Achtung: Alle Bewertungen und Aussagen beziehen sich auf die aktuelle Early-Access-Version. Sobald das Spiel offiziell erscheint, gehen wir fest davon, dass sich die Bewertungen verändern werden.
Der neueste Teil der „Divinity“-Reihe steht der Spielergemeinde kurz bevor. Allemal ein Grund - einen Blick auf die schon sehr ordentlich vorangeschrittene Alpha-Version von „Divinity: Original Sin“ zu werfen. Für alle Neugierigen gibt es das Spiel als Early-Access-Version bereits auf Steam zu kaufen.
Anders, aber gleich
Im Gegensatz zum Vorgänger „Divinity 2: Ego Draconis“ ist das Spiel nicht 3rd-Person-perspektivisch, es zeigt die beiden Helden aus der isometrischen Ansicht. Das Reinzoomen ist bedingt möglich, jedoch wird dabei klar, dass das Spiel nicht als Hybrid ausgelegt ist, sondern einen Schritt zurück in Richtung Anfang der Serie, namentlich des ersten Teils „Divine Divinity“ geht. Grafisch hat sich die Spielwelt seit 2002 selbstredend verbessert, trotzdem dürften einige Fans der Reihe grade über diesen Aspekt enttäuscht sein. Als Trostpflaster bleibt festzuhalten, dass die Grafik auch auf aktuellen Mittelklasserechnern in höchster Stufe zu genießen ist.
Spieltechnisch gibt sich „Original Sin“ jedoch wie eine Mischung aus „Dungeon Siege“ und japanischen RPGs. Das liegt vor allem an den rundenbasierten Kämpfen, welche das ansonsten in Echtzeit ablaufende Spiel unterbrechen. Die Kämpfe können mit Magie oder verschiedenen Waffentypen ausgefochten werden. Pro Schlag, Spruch oder Schritt werden dabei Aktionspunkte verbraucht. APs können aber auch für die nächste Runde aufgespart werden, um sie taktisch einzusetzen, beispielsweise um Zauber zu benutzen, welche mehr APs benötigen als pro Runde zur Verfügung stehen. Gerade dabei zeigt sich die taktische Tiefe des Spiels. Zu Beginn stehen dem Spieler zwei Charaktere gleichzeitig zur Verfügung, ein Wechseln zwischen beiden ist möglich und darüber hinaus ist das auch manchmal ein Muss. Im Laufe der Geschichte stoßen noch weitere Charaktere zu unserer kleinen „Party“ dazu. Durch die größere Anzahl der eigenen Spieler sowie eine kleine Schar von Gegnern nehmen die Kämpfe ordentlich Zeit in Anspruch, zumal jeder Zug klug geplant sein sollte und auf Handlungsautomation verzichtet wurde. Tote Freunde können wiederbelebt werden, einer aus den eigenen Reihen sollte jedoch immer noch stehen können. Manchmal hilft auch nur noch der Flucht-Button.
Zauber können, sofern gerade kein Gegner in Sicht ist, intelligent eingesetzt werden, um die Story voranzutreiben. Ein Regenspruch löscht beispielsweise ein brennendes Schiff, die dankbare Mannschaft betraut die Helden nach ihrer Rettung jedoch gleich mit einer weiteren Quest. Das Spiel wirkt dabei insgesamt durchdacht und clever aufgebaut. Das Inventar-/Charaktermenü ist sehr übersichtlich und aufgeräumt. Ein Hochleveln ist ohne großes Mausklicken möglich. Das Tutorial nervt ebenfalls nicht, Tipps kommen in homöopathischen Dosen und lassen sich auch ganz abstellen. Der Spieler darf gleich zu Beginn des Spiels auch wirklich spielen. Sehr gut gelöst wurde auch das Problem, dass die Helden hin und wieder von Gebäuden verdeckt werden: Man geht nicht verloren, aber man mutiert auch nicht zur wandelnden Abrissbirne. Die teilweise recht großen Gebäude sind gut zu erkunden, selbst wenn diese sehr belebt sind.
Gruppengespräch
Klassische Quests bestimmen die Geschichte über Orcs, eine seltsame Magie, bis hin zu Untoten ist so ziemlich alles dabei, was ein anständiges Fantasy-RPG ausmacht. Die Story selbst enthüllt sich dem Spieler in der aktuellen Alpha-Version nur oberflächlich. Nur so viel vorweg: Ein verrückter vor Jahrhunderten verstorbener König namens Baccus ist wohl doch nicht ganz so tot, wie angenommen. Einige Nekromanten sind dabei, ihn wieder aus der Erde zu ziehen, in diesem Zusammenhang steht ein Mord an einem Offiziellen, den die beiden Helden untersuchen sollen.
Ein weiterer interessanter Aspekt sind moralische Entscheidungen. Je nachdem ob der Avatar sich dazu entscheidet, zu lügen oder die Wahrheit zu sagen, steigen andere Charakterwerte. Entscheidungen werden in der Gruppe angesprochen. Ob grade Redebedarf besteht, sagt uns ein Ausrufezeichen über dem Kopf eines oder mehrerer unserer Gruppenmitglieder.
Good vs. Better
Für eine Alpha-Version läuft „Divinity: Original Sin“ bereits sehr stabil, während des Tests war lediglich ein Absturz zu verzeichnen. Auffällig hingegen sind die extrem langen Ladezeiten. Dafür ist die Spielwelt weitestgehend offen. Leider verfügt das Spiel über keine Sprachausgabe, alle Dialoge sind rein textbasiert. Als gröbster Fehler fällt gleich zu Beginn auf, dass NPCs und Gegner mal eben im Nebel des Krieges verschwinden, obwohl sich die beiden Helden gern noch mit diesen unterhalten oder ihnen die Köpfe einschlagen wollten. Als weitere Kritikpunkte lassen sich festhalten, dass die Animationen der NPCs noch sehr unbeholfen wirken. Die liebevoll animierte Welt kommt leider etwas leblos daher, da es kaum etwas zum Auf- und Einsammeln gibt. Dafür sind gefühlte Millionen von Kisten, Fässern und Truhen gut bepackt. Es gilt auch Zutaten zu sammeln, mit denen sich bestimmte Objekte unserer Begierde herstellen lassen, doch darauf gibt die Alpha-Version nur Hinweise. Die Musik lässt sich am ehesten als rollenspieltypisch bezeichnen, Songs sind es nur wenige an der Zahl.
Early Access Launch Trailer: