und her. Entsprechend gehen für die einzelnen Levels die Gegner nicht aus und sind immer wieder neu und fordernd. Verhilft Dracula zu einem Zeitpunkt zum Beispiel Harpyien zu einer vorzeitigen Auszahlung der Lebensversicherung, so verwandelt er ein anderes Mal Mechwarrior in einen Haufen Schrott. Speziell die Boss-Kämpfe haben ihren knackigen, herausfordernden Charakter nicht verloren.

Dabei kommen auch die Castlevania-typischen Geschicklichkeitslevel nicht zu kurz. Immer wieder hangelt sich unser Anti-Held über bewegliche Ketten, zerbröselnden Säulen und einstürzende Fußböden. Lediglich die Schleichsequenzen wirken aufgesetzt. In sogenannten Schattenportalen kann sich Dracula in eine Ratte verwandeln und so an Wächtern vorbeischleichen, durch Luftschächte huschen oder Kabel durchbeißen. Macht dies am Anfang noch einigermaßen Sinn, da der Anti-Held sich erst wieder seine alte Macht erkämpfen muss, so sind sie im späteren Verlauf leicht deplatziert. In einem Moment schleicht Dracula an einem Wächter vorbei und geht bei einer Entdeckung augenblicklich den Weg alles Untoten, so prügelt er im nächsten Moment denselben Wächter in seiner menschlichen Gestalt ins Dämonenparadies.

Explizit bemerkenswert ist es, dass die Entwickler sich die Kritikpunkte aus “Castlevania: Lords of Shadow“ zu Herzen genommen haben. So verfügt „Castlevania: Lords of Shadow 2“ jetzt über eine freie Kamera. Der Spieler wird nur noch ab und an mit erzwungenen Perspektiven genervt und kann ansonsten nach eigenem Gusto in der Welt herumschauen. Genauso wurde das konsolentypische Kartensystem, das abgehackt von einem Szenario ins nächste führte durch eine freie Welt ersetzt. Innerhalb eines Kapitels fließen die einzelnen Spielorte übergangslos ineinander, lediglich durch kurze Animationssequenzen unterbrochen, die die Geschichte weiter erzählen. Leider wurde das Speichersystem übernommen. Wie in Teil 1 üblich, speichert das Spiel automatisch an vorgegebenen Punkten. Fairerweise sei erwähnt, dass diese Speicherpunkte sehr reichlich verteilt sind, sodass Abschnitte im Falle eines Ablebens oder Fehlers nicht zu oft und zu weiträumig wiederholt werden müssen.

 

Grafik

Auch das vorliegende Spiel wartet mit einer eindringlichen Grafik auf. Wieder entsteht der Eindruck, es mit computerisierten Gemälden zu tun zu haben. Dabei wurde streng auf eine klare Trennung zwischen Vergangenheit und Gegenwart geachtet. Haben die Spielszenarien in Draculas Schloss fast schon eine weiche, warme, verspielte Optik, so kommt die Gegenwart mit einer kalten, klaren, nüchternen Aufmachung daher. Ab und an wirken die Levels, speziell in den Gegenwartsszenarien, leer. Zwar hat „Castlevania: Lords of Shadow 2“ wieder die aufwendigen Texturen und einfallsreichen Designs, die man aus Teil 1 gewohnt war, trotzdem bleibt das Gefühl, dass in die Ausgestaltung, die ein Szenario belebt wirken lässt, weniger Zeit und Mühe eingeflossen ist.

Ebenso ausgezeichnet sind die Animationen. Egal ob es ein einfacher Finishing-Move bei einem Kampf ist oder eine Filmsequenz, die einen Gegner vorstellt, oder die Geschichte weiter erzählt, die Sequenzen haben durchaus Zeichentrickqualität und können mit ihrer Eindringlichkeit überzeugen. Hier bleibt „Castlevania: Lords of Shadow 2“ nicht hinter seinem Vorgänger zurück.

 

Sound

Genauso wie die Grafik ist auch der Sound sehr eindringlich. Mit passenden Musiksequenzen untermalt „Castlevania: Lords of Shadow 2“ und unterstreicht die düstere, melancholische Grundstimmung des Spiels. Zwar wurde hier mit dem Element der Soundschleifen gearbeitet, aber diese sind so geschickt geschnitten und so unaufdringlich produziert, dass einem die Wiederholungen kaum auffallen.

Genauso eindringlich ist die Sprachausgabe. Wie in Teil 1 wurde wieder auf eine deutsche Synchronisation verzichtet und stattdessen mit deutschen Untertiteln gearbeitet. Verständlich, bei eindringlichen Sprechern wie zum Beispiel Patrik Steward wäre es Schade, diese durch eine Synchronstimme zu ersetzen. So aber schallt der sonore Bass von Herrn Steward als Zobek aus den Lautsprechern und jagt dem Spieler einen wohligen Schauer über den Rücken.

Hier der offizielle Launch-Trailer zum Spiel:


Fazit

Hat „Castlevania: Lords of Shadow 2“ die Erwartungen erfüllt, die durch seinen Vorgänger ausgelöst wurden? Nein. Ist “Castlevania: Lords of Shadow 2“ deswegen ein schlechtes Spiel? Ein klares „Nein“. Natürlich ist es schwer nach einem Achtungserfolg, wie er durch „Castlevania: Lords of Shadow“ eingefahren wurde, einen Anschlusstreffer zu landen, leider wurden aber die Möglichkeiten etwas leichtfertig durch eine verworrene Geschichte verschenkt. Trotzdem ist „Castlevania: Lords of Shadow 2“ ein beachtliches Spiel, das sich unbedingt zu spielen lohnt. (Bernd Kasperidus)


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Castlevania: Lords of Shadow 2 - Screenshots zum DLH.Net-Review
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