Holy Avatar, der einigen vielleicht schon aus "Grotesque Tactics 2" bekannt sein könnte, bekommt nun in diesem Spin-off endlich den Platz, der ihm zumindest aus seiner Sicht schon immer zusteht, den des Protagonisten. Doch dass er dann ausgerechnet Ferien machen soll, schmeckt dem blonden Jungfrauenretter so gar nicht. Viel lieber würde er ein neues Abenteuer erleben, um eine weitere Geschichte seiner Sammlung an heroischen Taten hinzufügen zu können. Glücklicherweise dauert es nicht lange, bis er auf seiner idyllischen Ferieninsel die ersten Toten entdeckt, die dann nicht mal tot bleiben.
Überall Zombies
Zu allererst sei gesagt, dass sich das Spiel nicht allzu ernst nimmt und aktuelle Filme und Computerspiele zu parodieren versucht. Das bedeutet, man sollte bei der Story keine großen Überraschungen und innovativen Ideen erwarten. Nun zur Story selbst, in der der oben schon genannte Holy Avatar von seinen befreiten Jungfrauen überredet wird, sich mal eine Auszeit zu gönnen und Ferien auf seiner Insel Holy-Island zu machen. Schon nach der Ankunft bereut er seine Entscheidung und so stört es ihn nicht sehr, als eine seiner Jungfrauen Candy auf die Leichen einiger der Jungfrauen stößt, die seit der Rettung durch den halbgöttlichen Helden nun auf dieser Insel leben.
Zusammen mit Candy versucht der Avatar nun, zum Jungfrauenlager zu kommen, um herauszufinden, was auf Holy-Island nicht stimmt. Nach unzähligen Kämpfen gegen Schnuckis (eine auf der Insel lebende Tierart, die zwar eigentlich harmlos ist, vom Halbgott aber trotzdem als Gegner wahrgenommen wird), Affen und die ersten Zombies, sowie unzähligen Sprüchen des Avatars, erreichen sie schließlich das Lager. Dort erfährt Holy, dass die Insel von einer Zombieinvasion heimgesucht wurde und viele Jungfrauen den Glauben an ihren Retter verloren haben. Im weiteren Verlauf des Spiels versucht der Halbgott nun seinen Ruf wieder aufzubauen und die Ursache der Zombieplage zu finden.
Zwischen Gut und Böse
Das Spiel ist eine Mischung aus RPG und Rundentaktik und gleichzeitig keins von beidem. Es mangelt an Entscheidungsfreiheiten, um ein RPG zu sein. Auch sind die Kämpfe zwar anspruchsvoll und rundenbasiert, haben aber weniger mit Taktik zu tun, da die Gegner alle die gleiche Schwachstelle, nämlich ihre Rückseite haben und sich auch sonst nicht wirklich unterscheiden. Klar, der eine ist Fernkämpfer und hat wenig HP, ein anderer kann einen für ein paar Runden außer Gefecht setzten und manche beherrschen Angriffe mit Giftschaden oder ähnlichem. Doch bis auf einige Ausnahmen, wo es wirklich entscheidend ist, wen man zuerst angreift, ist die Strategie immer die gleiche: Versuchen hinter den Gegner zu kommen, und ihm dann möglichst hohen Schaden durch Fähigkeiten zuzufügen. Apropos Fähigkeiten …
Im Spiel gibt es drei Figuren, die leveln können und denen man mit jedem Level einen Skill-Punkt auf unterschiedliche Fertigkeiten vergeben kann. Wenn man seine Fähigkeitspunkte passend verteilt, können die Figuren so jede bis zu drei Fähigkeiten erlernen. Das klingt nach wenig, ist jedoch bei Betrachtung der Spiellänge von ca. vier Stunden, vollkommen ausreichend und man das Spiel sowieso mehrmals durchspielen muss, um alle Fähigkeiten wie auch Fertigkeiten einmal benutzen zu können. Nun zur mangelnden Entscheidungsfreiheit.
Bis auf einige Stellen am Anfang gibt „Holy Avatar vs Maidens of the Dead“ dem Spieler keine Chance, zwischen unterschiedlichen Pfaden zu wählen. Die meiste Zeit läuft man auf absolut linearen Strecken, die nur stellenweise durch Weggabelungen aufgelockert werden, wobei diese Nebenrouten auch nach kurzer Zeit zum Hauptweg zurückführen. Bei den Quests sieht es nicht anders aus. Wirkliche Nebenquests gibt es nicht, da man zwar nicht alle Aufgaben erfüllen muss, um in der Story voranzukommen, es aber wenn eine Entscheidung von „erhalte vier, erfülle drei“ ist und man sich selbst ins Bein schießt, wenn man die eh schon kurze Spielzeit noch verkürzt, indem man Quests und die damit verbundenen Dialoge, die ja doch irgendwie das Herzstück des Spiels sind, auslässt. Die soeben genannten Dinge sollen keinesfalls ausdrücken, dass es sich hierbei um einen schlechten Titel handelt, sie sollen nur zeigen, dass man kein richtiges RPG oder Rundentaktikspiel erwarten sollte. So fühlt man sich stellenweise sogar eher wie in einem Adventure, als in einer der oben genannten Rubriken. Dies sollte man berücksichtigen, wenn man den Kauf in Betracht zieht.
Das Spielprinzip funktioniert relativ simpel und das ist auch gut so, da ein echtes Tutorial fehlt. Man steuert nur den Avatar, die anderen Partymitglieder laufen automatisch hinterher. Kommt man in die Nähe eines Gegners, schaltet das Spiel in einen rundenbasierten Modus um, in dem nun alle Partymitglieder nacheinander auf einem Octagongitter (achtkantig) bewegt werden können. Alle ausführbaren Aktionen werden über die Maus gesteuert. Das System ist einfach, aber funktioniert.
Ein wichtiger Bestandteil des Spiels sind die Haupt- und Nebendarsteller, welche hier ganz klar gut gelungen sind. So ist Holy Avatar zwar ein selbstverliebter Wichtigtuer, doch er wirkt überzeugend und unterhält mit seinen, sehr dem Duke ähnelnden Sprüchen, sofern man den Humor des Spiels mag. Auch seine beiden Begleiterinnen sind im Großen und Ganzen gut gelungen, wenn auch Candy etwas zu überspitzt als Parodie auf dumme Blondchen benutzt wird. Bei den Nebendarstellern ist der königliche Kritiker zu nennen, der als Antwort auf die eher schlechten Bewertungen bisheriger Spiele des Entwicklerstudios Spieleredakteure parodiert.
Die Dialoge sind, wie oben bereits angesprochen, sehr wohl fähig, zu unterhalten, wenn man denn den Humor des Spiels versteht und auch mag. Wobei der Spaß schnell endet, sobald sich das Spiel aufgehängt oder abstürzt. Was häufig genug passiert. Gerade, wenn man zuvor einen zähen Kampf gewonnen hatte, ist das mehr als ärgerlich.
Alter vor Schönheit
Die Grafik des Spiels ist ganz klar nicht mehr zeitgemäß, doch stört das nicht wirklich, da dank der gelungenen Farbwahl, eine gute Tropenstimmung erzeugt wird. Auch darf man nicht vergessen, dass es sich um einen Indie-Titel handelt und eine High-End-Grafik wohl kaum umsetzbar gewesen wäre. Beim Leveldesign hätte man sich aber ruhig mehr Mühe geben können, vor allem da trotz der kurzen Spielzeit, der Spieler durch einige Regionen mehrmals gelotst wird, was die langweiligsten Stellen des Spiels sind.
Tropenflair und lahmes Gedudel
Die Hintergrundmusik ist von Spielregion zu Spielregion leicht unterschiedlich und passt meistens sehr gut zur Inselstimmung, nur eine Melodie ist etwas zu monoton und stört nach einigen Minuten. Die Darsteller sind fast alle gut synchronisiert nur Candys/Cindys Lachen nervt wirklich und die Stimme des Antagonisten ist unpassend, da sie eher müde als böse klingt.